Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Moderator: jogiwan

purgatorio
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Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von purgatorio »

DIE FLIEGE


die-fliege.jpg
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Titel: Die Fliege
Originaltitel: The Fly
Regie: David Cronenberg
Produktionsland: Kanada / USA (1986)
Cast: Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Joy Boushel, Leslie Carlson

Story:
Der Wissenschaftler Seth Brundle hat im Geheimen ein Gerät zur Teleportation entwickelt – es ist zwar noch nicht ausgereift, funktioniert aber bereits mit toter Materie. Den letzten Schritt, die Entwicklung der Technik für lebendes Material, soll eine Reporterin dokumentieren. Als Seth im Alkoholrausch und nach einem Streit einen Selbstversuch startet übersieht er, dass in seine Teleportationsbox eine Fliege gelangt ist. Die Box zerlegt den zu transportierenden Inhalt in seine Grundbestandteile und Moleküle und kombiniert diese in einer zweiten Box auf der anderen Seite des Raumes wieder zu einem Individuum. Was Seth erst im Laufe der nun einsetzenden Mutation feststellt ist, dass die Box seine Gene mit denen der Fliege in Einklang gebracht hat und das er sich nun unaufhaltsam zu einer völlig neuen Spezies entwickeln wird.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
purgatorio
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von purgatorio »

Mein Senf:
Offensichtlich konnte man in den 80ern noch richtige Remakes machen. Thema aufgreifen, neuinterpretieren, dem Zeitgeist angleichen und überhaupt: auf thematischer Basis eines Klassikers einen völlig neuen Alptraum schaffen! Das funktionierte hervorragend bei „The Thing“ (Carpenter), „Der Blob“ (Russell) und eben auch bei „Die Fliege“ von Cronenberg.

Auf die ihm typische Art entfesselt Cronenberg einen Body-Horror der an die Nieren geht. Die Make-Up- und Specialeffects von Chris Walas Inc. und Les Productions de l'Intrigue Inc. sind bis ins Detail überzeugend und verleihen der Metamorphose absolute Glaubwürdigkeit. Jeff Goldblum trägt mit seiner schauspielerischen Höchstleistung das Übrige zu diesem beispiellosen Horrorerlebnis bei.

Goldblum verkörpert in seinem ersten großen Leinwanderfolg die moderne Manifestation des Mad-Scientist-Motivs, der Klavier spielt um weibliche Gäste zu beeindrucken, der gar nicht schweigen kann wenn es um seine eigene Erfindung und Genialität geht, der vom sozialen Leben abgewandt fünf Kombinationen des selben Anzugs im Schrank hat, um sich mit Kleidung nicht mehr beschäftigen zu müssen. Er ist begeistert von seiner Schöpfung, er gibt damit an. Und auch der Fehlschlag, der ihn in eine Kreatur verwandeln wird, hält ihn nicht lang in Sorge und lässt ihn erst recht nicht an der Genialität der Erfindung zweifeln. Er gibt mit seinen neuen Kräften an, geht in die Bar und bricht einem Mann den Arm, er feiert Sexorgien und gibt sich gottgleich. Er inszeniert sich selbst (wie er es zuvor auch schon als Forscher getan hat). Nicht einmal als die Gene der Fliege die Oberhand erlangen ergeht er sich länger als nötig in Zweifeln sondern fügt sich dem Schicksal und ergeht sich in Gewalttaten. Höhepunkt dieser Ignoranz ist der Badezimmerschrank, in welchem Brundle als Relikte eines früheren Lebens Fingernägel, Ohren und Zähne sammelt.
Das parallel zur Transformation auch noch eine tragische Liebesgeschichte inszeniert ist, verleiht dem Film nur noch mehr Kraft und Drama – wobei das Mitleid eher auf Seiten der Reporterin zu verorten ist und Brundle im Laufe des Films nicht durch seine sich verändernde Optik sondern durch sein wissenschaftliches Machtgehabe an Unsympathien zulegt. Ein kurzer Anflug von Mitleid beim Betrachter erzeugt lediglich das kümmerliche Elend im Finale – alles andere wiederfährt ihm aus einer widerlichen Arroganz heraus. Das ist der moderne Mad-Scientist! Er vergeht sich nicht mehr an anderen Geschöpfen sondern ist destruktiv gegen sich selbst als Vertreter (s)einer Spezies. Gelingt das Experiment wird er Gott und lebt diese Vormachtstellung von Allmachtfantasien und Egoismus getrieben gegenüber anderen Menschen auch aus, geht es jedoch schief fügt er sich und wird zur Bestie. Das ist Horror – Wissenschaftshorror auf ganz hohem inhaltlichem und optischem Niveau!
Ein Meisterwerk: 10/10
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von buxtebrawler »

Cronenbergs „Die Fliege“ zählt vollkommen zurecht zu den besten Remakes nicht nur in seinem Genre und für mich zu den besten Filmen überhaupt. Was hier an handgemachten Mutations- und Splattereffekten abgefeuert wird, ist der helle Wahnsinn. Verpackt in eine intelligente Geschichte voller Metaphern auf menschliche psychische Abgründe und versehen mit stimmigem Score, detailverliebten Kulissen und nicht zuletzt großartiger 1980er-Atmosphäre entwickelt sich getragen vom Schauspiel Jeff Goldblums eine erschreckende, hochgradig tragische Science-Fiction-Horrorgeschichte, die trotz allem hier und da teils sarkastischen Humor durchblitzen lässt, der das Gezeigte für den Zuschauer vor der Unerträglichkeit bewahrt. Ein Meisterwerk!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von jogiwan »

Örks, ich mag den nicht... weil der so arg schleimig und schlatzig ist!
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben:Örks, ich mag den nicht... weil der so arg schleimig und schlatzig ist!
:doof:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von jogiwan »

ich mag keine Filme, in denen sich Menschen auflösen oder schlatzig in die Länge ziehen. Siehe auch "Das Ding aus einer anderen Welt" oder "Street Trash" - die Streifen sind einfach pfui gaga!
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben:ich mag keine Filme, in denen sich Menschen auflösen oder schlatzig in die Länge ziehen. Siehe auch "Das Ding aus einer anderen Welt" oder "Street Trash" - die Streifen sind einfach pfui gaga!
Aber das ist doch gerade das schöne an Body- und Melt-Horror!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von purgatorio »

jogiwan hat geschrieben:ich mag keine Filme, in denen sich Menschen auflösen oder schlatzig in die Länge ziehen. Siehe auch "Das Ding aus einer anderen Welt" oder "Street Trash" - die Streifen sind einfach pfui gaga!
:shock: :o ich bin endrüstet und zu tiefst beschämt! :thdown:
Melting-Movies (dazu würde ich diesen hier aber bei weitem nicht zählen) sind doch herrlich!
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von jogiwan »

so einer wie du isst sicher auch Nutella-Brote :kotz:
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purgatorio
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Re: Die Fliege - David Cronenberg (1986)

Beitrag von purgatorio »

jogiwan hat geschrieben:so einer wie du isst sicher auch Nutella-Brote :kotz:
ich komm aus dem deutschen Osten, bei uns isst man Nudossi ;) und auf Brötchen passt das :P
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