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Darsteller: Jonathan Tucker, Jena Malone, Laura Ramsey, Shawn Ashmore, Joe Anderson, Sergio Calderón, Jesse Ramirez, Balder Moreno, Dimitri Baveas, Patricio Almeida Rodriguez, Mario Jurado, Luis Antonio Ramos u. A.
Während ihres Urlaubs in Cancún, Mexiko treffen die vier amerikanischen Freunde Amy (Jena Malone), ihr Freund Jeff (Jonathan Tucker), Eric (Shawn Ashmore) und dessen Freundin Stacy (Laura Ramsey) auf den Deutschen Mathias (Joe Anderson). Zwischen Flirts, Strand und Alkohol erzählt er ihnen, dass sein Bruder Heinrich vor einigen Tagen zu einer alten Ausgrabungsstätte in den tiefsten Urwald aufgebrochen ist, um dort zu helfen. Er hinterließ nur eine Karte, damit Mathias nachkommen kann. Die zwei Pärchen entschließen sich, ihn dorthin zu begleiten, da er seitdem nichts mehr von Heinrich gehört hat. Außerdem können sie noch den Griechen Dimitri (Dimitri Baveas), der kaum ein Wort Englisch spricht, für die Reise begeistern. Nach einer kurzen Autofahrt und einer anschließenden Wanderung finden sie im Dschungel den Pfad zu der Ausgrabungsstätte, wie er auf der Karte beschrieben wurde und an dessen Ende sie auf eine Lichtung treten: vor ihnen befindet sich ein mit einer unbekannten Ranke bewachsener, uralter Tempel. Als sie den ersten Schritt hinaufsteigen, ist es zu spät um umzukehren, denn ankommende Mayas umzingeln hinter ihnen die Ruine und versperren den Rückweg. Sie wissen nicht, wieso die Mayas sich so verhalten, und gehen notgedrungen weiter - weiter in den schlimmsten Albtraum ihres Lebens...
Regisseur Carter Smith‘ Horrorfilm „Ruinen“ aus dem Jahre 2008 entstand in australisch-US-amerikanischer Koproduktion und vereint Elemente des Backwood- bzw. Exotik-Horrors mit dem Psychoterror der Isolation und dem nicht sonderlich häufig anzutreffenden, ähm… „Botanik-Horror“. Romanvorlage („Dickicht“) und Drehbuch stammen von Scott Smith.
Eine bunt zusammengewürfelte, aus jungen Menschen unterschiedlicher Nationalität bestehende Touristentruppe beschließt, zu einem uralten, mexikanischen Maya-Tempel aufzubrechen, um dort den archäologisch Interessierten Heinrich zu treffen, der der Bruder von Matthias ist, den Amy, Jeff, Eric und Stacy am Strand kennengelernt haben. Doch statt auf den deutschen Heinrich (was für ein Name…) trifft man auf feindlich gesinnte Nachkommen der Ureinwohner, die anscheinend der Meinung sind, dass man dem Tempel viel zu nahe gekommen sei, den griechischen Begleiter ohne lange zu fackeln erschießen und den übrigen Kulturreisenden unmissverständlich klarmachen, nicht mehr entkommen zu können, Diese retten sich ohne die Beweggründe des „Empfangskomitees“ zu kennen auf das Dach des Tempels und machen dort Bekanntschaft mit der seltsamen Vegetation desselben, einer besonderen Sorte fleischfressender Papageienschlingpflanzen.
Was genau es mit dieser Pflanze auf sich hat, wird, um es gleich vorweg zu nehmen, leider nicht geklärt. Stattdessen wird der Zuschauer Zeuge, wie sich unsere Freunde schwere Verletzungen zuziehen, nicht nur aufgrund eines viel zu geringen Nahrungsvorrats immer mehr verzweifeln und sich mit der Pflanze herumärgern. Das bietet Anlass für einige gelungene, kreative Ideen, blutige Ekelszenen wie z.B. eine heftige Beinamputation, ein paar Schocks, aber auch für die üblichen Kopfschüttelmomente durch fragwürdige Entscheidungen, psychologischen „Horror light“ aufgrund einer nur bedingt möglichen Identifikation mit den Opfern und ein paar strenggenommen überflüssige Streckelemente. Statt konsequent ans Eingemachte zu gehen, beschränkt sich „Ruinen“ darauf, das emotional eher auf Distanz gehaltene Publikum genretypisch zu unterhalten, was durchaus passabel gelingt.
Denn „Ruinen“ hat mit seiner sogar Geräusche imitierenden Pflanze (die aber nicht à la „Little Shop of Horrors“ zu singen beginnt) genug Originalität vorzuweisen, um auch genremüde Zuschauer bei der Stange zu halten und gefährdet die bemüht aufgebaute, sonnendurchflutete Exotik-Ästhetik und -Atmosphäre nicht unnötig durch komödiantische oder parodistische Einlagen. Und in auswegloser Situation schwer angeschlagen und blutend auf einem Tempel im Urwald zu liegen, der Tod durch die blutrünstige und parasitäre Botanik stets allgegenwärtig, ist einfach eine willkommene Abwechslung zu dunklen Katakomben, Kellern, Gruselhäusern oder Friedhöfen. Zum Nägelknabbern verführende Hochspannung wird zwar nicht unbedingt erzeugt, zäh oder langweilig wird’s aber auch nie und man ist schon interessiert am Ausgang und wer übrig bleiben wird – wenn überhaupt. Die jungen Schauspieler sind einerseits die typischen, attraktiven Twens, verfügen andererseits aber über genügend Erfahrung, um ihre Rollen professionell zu verkörpern und nicht zu nerven, sondern diesen etwas unterambitionierten Film gar ein wenig aufzuwerten.
Damit beschert „Ruinen“ kurzweiliges Horrorvergnügen, verschenkt aber zu viel Potential, um sein Publikum wirklich konsequent verstören zu können. Das wollte er aber vermutlich auch gar nicht und ist mir in seiner R-Rated-Fassung (die Unrated-Fassung habe ich mangels deutschsprachiger Veröffentlichung noch nicht gesehen) 6,5 bis 7 Punkte aus Sicht eines Genrefreunds wert. Alle anderen dürfen einen Punkt abziehen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
den mag ich vor allem wegen Jena Malone irgendwie total gern. Und endlich mal ein Film, bei dem wegen ständig vorherrschender Dunkelheit nicht nur die Hälfte sieht. Ich würde dem in der Unrated-Fassung sogar einen Punkt mehr geben!
Als erstes sollte ich erwähnen, das ich das dem Film zugrunde liegende Buch nicht kenne und ich glaube, das es so auch besser ist und man den Film objektiver betrachten kann. Hier ist ein wirklich sehr guter und auch innovativer Horror / Thriller entstanden, der dem Betrachter ein Szenario präsentiert, das endlich mal etwas Neues bietet als den sonst doch üblichen Einheitsbrei.
Endlich geht es einmal nicht um einen psychophatischen Serienmörder, hier hat man einmal einen nicht so handelsüblichen Teenie-Slasher, die bedrohung kommt von einer vollkommen anderen Seite und das ist meiner Meinung nach die grosse Stärke des Films. Regisseur Carter Smith ist es hier gelungen, eine sehr interessante Geschichte sehr interessant und faszinierend in Szene zu setzen, ohne dabei auf übertriebene Brutalität zurückzugreifen, obwohl auch hier einige wenige härtere Szenen vorhanden sind, die aber keineswegs überzogen oder unangebracht wirken.
Vor allem die besonders dichte und beklemmende Stimmung, die sich hier nach einem eher fröhlichen und unbeschwerten Filmbeginn entfaltet, ist ein absolutes Highlight. Man kann das aufkommende Unheil und den damit verbundenen Horror vor dem Bildschirm praktisch spüren und fühlt sich so doch teilweise ziemlich unwohl in seiner Haut. Der bis dahin eher unbeschwerte Urlaub der Protagonisten nimmt eine Wendung, mit der wohl keiner gerechnet hat.
Es baut sich innerhalb kürzester Zeit ein extrem straff gespannter Spannungsbogen auf, der dafür sorgt, das man als Betrachter die gesamte Zeit über förmlich unter Strom steht. Doch auch die wirklich guten Darsteller schaffen es, durch ihre guten Leistungen dafür zu sorgen, das man sich sehr gut in das gezeigte Szenario hineinversetzen kann. Sie schaffen es, den entstehenden Horror plastich und sehr ausdrucksstark zum Betrachter zu transportieren, so das dieser phasenweise das Gefühl vermittelt bekommt, ein Teil der Geschichte zu sein.
Wie der Film im Vergleich zum Buch ist, kann ich wie gesagt nicht beurteilen, aber als eigenständiges Werk gesehen ist "Ruinen" ein erstklassiger Horrorfilm, der auch mal etwas Neues bietet und dadurch sehr erfrischend wirkt. Freunde spannender Unterhaltung ist dieses Werk jedenfalls wärmstens zu empfehlen, denn hier ist Gänsehaut vorprogrammiert.
Wie gesagt, ganz guter Film, aber wenn ich daran denke, wie sehr sich das Grundgerüst der Geschichte dazu angeboten hätte, etwas in Richtung Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" zu gehen, nur eben nicht am Südpol im ewigen Eis, sondern im Dschungel unter gleißender Hitze, dann trauere ich schon ein wenig der vertanen Chance nach...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
RUINEN (THE RUINS, Australien, Deutschland, USA 2008, Regie: Carter Smith)
RUINEN beginnt nach altbekanntem Schema: Junge, hübsche Leute sind im Urlaub und wollen noch etwas mehr Abenteuer als Pool und Hotel. Darum fahren sie mit einem zufällig kennengelernten Deutschen, dessen Bruder zufällig eine Archäologin kennenlernte (oder gar selbst ein Archäologe war?) in den tiefsten Urwald um einen unentdeckten Maja-Tempel zu besuchen… bis hierhin also lahm und zahm, jedoch eskaliert die Situation vor Ort dann recht schnell! Und spätestens hier offenbart die nun spürbare Bedrohung ein recht hohes Faszinationspotenzial und der Konflikt innerhalb der Gruppe sorgt auch für ordentlich blutige Momente. Ja, RUINEN gefiel mir trotz allerhand Einheitsbrei und ewig gleichem Einstieg recht gut – das Setting ist exotisch und die Bedrohung recht abgedreht: 7/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Von "Ruins" war ich positiv überrascht. Die meisten Horrorfilmchen finde ich inzwischen ja eher ermüdend, aber dieser wartet mit einer erfrischenden Grundidee auf, sodass der geneigte Horrorfreund ein spannendes, wenn auch ein wenig vorhersehbares Kammerspiel zu sehen bekommt.
Ich habe mir die US-Unrated besorgt und diese Version ist ja mal wirklich fies. Ich habe ja schon einiges gesehen, aber da musste ich dann doch mal dezent schlucken.
In der US-Version für Genre-Fans ein absolutes Muss.
7,5/10
"You can´t love animals and eat them too."
"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford