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Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 07:04
von jogiwan
Shutter Island
Originaltitel: Shutter Island
Herstellungsland: USA / 2010
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Emily Mortimer, Michelle Williams, u.a.
Story:
1954: US-Marshal Teddy Daniels (Leonardo Di Caprio) und sein neuer Kollege Chuck Aule (Mark Ruffalo) werden mit einem verzwickten Fall betraut. In einer Anstalt für geisteskranke Schwerverbrecher auf der Insel Shutter Island ist eine Frau spurlos aus ihrer Zelle verschwunden. Ein Zettel mit seltsamen Notizen ist der einzige Anhaltspunkt für die Beiden, den Fall zu lösen. Doch das unkooperative Verhalten der Anstaltsleitung um Dr. Cawley (Ben Kingsley) und einige mysteriöse Vorkommnisse regen in Teddy einen furchtbaren Verdacht... (quelle: ofdb.de)
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 07:09
von jogiwan
Ziemlich cooler, doppelbödiger und schick-inszenierter Film-Noir von Martin Scorsese, der vor allem durch seine ungewöhnliche Geschichte, den tollen Darstellern und sehr schönen Bildern überzeugt. Als alter Giallo-Hase weiß man zwar bald einmal, wie sich die Sache entwickelt und "Shutter Island" ist bei aller Liebe auch etwas zu lang geraten, aber dennoch ist der Streifen durchaus gelungen und sehenswert. Besonders beeindruckend fand ich das Ende, in dem
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Teddy sogar freiwillig die Lobotomie wählt, um der eigenen, quälenden Erinnerung zu entgehen...
8/10
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 09:55
von buxtebrawler
„Shutter Island“ aus dem Jahre 2010 ist eine weitere Kollaboration von Martin Scorsese als Regisseur und Leonardo DiCaprio als Hauptdarsteller. Dementsprechend brauche ich wohl nicht allzu viele Worte über die Qualitäten der Regiearbeit und des Schauspiels zu verlieren – beides ist auf erwartungsgemäß hohem Niveau anzusiedeln. Widme ich mich also gleich dem Drehbuch bzw. der erzählten, auf einem Roman basierenden Geschichte und versuche dabei mehr oder minder geschickt, nicht zuviel vorweg zu nehmen, handelt es sich doch um eine klassische „Mindfuck-Story“, deren Höhepunkt eine überraschende Wendung sein soll. Zunächst scheint es sich darum zu drehen, dass Teddy Daniels einem als psychiatrische Klinik getarnten Versuchslabor für Menschenexperimente auf der Spur ist – klassischer Stoff für einen actionreichen, düsteren Thriller. Doch nach einiger Zeit kommen weitere Ungereimtheiten hinzu, die einen etwas anderen Verlauf bereits erahnen lassen. Ist dann erst einmal die Katze aus dem Sack, beginnt das Hirn des Zuschauers zu rattern, wird es doch mit einer Situation konfrontiert, in der Realität und der Verlust selbiger infrage gestellt werden und die Grenzen zwischen beidem verschwimmen. Bis zu diesem Punkt ist „Shutter Island“ spannend, atmosphärisch und unheimlich und punktet nicht zuletzt mit tollen Charaktergesichtern unter den Darstellern. Dann aber folgen ellenlange Erklärungen, als wolle man auch den letzten amerikanischen Doof-TV-Glotzer erreichen, derer es in dieser Auswälzung nicht bedurft hätte. Zudem wird das Ende derartig in die Länge gezogen – immerhin ist der Film gut 130 Minuten lang -, dass manch einer ungeduldig auf die Uhr schauen dürfte. Der Knalleffekt, gern mit einem knackig-kurzen Epilog versehen, der möglich gewesen wäre, um nachdenkliche Zuschauer aus dem Film zu entlassen, wurde so verschenkt. Davon losgelöst betrachtet, handelt es sich um eine angenehm intelligente Geschichte, deren Ende trotz allem in gewisser Hinsicht offen gelassen wurde und (zumindest in meiner Interpretation) zum kritischen Umgang mit den Stigmata „paranoid“ oder „psychisch krank“ und vermeintlichen Heilmethoden mahnt. Streng genommen ist allerdings auch eine gegenteilige Deutung möglich, was zu interessanten Diskussionen einlädt – sofern man nach 130 Minuten nicht zu müde ist...
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 13:18
von Arkadin
"Shutter Island" ist eigentlich genau die Art von Story, wo ich vor Wut die Wände hochgehe, weil die entscheidenen "Pointe" sowas von ausgelutscht ist. Kommt gleich nach meiner Lieblings-Hass-Story "Der Hauptdarsteller ist eigentlich die ganze Zeit über tot und weiß es nur nicht", die gerne auch von tausenden Kurzfilmern immer wieder genutzt wird, weil ... huuhhh.. so unerwartet und originell ist. Nein, meine Lieben.. ist sie NICHT!
Aber zurück zu "Shutter Island". Trotz dieses Mankos hat mir der Film überraschend gut gefallen. Was an der stimmigen Inszenierung von Scorsesse liegt, die schön dem Affen Zucker gibt und nie wirklich das B-Film-Level verläßt. DiCaprio spielt eine ganz ähnliche Rolle wie "Inception", gefällt mir hier aber besser. Mich haben zunächst die vielen und ganz offensichtlichen Anschlussfehler irritiert. Aber im nachhinein ergibt das schon Sinn. Was ich allerdings stark kritisieren muss, ist die eine Szene, die Buxte schon ansprach. Wenn der Erklärbär steppt, will es schier kein Ende nehmen. Das hätte man sich gerne sparen können - auch wenn es wahrscheinlich eine Hommage an "Psycho" sein soll, wo es ja eine ähnlich ausführliche (aber kürzere!) "Erklärszene" gab. Die Schlußszene wiederrum ist meisterhaft und wirkt lange nach.
Ich vergab nach der Kinosichtung positiv überraschte 7/10.
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 13:21
von untot
Obwohl ich DiCaprio eigentlich nicht besonders mag, so steht sein schauspielerisches Können außer Frage, er hat hier wirklich eine Glanzleistung hingelegt, die Respekt verdient.
Scorsese hat wie gewohnt einen Film mit Atmosphäre geschaffen, die düstere Grundstimmung zog sich durch den ganzen Film, auch wenns die Story so ähnlich schon mal gegeben hat.
Ich wusste bereits nach kurzer Zeit, auf was die Handlung hinauslaufen wird, dennoch ging mir das Filmvergnügen dadurch nicht verloren.
Mir hat Shutter Island gefallen und deswegen gibts 7,5 von 10 Punkten.
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 14:09
von horror1966
Das Martin Scorsese wohl ganz eindeutig zu den besten Regisseuren unserer Zeit zu zählen ist, dürfte eigentlich für keinen Film-Fan eine echte Überraschung darstellen, ebensowenig die Tatsache, das seine Filme fast immer auf einem sehr hohen Qualitäts-Level angesiedelt sind. So präsentiert sich auch sein neuester Streich "Shutter Island" auf einem filmisch sehr hohen Niveau und bietet dem Zuschauer wieder einmal ein exzellentes Film-Ereignis der Spitzenklasse, das durch eine gut durchdachte und phasenweise sehr mysteriöse Geschichte zu überzeugen weiss und einen bis kurz vor dem Ende größtenteils im Unklaren darüber lässt, wie sich die Dinge hier wirklich zueinander verhalten.
Denn erweckt der Film zu Beginn noch den Anschein, das es sich um einen klassischen Thriller handelt, so entwickelt sich das Szenario doch mit der Zeit immer mehr zu einer Kombination aus Thriller-und Psycho / Drama, in dem man teilweise zwischen Realität und Fiction nur schwerlich unterscheiden kann. Doch gerade dieser Fakt macht den Film so besonders interessant und lädt den Betrachter auch zum mitraten an, denn insbesondere in den ersten beiden Dritteln der Story bekommt man mehrere Puzzleteile serviert, die anscheinend keinen wirklich logischen Sinn ergeben und sich erst im letzten Drittel zu einem Gesamtbild zusammenfügen, das letztendlich keine Fragen offen lässt. Doch bis dahin ist es ein verhältnismäßig langer Weg, auf dem man einige harte Nüsse knacken muss, um die tragische Wahrheit zu erkennen, die sich hinter den ganzen äusserst mysteriösen Geschehnissen verbirgt, die sich auf "Shutter Island" zutragen.
Zwar können geübte Film-Kenner ab einem bestimmten Zeitpunkt durchaus erkennen, auf was die Geschichte im Endeffekt hinausläuft, jedoch kann man keineswegs behaupten, das die Lösung des Rätsel offensichtlich erkennbar wäre. Scorsese ist es hier vortrefflich gelungen, den Zuschauer immer wieder mit kleineren Lösungsansätzen zu ködern, die aber in anderen Passagen wieder unlogisch erscheinen und so für eine gewisse Verwirrung sorgen können, bevor sich einem die tatsächliche Lösung offenbart. Durch die ständigen Verwirrungen und Wendungen die hier stattfinden, bleibt die Konzentration des Zuschauers ständig aufrechterhalten, da es ansonsten schnell der Fall sein könnte, das man gewisse Hinweise übersehen könnte, die für die endgültige Aufklärung durchaus von Nutzen sein können. So ist es also auch angebracht, das man sich dieses Werk in aller Ruhe anschaut und sich nicht von irgendwelchen Dingen ablenken lässt, da man sonst schnell einmal den roten Faden aus den Augen verlieren kann und dann nur sehr schwer wieder den Einstieg in die komplexe Story findet, die zu Beginn doch so unglaublich gradlinig erscheint.
Doch letztendlich ist auf dieser mysteriösen Insel gar Nichts, wie es im ersten Moment erscheint, was den Job der beiden Marshalls auch nicht unbedingt erleichtert, hinzu kommt die Tatsache, das sich Teddy Danie (Leonardo DiCaprio) mit Albträumen quält, die auf ein im Krieg erlittenes Trauma schließen lassen. Ständige Migräne-Anfälle und scheinbar nicht erklärbare Visionen bringen ihn dabei unwillkürlich dazu, an seinem eigenen Urteilsvermögen zu zweifeln, da auch er nicht mehr so ganz genau zwischen der Realität und Fiktion zu unterscheiden weiss. Insbesondere die surreal wirkenden Momente des Films entfalten eine herausragende Atmosphäre, die in einigen Passagen das drohende Unheil richtiggehend ankündigt und dem Betrachter ein starkes Gefühl der Bedrohung vermittelt, dem er sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Ganz generell kann man aber durchaus anmerken, das die vorhandene Grundstimmung äusserst dicht gehalten ist und dem Geschehen so auch eine sehr intensive Note verleiht, die sich ganz automatisch auch auf den Zuschauer überträgt , der sich von den faszinierenden Ereignissen gern fesseln lässt.
Eine weitere große Stärke ist ganz eindeutig die hier agierende Darsteller-Riege, in der sich so einige Superstrs die Klinke in die Hand geben. Neben Leonardo DiCaprio gibt es ein Wiedersehen mit Größen wie beispielsweise Mark Ruffalo, Ben Kingsley, oder auch Max von Sydow. Allein diesen Cast kann man getrost als Gütesiegel ansehen, was den Film meiner Meinung nach noch einmal zusätzlich aufwertet. Nun mag man gerade zu DiCaprio stehen, wie man will, aber der Mann ist ein ausgezeichneter Darsteller und stellt dies hier auch einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Seine authentische und ausdrucksstarke Darstellung des von ihm gespielten Charakters kann man ohne jede Übertreibung als nahezu brillant bezeichnen, so das er dem ganzen auch noch seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Und auch, wenn all die anderen hervorragenden Darsteller einen tollen Job abliefern, verblassen sie doch etwas hinter dem allseits präsenten Hauptdarsteller, der hier meiner Meinung nach in einer seiner besten Rollen zu sehen ist.
Fazit:
Bei Filmen von Martin Scorsese kann man sich eigentlich immer sicher sein, das es sich um qualitativ erstklassige Werke handelt und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, das dies auch bei "Shutter Island" der Fall ist. Was hier wie ein typischer Thriller beginnt, nimmt mit zunehmender Laufzeit immer mehr mysteriöse Züge an, bevor sich erst ganz zum Ende hin die wahre Tragik einer Geschichte offenbart, die man spannender und atmosphärischer kaum hätte in Szene setzen können.
9/10
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 23. Feb 2015, 09:15
von purgatorio
SHUTTER ISLAND (USA 2010, Regie: Martin Scorsese)
Wow! Man zieht zwar als erfahrener Filmgucker im Laufe der Spielzeit die Lösung in Betracht und addiert die hinweisenden Signale und Zeichen zum großen Bild, aber trotzdem haut einem der Film dann dank seiner hervorragenden Inszenierung noch eins in die Magengrube und wirkt recht lange nach. Gefiel mir sehr gut! Setting und Schauspiel sind natürlich auch auf hohem Niveau, was dem Film einen sehr stimmigen Gesamteindruck verleiht, dessen letzter Satz ordentlich zum Grübeln anregt. 8-9/10
EDIT: Einzig nervig fand ich die Bündellung von Anschlussfehlern in der Szene im C-Trakt, wo der lange Dialog durch die Gitterstäbe bei brennendem Streichholz stattfindet. Wieder und wieder präsentierte sich dort der stetig gleiche Fehler, sodass der Filmgenuss für diesen gesamten Zeitraum + einiger Nachwirkzeit vollständig unterbrochen war. Ich empfand das als sehr ärgerlich!
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 23. Feb 2015, 09:21
von Arkadin
purgatorio hat geschrieben:
EDIT: Einzig nervig fand ich die Bündellung von Anschlussfehlern in der Szene im C-Trakt, wo der lange Dialog durch die Gitterstäbe bei brennendem Streichholz stattfindet. Wieder und wieder präsentierte sich dort der stetig gleiche Fehler, sodass der Filmgenuss für diesen gesamten Zeitraum + einiger Nachwirkzeit vollständig unterbrochen war. Ich empfand das als sehr ärgerlich!
Arkadin hat geschrieben: Mich haben zunächst die vielen und ganz offensichtlichen Anschlussfehler irritiert. Aber im nachhinein ergibt das schon Sinn.
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Wenn man bedenkt, dass das alles nur im Kopf von Daniels vor sich geht, würde ich mal behaupten, dass das pure Absicht war.
Scorcese und vor allem seine Cutterin Thelma Schoonmaker traue ich solche Schlampigkeiten ehrlich gesagt nicht zu und halte das vielmehr
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für einen Hinweis darauf, dass sich das nicht real, sondern nur in einem verwirrten Geist abspielt.
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 23. Feb 2015, 09:36
von purgatorio
...kann man so sehen. Aber für mein Empfinden machte das Szene (und die ist immerhin elementar) so sehr kaputt, dass man aus dem Filmgeschehen herausgerissen wurde und sich des Films als gemacht bewusst wurde, was die Konzentration von Geschichte ablenkte. Ich wurde quasi aus Dramaturgie und Spannung zurück ins Wohnzimmer auf die Couch geworfen. Ich glaube entsprechend eher, dass das nicht beabsichtigt war und schlicht einen handwerklichen Fehler darstellt. Da wäre jetzt vielleicht ein Regiekommentar hilfreich. Hab ich aber nicht zur Hand...
Re: Shutter Island - Martin Scorsese (2010)
Verfasst: Mo 23. Feb 2015, 09:49
von Arkadin
Das sagt die IMDb:
Throughout the film there are many "jump cuts" - shots that don't match. For instance in the overhead shot of the Marshalls and the doctor in the cell, each shot shows them in a different position within the room. When Teddy is riding in the jeep with the uniformed officer, the close shots as they converse show Teddy looking in a different direction. Scorsese may have intended these for tension effect.
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There are several clues and intentional continuity errors throughout the film that foreshadow the ending. This includes Bridget Kearns' drink of water disappearing between shots (she drinks from an empty hand), a cardigan appearing briefly on 'Rachel' (which is later worn by the other 'Rachel') and lines from Edward/Andrew's dreams being repeated (such as "Why are you wet, baby?"). These techniques are also used in his dreams showing a similarity between what he perceives as a dream and what he perceives as real.