Die Flasche zum Ficken - Jean Rollin
Verfasst: So 21. Aug 2011, 23:01
Originaltitel: Remplissez-moi... les 3 trous
Entstehungsjahr: 1978
Regie: Jean Rollin
Darsteller: Dominique Aveline, Jean-Pierre Bouyxou, Diane Dubois, Jacques Gateau, Catherine Greiner, Agnès Lemercier, Valérie Martin's, Barbara Moose, Jean Rollin, Cyril Val
Dass Jean Rollin unter wechselnden Pseudonymen im Laufe seiner Karriere neben seinen eigenwilligen, zumeist höchst poetischen und/oder äußerst wirren, verspielten Spielfilmen auch für die französische Pornoproduktionsfirma Alpha France arbeitete, ist ebenso wenig ein Geheimnis wie dass die wenigsten seiner Hardcore-Filmchen auch nur ansatzweise Anspruch darauf erheben dürfen, so etwas wie Kunst zu sein und mit seinen besten ernstzunehmenden Werken konkurrieren zu können. REMPLISSEZ-MOI...LES 3 TROUS stellt da keine Ausnahme dar, ist für mich, der sich nun schon durch einige Hardcore-Rollins kämpfte, allerdings neben PHANTASMES in meinen Augen sein bisher erfolgreichster Ausflug in horizontale Gefilde, erfolgreich im Sinne von, dass der Film mich auf die eine oder andere Weise berührte. Während Rollin in PHANTASMES das gesamte Arsenal des Gothic Horrors auffährt und ihn, wenn auch nicht immer ganz gelungen, zumindest optisch zeitweise in die Nähe seiner Vampirfilme der frühen 70er zu rücken beabsichtigte, hat REMPLISSEZ-MOI...LES 3 TROUS mehr mit einem albernen Scherz zu tun, wirkt über weite Strecken, vor allem zu Beginn, wie eine bewusste Genreparodie, nimmt sich selbst zu keiner Sekunde ernst, und präsentiert Sexualität als etwas ungemein Ulkiges, sodass selbst die gewagteste Liebesstellung einen humorigen Beigeschmack erhält. Beweis hierfür ist allein die "Story", die, wenn Rollin sie sich selbst ersonnen hat, nur unterstreicht, wie bewusst dämlich das Ganze aufbereitet wurde. Der Filmkritiker Jean-Pierre Bouxyou, den man in kleineren Rollen auch aus anderen Rollin-Filmen kennt oder als Regisseur seines (phantastischen!) Kurzfilms SATAN BOUCHE UN COIN, spielt einen Champagnerhersteller, der eine schlicht geniale Marketingidee entwickelt hat, wie er seine neuste Kreation an den Mann bringen kann. Seiner Liebsten eröffnet er, dass er mehrere leere Champagnerflaschen wahllos an zufällig im Telefonbuch zusammengesuchte Adressen in Paris verschickt habe, jeweils mit dem Vermerk, dass man, bringe man sie ihm zurück, im Gegenzug eine volle erhalten würde. Wo genau da nun der Sinn liegt, da der Gute damit auf das Gleiche hinauskommt, wie wenn er irgendwelchen Passanten seinen Champagner einfach geschenkt hätte, erschließt sich mir nicht wirklich, seine Freundin indes scheint begeistert, verspricht, während er den Champagner holen geht, die Stellung im Haus zu halten, betrinkt sich dann aber innerhalb weniger Minuten heillos, und findet sich torkelnd, lallend und kichernd neben dem Swimming-Pool wieder, wo sie sich erst einmal ausgiebig mit ihrem Unterleib beschäftigt. Es dauert nicht lange und die ersten Gäste erscheinen, schwenken die leeren Champagnerflaschen und möchten sie gegen noch volle eintauschen. Jean-Pierre indes lässt auf sich warten und die Besucher müssen sich etwas einfallen lassen, um die quälend langsam vergehende Zeit zu überbrücken. Da sie in einem französischen Porno der 70er sind, läuft alles auf eine vergnügliche Sex-Orgie hinaus, bei der nicht nur der Champagner überschäumt.
Sicher, REMPLISSEZ-MOI...LES 3 TROUS ist alles andere als ein Meisterwerk, vielmehr ein handelsüblicher Porno, der sich aus zwei Ingredienzien zusammensetzt: Gebumse und Geblödel. Die Sexszenen sind allesamt dem Genre-Standard-Repertoire entnommen, und, zumindest meiner Meinung nach, nie erotisch und anregend, auf Dauer, vor allem in den letzten zwanzig Minuten, wo der Film gleich auf alle Dialoge verzichtet und nur noch kopulierende Pärchen zeigt, eher nervig und anstrengend (in der Zeit kam mir aber immerhin die glorreiche Idee, zeitgleich endlich mal meine Bibliothek aufzuräumen). Dafür kann ich dem Film jedoch nicht absprechen, dass er stellenweise ehrlich witzig ist. Ob die Szene, in der einer der Darsteller eine Dame unbedingt anal penetrieren möchte und sein Glied partout nicht in sie eindringen will, er regelrecht mit ihm kämpft, und in der deutschen Synchronfassung lautstark mit sich hadert, nun wirklich so beabsichtigt war, kann ich natürlich nicht sagen, ganz amüsant ist sie allemal, und wenn der Anus sich wirklich weigerte, den Penis in sich aufzunehmen, spricht es ebenfalls für sich, dass Rollin sie nicht herausschnitt, sondern in ihrer Gänze unberührt beließ. Auch mag ich es, wenn der Rollin, den wir kennen und lieben, an manchen Stellen doch durchschimmert, schießt die Kamera sich nämlich immer mal wieder auf Details ein, die unsre Helden umgeben, sei es nun ein ausgestopftes Füchschen, eine Ritterrüstung in der Ecke des Foyers, zwei Kätzchen, die einander synchron zu den Pornodarstellern abschlecken, oder eine Art Morgenstern, der wie selbstverständlich an einer Wand herumhängt (jedoch zum Glück nie zum Einsatz kommt). Das Sahnehäubchen, das den Film wie ein Wochenendprojekt unter Bekannten wirken lässt und der landläufigen Meinung, Rollin habe mit seinen Pornos so wenig wie möglich zu tun haben wollen und zuweilen gar das Set verlassen, um beim Dreh selbst nicht anwesend sein zu müssen, widerspricht, ist, dass der Regisseur selbst beim munteren Treiben partizipiert (was er mit PHANTASMES gemein hat, wo Rollin als Vergewaltiger den Schädel eingeschlagen bekommt). Klar, Rollin zieht nie blank, dennoch darf er eng umschlungen mit zwei Darstellerinnen tanzen, und betastet den Hintern der einen offensichtlich nicht uninteressiert. Das zusammen mit dem lächerlichen falschen Schnauzer, den er sich ins Gesicht klebte, und der Schlussszene, in der Jean-Pierre endlich mit dem Champagner zurückkehrt, und zur Strafe, dass sie so lange auf ihn hatten warten müssen, von seinen Gästen überfallen, ausgezogen und mit Zärtlichkeiten förmlich erdrückt wird, machen den Streifen unterm Strich zu einem, der mich positiv überrascht hat und mich weiter hoffen lässt, unter Rollins Porno-Filmchen vielleicht doch noch ein kleines Juwel zu finden.
Entstehungsjahr: 1978
Regie: Jean Rollin
Darsteller: Dominique Aveline, Jean-Pierre Bouyxou, Diane Dubois, Jacques Gateau, Catherine Greiner, Agnès Lemercier, Valérie Martin's, Barbara Moose, Jean Rollin, Cyril Val
Dass Jean Rollin unter wechselnden Pseudonymen im Laufe seiner Karriere neben seinen eigenwilligen, zumeist höchst poetischen und/oder äußerst wirren, verspielten Spielfilmen auch für die französische Pornoproduktionsfirma Alpha France arbeitete, ist ebenso wenig ein Geheimnis wie dass die wenigsten seiner Hardcore-Filmchen auch nur ansatzweise Anspruch darauf erheben dürfen, so etwas wie Kunst zu sein und mit seinen besten ernstzunehmenden Werken konkurrieren zu können. REMPLISSEZ-MOI...LES 3 TROUS stellt da keine Ausnahme dar, ist für mich, der sich nun schon durch einige Hardcore-Rollins kämpfte, allerdings neben PHANTASMES in meinen Augen sein bisher erfolgreichster Ausflug in horizontale Gefilde, erfolgreich im Sinne von, dass der Film mich auf die eine oder andere Weise berührte. Während Rollin in PHANTASMES das gesamte Arsenal des Gothic Horrors auffährt und ihn, wenn auch nicht immer ganz gelungen, zumindest optisch zeitweise in die Nähe seiner Vampirfilme der frühen 70er zu rücken beabsichtigte, hat REMPLISSEZ-MOI...LES 3 TROUS mehr mit einem albernen Scherz zu tun, wirkt über weite Strecken, vor allem zu Beginn, wie eine bewusste Genreparodie, nimmt sich selbst zu keiner Sekunde ernst, und präsentiert Sexualität als etwas ungemein Ulkiges, sodass selbst die gewagteste Liebesstellung einen humorigen Beigeschmack erhält. Beweis hierfür ist allein die "Story", die, wenn Rollin sie sich selbst ersonnen hat, nur unterstreicht, wie bewusst dämlich das Ganze aufbereitet wurde. Der Filmkritiker Jean-Pierre Bouxyou, den man in kleineren Rollen auch aus anderen Rollin-Filmen kennt oder als Regisseur seines (phantastischen!) Kurzfilms SATAN BOUCHE UN COIN, spielt einen Champagnerhersteller, der eine schlicht geniale Marketingidee entwickelt hat, wie er seine neuste Kreation an den Mann bringen kann. Seiner Liebsten eröffnet er, dass er mehrere leere Champagnerflaschen wahllos an zufällig im Telefonbuch zusammengesuchte Adressen in Paris verschickt habe, jeweils mit dem Vermerk, dass man, bringe man sie ihm zurück, im Gegenzug eine volle erhalten würde. Wo genau da nun der Sinn liegt, da der Gute damit auf das Gleiche hinauskommt, wie wenn er irgendwelchen Passanten seinen Champagner einfach geschenkt hätte, erschließt sich mir nicht wirklich, seine Freundin indes scheint begeistert, verspricht, während er den Champagner holen geht, die Stellung im Haus zu halten, betrinkt sich dann aber innerhalb weniger Minuten heillos, und findet sich torkelnd, lallend und kichernd neben dem Swimming-Pool wieder, wo sie sich erst einmal ausgiebig mit ihrem Unterleib beschäftigt. Es dauert nicht lange und die ersten Gäste erscheinen, schwenken die leeren Champagnerflaschen und möchten sie gegen noch volle eintauschen. Jean-Pierre indes lässt auf sich warten und die Besucher müssen sich etwas einfallen lassen, um die quälend langsam vergehende Zeit zu überbrücken. Da sie in einem französischen Porno der 70er sind, läuft alles auf eine vergnügliche Sex-Orgie hinaus, bei der nicht nur der Champagner überschäumt.
Sicher, REMPLISSEZ-MOI...LES 3 TROUS ist alles andere als ein Meisterwerk, vielmehr ein handelsüblicher Porno, der sich aus zwei Ingredienzien zusammensetzt: Gebumse und Geblödel. Die Sexszenen sind allesamt dem Genre-Standard-Repertoire entnommen, und, zumindest meiner Meinung nach, nie erotisch und anregend, auf Dauer, vor allem in den letzten zwanzig Minuten, wo der Film gleich auf alle Dialoge verzichtet und nur noch kopulierende Pärchen zeigt, eher nervig und anstrengend (in der Zeit kam mir aber immerhin die glorreiche Idee, zeitgleich endlich mal meine Bibliothek aufzuräumen). Dafür kann ich dem Film jedoch nicht absprechen, dass er stellenweise ehrlich witzig ist. Ob die Szene, in der einer der Darsteller eine Dame unbedingt anal penetrieren möchte und sein Glied partout nicht in sie eindringen will, er regelrecht mit ihm kämpft, und in der deutschen Synchronfassung lautstark mit sich hadert, nun wirklich so beabsichtigt war, kann ich natürlich nicht sagen, ganz amüsant ist sie allemal, und wenn der Anus sich wirklich weigerte, den Penis in sich aufzunehmen, spricht es ebenfalls für sich, dass Rollin sie nicht herausschnitt, sondern in ihrer Gänze unberührt beließ. Auch mag ich es, wenn der Rollin, den wir kennen und lieben, an manchen Stellen doch durchschimmert, schießt die Kamera sich nämlich immer mal wieder auf Details ein, die unsre Helden umgeben, sei es nun ein ausgestopftes Füchschen, eine Ritterrüstung in der Ecke des Foyers, zwei Kätzchen, die einander synchron zu den Pornodarstellern abschlecken, oder eine Art Morgenstern, der wie selbstverständlich an einer Wand herumhängt (jedoch zum Glück nie zum Einsatz kommt). Das Sahnehäubchen, das den Film wie ein Wochenendprojekt unter Bekannten wirken lässt und der landläufigen Meinung, Rollin habe mit seinen Pornos so wenig wie möglich zu tun haben wollen und zuweilen gar das Set verlassen, um beim Dreh selbst nicht anwesend sein zu müssen, widerspricht, ist, dass der Regisseur selbst beim munteren Treiben partizipiert (was er mit PHANTASMES gemein hat, wo Rollin als Vergewaltiger den Schädel eingeschlagen bekommt). Klar, Rollin zieht nie blank, dennoch darf er eng umschlungen mit zwei Darstellerinnen tanzen, und betastet den Hintern der einen offensichtlich nicht uninteressiert. Das zusammen mit dem lächerlichen falschen Schnauzer, den er sich ins Gesicht klebte, und der Schlussszene, in der Jean-Pierre endlich mit dem Champagner zurückkehrt, und zur Strafe, dass sie so lange auf ihn hatten warten müssen, von seinen Gästen überfallen, ausgezogen und mit Zärtlichkeiten förmlich erdrückt wird, machen den Streifen unterm Strich zu einem, der mich positiv überrascht hat und mich weiter hoffen lässt, unter Rollins Porno-Filmchen vielleicht doch noch ein kleines Juwel zu finden.