22nd of May - Koen Mortier (2010)
Verfasst: Mi 28. Sep 2011, 09:49
Für
OT: 22 mei
Land: Belgien
Regie: Koen Mortier
Darsteller: Jan Hammenecker, Sam Louwyck, François Beukelaers, Wim Willaert
Der Film beginnt mit einem Durchschnittsmenschen in einem Brüsseler Wohnghetto. Wir sehen ihn beim Verrichten seiner morgendlichen Tätigkeit und auf dem Weg zur Arbeit. Er ist Sicherheitsbeamter in einer Shopping Mall. Sein Job ist es, vor der Eingangstür zu stehen, den Leuten Auskunft zu geben und unerwünschte Penner rauszuwerfen. Dann eine Explosion. Ein Selbstmordattentäter hat eine Bombe gezündet und den Eingangsbereich der Mall förmlich pulverisiert. Der Sicherheitsbeamte versucht noch einige Schwerverletzte zu retten, doch dann ergreift ihn Panik und er rennt davon. In einer menschenleeren Straße bricht er zusammen und wird plötzlich von einer Frau angesprochen, die zu den Opfern der Explosion gehört. Sie klagt ihn an, diese nicht verhindert zu haben und will von ihm wissen, warum sie und ihr Kind sterben mussten. Der Sicherheitsbeamte irrt durch die nun völlig ausgestorbene Stadt und trifft immer wieder auf die Opfer der Explosion, die Vorwürfe erheben, sich für ihr Leben rechtfertigen und ihm ihre Version der Dinge mitteilen. Schließlich macht er sich auf, um den Attentäter im Nachhinein doch noch von seinem Plan abzubringen und die Geschichte zu ändern.
Ich muss sagen, der Auftakt des Filmes ist einer der erschütterndsten und intensivsten Momente, die ich in den letzten Jahren im Kino erlebt habe. Da sie mich völlig unvorbereitet (siehe oben) traf, hat mich die Explosion wirklich geschockt. Das Chaos und die verzweifelten Schreie der Opfer sind durch ein grandiosen Sounddesign und die Bildgestaltung dermaßen bedrückend und intensiv, dass ich den Protagonisten sehr gut verstehen kann. Diese Sequenz ist physisch und psychisch so schmerzvoll, dass man auch flüchten möchte. Danach begibt sich der Film in ruhigere Gewässer. Ich gebe zu, dass ich diese ganzen “Zwischenwelt”-Geschichten nicht mehr sehen kann. Hier mache ich aber gerne eine Ausnahme, da der Film hier einen etwas anderen Dreh nimmt. Die Opfer werden vorgestellt, man erfährt warum sie in diesem Augenblick an diesem Ort waren. Man baut eine wirkliche Beziehung zu ihnen auf. Interessant auch der „Rashomon“-Kniff des Regisseurs, die Geschichten jeweils völlig subjektiv zu erzählen, so dass es auch immer wieder Widersprüche in den Erzählungen der Einzelnen gibt. Eine interessante Art zu zeigen, dass jedes Leben eine eigene Welt darstellt, die durch den Tod vernichtet wird. Umso erschütternder das Finale, welches todtraurig, aber gleichzeitig trotz seiner Brutalität unglaublich ästhetisch ist. Ein optischer und akustischer Rausch, welcher einen die Tränen in die Augen schießen lässt und gleichzeitig die Faust in den Magen rammt. Der Anfang und der Schluss des Filmes bildet eine mächtige Klammer, die zu dem Beeindrucktesten gehört, was das Kino in den letzten Jahren zu bieten hatte. Die Geschichte dazwischen weiß auch zu gefallen, lediglich bei der Zeichnung des Attentäters muss man einige Abstriche machen. Diese wirkt nicht so zwingend, wie die der Opfer. Auch können gewissen Längen im Mittelteil nicht verleugnet werden. Insgesamt aber ein lohnendes, intensives Werk.
OT: 22 mei
Land: Belgien
Regie: Koen Mortier
Darsteller: Jan Hammenecker, Sam Louwyck, François Beukelaers, Wim Willaert
Der Film beginnt mit einem Durchschnittsmenschen in einem Brüsseler Wohnghetto. Wir sehen ihn beim Verrichten seiner morgendlichen Tätigkeit und auf dem Weg zur Arbeit. Er ist Sicherheitsbeamter in einer Shopping Mall. Sein Job ist es, vor der Eingangstür zu stehen, den Leuten Auskunft zu geben und unerwünschte Penner rauszuwerfen. Dann eine Explosion. Ein Selbstmordattentäter hat eine Bombe gezündet und den Eingangsbereich der Mall förmlich pulverisiert. Der Sicherheitsbeamte versucht noch einige Schwerverletzte zu retten, doch dann ergreift ihn Panik und er rennt davon. In einer menschenleeren Straße bricht er zusammen und wird plötzlich von einer Frau angesprochen, die zu den Opfern der Explosion gehört. Sie klagt ihn an, diese nicht verhindert zu haben und will von ihm wissen, warum sie und ihr Kind sterben mussten. Der Sicherheitsbeamte irrt durch die nun völlig ausgestorbene Stadt und trifft immer wieder auf die Opfer der Explosion, die Vorwürfe erheben, sich für ihr Leben rechtfertigen und ihm ihre Version der Dinge mitteilen. Schließlich macht er sich auf, um den Attentäter im Nachhinein doch noch von seinem Plan abzubringen und die Geschichte zu ändern.
Ich muss sagen, der Auftakt des Filmes ist einer der erschütterndsten und intensivsten Momente, die ich in den letzten Jahren im Kino erlebt habe. Da sie mich völlig unvorbereitet (siehe oben) traf, hat mich die Explosion wirklich geschockt. Das Chaos und die verzweifelten Schreie der Opfer sind durch ein grandiosen Sounddesign und die Bildgestaltung dermaßen bedrückend und intensiv, dass ich den Protagonisten sehr gut verstehen kann. Diese Sequenz ist physisch und psychisch so schmerzvoll, dass man auch flüchten möchte. Danach begibt sich der Film in ruhigere Gewässer. Ich gebe zu, dass ich diese ganzen “Zwischenwelt”-Geschichten nicht mehr sehen kann. Hier mache ich aber gerne eine Ausnahme, da der Film hier einen etwas anderen Dreh nimmt. Die Opfer werden vorgestellt, man erfährt warum sie in diesem Augenblick an diesem Ort waren. Man baut eine wirkliche Beziehung zu ihnen auf. Interessant auch der „Rashomon“-Kniff des Regisseurs, die Geschichten jeweils völlig subjektiv zu erzählen, so dass es auch immer wieder Widersprüche in den Erzählungen der Einzelnen gibt. Eine interessante Art zu zeigen, dass jedes Leben eine eigene Welt darstellt, die durch den Tod vernichtet wird. Umso erschütternder das Finale, welches todtraurig, aber gleichzeitig trotz seiner Brutalität unglaublich ästhetisch ist. Ein optischer und akustischer Rausch, welcher einen die Tränen in die Augen schießen lässt und gleichzeitig die Faust in den Magen rammt. Der Anfang und der Schluss des Filmes bildet eine mächtige Klammer, die zu dem Beeindrucktesten gehört, was das Kino in den letzten Jahren zu bieten hatte. Die Geschichte dazwischen weiß auch zu gefallen, lediglich bei der Zeichnung des Attentäters muss man einige Abstriche machen. Diese wirkt nicht so zwingend, wie die der Opfer. Auch können gewissen Längen im Mittelteil nicht verleugnet werden. Insgesamt aber ein lohnendes, intensives Werk.