Für untot und ihren persönlichen Sexgott Ekki!
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)
Folge 138 - Geheimnis im Hochhaus (Deutschland 1986)
Beschaffungs- und Entsorgungskriminalität
Erich Fiska (Ekkehardt Belle) hängt seit einiger Zeit an der Nadel, ständig mangelt es Geld für den nächsten Schuss. In seiner Verzweiflung bricht der Bursche in eine Hochhauswohnung ein, die Beute fällt sehr überschaubar aus. Beim Blick ins Schlafzimmer packt den Drogensüchtigen das blanke Entsetzen, auf dem Bett findet er die Leiche einer jungen Frau vor. Plötzlich tauchen zwei unbekannte Männer auf, Erich ergreift panisch die Flucht. Sein Stammhehler Jakob Viersen (Wolfgang Wahl) nimmt ihm die Ware unter diesen besonderen Umständen nicht ab, er rät Erich dazu umgehend die Mordkommission aufzusuchen. Derrick und Klein betreten mit Erich im Schlepptau die besagte Bude, finden dort allerdings keine Tote vor. Wenig später trifft Karl Hauweg (Gerd Baltus) ein, der Handelvertreter nutzt seine Wohnung nur am Wochenende, wundert sich über die ungebetenen Gäste in den Räumlichkeiten. Hauweg kann nicht viel zur Klärung beitragen, seinen Angaben nach verfügt nur er über Zugang zu seiner Wohnung. Während Harry Klein die Angaben des Süchtigen weiterhin äusserst skeptisch bewertet, rührt Stephan Derrick die traurige Existenz des Fixers an, in dessen Wohnung trifft er auf Erichs schwerkranken Vater (Traugott Buhre). Erstaunlicherweise steht unvermittelt Karl Hauweg auf der Matte, dessen unerwarteter Besuch weckt das Interesse des Oberinspektors. Im Zuge weiterer Ermittlungen begegnet Derrick Hauwegs zwielichtigem Bruder Alwin (Hans Peter Hallwachs), sowie Karl Hauwegs getrennt lebendender Ehefrau (Diana Körner) ...
"Stammgast" Ekkehardt Belle mag nicht jeden Zuschauer ansprechen. Hier liefert er jedoch eine sehr überzeugende Leistung ab, sein Taumel durch Entzug, Verzweiflung und Angst lässt mich nicht kalt. Gerd Baltus ist in seiner üblichen Rolle zu sehen, der unscheinbare Spiessbürger ohne Rückgrat. Hans Peter Hallwachs sorgt für den Bösewicht, eisige Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit inklusive. Diana Körner bleibt oberflächlich kühl, Gracia-Maria Kaus ist als hübsche Beigabe am Start. Traugott Buhre gefällt mir in der Rolle des hilflosen Vaters sehr gut, die gemeinsamen Szenen mit Ekkehardt Belle gehören zu den stärksten Momenten dieser Folge. Bernd Herzsprung gibt den schmierigen Handlager, Wolfgang Wahl den cleveren Hehler.
"Geheimnis im Hochhaus" arbeitet mit sehr schablonenhaften Charakteren. Da haben wir den jungen Mann im Angebot, welcher durch seine Drogensucht in die Kriminalität abgleitet. Zwecks Steigerung der Tragik, wurde der von Belle dargestellte Erich Fiska mit künstlerischem Talent ausgestattet. Unter dem Joch des Rauschgifts beginnt nicht nur der körperliche Verfall, auch mit der Malerei ist es nicht mehr weit her. Ekkehardt Belle muss
(recht plump angelegte) Sätze der Verzweiflung aussprechen, so soll wohl auch der letzte Zuschauer auf das Motto
"Keine Macht den Drogen" eingeschworen werden. Ähnlich ist es um die übrigen Damen und Herren bestellt, Hallwachs bleibt stets ekelhaft, Baltus immer der armselige Kleinbürger. Lediglich Wolfgang Wahl bricht als Hehler die Klischees ein wenig auf. Zwar denkt der fragwürdige Händler in erster Line an die eigene Sicherheit, gibt seinem Zuarbeiter trotzdem den verdammt guten Ratschlag, gegenüber der Polizei mit offenen Karten zu spielen
(selbstverständlich mit dem Hinweis nicht genannt zu werden). Derrick darf
-einmal mehr- den väterlichen Freund zum Besten geben, will den gestrauchelten Jüngling aus dem Drogensumpf retten. Dennoch ist der Kriminalfall zunächst interessant gestaltet, driftet aber zu früh in eine unkreative Marschrichtung. Offenbar war Autor Herbert Reinecker die wenig überraschende Erklärung der Vorfälle bewusst, Horst Tappert soll den Betrachter
(durchschaubar) milde stimmen:
"Es klingt trivial, es ist trivial und trotzdem ist es wahr!". Nebenbei gewährt man uns ein paar Blicke auf das Nachtleben Münchens, sparsam bekleidete Damen und verschwitzte Atmosphäre bescheren dem Treiben einen leichten Sleazeanstrich. Regisseur Wolfgang Becker kann sich auf die Qualität seines Ensembles verlassen, an der Musik von Eberhard Schoener gibt es nichts zu meckern. Bewährte Formeln und der Wink mit dem Zaunpfahl, überschäumenden Einfallsreichtum oder Mut kann ich Herbert Reinecker nicht bescheinigen. Gleichwohl funktionierten die Schablonen in diesem Umfeld, gute Unterhaltung kann nicht jeder.
7/10 (gut)