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The Veteran - Matthew Hope (2011)
Verfasst: Mo 31. Okt 2011, 07:36
von jogiwan
The Veteran
Originaltitel: The Veteran
Herstellungsland: Großbritannien / 2011
Regie: Matthew Hope
Darsteller: Toby Kebbell, Brian Cox, Tony Curran, Adi Bielski, Tom Brooke, u.a.
Story:
Als der ehemalige Elite-Soldat Bobby (Toby Kebbell) aus seinem mehrjährigen Einsatz in Afghanistan in seine Wohnung im Londoner East End zurückkehrt, fehlt dem ehemaligen Helden jegliche Perspektive und auch das soziale Umfeld, dass den traumatisierten Mann auffangen könnte. Als er von einem dubiosen Regierungsbeamten den Auftrag erhält, einen Mann zu überwachen, der im Verdacht steht, zu einer Terrorzelle zu gehören, verstrickt sich der Mann immer mehr in einem Netz aus Intrigen und Verschwörungen...
Re: The Veteran - Matthew Hope (2011)
Verfasst: Mo 31. Okt 2011, 07:44
von jogiwan
Guter und sehr düsterer Thriller aus England, der in seiner Machart und Locations irgendwie an "Harry Brown" erinnert und am Ende dann in Richtung "Taxi Driver" abgleitet. Der durchaus politische Film beginnt eher ruhig, wird zunehmend spannend und endet mit einem pessimistischen Finale, dass dann wohl auch nur die Europäer bringen können. Für das absolute Highlight ist die Geschichte zwar etwas zu abstrus und auch die Erzählweise ist mit einigen unaufgelösten Nebenhandlungssträngen nicht ganz geglückt - für eine kleine Empfehlung reicht es für das Werk des britischen Regisseurs Matthew Hope aber allemal: 6-7/10
Re: The Veteran - Matthew Hope (2011)
Verfasst: So 20. Nov 2011, 16:55
von horror1966
Wenn man sich die Inhaltsangabe des Filmes durchliest könnte man schnell zu der Annahme kommen, das es sich hier um einen 08/15 Actionfilm ohne größeren Nährwert handelt. Mit dieser Annahme würde man allerdings vollkommen daneben liegen, denn "The Veteran" präsentiert sich als eine erstklassige Kombination aus Politthriller- und erstklassiges Sozialdrama, das auch eine Menge Tiefgang beinhaltet. Ähnlich wie bei "Harry Brown" wird der Zuschauer gleich zu Beginn mit der tristen-und trostlosen Lebenssituation des Hauptdarstellers konfrontiert, wodurch sofort eine äusserst beklemmende Grundstimmung entsteht, die sich durch den gesamten Film zieht und sich wie eine bleierne Ummantelung auf die Schultern des Betrachters legt. Der aus dem Krieg zurückgekehrte Robert Miller muss feststellen, das seine Nachbarschaft sich grundlegend verändert hat und mittlerweile von einer kriminellen Gang beherrscht wird, die Angst und Schrecken verbreitet. Dieser Aspekt nimmt aber nur einen Teil der Geschichte ein, denn hauptsächlich dreht es sich um eine Verschwörung, in die Miller ungewollt hineingezogen wird, da er denkt seinem Land zu dienen.
Regisseur Matthew Hope hat es ganz erstklassig verstanden, die beiden Erzählstränge sehr harmonisch miteinander zu verbinden, der Erzählfluss der Geschehnisse ist jederzeit flüssig, obwohl das Tempo des Filmes nicht unbedingt hoch angesiedelt ist. Die bewust ruhige Erzählstruktur sorgt allerdings dafür, das die Ereignisse eine ungemein starke Intensität freisetzen können, die sich auch durchaus auf das Sehverhalten des Zuschauers überträgt. Es entfaltet sich nämlich recht schnell ein sehr gelungener Spannungsaufbau, der trotz zumeist fehlender Action-Passagen dafür Sorge trägt, das man seinen Blick unmöglich vom Geschehen abwenden kann. In jeder einzelnen Sequenz herrscht das Gefühl vor, das sich jeden Moment die aufgestaute Spannung entladen könnte, was allerdings erst zum Ende hin geschieht. Hope hat aber anscheinend vollkommen beabsichtigt auf übertriebene Action verzichtet, um den Hauptcharakter nicht als unbesiegbare Kampfmaschine darzustellen und dieser Aspekt kommt dem Gesamtwerk extrem zu Gute.
So erscheint nämlich Toby Kebbell in der Rolle des Veteranen unglaublich authentisch und glaubwürdig, er spielt einen Mann mit Stärken und Schwächen. Gerade durch seine besonnene Art verleiht er dem Ganzen einen glaubhaften Anstrich und sorgt so dafür, das man sich äusserst gut mit sämtlichen Abläufen identifizieren kann. Selbst als er zum Ende hin förmlich zum Handeln gezwungen wird, strahlt er immer noch eine gewisse Ruhe aus und geht die Sache nicht ohne Überlegung an. Im Finale dieser interessanten Story legt der Film dann auch mächtig an Tempo zu und besticht durch einige gelungene Actioneinlagen, die aber zu keiner Zeit übertrieben erscheinen. Hier liegt auch die meiner Meinung nach größte Stärke dieses Werkes, zu keiner Zeit verfällt das Szenario in blinden Aktionismus, das Hauptaugenmerk ist immer auf den Story-Plot an sich gelegt. Man lässt genügend Platz für eine ausführliche Millieu-Studie und legt den Focus auf politische Intrigen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Insbesondere die Freimütigkeit der Verantwortlichen, ganz offen über die Intrige zu sprechen, versetzt einen dabei schon fast in eine Art Schockzustand, hinterlässt aber durchaus den Eindruck, das es sich so auch in der Realität abspielen könnte.
Insgesamt gesehen hat Matthew Hope mit "The Veteran" einen weiteren brillanten Beitrag des britischen Kinos auf den Weg gebracht. Eine jederzeit interessante Geschichte, erstklassige Darsteller und viel Tiefgang machen diesen Film zu einem echten Erlebnis. Hinzu kommt ein ordentlicher Schuß an Tragik, die insbesondere zum Ende des Filmes in Erscheinung tritt und einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Zwei verschiedene Erzählstränge harmonieren hier perfekt miteinander und ergeben ein Gesamtbild das kaum besser ausfallen könnte. Desweiteren besticht das Szenario durch die exzellent agierende Darsteller-Riege, denn bis in die kleinsten Nebenrollen wurde das Werk nahezu perfekt besetzt, man merkt den Akteuren die Spielfreude richtiggehend an.
Fazit:
"The Veteran" ist sicherlich alles andere als ein Action-Spektakel, bietet aber jederzeit hochklassige-und spannende Unterhaltung. Vor allem die gelungene Mixtur aus trostloser Millieu-Studie-und intensivem Politthriller verleiht dem Film eine besondere Note und hebt ihn meiner Meinung nach sehr wohlwollend von anderen Genrevertretern ab. Trotz seiner eher ruhigen Erzählweise beinhaltet das Geschehen keinerlei langatmige Passagen und strahlt eine ungeheure Faszination aus, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Zudem trifft einen das düstere Ende wie ein Keulenschlag, so das ein sehr bitterer-und nachhaltiger Eindruck im Gedächtnis hängenbleibt.
9/10