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Good Neighbours - Jacob Tierney (2010)

Verfasst: Mo 14. Nov 2011, 16:38
von horror1966
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Good Neighbours - Fahrt zur Hölle, Nachbarn!
(Good Neighbours)
mit Jay Baruchel, Scott Speedman, Emily Hampshire, Anne-Marie Cadieux, Diane D'Aquila, Xavier Dolan, Clara Furey, Pat Kiely, Jacob Tierney, Gary Farmer, Sean Lu, Kevin Tierney
Regie: Jacob Tierney
Drehbuch: Jacob Tierney / Chrystine Brouillet
Kamera: Guy Dufaux
Musik: Keine Information
FSK 16
Kanada / 2010

Auf den ersten Blick sind Louise, Spencer und Victor ganz normale Nachbarn, die sich angefreundet haben. Man ratscht morgens im Flur, kommt abends mal auf einen Drink vorbei und isst gelegentlich zusammen. Aber ist Spencers breites Lächeln nicht zu strahlend und Louise' intensive Beziehung zu ihren Katzen nicht ziemlich ungewöhnlich? Und der neu eingezogene Victor ist doch übertrieben hilfsbereit und freundlich. Man beobachtet sich genauer, stolpert über Ungereimtheiten und kommt Geheimnissen auf die Spur. Das Misstrauen wächst. Eine Mord- und Vergewaltigungsserie in der Umgebung bringt das nachbarschaftliche Gleichgewicht schließlich vollends zum Kippen.


Mit dieser kanadischen Produktion hat Regisseur Jacob Tierney einen kleinen, aber sehr feinen Thriller inszeniert, in dem es vor Sarkasmus und feinem schwarzen Humor nur so wimmelt. Man sollte von Beginn an kein actiongeladenes Szenario erwarten, denn die Geschichte wartet vielmehr mit einer ruhigen-und bedächtigen Erzählstruktur auf, bei der die vielen Zwischentöne ganz eindeutig im Focus des Geschehens stehen. "Good Neighbours" wird sicherlich nicht jeden Geschmack treffen, denn die eigentlichen Stärken dieses Werkes werden von vielen Leuten sicherlich als Schwächen ausgelegt. So bekommt es der Zuschauer beispielsweise mit drei Hauptcharakteren zu tun, deren Charaktereigenschaften eher nebulös und fast schon geheimnisvolle skizziert werden. Einerseits fällt es dadurch nicht gerade leicht einen echten Bezug zu den Figuren herzustellen, doch auf der anderen Seite kommt dies der Grundstimmung des Filmes extrem zu Gute, da diese ganzzeitig einen sehr mysteriösen Anstrich erhält.

Zudem wird es der Fantasie des Betrachters überlassen die einzelnen Person richtig einzuschätzen und ihre teils merkwürdigen Verhaltensweisen zu deuten. Denn ganz offensichtlich erscheint das ständige breite Grinsen von Spencer wie eine Maske, die Zuneigung von Louise gegenüber ihren Katzen ist alles andere als normal und der viel zu hilfsbereite Victor wirkt auch nicht gerade ganz normal. Von den anderen skurrilen Nachbarn ganz zu schweigen, die im Laufe der Ereignisse auch noch ihre Fett abkriegen werden. Es handelt sich ganz generell um Nachbarn, mit denen man selbst nicht unbedingt in einem Haus leben möche, da diese Menschen wirklich jeden Feind ersetzen. Das merkt man insbesondere in der zweiten Filmhälfte, in der die Geschehnisse streckenweise schon groteske Formen annehmen. Hier kommt nun ganz besonders der humorige Teil des Szenarios zum Ausdruck und dieser wird mit der feinsten schwarzen Klinge geschwungen. Skurrile Situationskomik treibt einem schon phasenweise die Tränen in die Augen, kann man doch kaum glauben, welch aberwitzige Situationen einem präsentiert werden. Das dabei auch noch ein ordentlicher Schuß Sarkasmus zum Tragen kommt, wertet den schon guten Gesamteindruck noch einmal zusätzlich auf.

"Good Neighbours" entwickelt seine ganz eigene Faszination, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sofort zu erkennen ist. Doch bei genauerer Betrachtung des Werkes erkennt man etliche Stärken, die in erster Linie durch die glänzend agierenden Darsteller zum Ausdruck kommen. Weiterhin sind es die ständigen Andeutungen während der gesamten Story, die dem Ganzen eine ungeheure Faszination verleihen, der man sich einfach nicht verweigern kann. Das merkt man auch beim teilweise offenen Ende, das zwar zugegebenermaßen diverse Fragen offen lässt, andererseits aber auch die fantasie des Betrachters in Gang setzt, der nun seine ganz eigenen Vermutungen anstellen kann. Wenn man die Geschichte allerdings wirklich aufmerksam verfolgt und die diversen Andeutungen richtig auslegt, erscheint der Schluß gar nicht so offen, wie es im ersten Moment den Anschein erweckt.

Letztendlich ist "Good Neighbours" ein wirklich gelungenes Filmerlebnis, das in großen Teilen fast kammerspielartig aufgezogen ist. Der Film lebt in erster Linie von der erstklassigen Darstellerriege, hervorragenden Dialogen und einer Menge skurriler Situationskomik. Nebulös skizzierte Figuren und Andeutungen ohne Ende sorgen dabei für einen geheimnisvollen Anstrich, der dieses Werk deutlich von anderen Genrevertretern abhebt.


Fazit:


Auch wenn der Film eventuell nicht jeden Geschmack trifft, sollte man ihm dennoch eine Chance geben. Mich persönlich hat das Werk von Jacob Tierney absolut überzeugt, handelt es sich doch einmal um einen Thriller der etwas anderen Art. Wer gute Unterhaltung mit genügend Freiraum für eigene Interpretationen zu schätzen weiss, ist hier jedenfalls an der genau richtigen Adresse.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 95 Minuten
Extras: Originaltrailer, Trailershow

Re: Good Neighbours - Jacob Tierney

Verfasst: Do 26. Feb 2015, 19:22
von purgatorio
GOOD NEIGHBOURS – FARHT ZUR HÖLLE, NACHBARN! (GOOD NEIGHBOURS, Kanada 2010, Regie: Jacob Tierney)

In einem gutbürgerlichen Mietshaus in Notre-Dame-de-Grâce in Montreal sind die Katzenliebhaberin Louise (Emily Hampshire), der an einen Rollstuhl gebundene Spencer (Scott Speedman) und der neu zugezogene Victor (Jay Baruschel) nicht nur Nachbarn, sondern auch Freunde. Man spricht im Flur, nimmt gelegentlich einen Drink zusammen oder isst auch mal gemeinsam. Während sich auf den Straßen im Viertel ein brutaler Frauenmörder umhertreibt, machen es sich die drei Hausgenossen im trauten Heim gemütlich und beäugen misstrauisch ihre Nachbarschaft. Sie nehmen sich aber auch gegenseitig mehr und mehr ins Visier, denn Viktor, der neu in die Gruppe kam, hat ein Auge auf Louise geworfen und drängt sich zwischen sie und Spencer. Als die Morde plötzlich in unmittelbarer Nachbarschaft geschehen, eskaliert die Situation im Haus…

Netter kleiner Thriller für Zwischendurch, der zwar hinführend Probleme mit der Nachvollziehbarkeit diverser Handlungsmotivationen und ist im Grunde auch überaus vorhersehbar, ist aber trotzdem irgendwie nett gemacht und mühelos anguckbar. Ein Häppchen für Zwischendurch – quasi. 5/10