Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)
Folge 141 - Der Charme der Bahamas (Deutschland 1986)
MILF-Katze, zornige Geschwister und ein auf dem Drahtseil balancierender Anwalt
Gerhard Brosch (Klaus Behrendt) ist verzweifelt, fragwürdige Geldanlagen haben ihn um sein Vermögen gebracht. Nach letzten Telefonaten mit seiner Tochter Bettina (Irene Clarin) und seinem Sohn Franz (Till Topf), erhängt sich der jeder Hoffung beraubte Mann im Keller. Schnell ist den jungen Leuten klar, wer für den Tod ihres geliebten Vaters verantwortlich zu machen ist, ein windiger Anlagenberater namens Hans Müller-Brode (Karl-Michael Vogler). Am Telefon wird Franz von Müller-Brodes Ehefrau Carina (Evelyn Opela) abgespeist, nur widerwillig spielt die attraktive Frau das feige Spiel ihres Gatten mit. Schäumend vor Wut fährt der junge Mann zum Anwesen Müller-Brode, kann sich jedoch keinen Zutritt verschaffen, spricht vor der Haustür eine Morddrohung aus. Nach Rücksprache mit Derrick, rät Müller-Brodes Rechtsanwalt Dr. Schwede (Thomas Fritsch), seinem Mandanten zur Aussprache mit dem Sohn des Selbstmörders. Tatsächlich meldet sich der Bedrohte bei Franz, bittet um ein persönliches Gespräch. Als Dr. Schwede seinen Klient in dessen Haus anruft, hebt Franz Brosch den Hörer am anderen Ende der Leistung ab. Müller-Brode liegt tot auf dem Boden ...
Geradezu verschwenderisch verwöhnt uns diese Folge mit großartigen Schauspielern. Zunächst kann Klaus Behrendt eine deutliche Duftmarke setzen, den Stab der Verzweiflung gibt er an den verschwitzten Karl-Michael Vogler weiter. Betrogener und Betrüger, für beide Herren nimmt es kein gutes Ende. Die wundervolle Evelyn Opela hat mich mit ihren katzenartigen Reizen sofort gefangen, was für eine Frau! Thomas Fritsch stehen die zusätzlichen Jahre gut zu Gesicht, der kriminelle Jungspund aus Folge 6
(Nur Aufregungen für Rohn, 1975) ist Geschichte. Überhaupt ist Dr. Schwede ein interessanter Charakter, bemüht um größtmögliche Loyalität zu seiner Mandantschaft, vom Drehbuch nicht als unsympathischer Winkeladvokat gezeichnet. Ullrich Haupt ist in einer kleineren Rolle zu sehen, fungiert als zündender Running Gag. Richard Münch sehem wir als väterlichen Freund und Nachbarn der verzweifelten Geschwister, welche von Till Topf und Irene Clarin sehr überzeugend verkörpert werden.
Wieder trifft ein leicht durchschaubarer Kriminalfall auf ein tolles Ensemble, die Damen und Herren vor der Kamera entschädigen für den unkreativen Plot. Mich stört das freilich nicht, schon gar nicht beim Blick in Evelyn Opelas Augen
(die mit Produzent Helmut Ringelmann verheiratet war, der Mann hatte Geschmack). Möge die MILF-Katze mich anfallen ...
(der Verfasser dieser Zeilen verliert die Contenance). Wo war ich
stehen geblieben? Bei der Rollenverteilung zwischen Horst Tappert und Fritz Wepper! Wieder gibt Harry den Wadenbeisser, während Stephan immer einen Schritt weiter denkt. Leichtes Spiel für den erfahreren Regisseur Jürgen Goslar, mit dieser Mannschaft im Gepäck kann man nur gewinnen! Eberhard Schoener arbeitet mit minimalistischen Klängen, düster, hintergründig. Sehr effektiv und stilvoll eingesetzt, die Szene mit Tappert und Opela am Tatort spricht Bände.
7/10 (gut)