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Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer (1968)

Verfasst: Mi 14. Sep 2011, 20:21
von sid.vicious
Bild


Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland
Produktion: Horst Wendlandt
Erscheinungsjahr: 1968
Regie: Alfred Vohrer
Drehbuch: Alfred Vohrer, Horst Wendlandt
Kamera: Karl Löb
Schnitt: Jutta Hering
Musik: Peter Thomas
Länge: ca. 90 Minuten
Freigabe: FSK 12
Darsteller:
Horst Tappert: Inspektor David Perkins
Uschi Glas: Susan McPherson
Uwe Friedrichsen: Sergeant Jim Pepper
Hubert von Meyerinck: Sir Arthur
Herbert Fux: Mr. Sugar
Inge Langen: Oberin
Beate Hasenau: Cora Watson
Albert Lieven: Henry Parker
Ilse Pagé: Miss Mabel Finlay
Hilde Sessak: Schwester Elisabeth
Ralf Schermuly: Edgar Bird
Maria Litto: Gloria
Claus Holm: Notar Dr. Jeckyl
Ingrid Back: Patsy
Franz-Otto Krüger: Polizeiarzt
Eric Vaessen: Gordon Stuart
Catana Cayetano: Dorothy Smith
Käthe Jöken-König: Susans Mutter
Goerg A. Profe: Mr. Ellis
Max Giese: Chauffeur
Heidrun Hankammer: Mädchen im Heim
Michael Koch: Gorilla
Ingrid Steeger: Animiermädchen
Nachdem zwei Millionäre tot in der Themse gefunden werden, nimmt Scotland Yard sich der Sache an. Die erste Spur führt zu einer Wohltätigkeitsstiftung, hinter der eine ganze Menge mehr steckt, als man zuerst annimmt.

Bereits nach kurzer Zeit merkt man, auch ohne den vorherigen Hinweis, dass man diese Handlung doch irgendwie schon mal erlebt hat. Es dauert auch nicht lang und man kann kombinieren, dass es sich hierbei um ein Remake von „Die toten Augen von London“ handelt. Da das Remake immer am Original gemessen wird und es sich diesen Vergleich gefallen lassen muss, kann man getrost sagen, dass dieses Remake nicht erforderlich war. „Der Gorilla von Soho“ kann auch nicht annährend an das brillante Original herankommen und fällt um ein Weites in dessen Schatten. Man kann aber auch nicht erwarten, dass die großartige Leistung eines, Dieter Borsche innerhalb eines atmosphärischen und hochspannenden Films erreicht werden konnte. Ganz und gar nicht. Allein die Darsteller können sich mit denen des Originals nicht messen.

Horst Tappert macht hierbei noch den besten Eindruck. Tappert spielt unkompliziert und überzeugend die Rolle des Inspektor David Perkins. Was allerdings Uwe Friedrichsen als Sergeant Jim Pepper abliefert, geht so ziemlich nach hinten los. Hubert von Meyerinck ist als Sir Arthur ein übergezogener Nachahmer von Siegfried Schürenberg als Sir John ohne auch nur im Ansatz, mit Schürenberg konkurrieren zu können. Dazu kommt Uschi Glas als Susan McPherson… und die geht bekannter Weise nun mal gar nicht. Uschi Glas kann man als eine Beleidigung für das sehr gute Spiel von Karin Baal innerhalb des Originals sehen. Frau Glas macht ihre Auftritte zu einer Unerträglichkeit für den Zuschauer. Wie schon in der Rolle der Anne Portland, im Remake von "Der Unheimliche Mönch", zerstören auch hier die Hilfeschreie von Frau Glas das Trommelfell und man hofft nur, dass ihr irgend Jemand hilft, damit sie den Mund hält. Dazu kommt ihre Präsenz als ultimative Antischauspielerin. Unglaublich wie schlecht man eine Rolle verkörpern kann. Frau Glas beweist es allerdings immer wieder.

Was den Film und seine Handlung anbelangt, so kann dieser nicht im Ansatz die Klasse des Originals erzielen. Der Film ist zwar nett anzusehen, wozu ein gewisses Wohlfühlelement, innerhalb der sympatischen Blaufarben, die der Film birgt beiträgt, kann aber nicht wirklich begeistern. Des Weiteren ist es schon seltsam, wie lange Scotland Yard braucht, um einer offensichtlichen Spur genauer nachzugehen. Allerdings sollten solche Dinge innerhalb dieser Wallace-Verfilmung, nicht überbewertet werden. Den „Nostalgikern“ sei noch gesagt, dass Ingrid Steeger einen kleinen Auftritt innerhalb des Films hat.

Fazit: Kann man sich ansehen, muss man aber nicht.
6,5/10

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer

Verfasst: Fr 16. Sep 2011, 01:12
von Adalmar
Ich finde den Film ziemlich schlimm und gebe statt 6,5 von 10 eher die Hälfte davon. Das Spiel von Tappert und Friedrichsen ist peinlich auf cool getrimmt, Gorilla sieht lächerlich aus, Hubsi kam einfach zu spät, um sich in der Serie etablieren zu können - mit Uschi Glas habe ich allerdings gar kein Problem, diese Antipathie ist mir offen gestanden ein Rätsel. Am besten hat mir hier noch Herbert Fux gefallen, der ruhig noch öfters in Wallace-Filmen hätte mitspielen können.

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer

Verfasst: Fr 16. Sep 2011, 11:53
von Blap
Aus dem Filmtagebuch der ewigen Perversion:



Der Gorilla von Soho (Deutschland 1968, Originaltitel: Der Gorilla von Soho)

Eine aus der Themse gezogene Leiche führt eine kleine Puppe mit sich. Sehr merkwürdig, denn es handelt sich um einen älteren Herrn. Auf der Puppe sind fremdartige Schriftzeichen zu erkennen, man zieht die Expertin Susan McPherson (Uschi Glas) hinzu. Diese kann einige der durch die Themse verwaschenen Worte tatsächlich lesen, doch trotzdem tappt Scotland Yard zunächst im Dunkeln. Da man darüber Bescheid weiss, dass der aufgefundene Tote sehr wohlhabend war, sucht der Kriminalbeamte den Erbberechtigten auf, in diesem Fall eine Wohltätigkeitsorganisation. Dort stösst Perkins nicht nur auf den Leiter Henry Parker (Albert Lieven). Er wird auch Zeuge, wie ein unter dem Namen Sugar (Herbert Fux) bekannter Kleinganove, offensichtlich eine feindselige Auseinandersetzung mit Parker ausfechtet. Inspektor Perkins (Horst Tappert) glaubt die Handschrift der vor Jahren aktiven "Gorillabande" zu erkennen. Er heftet sich an die Fersen des Widerlings Sugar, dessen Spur führt ihn wenig überraschend ins Rotlichtmilieu. Die Ermittlungen bringen Perkins und seinen Mitarbeiter Sergeant Jim Pepper (Uwe Friedrichsen) auch in Heim für junge Mädchen, welches von spröden Nonnen mit strenger Hand geführt wird. Es kommt zu weiteren Todesfällen, immer ist ein unheimlicher Gorilla im Spiel, kann Perkins das Rätsel lösen...???

Weiter geht es mit dem Genuss der prächtigen Edgar Wallace Verfilmungen. "Der Gorilla von Soho" ist bereits der 27. Wallace Film aus dem Hause Rialto. Es handelt sich um ein Remake des hauseigenen "Die toten Augen von London", der 1961 als 5. Rialto-Wallace in die Kinos kam. Wie schon beim Original, führte Alfred Vohrer auch bei der Neuauflage Regie ("Die toten Augen von London" war das Debüt Vohrers in der Reihe). Für die musikalische Untermalung des Remakes sorgt einmal mehr der bewährte Peter Thomas, die Kamera bediente erneut Karl Löb. War das Original einer düstersten Beiträge der Serie, atmet der Neuaufguss durch und durch den Zeitgeist der zweiten Hälfte der sechziger Jahre. Statt des unheimlichen und wirklich erschreckenden Ady Berber, poltert nun ein Stuntman im Gorillakostüm durch die Kulissen. Die "Wohltätigkeitsorganisation" trägt den hippiesken Namen "Love and Peace for People". Selbstverständlich mangelt nicht an diversen Schlüpfrigkeiten, die Baraufenthalte des Inspektors nutzt Vohrer für ein ausgiebiges Schaulaufen weiblicher Reize. Möpse und Ärsche *pardon* regieren, dezent angedeutet kommt sogar der Schambereich einer jungen Dame ins Spiel. Als Schlussgag bekommen wir eine Uhr die sich auf die Position "Ende" einstellt zu sehen. Ein besonders dicker Zeiger kommt in phallischer Form daher und zittert orgasmisch herum. Herr Vohrer, Herr Vohrer, Sie sind ein Ferkel, deshalb schätze ich ihre Arbeiten auch so sehr! Waren schon in den Filmen vor dem Gorilla, hin und wieder die Beatles einen Spruch wert, hat man nun gleich den zweiten Ermittler "Sergeant Pepper" genannt.

Die Hauptrolle hat Horst Tappert übernommen, der bereits in "Der Hund von Blackwood Castle" als Gauner mitwirkte. Mir gefällt sein Auftritt ausserordentlich gut, der Mann hat einfach Profil. Besagter Sergeant Pepper wird von Uwe Friedrichsen als eine Art "Eddi Arent Erbe" gespielt, reichlich bescheuert, aber doch auf groteskte Art durchaus liebenswert. Uschi Glas ist sicher nicht nur für Wallace Fans ein Reizthema. Sie war bereits in "Der Mönch mit der Peitsche" über eine kleine Nebenrolle hinausgekommen, doch musste man ihr nun tatsächlich die weibliche Hauptrolle zuschustern? Von meiner Seite aus kann Entwarnung gegeben werden. Sicher gehört Frau Glas nicht zu den talentiertesten (oder gar attraktivsten) Darstellerinnen der Reihe. Doch die Rolle der naiven und hilflosen Maid, die Herrn Peppers Herz tanzen lässt, passt letztlich doch recht gut zu ihr. Hubert von Meyerinck taumelt als wirrer Scotland Yard Chef umher, auf den die Bezeichnung "Lustgreis" wie der berühmte Deckel auf den Topf passt. Mit seiner Sekretärin Mabel, die erneut von Ilse Pagé gespielt wird, verbindet ihn eine Art Hassliebe. Mabel trauert offenbar noch immer ihrem geliebten Charmebolzen Sir John nach, wer kann es ihr verübeln, ich vermisse ihn auch. Albert Lieven gibt sich gewohnt kühl und undurchsichtig. Herbert Fux ist eine echte Bereicherung, mit diesem widerwärtigen Gesicht -das nur eine blinde Mutter lieben kann- ist er die Idealbesetzung des schmierigen Ganoven, herrlich! Kurz erwähnt sei noch Hilde Sessak, die auch diesmal eine fiese, hartherzige Rolle spielen muss, erneut würde sie in jedem "Women in Prison" und/oder Foltercamp Reisser eine gute Figur abgeben.

Wie so oft bei den späteren Filme der Reihe, tritt der eigentliche Kriminalfall ein wenig in den Hintergrund. Mehr oder weniger schrille und schräge Vögel spielen sich gegenseitig die Vorlagen zu. Trug der Killer in "Im Banne des Unheimlichen" eine irre Maske, so ist der Mörder hier gleich in ein komplett durchgedrehtes Kostüm gekleidet. Dass er unter seiner Maske noch...Halt!...ich will nicht zu viel verraten. In dieses bunte Treiben streut Vohrer eine Prise Sex, welche allerdings durch die biedere Besetzung der weiblichen Hauptrolle eingedämmt wird. Wenn ich mir Sophie Hardy oder Ewa Strömberg in diesem Part vorstelle, welch eine Wonne... Doch genug der Träumereien, kommen wir zu den Fakten! Wie üblich gibt es den Film als Einzel-DVD oder Teil eines Boxsets. Die "Edgar Wallace Edition 7" enthält neben "Der Gorilla von Soho" folgende Titel:

- Der Mönch mit der Peitsche
- Der Hund von Blackwood Castle
- Im Banne des Unheimlichen

Wie üblich sollte man der Box den Vorzug erteilen. Die siebte Box erweist sich als starke Zusammenstellung, "Der Hund von Blackwood Castle" bietet gute Unterhaltung, "Der Mönch mit der Peitsche" und "Im Banne des Unheimlichen" gehen als "gut bis sehr gut" durch. Der Unheimliche ist mein Liebling aus dieser Box, ganz knapp platziert er sich vor dem Mönch. Nun steht bald die Sichtung der achten und letzten Box an, die insgesamt sogar fünf (statt der üblichen vier) Filme enthält. Zuvor werde ich mir aber noch den "Nicht Rialto Wallace" mit dem Titel "Das Rätsel des silbernen Dreieck" (1966) anschauen.

"Der Gorilla von Soho" läuft mit guten 7/10 über die Ziellinie!

Lieblingszitat:

"Dieses Wesen macht mich noch wahnsinnig!"

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 01:25
von Prisma

● DER GORILLA VON SOHO (1968)
mit Horst Tappert, Uschi Glas, Uwe Friedrichsen, Inge Langen, Hilde Sessak, Hubert von Meyerinck,
Herbert Fux, Beate Hasenau, Ilse Pagé, Ralf Schermuly, Maria Litto, Claus Holm und Albert Lieven
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer



»Sie sind kein Mensch. Sie sind ein Tier!«
Der australische Multi-Millionär Richard Ellis wird tot aus der Themse geborgen. Bei ihm findet man eine kleine Puppe, auf der eine unbekannte Schrift zu sehen ist. Da es sich bereits um den dritten ertrunkenen Millionär aus Übersee handelt, glaubt Inspektor Perkins (Horst Tappert) nicht mehr an einen Zufall. Um die rätselhafte Inschrift zu entziffern, bekommt er Susan MacPherson (Uschi Glas), eine Expertin für afrikanische Sprachen zur Seite gestellt, die für Gewissheit sorgt. Die Schrift besagt, dass es sich um Mord handelt und führt außerdem zu den Tätern, denn offenbar ist wieder die berüchtigte Gorillabande am Werk. Perkins' Assistent Sergeant Pepper (Uwe Friedrichsen) findet bei seinen Ermittlungen heraus, dass der ermordete Millionär sein gesamtes Vermögen einer gemeinnützigen Organisation vermacht hat, deren Chef Henry Parker (Albert Lieven) man direkt einen Besuch abstattet. Bereits dort ergeben sich weitere Zusammenhänge, doch bevor man diese auswerten kann, schlägt der Gorilla erneut zu...

Innerhalb der Edgar-Wallace-Reihe gibt es sicherlich nicht viele Filme, die das Prädikat berüchtigt in Anspruch nehmen können. "Der Gorilla von Soho" ist ein solch seltenes Exemplar und es handelt sich ab 1967 um Alfred Vorhers fünften Wallace in Folge und man kann schon sagen, dass sich eine gewisse Vertrautheit bei der Inszenierung finden lässt. Die Verspieltheit dieser Filme trägt daher nicht nur eine deutliche Handschrift, sondern offeriert auch eine verdächtige Methodik, die man schätzen kann, allerdings genauso kritisch begutachten darf. Sinnvoll bei dieser bereits 27. Verfilmung der Rialto Film ist, ihn vielleicht unabhängig und nicht als Remake von dem 1961 entstandenen Klassiker "Die toten Augen von London" zu betrachten, da er sonst von vorne herein durchfallen muss. Da die Geschichte in großen Teilen kurzerhand kopiert wurde und man sogar komplette Textpassagen einfach übernommen hatte, ist der Wiedererkennungswert einfach zu hoch, und das im negativen Sinne. Vorhersehbarkeit windet sich durch den Film und es fällt zugegebenermaßen recht schwer, keine Vergleiche anzustellen.

Die Geschichte, die 1961 ausgesprochen gut beim Publikum ankam, wird also plötzlich als herkömmlich und uninteressant empfunden, weil die Bearbeitung zu überladen wirkt, die Titelfigur einem Fiasko gleich kommt und die inhaltliche Anreicherung mit Zeitgeist einfach zu hoch konzentriert wirkt. So ist die immer wieder auftauchende Einschätzung als Tiefpunkt der Rialto-Reihe sicherlich berechtigt, denn leider ist der Versuch, eine komplett neuen Richtung einzuschlagen misslungen, weil er hier einfach zu gezwungen wirkt. Nimmt man den Verlauf und die Darstellungen unter die Lupe, tauchen reihenweise Inhalte auf, die einer Persiflage oder beinahe Karikaturen ähneln, was auf dem Rücken eines eigentlich ernsthaft angelegten Kriminalfalles ausgetragen wird. So wurde der Film leider ein Musterbeispiel dafür, dass sich gut gemeinte Kehrtwendungen nicht rechnen und wie ein Bumerang zurück kommen können. Um es daher auf den Punkt zu bringen: die Geschichte ist verworren und nicht greifbar und die Inszenierung wirkt beinahe manisch verspielt. Trotz des insgesamt misslungenen Produktes, erzielte "Der Gorilla von Soho" ein zufriedenstellendes, ja eher schon beachtliches Ergebnis in Form eines soliden Zuspruchs der Kinogänger.

Nicht nur das Diktat der Regie wirkt unterm Strich erdrückend, sondern auch die teils zur Schau gestellten Darbietungen beugen sich diesem Konzept bereitwillig. Horst Tappert als Inspektor Perkins gibt der tragenden Ermittler-Figur eine bis dahin ungewohnt störrische, aber ebenso frische Note und sorgt mit seiner überaus resoluten Art für deutliche Akzente. Zwar konnte er diesen Charakter im Nachfolger-Film "Der Mann mit dem Glasauge" noch sichtlich verfeinern, aber für den Zuschauer stellt dies eine willkommene Abwechslung dar. So augenscheinlich gut seine Leistung allerdings auch sein mag, der Kampf gegen die platte Szenerie wirkt im Endeffekt wie eine Art Sisyphos-Arbeit. Uwe Friedrichsen als Tapperts Partner Sergeant Pepper sorgt für die humorgetränkten Einlagen im Film, die allerdings aufgrund der Über-Dosierung oftmals eher auf die Nerven gehen, als dass sie ins Schwarze treffen. Die Integration eines solchen Duos ist innerhalb der Serie zwar keine neue Erfindung gewesen, aber die komplett neue Würzmischung weiß unterm Strich zu überzeugen. Natürlich wurde Friedrichsen nicht nur für diese Paraden gebraucht, sondern vor allem zu einem Zweck: jemand musste die Aufgabe übernehmen, um Uschi Glas herumzuscharwenzeln, die hier bereits in ihrem dritten Wallace-Auftritt zu dulden ist.

Die junge Dame sollte glücklicherweise noch in die Reihe hinein wachsen, doch hier bekommt man noch Grauenhaftes geboten, was nichts mit dem Film, den Umständen oder dem Vergleich mit Karin Baals Interpretation von 1961 zu tun hat, sondern einfach auf ihr vollkommen hölzernes und unflexibles Schauspiel zurückzuführen ist. Gerade im Bereich der darzustellenden Emotionen versagt Uschi Glas auf ganzer Linie und sie macht es einem nicht gerade leicht, die Sympathieträgerin als solche zu akzeptieren. Einen weiteren Schuss in den Ofen stellt Hubert von Meyerincks Auslegung der Rolle des Yard-Chefs dar. Er präsentiert und kolportiert den schlüpfrigen Charakter des Films wo er nur kann, so dass seine Figur nicht nur vollkommen aufdringlich wirkt, sondern nach kurzer Zeit auch überaus nervenaufreibend wird. So ist "Der Gorilla von Soho" einer der wenigen Filme geworden, in dem unglücklicherweise gerade die Hauptrollen dafür verantwortlich sind, das Konzept zügellos zu bedienen, um es gleichzeitig zu unterwandern.

Die Riege der Gastrollen ist wie üblich wieder spektakulär besetzt und man sieht sowohl bekannte, als auch neue Gesichter, was hier allerdings nicht gleich bedeutend ist mit spürbar frischem Wind. Fast alle Darsteller wirken hoffnungslos angekettet an ein ungünstig aufbereitetes Drehbuch, so dass selbst bekannte Wallace-Veteranen nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In diesem Zusammenhang ist Albert Lieven zu erwähnen, der seine übliche Überzeugungskraft vermissen lässt, und der wie fast alle Personen etwas eigenartig Karikatives transportiert. Lieven zeichnete sich immer durch seinen weltmännische Art aus, die nun zwar nicht vollkommen fehlt, aber beim herunter spulen der ausgeliehenen Dialoge kommt keine besondere Souveränität herüber. Es fehlen die gewohnt großen Momente mit diesem exzellenten Darsteller und schließlich entsteht der Eindruck, dass sein Potential ungenutzt im Londoner Nebel untergeht. Auch die sonst so großartig aufspielende Inge Langen liefert lediglich eine Art unbequeme Persiflage ab und beide Schauspieler zeigen nicht gerade viel von ihrer gewohnten Überlegenheit und Flexibilität. Sicherlich entstehen hier und da ein paar sehr nachhaltig interpretierte Momente, doch das wechselhafte Niveau windet sich nahezu in allen Qualitätsbereichen durch diesen Film.

Herbert Fux und Beate Hasenau zeichnen leider uninteressante, da viel zu aufdringlich wirkende Charaktere und erfreuen daher nur aufgrund ihrer relativ kurzen Auftrittsdauer. Selbiges gilt übrigens für Ralf Schermuly, der abstoßend in gleich doppelter Potenz wirkt. Es ist geradezu fatal, dass diese Dreier-Konstellation als Kontrastprogramm zur Gorillabande nicht funktioniert und die Szenerie wirkt nur noch mehr gestreckt, als sie das ohnehin schon ist. Um beim Thema Kontrasten zu bleiben, die frechen und attraktiven Damen wie beispielsweise Ilse Pagé, Ingrid Back oder Heidrun Hankammer funktionieren als Pendants zu Uschi Glas sehr gut. Eine der eindrucksvollen Leistungen zeigt erneut Hilde Sassak in einer Art Wallace-Abonnement als unerbittliche und kaltherzige Aufseherin. Ihr möchte man definitiv nicht in die Hände fallen und über ihre Person hätte man ruhig etwas mehr Grausamkeit mit einbauen können, die das Szenario vielleicht besser in der Waage gehalten hätte. Insgesamt vermittelt die hochklassige Riege jedoch wesentlich mehr Ziellosigkeit als Überzeugungskraft.

Trotz aller himmelschreienden Ungereimtheiten bekommt man bei "Der Gorilla von Soho" natürlich auch positive Ansätze zu sehen. So mündet die mühsam konstruierte Geschichte in ein recht annehmbares Finale, in dem späte, kleinere Ausrufezeichen gesetzt werden können. Musikalisch begleitet Peter Thomas den Film mit sehr angemessenen Klängen, wobei auch hier Fragmente aus "Zimmer 13" wieder verwendet wurden, was den Eindruck von einem, mit Plagiaten angereicherten Schnellschuss generiert. Fans der Produktion bescheinigen dem Film beispielsweise seinen Unterhaltungswert nicht zuletzt wegen einer angeblich selbstironischen Note, wobei es tatsächlich die Frage ist, ob zuerst die Henne oder das Ei vorhanden war. Im Endeffekt scheint es so, als seien Alfred Vohrer keine neuen Ideen mehr in den Sinn gekommen, also bediente man sich völlig abstruser Komponenten. Ein Gorilla-Kostüm könnte bestenfalls für Angst und Schrecken beim Zuschauer sorgen, doch dafür sind Inszenierung und Rahmenbedingungen zu vermessen gestaltet worden.

Verbrecher, die in der Regel ja unerkannt operieren wollen, würden die Gegend sicherlich nicht mit einer derartigen Maskerade unsicher machen, aber eigentlich waren diese Ansätze insbesondere unter Vohrer ja Usus. Überhaupt fällt es daher schwer, diesen Fall ernst zu nehmen und die Mixtur aus unterschiedlichsten Komponenten transportiert lediglich Unentschlossenheit. Leider wirkt der komplette Kriminalfall nach kürzester Zeit absolut untergeordnet und verkommt zur Belanglosigkeit. "Der Gorilla von Soho" genießt zurecht den Status, eines der Schlusslichter der Reihe zu sein. Alfred Vohrers impulsive Regie und die größtenteils unbrauchbaren Ideen unterwandern diesen Film mit einem unfehlbaren System, so dass es tatsächlich schwer fällt, die guten Ansätze zu sehen und herauszufiltern. Glücklicherweise gab es für den nachfolgenden und letzten Vohrer-Film der Reihe nochmal eine spürbare Kehrtwendung und noch besser erscheint es rückblickend, dass die Wallace-Ära des Regisseurs damit beendet war. Insgesamt gesehen ein schwacher und unglaubwürdiger Aufguss, der allerdings dennoch Prädikats-Ansprüche für sich erheben darf: es bleibt ein echter Edgar Wallace.

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer (1968)

Verfasst: So 17. Aug 2014, 20:14
von Salvatore Baccaro
Ah! Da ist das Äffchen! Vielen Dank! :thup:

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer (1968)

Verfasst: So 17. Aug 2014, 20:58
von Prisma
Keine Ursache! Sag mal, magst du den Film etwa gerne? ;)

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer (1968)

Verfasst: So 17. Aug 2014, 22:15
von Salvatore Baccaro
Prisma hat geschrieben:Keine Ursache! Sag mal, magst du den Film etwa gerne? ;)
Ich mag Filme, in denen Menschen in lausigen Affenkostümen auftreten, insofern mag ich auch diesen, ja! :D Allerdings habe ich ihn wohl schon fast ein Jahrzehnt, höchstwahrscheinlich bei meiner letzten Wallace-Gesamtsichtung, nicht mehr gesehen und erinnere mich, neben dem einen oder anderen Schemen, vor allem andern noch daran, dass ich damals einfach nicht in den Kopf bekommen wollte, weswegen der Mörder denn nun unbedingt als Gorilla vermummt sein muss... (wie Du ja auch in Deiner Kritik deutlich herausgestellt hast)... das war so fernab meines Alltags damals wie nur möglich... heute würde das vielleicht schon ein bisschen anders aussehen, denke ich... Na ja, es wird wohl einfach Zeit, endlich einmal ernsthaft die DVD zu suchen...

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer (1968)

Verfasst: So 17. Aug 2014, 22:31
von Prisma
"Der Gorilla von Soho" war damals mein Komplettierungsfilm der Reihe und alleine deswegen war die Freude darüber schon recht groß. Naja, als Kind habe ich ohnehin keinen der Filme irgendwie kritisch gesehen und gerade die Vohrer-Märchen von 1967 und 1968 haben mich am meisten fasziniert. Zu dieser Zeit fand ich "Das Gesicht im Dunkeln" mit Abstand am misslungensten. Nur so viel zum Geschmack und wie er sich verändern kann. Heute schaue ich die Vohrer'sche Maskerade nicht mehr unbedingt gerne und deswegen auch nur noch selten, der "Gorilla" ist wohl der Film, den ich über die Jahre am wenigsten gesehen habe. Der wurde gestern übrigens noch bei SAT1 Gold ausgestrahlt. Ob es wohl eine Bomben-Quote gab? :lol:

Re: Der Gorilla von Soho - Alfred Vohrer (1968)

Verfasst: Fr 26. Mär 2021, 17:39
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich heute bei Leonine innerhalb der "Edgar Wallace Edition 10"-3-Blu-ray-Box:

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Enthält:
Das Verrätertor
Der Gorilla von Soho
Das Gesicht im Dunkeln

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=107694