Handlung:
Nachdem Inspektor Long (Joachim Fuchsberger) den gefährlichen Verbrecher Shelton geschnappt hat, wird dieser hingerichtet. Vor seinem Tod schwört er jedoch, sich an jedem, der daran mitverantwortlich ist, zu rächen. Bald sterben einiger dieser Todeskandidaten unter mysteriösen Umständen und an den Tatorten taucht immer wieder eine geisterhafte Erscheinung auf. Ist Shelton aus seinem Grab gestiegen um Rache zu nehmen?
Kritik:
„Die Bande des Schreckens“ – ein Titel, bei dem zumindest ich eher die drei Fragezeichen als Ermittler vermute (ernsthaft, war „Die Galgenhand“ urheberrechtlich geschützt? Das wäre nämlich ein wesentlich besserer Titel) – entstand nach Wallace‘ Werk „The Terrible People“, ein Sachbuch, welches sich mit der Charakterzeichnung in Eli-Roth-Filmen auseinander setzt (ja, Edgar Wallace konnte zeitreisen, wie erklärt ihr euch sonst, dass er sich in den ganzen 60er Filmen immer noch mit „Hallo, hier spricht Edgar Wallace“ melden konnte?). Aber lassen wir den Titel mal Titel sein und wenden uns den Darstellern zu:
Unter den Herren erwarten uns in erster Linie bekannte Gesichter aus „Der Frosch mit der Maske“ und/oder „Der rote Kreis“: Joachim Fuchsberger ist genauso charmant wie in „Frosch“, Fritz Rasp ist genauso cool und alt wie in „Frosch“ und „Kreis“, Ulrich Beiger ist genauso schmierig wie in „Frosch“ und „Kreis“, Ernst Fritz Fürbringer ist genauso solide wie in „Frosch“ und „Kreis“ und Eddi Arent ist genauso witzig wie in „Frosch“ und „Kreis“. Dieter Eppler und Karl-Georg Saebisch spielen eher andere Rollen, als diejenigen, welche sie in „Frosch“ bzw. „Kreis“ verkörperten, beide meistern dies jedoch mit Bravur.
Unter den Damen allerdings geben hier zwei der prägendsten Darstellerinnen der ganzen Reihe ihr Wallace-Debut: Karin Dor und Elisabeth Flickenschildt: Über Karin Dor soll Blacky Fuchsberger mal gesagt haben, sie sei die schönste aller Wallace-Darstellerinnen. Solange man Uta Levka nicht als „Darstellerin“ sondern als „Göttin“ kategorisiert mag das ja auch durchaus stimmen, aber Blacky sollte aufpassen, dass er Dors 30 Jahre älteren Gatten Harald Reinl nicht eifersüchtig macht. Ich weiß was ihr jetzt denkt, aber ein Altersunterschied von 30 Jahren ist unter Eheleuten nicht schlimm, solange die Frau bei der Hochzeit nicht minderjährig war.
Und Karin Dor war doch nicht noch minderjährig…
bei ihrer Hochzeit…
mit einem 30 Jahre älteren Mann…
oder?... Oder?
Anyway: Dors Darstellung ist zwar schon wundervoll, überzeugend und unterhaltsam, allerdings fand ich sie in späteren Wallace-Filmen noch besser. Dies liegt einerseits daran, dass ihre Rolle in „Die Bande des Schreckens“ (0815-Jungfrau-in-Nöten) nicht allzu viel hergibt, und andererseits daran, dass sie die meiste Zeit neben Elisabeth Flickenschildt steht. Und neben Elisabeth Flickenschild sehen alle Schauspieler alt aus! Was Coolness und Alter angeht, so ist Flickenschildt so ziemlich das weibliche Wallace-Pendant zu Fritz Rasp, während Rasp allerdings meistens Geizkrägen spielt, die niemand in der Diegese des Films leiden kann, sieht man Flickenschildt in der Regel als undurchsichtige Dame von Welt. Immer mit einem erhabenen Lächeln auf den Lippen und einer sanften markanten Stimme. Immer scheint sie über allen Dingen zu stehen, was in diesem Film in einer Szene besonders klar wird, nämlich als sie Fuchsberger beleidigt:
Blacky spielt hier nämlich einen frechen schlagfertigen Inspektor, der immer einen coolen Spruch parat hat. Selbst wenn ein Todgeweihter ihm Morddrohungen an den Hals wirft, lässt Blacky sein kühles „Ich wette dagegen“ los. Schauen wir jetzt aber, wie er auf Flickenschildt reagiert: In einer Szene erschrickt Karin Dor und wirft sich in Furchsbergers Arme. Darauf meint Flickenschildt zu Dor: „Nora, lassen Sie sofort diesen unfähigen Menschen los!“ Und wie kontert Fuchsberger diese Beleidigung? Gar nicht! Er zieht sich weinend in eine Ecke zurück, weil ihm Elisabeth Flickenschildt einfach viel zu cool ist!
Der Humor in diesem Film, für den in erster Linie Eddi Arent zuständig ist (die cleveren Redewendungen aus „Der Rote Kreis“ muss man leider vermissen) nimmt hier erstmals deutlich klamaukhafte Züge an, was mich jedoch nicht stört, da die Gags von Reinl so gekonnt inszeniert und von Arent so gekonnt dargestellt werden. Der Polizeifotograf, der bei dem Anblick von Leichen ohnmächtig wird, ist zwar eine übertriebene Figur, die störend wirken könnte, aber seine Szenen sind in der Regel so lustig dargestellt, dass ich gerne darüber hinwegsehe. Denken wir einfach an seinen ersten Auftritt, in dem er in einer Bewegung ein Bild schießt und nach hinten kippt, tolle Darstellung! Oder an die Szene, in welcher wir zuerst eine Leiche sehen, dann schwenkt die Kamera rüber auf eine vermeintliche zweite Leiche, nur um zu zeigen, dass es in Wirklichkeit der ohnmächtige Arent ist, tolle Inszenierung!
Dies ist auch der erste Rialto-Wallace mit einem phantastischem Element – dem auferstandenem Toten – welches Reinl dazu nutzt, um endlich ein wenig unheimliche Atmosphäre in die Filme hineinzubringen. Und dies gelingt ihm: Wenn bei einem nebelumwobenen Tatort auf einmal die grauhaarige Erscheinung Sheltons im Scheinwerferlicht erscheint und drohend die Hand gen Himmel reckt, ist das eine gruselig umgesetzte Szene. Auch die Sumpflandschaft oder das verlassene Hotel am Ende bieten sich für eine unheimliche Stimmung an.
Wo Reinl allerdings ein wenig schwächelt ist bei der Inszenierung von Mysterien: Wenn am Schluss aufgelöst wird, wer alles zur Bande des Schreckens gehört, so wirkt dies wahlweise aus dem Nichts kommend oder allzu offensichtlich. In „Der Frosch mit der Maske“ war das nicht störend, da Reinl so viele Actionszenen hatte, auf die er sich konzentrieren konnte. Hier haben wir aber nicht die Horden von Verbrechern, die sich mit einer Armee aus Polizisten wilde Schießereien liefern können, hier haben wir nur den Geister-Dude und seine Handvoll Doofköpfe. Und Doofköpfe sind sie: Die Verbrecher stellen sich am Ende so dämlich an, dass es wirklich schon weh tut. Überhaupt leistet sich das Drehbuch was Figurenzeichnung, Dialoge und ähnliches angeht, hier einige Schnitzer.
Fazit: Guter Wallace, der Karin Dor, Elisabeth Flickenschild, Klamauk-Humor und Gruselstimmung erfolgreich in die Reihe einführt, allerdings auch ein paar Schwächen hat. 7/10