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Die toten Augen von London - Alfred Vohrer

Verfasst: Fr 12. Aug 2011, 23:52
von sid.vicious
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Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland
Produktion: Horst Wendlandt
Erscheinungsjahr: 1961
Regie: Alfred Vohrer
Drehbuch: Trygve Larsen, Wolfgang Lukschy
Kamera: Karl Löb
Schnitt: Ira Oberberg
Musik: Heinz Funk
Länge: ca. 95 Min.
Freigabe: FSK 12
Darsteller: Joachim Fuchsberger, Karin Baal, Dieter Borsche, Wolfgang Lukschy, Anneli Sauli, Klaus Kinski


Als man einen blinden Mann in der Themse findet, sieht es nach medizinischer Ansicht, nach einem Unfall aus. Inspektor Larry Holt von Scotland Yard ist anderer Meinung, seiner Ansicht nach, ist die Verbrecherbande „Die toten Augen von London“, für den Tod des Mannes verantwortlich.

Der 1961 in den Kinos angelaufene Film von Alfred Vohrer, beginnt in einer nebligen Atmosphäre und setzt auf klassische Mittel wie die Beleuchtung. Denn die vereinzelnden Schattenspiele die der Film präsentiert, erinnern an die gute alte Schule des Gruselfilms. Ein einfaches und wirkungsvolles Element, welches seinen Zweck erfüllt. Vohrer baut eine Story auf, die das vorliegende Rätsel immer wieder durch neu entdeckte Mosaiksteine ergänzt. Dabei ist die Auswahl der Hauptdarsteller sehr gut getroffen worden. Joachim Fuchsberger zeigt sich als engagierter Inspektor Larry Holt, mit einem draufgängerischen Wesen, Karin Baal als eine mitdenkende und zentral stehende Nora Ward. Als weitere Highlights wirken Klaus Kinski und ein richtig guter Dieter Borsche als Reverend Dearborn mit. Ady Berber als der blinde Jack ist eine äußerlich animalisch wirkende Gestalt, die einfach perfekt für diese Rolle gewählt wurde.

Von Deutschdümmelei bekannten Antihumor nimmt der Film Abstand. Eddie Arent spielt zwar sein etwas extravagantes Rollenspiel, trifft aber nicht den negativen Nerv des Zuschauers. Arent hält sich in einem dezenten Bereich auf und versucht einen eher fragenden Humor einzubringen, als ein gänzlich tollpatschiges Verhalten.

Fazit: „Die toten Augen von London“ baut, wie bereits erwähnt einen Spannungsbogen auf, dem der Zuschauer folgen kann und so zum Finale des Films geführt wird. Ein sehr guter Krimi, mit atmosphärischen Zügen und ein paar Gruselelementen, der bis zum heutigen Tage bestens zu unterhalten weiß.
9/10

Re: Die toten Augen von London - Alfred Vohrer

Verfasst: Sa 13. Aug 2011, 02:08
von Blap
Aus dem Filmtagebuch:


Die toten Augen von London (Deutschland 1961, Originaltitel: Die toten Augen von London)

Inspector Larry Holt (Joachim Fuchsberger) untersucht eine mysteriöse Serie von Morden. Ab und an fischt man ältere, recht wohlhabende Herren tot aus der Themse, allesamt sind sie ertrunken, es gibt aber keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod. Allerdings hatten sämtliche Herren eine Lebensversicherung bei einer kleinen Versicherungsgesellschaft mit Sitz in London. Der Firmeninhaber Stephan Judd (Wolfgang Lukschy) macht einen seriösen Eindruck, doch trotzdem fühlt der Kriminalist ihm auf den Zahn. Judd wird offensichtlich von dem schmierigen Kleinkriminellen "Flimmer-Fred" (Harry Wüstenhagen) erpresst, und sein Mitarbeiter Edgar Strauss (Klaus Kinski) ist ein vorbestrafter Gauner. Seine Ermittlungen führen den Inspector in ein Heim für Blinde, denn man fand bei den Toten kleine Zettel, auf denen ein paar Worte in Blindenschrift zu lesen sind. Als Expertin für Brailleschrift greift die hübsche Nora (Karin Baal) dem pfiffigen Holt unter die Arme, selbstverständlich findet der Inspector sehr schnell Gefallen an der jungen Dame. Doch scheint auch eine Verbindung zwischen Nora und den rätselhaften Todesfällen zu bestehen, bald befindet sie sich in grösster Gefahr...

Der fünfte Wallace Streifen von Rialto Film. Nachdem "Der grüne Bogenschütze" ein kleines bißchen schwächelte, zeigt die Formkurve nun wieder klar nach oben. Zum ersten Mal ist hier Alfred Vohrer für die Regie eines Rialto Wallace verantwortlich, sein Einstand kann als sehr gelungen bezeichnet werden. Gleich zu Beginn treibt der Film herrliche Schauer über den Rücken des Zuschauers. Ein älterer Herr läuft durch eine in Nebel gehüllte Seitenstrasse, die Nacht ist finster, in der Dunkelheit lauert eine grausige Gestalt. Diese Gestalt trug im echten Leben den Namen Ady Berber, der gute Mann würde auch gut in jeden Gothic Horror Film passen. Düstere Szenen ziehen sich durch die gesamte Spieldauer, von den Vorgängern kann nur "Der Frosch mit der Maske" in dieser Disziplin noch mehr bieten.

Der Humor kommt in "Die toten Augen von London" erneut in Form von Eddi Arent zum Zuge, dessen Rolle hier aber weitaus weniger penetrant als in "Der grüne Bogenschütze" angelegt ist. Joachim Fuchsberger ist sowieso mein liebster "Wallace Ermittler", ich mag Blacky einfach gern, kann nie genug von ihm sehen! Statt Karin Dor gibt es diesmal Karin Baal als weibliche Hauptfigur zu bewundern. Zwar ist Frau Baal nicht so hübsch anzusehen wie die andere Karin, ein hässliches Entlein ist sie aber keinesfalls. Ihre Rolle gibt sogar ein wenig mehr her, als nur den Love Interest des Helden zu spielen. Aus der Besetzung stechen Harry Wüstenhagen und Klaus Kinski hervor. Wüstenhagen kommt als falscher Fuffziger ganz vortrefflich schleimig und schäbig rüber. Kinski ist hier in seinem ersten Rialto Wallace zu sehen. Er wirkte allerdings bereits 1960 in der Wallace Verfilmung "Der Rächer" mit, die allerdings nicht aus dem Hause Rialto Film stammt. Sicher ist dies noch längst nicht der Höhepunkt der Kinski-Rialto Ergüsse, für ein kleines Ausrufezeichen sorgt das irre Kläuschen aber immer.

Fans der Reihe -und generell Freunde unterhaltsamer Kriminalfilme- dürften ihre Freude an "Die toten Augen von London" haben. Wie gehabt ist der Film einzeln erhältlich, alternativ in einem Box-Set mit drei weiteren Beiträgen zu dieser wundervollen Serie. Die "Edgar Wallace Edition 2" enthält weiterhin folgende Titel:

-Das Geheimnis der gelben Narzissen
-Der Fälscher von London
-Die seltsame Gräfin

Selbstverständlich ist auch hier die Box klar den Einzel-DVDs vorzuziehen.

Ein guter, nahezu sehr guter Krimi = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Wenn du noch mal hier auftauchst, dann werde ich dich versichern! Ich glaube aber kaum, dass dir meine Prämie gefallen wird!"

Re: Die toten Augen von London - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 10. Jan 2012, 16:15
von dr. freudstein
Bis jetzt erst 2x im TV gesehen , aber eines der Besten finde ich

Filmprogramm Österreich
Neues Filmprogramm
NFP APR 1961, Nr. 2298
incl. Werbung :(

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Re: Die toten Augen von London - Alfred Vohrer

Verfasst: Sa 21. Jan 2012, 19:32
von kinski
Wenn ich meine Top 3 unter den Wallace-Verfilmungen auflisten müsste, dann wären "Die toten Augen von London" mit großer Sicherheit mit dabei. Der Film war einer der ersten Teile der Reihe, den ich in der Kindheit gesehen habe ... bis heute hat er bei mir nichts von seiner Wirkung verloren.

Blacky Fuchsberger spielt den ermittelnden Beamten von Scotland Yard und wirkt dabei in seiner Rolle sehr viel überzeugender als Heinz Drache, der ja immer dann den Helden spielen durfte, wenn Blacky nicht im Einsatz war. Dieter Borsche als Reverend weiß ebenfalls zu überzeugen und Eddi Arent bringt als Fuchsbergers Assistent ein bisschen Humor in die Gruselgeschichte. Da stört auch der Umstand nicht, dass die Rollen des Eddi Arent in den meisten Romanvorlagen von Wallace gar nicht vorhanden sind.

Klaus Kinski spielt Edgar Strauss, einen Angestellten von Versicherungs-Chef Judd. Er ist stets mit Anzug, Trenchcoat und großer Sonnenbrille bekleidet und wirkt daher unnahbar und geheimnisvoll. Hinter seiner Sonnenbrille verbirgt sich jedoch ein eiskalter und berechnender Killer. Da lässt er auch mal unbequeme und lästige Zeitgenossen in leere Fahrstuhlschächte stürzen, nicht ohne diesen vorher noch die Finger zu zertreten und mit einer Zigarette verbrannt zu haben. Er sperrt hilflose, alte Damen in Kellergewölbe ein und zündet diese anschließend an (das Gewölbe, nicht die alte Dame). Außer seiner Spielsucht und den dadurch entstehenden hohen Schulden leistet sich dieser Edgar Strauss keine Schwäche.

Nicht nur durch seine hervorragenden Darsteller, sondern auch durch die düstere Atmosphäre – die durch den s/w-Effekt und jeder Menge künstlichen Nebel noch zusätzlich verstärkt wurde – ist „Die toten Augen von London“ eine der besten, vielleicht sogar die beste Wallace-Verfilmung überhaupt.

9/10

Re: Die toten Augen von London - Alfred Vohrer

Verfasst: Sa 21. Jan 2012, 21:00
von Adalmar
Sehe ich ebenso: Einer der besten Wallacefilme. Joachim Fuchsberger ist allerdings nicht so mein Fall als Ermittler, ich mag zurückhaltendere Typen wie Harald Leipnitz, Günther Stoll oder am besten Siegfried Lowitz. Auf Eddi Arents Witzemacher-Rollen könnte ich meist ebenso verzichten, obwohl ich Arent für einen sehr guten Schauspieler halte. Nur wurde ihm meist unlustiges Zeug ins Drehbuch geschrieben. Karin Baal finde ich klasse, die Frau hat was! Diese geheimnisvollen Katzenaugen ...