Der Kuss der Bestie - Charles Band (1990)
Verfasst: Mo 17. Okt 2011, 22:58
Werwolf - Der Kuss der Bestie (USA 1990, Originaltitel: Meridian)
Full Moon im Schongang
Gina (Charlie Spradling) arbeitet in Italien, momentan restauriert die junge Künstlerin alte Gemälde. Catherine (Sherilyn Fenn) ist die Erbin eines mittelalterlichen Schlosses, gelegen in einer malerischen Ecke des Stiefellandes. Nach längerer Zeit sehen sich die Freundinnen endlich wieder, Gina folgt Catherines Einladung auf deren Anwesen. Als ein kleiner Wanderzirkus ganz in der Nähe eine Vorstellung gibt, überredet Gina die skeptische Catherine zum Besuch der Show. Da Gina von den Zirkusleuten begeistert ist, lässt sich die noch immer skeptische Catherine auf Drängen ihrer Freundin darauf ein, alle Mitglieder des Ensembles zu einem üppigen Mahl auf das Schloss zu bitten. Besonders der rätselhafte und charismatische Lawrence (Malcolm Jamieson) regt die Phantasie der Damen an, unbemerkt mischt man Catherine und Gina ein berauschendes Mittel in den Wein. Die Schlossherrin erlebt eine unfassbare Nacht, im Rauschzustand glaubt sie von einer haarigen Bestie geliebt zu werden. Am nächsten Morgen sind beide Frauen zerknirscht, der Zirkus scheint weitergezogen zu sein, Gina verlässt das Schloss und stürzt sich in ihre Arbeit. Catherine wird von erschreckenden Trugbildern gepeinigt, die vergangene Nacht wird nicht ihre letzte Begegnung mit Lawrence und dessen Begleitern gewesen sein. Welch fürchterliches Geheimnis umgibt den Magier und seine Truppe, welches Schicksal lauert auf Catherine...???
(Nicht nur) unter dem Full Moon Banner hat Charles Band zahlreiche Filme produziert und teilweise inszeniert, Band war bereits zuvor ein sehr umtriebiger Filmemacher. Full Moon bereicherte die bunte Welt der B-Movies um schöne Beiträge, als Beispiele möchte ich die Reihen "Puppet Master" und "Subspecies" anführen. "Der Kuss der Bestie" (der Zusatz "Werwolf" taucht erst seit der Veröffentlichung der DVD im Titel auf) zählt zu den ruhigeren Werken der Filmschmiede, präsentiert sich erstaunlich zahm, "überwiegend seriös" und krawallarm.
Band drehte in Italien, nutzt geschickt die reichlich vorhandene Ausstrahlung der alten Gemäuer, in denen sich der grösste Teil der Handlung abspielt. Die malerische Umgebung wird weniger konsequent eingebaut, in dieser Hinsicht wäre eine Prise mehr Fingerspitzengefühl angenehm. Trotzdem gelingt der Aufbau einer stimmigen Atmosphäre, die hauptsächlich durch die dunkle Romantik der tragischen Liebesgeschichte abgerundet wird, ein angehmer Schuss Erotik thront als schmackhaftes Sahnehäubchen auf dem Geschehen. Der Name Charles Band steht häufig für groben Unfug, Trash und diverse Kaputtheiten. Dieser Beiträg schwimmt ein wenig gegen den Strom, lediglich die nicht wirklich gelungene Aufmachung des Werwolfs sorgt für unfreiwillige(?) Grinser. Zugegeben, die Story ist reichlich abgenudelt, wurde schon unzählige Male ausgeschlachtet, einen Preis für Kreativität verdient das Drehbuch sicher nicht. Dennoch sind manche Klischees und Dauerwürste immer wieder für einen netten Filmabend gut, daher schaue ich gern über den Mangel an Innovation hinweg.
Sherilyn Fenn wurde durch den grossen Erfolg der TV-Serie "Twin Peaks" in den frühen neunziger Jahren zum Star, der Hype um das attraktive Nachwuchstalent löste sich jedoch schnell in Wohlgefallen auf. Seither taucht die hübsche Sherilyn immer wieder in Fernsehproduktionen auf. Aus der ganz grossen Karriere wurde nichts, doch immerhin versank Frau Fenn nicht im Meer der bedeutungslosen Eintagsfliegen. Die Rolle der Catherine passt wunderbar zu ihr, denn sie baut hauptsächlich auf ausdrucksstarke Augen und einen schönen Körper. In diesen Disziplinen zählt Sherilyn Fenn ganz eindeutig zur Oberklasse, nebenbei umgibt sie stets der reizvolle Hauch einer verführerischen Mixtur aus Naivität und Verdorbenheit. Charlie Spradling kann zwar nicht mit der Ausstrahlung Fenns mithalten, passt aber optisch noch besser in mein Beuteschema. Reduziere ich mich auf einen triebgesteuerten Lustgreis (wie bitte, mehr ist da sowieso nicht?), hängt mir die Zunge bei Frau Spradling noch ein Stück weiter aus dem geifernden Schlund. Beide Damen haben in den erotischen Szenen die Gelegenheit ihre Reize ansprechend zu präsentieren (leider nicht mit-/auf-/unter-/ineinander). Nur kurzzeitig gleiten die Erotikszenen in Klamauk ab, warum hat man den haarigen Unhold nicht stilsicherer ausgeführt? Malcolm Jamieson füllt seine Doppelrolle ohne Fehl und Tadel aus, Phil Fondacaro peitscht als zorniger Zwerg durch die Kulissen, der vielbeschäftigte Vernon Dobtcheff wird jedem Filmfreund bekannt sein, er ist als Kirchenmann zu sehen. Hilary Mason soll nicht unerwähnt bleiben, sie wirkt als gute Seele des Schlosses mit, dient Sherilyn Fenn/Catherine als zuverlässiger Rettungsanker.
Statt durchgeknalltem Trash gibt es wohlgeformte Rundungen auf die Augen, gerne hätte Band seine anziehenden Damen häufiger ausziehen dürfen! Die Momente der Nacktheit muten nie allzu offensiv an, der Streifen setzt ganz eindeutig auf Erotik, nicht auf Sex. Die Altersfreigabe (FSK 18) verwundert, denn Möpse sind vermutlich auch ab 16 unbedenklich, Gewalt und Mettgut finden nahezu nicht statt. Die DVD aus dem Hause Voulez Vous geht in Ordnung, Pixelzähler und Technokraten sollten allerdings die Finger von dieser Veröffentlichung lassen. Im Bonusbereich findet der Fan ein paar Trailer und andere Kleinigkeiten, das Wendecover zeigt auf der Rückseite das schönere Cover des alten Tapes, kommt ohne den dicken "FSK-Flatschen" aus (oben ist das neue Cover abgebildet). Wer von Charles Band und Full Moon nicht genug bekommen kann, darf sich diese Scheibe ohne Bedenken in die Sammlung stellen, der günstige Kaufpreis sollte die Entscheidung positiv beeinflussen.
Kein Knüller, aber schöne Frauen und knuffiger Grusel haben bei mir zu jeder Zeit Kredit!
6/10 (obere Mittelklasse)
Lieblingszitat:
"Ein perfekter Körper. Sanft und klassisch." (Das kann ich bestätigen! Hechel, sabber, stöhn...)