Sehr unterhaltsamer Stoff, hier der unvermeidbare Kurzkommentar:
Eiskalte Typen auf heißen Öfen
Die Polizisten Tony (Marc Porel) und Fred (Ray Lovelock) sind harte Burschen, sie verrichten ihren Dienst bei einer Spezialeinheit. Das Gesetz interessiert die beiden Draufgängen nicht, ergo versterben etliche Banditen bei Verfolgungsjagden, Geiselnahmen oder Raubüberfällen. Wo die beiden Bullen auftauchen gibt es zumindest kräftig was aufs Freßbrett, Folter nicht ausgeschlossen. Ihr Boss (Adolfo Celi) hat alle Hände voll zu tun den Polizeipräsidenten zu besänftigen, für die Presse sind die Methoden von Fred und Tony natürlich gefundenes Fressen. Die Ergreifung des Oberschurken Pasquini reizt die beiden Haudegen besonders. Damit er sie besser unter Kontrolle halten kann, setzt der Boss seine beiden Sorgenkinder ausschliesslich auf Pasquini an, so sind sie wenigstens längerfristig -vermutet er- ausgelastet. Der fiese Gangster will sich allerdings nicht so einfach abservieren lassen, die Liste der Opfer muss beständig verlängert werden...
"Uomini si nasce poliziotti si muore" (1976) von Ruggero Deodato ist ein Vorschlaghammer von Film. Der italienische Polizeifilm überzeichnet seine (Anti)Helden bekanntlich gern, erst schlagen dann fragen, Selbstjustiz als kurzer Dienstweg. Doch das dynamische Duo Porel und Lovelock geht noch einen Schritt weiter. Wehrlosen Kleinganoven wird nach einer gescheiterten Flucht das Genick gebrochen. Eine Bande die einen Geldtransporter überfallen will, wird kurzerhand unmittelbar vor dem Überfall auf offener Strasse über den Haufen geschossen. Eine junge Dame die befragt werden soll wird genagelt, immerhin aus ausdrücklichen Wunsch. Vermutlich wollte man mit ständigen Baggereien an der holden Weiblichkeit, die offenkundig homoerotische Schlagseite der beiden Schnuckel entkräften, immerhin fahren sie ständig gemeinsam auf einem Moped und teilen sogar das Schlafzimmer miteinander. Lovelock und Porel ziehen in diesem Film wirklich alle Register. Überhaupt kommt mir dieser Streifen wie ein Konzentrat aller asozialen, menschenverachtenden Tendenzen vor, die man eigentlich in fast allen Beiträgen dieses Genres -mehr oder weniger stark abgeschwächt- vorfindet. Doch gerade wegen seiner herrlich ausgeprägten politischen Inkorrektheit liebt man den Poliziesco, auch in dieser noch stärker überzeichneten Variante. Fast möchte man vermuten, dass Herr Deodato heimlich eine zynische Parodie auf das Genre abgeliefert hat, gemerkt hat dies -zumindest damals- vermutlich niemand. In Deutschland sowieso nicht, selbstverständlich wurde die hiesige Kinofassung massiv gekürzt.
Welche Absichten Herr Deodato -der später z.B. mit "Cannibal Holocaust" für weitaus mehr Aufregung sorgte- tatsächlich verfolgte, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Der Film macht ohne Zweifel jede Menge Freude, wenn man sich auf die Sause einlassen kann. Betrachtet man die eiskalten Typen mit dem nötigen Humor, unterhält der Streifen von Minute zu Minute besser und besser und zaubert ein zufriedenes Grinsen auf die entstellte Fratze (zumindest bei mir funktioniert das sehr gut). Die niedrigsten Instinkte und Gelüste werden angeprochen und befriedigt. Auf dem Moped durch die Stadt sausen, nach Lust und Laune schmierige Typen verkloppen, quälen und killen, hin und wieder den Riemen auf eine gut geölte Orgel spannen. Der Traum jedes echten Kerles.
...und nachher ist doch alles nur Spass gewesen. Durch den Rettungsanker "alles nur Ironie" bekommt man die passende Ausrede und Rechtfertigung gleich mitgeliefert. Wer den Film nicht mag ist halt eine Spassbremse, fertig. Asozial uns Spass dabei. Grins.
"Eiskalte Typen auf heißen Öfen" macht Laune. Zwar zähle ich den Film nicht zu meinen Lieblingsbeiträgen des Genres -jaja, schon klar- doch dies liegt schlicht und ergreifend an der verdammt starken Konkurrenz. Einen "Berserker" toppt man nicht so leicht...
Es wäre an der Zeit für eine offizielle Auswertung auf dem deutschen Markt, bisher muss der internationale Handel für eine legale Auswertung herhalten. Ich hoffe auf die Zukunft...
Sehr unterhaltsam, gut bis sehr gut = 7,5/10