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Beate Uhse - Das Recht auf Liebe - Hansjörg Thum

Verfasst: Mo 26. Dez 2011, 17:27
von horror1966
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Beate Uhse - Das Recht auf Liebe
(Beate Uhse - Das Recht auf Liebe)
mit Franka Potente, Ray Fearon, Hans Werner Meyer, Henry Hübchen, Sylvester Groth, Josefine Preuß, Rike Schmid, Mariella Ahrens, Jack O. Berglund, Hans Brückner, Ian T. Dickinson, Alexander Haugg, Klaus Peeck
Regie: Hansjörg Thum
Drehbuch: Timo Berndt
Kamera: Markus Hausen
Musik: Ulrich Reuter
FSK 12
Deutschland / 2011

Ihr Name steht für Herausforderung und Provokation. Sie gehört zu den großen Persönlichkeiten der jungen Bundesrepublik Deutschland, zu denen, die das Land und die Menschen ihrer Zeit geprägt haben. Sie war eine Abenteuerin, eine Kämpferin, Ehefrau und Mutter - vor allem aber war sie eine herausragende Unternehmerin, die die Welt verändern wollte. Heute ist "Beate Uhse" eine Weltmarke in Sachen "sex sells". Der Film erzählt von einer Frau, die ihr Leben dem Aufbau einer legendären Firma gewidmet hat und anhand von Ratgebern und Produkten den Menschen ihrer Zeit zur lustvolleren, freieren Sexualität verhelfen wollte. Die Produktion spannt einen Bogen vom Ende des Zweiten Weltkriegs über den Beginn von Beate Uhses Karriere, die legendäre "Schrift X" und den Verkauf der ersten Präservative bis zum Jahr 1972. Erzählt wird von ihren zahlreichen Kontrahenten, von den Widerständen, den unzähligen Prozessen, in denen sich Beate Uhse ihren Widersachern mit Sachverstand und Humor entgegensetzte. Gezeigt wird Beate Uhse als der Freigeist, der sie war, und als Außenseiterin einer Gesellschaft, der sie zugehörig sein wollte.


Jeder kennt den Markennamen "Beate Uhse", der in Deutschland untrennbar mit dem Erotikbereich verbunden ist. Filme, Sex-Spielzeug oder auch Reizwäsche gehören zum Sortiment der unzähligen Sex-Shops, in denen wirklich alles angeboten wird, was auch nur im Entferntesten mit dem Thema Sexualität zu tun hat. Doch wie ist dieses Imperium entstanden und wer war vor allem die Frau, die in Deutschland ein Umdenken in Sachen Sex auf den Weg gebracht hat? Dieser Film von Hansjörg Thum liefert dem Zuschauer einen sehr guten Einblick in die Entstehung einer mittlerweile längst legendären Firma und zeigt dabei auch den erbitterten Kampf einer Frau gegen ein spießiges Gesellschafts-System, in dem die körperliche Liebe etliche Jahre lang in abgedunkelten Schlafzimmern stattgefunden hat, bis Beate Uhse in einem schier unendlich langen Kampf für die sexuelle Freiheit der Bürger eine wahre Revolution in Gang gebracht hat.

Im Gegensatz zu diversen anderen Kritikern bin ich sehr wohl der Meinung, das es sich hier um einen äusserst gelungenen Film handelt, der insbesondere die historischen Begebenheiten gut und korrekt nacherzählt. Beginnend im Jahre 1972 offenbart sich eine rückwärtige Erzählstruktur, die einem die Entstehungsgeschichte des heutigen Sex-Imperiums näher bringt. Dabei erzählt Beate Uhse (Franka Potente) einem Freund ihre Lebensgeschichte, die zum Ende des zweiten Weltkriegs beginnt. Die Rückschau bietet dabei aber längst nicht nur die Entstehungsgeschichte einer weltbekannten Firma, sondern gewährt auch tiefe Einblicke in das Privatleben einer Frau, deren sehnlichster Wunsch nach einem glücklichen Familienleben an ihrem Kampf für die sexuelle Freiheit der Deutschen scheiterte. Auch wenn einige Leute das anders sehen mögen zeigt Franka Potente hier eine sehr ansprechende schauspielerische Leistung und zeigt dem Zuschauer dabei einen tiefen Einblick in das Seelenleben der Beate Uhse. Ganz generell möchte ich die darstellerischen Leistungen sämtlicher Akteure als authentisch und überzeugend einstufen, das einzige Manko in dieser Beziehung ist eventuell die manchmal etwas oberflächliche Charakterzeichnung einiger Figuren. Dieser Aspekt ist allerdings auch der Omnipräsenz einer Franka Potente geschuldet, denn die Figur der Beate Uhse ist nun einmal Dreh-znd Angelpunkt sämtlicher Ereignisse.

Eine große Stärke des Filmes ist ganz sicher auch die glaubhafte Wiedergabe der einzelnen Jahrzehnte, beginnend mit dem Wiederaufbau Deutschlands in der Nachkriegszeit werden einem authentische Settings gezeigt, so das man sich einen sehr guten Eindruck über die jeweiligen Begebenheiten machen kann. Sexuelle Selbstbestimmung war ein absolutes Tabu-Thema und so kann man sich extrem gut vorstellen, wie schwierig sich der Kampf gegen eine spießige Gesellschaft gestaltet hat. Es ist schon erstaunlich, mit wie vielen Prozessen Beate Uhse überzogen wurde, die sich immer wieder auf den §184 (Förderung der Unzucht) berufen haben. Doch trotz immer wieder auftretender juristischer Auseinandersetzungen hat sich diese starke Frau nie unterkriegen lassen und unbeirrbar ihr Ziel verfolgt, das die sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland zu einer Selbstverständlichkeit wird. Gerade dieser Punkt wird im Film hervorragend herausgearbeitet und beleuchtet dabei auch die Zerstörung des privaten Glücks der Revolutionärin, denn ihre zweite Ehe mit Ewe Rotermund (Hans Werner Meyer) zerbricht am ständigen Kampf der Frau gegen die deutsche Justiz. Und das, obwohl die beiden gemeinsam den Aufbau des heutigen Imperiums in Angriff genommen haben und die Grundidee sogar von Rotermund selbst kam.

All diese Aspekte werden ausführlich und gut dargestellt und Franka Potente liefert dabei eine angemessene Darstellung einer Frau, die in der Umsetzung ihrer Ziele als knallharte Geschäftsfrau erscheint, andererseits aber auch sehr viel Verletzbarkeit aufzeigt, wenn es um ihr privates Glück geht. Gerade diese meiner Meinung nach gelungene Kombination lässt die ganze Geschichte sehr glaubhaft erscheinen und wird durch das gelungene Schauspiel der Protagonisten noch zusätzlich hervorgehoben. Wie immer liegt das selbstverständlich im Auge des Betrachters, doch mich persönlich hat dieser tolle Film wirklich überzeugt.


Fazit:


"Beate Uhse - Das Recht auf Liebe" bringt dem Zuschauer die Lebensgeschichte einer starken und unbeugsamen Frau näher, die für ihre Ziele sogar ihr persönliches Glück aufs Spiel gesetzt hat. Ihr revolutionärer Kampf für die sexuelle Freiheit in Deutschland ist absolut beispiellos und lässt die Figur der Beate Uhse auch für den Zuschauer in einem ganz anderen Licht erscheinen. Hat man bisher vielleicht immer nur die Geschätsfrau gesehen, so bekommt man hier einen tiefen Einblick in die Hintergründe einer wahren Revolution, die sich damals in unserem Land abgespielt hat.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 110 Minuten
Extras: Doku: Peter Huemer im Gespräch mit Beate Uhse (aus der Reihe "Berliner Begegnungen"), Trailershow

Re: Beate Uhse - Das Recht auf Liebe - Hansjörg Thum

Verfasst: Mo 26. Dez 2011, 20:05
von untot
Huch!! Hab ich bis eben nicht gewusst, das es nen Film übers Beatchen gibt, wieder was gelernt! :popcorn:

Re: Beate Uhse - Das Recht auf Liebe - Hansjörg Thum

Verfasst: Mo 26. Dez 2011, 21:18
von purgatorio
Soweit ich mich erinnere ist das eine TV-Produktion vom ZDF. Vielleicht hast du darum nie etwas davon gehört ;)

Re: Beate Uhse - Das Recht auf Liebe - Hansjörg Thum

Verfasst: So 2. Mär 2014, 20:19
von CamperVan.Helsing
Ich finde den Film über die bekannteste Schleswig-Holsteinerin aller Zeiten soweit OK, allerdings hätte ich mir einen anderen Aufbau gewünscht anstelle des erfolgten Rückblicks vom Jahr 1972 aus. Gerade in diesen Szenen, wenn Beate ihrem neuen Lebensgefährten ihre Lebensgeschichte erzählt, kommt die Potente auch schwach rüber.

Pflichtprogramm für uns Nordlichter ist das natürlich und sollte entsprechend im schulischen Geschichtsunterricht eingesetzt werden.