Tepepa - Giulio Petroni (1968)
Verfasst: Sa 29. Okt 2011, 14:29
Originaltitel: Tepepa
Alternativtitel: Durch die Hölle, Companeros; Der Eliminator
Land: Italien
Jahr: 1968
Regie: Giulio Petroli
Darsteller: Thomas Milian, John Steiner, Orson Welles,…
Handlung:
Der englische Arzt Dr. Henry Price (Steiner) hat noch eine Rechnung mit dem mexikanischen Revolutionsführer Tepepa (Milian) offen. Dumm nur, dass sich dieser in Gefangenschaft des skrupellosen Oberst Cascorro (Welles) befindet und bald hingerichtet werden soll. Price will Tepepa aber unbedingt selbst erledigen und rettet ihn vor dem Erschießungskommando. Vor Vollendigung der Rache stoßen beide allerdings auf Tepepas Leute, was Price an der geplanten Ermordung Tepepas hindert. Der Arzt muss sich nun entscheiden, ob er sich im Namen der Revolution Tepepa anschließt, oder ihn im Namen der Rache umbringt…
Kritik:
Corbucci, Tessari und eine endlose Reihe Spaßwestern-Regisseure haben die mexikanische Revolution als Hintergrund für Action und/oder Klamauk benutzt (nicht unbedingt negativ gemeint, seht euch „Mercenario“ an, der ist klasse). Petroni allerdings rückt mit seinem „Tepepa“, wie es schon Damiani mit seinem „Töte, Amigo“ machte, die Revolution selbst in den Vordergrund und konzentriert sich auf die Behandlung von wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen, ob eine blutige Revolte gerechtfertigt ist, wie weit sie gehen darf, usw.
Dabei fängt es gar nicht mal so ernst an. Der blasierte kühle Steiner, welcher auf den schmutzigen lebenslustigen Milian trifft sorgt für ein wenig Komik und anfangs erwartet man auch noch durchaus einen positiven Ausgang der ganzen Geschichte und viel Spaß mit lustigen Revolutionären.
Im Laufe der Handlung wird der ganze Ton allerdings wesentlich ernster. Wir bekommen in Form von Rückblenden ein paar Informationen darüber, wie Tepepa zu einem Revoluzer geworden ist. Dies zeigt uns genügend Gründe auf zu seinen Rebellen zu halten und rechtfertigt somit ihr Handeln.
Mal von Steiner abgesehen, auf den ich gleich zu sprechen kommen werden, spielt Orson Welles den großen Gegner Tepepas. Man merkt dem Guten leider das Alter deutlich an und er scheint den ganzen Film über weniger zu schauspielern und mehr einfach da zu sein und die vorgeschriebenen Sätze loszulassen. Dies passt aber ziemlich gut! Der stark übergewichtige Welles, der ständig faul irgendwo herumsitzt ist ein wunderbares Sinnbild für die dekadente Regierung Mexikos und ihre tyrannischen Heerführer.
So komisch es klingen mag, die Rolle John Steiners symbolisierte für mich eindeutig den Zuseher. Dr. Henry Price interessiert sich für seine eigenen Belangen, die Revolution selbst ist ihm vollkommen egal, so wie uns vermutlich Revolutionen, die in irgend einem anderen Teil der Erde stattfinden relativ egal sind. Dies steht im krassem Gegensatz zu Tepepas Intentionen. Price handelt so, wie es für ihn vorteilhaft ist, die Allgemeinheit ist ihm dabei recht egal, Tepepa handelt ausschließlich im Namen der Revolution. Alle Verbrechen die er begeht, alles was er tut, ist nicht ihm persönlich zuzuschreiben sondern der Sache für die er steht. Der Konflikt zwischen Price und Tepepa untersucht also durchaus die Rolle des einzelnen in einem wichtigen historischen Ereignis wie einer Revolution und ob es in so einer Zeit überhaupt Individualität geben darf. Als kleiner Bonus sorgt die Frage, ob sich Price auf die Seiten der Revolution schlägt und von seiner Rache gegen Tepepa absieht oder nicht, den ganzen Film hindurch für sehr viel Spannung und macht ihn, von dem hohen geistigen Fragen die aufgeworfen werden mal abgesehen, zu einem Sehvergnügen sondergleichen.
Meister Ennio Morricone hat die Musik zu verantworten. Sehr lobenswert ist das wunderschöne Hauptthema, welches meiner Meinung nach die zarte Schönheit Mexikos widerspiegeln soll und dies auch vortrefflich tut. Wer diese Musik hört, erkennt sofort, dass es sich bei Mexiko um ein Land handelt, um das es sich zu kämpfen lohnt, eine Aussage, die der Film sichtlich vertritt.
Fazit: Spannungsreicher Revolutionswestern mit Tiefgang, der wichtige Fragen aufwirft. 10/10