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Dracula - Tod Browning (1931)
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 02:36
von untot
Originaltitel: Dracula
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1931
Regie: Tod Browning, Karl Freund
Darsteller: Bela Lugosi, Helen Chandler, David Manners, Dwight Frye, Edward Van Sloan, Herbert Bunston,
Frances Dade, Joan Standing, Charles K. Gerrard, Anna Bakacs, Nicholas Bela, Daisy Belmore...
Inhalt:
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts reist der Makler Renfield im Auftrag des englischen Geschäftsmanns Jonathan Harker nach Transsylvanien, um mit dem dort ansässigen Graf Dracula über Immobilien zu verhandeln. Der Graf entpuppt sich als Vampir, macht Harker zu seinem Gefangenen und kehrt selbst an dessen Statt nach London zurück, wo sein Begehr auf Harkers schöne Geliebte Mina fällt. Bevor Dracula auch sie zu seiner Sklavin machen kann, schreitet der Vampirjäger Van Helsing ein.
Fazit:
Hier ist er also, der erste Dracula Tonfilm...
Ich muss sagen, je öfter man Lugosi Filme guckt, um so mehr gewöhnt man sich an seine theatralischen Gesten und seine gekünstelte Art und findet sie mit der Zeit richtig liebenswert.
Gut aber das Übertreiben gehörte wohl damals noch aus der Stummfilmzeit übriggeblieben irgendwie dazu, das kann man nicht bloß bei Lugosi beobachten.
Lugosi hat sich mit der Figur des Grafen Dracula jedenfalls ein Denkmal gesetzt und ihr seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt und daran orientiert man sich noch immer.
Ich jedenfalls mag diesen Film, wenn er auch inzwischen deutlich in die Jahre gekommen ist, aber das darf er auch, mit inzwischen 80 Jahren die er auf dem Buckel hat, die Blutsauger Geschichte gehört jedenfalls auch heute noch zum besten was das Kino zu bieten hat, der wird wie Dracula selbst auch die Jahrhunderte überdauern denke ich!
7/10
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 02:54
von buxtebrawler
Schöner Film - und Lugosis stechender Blick wirkt noch immer
Sollte jeder, der sich für Horrorfilme interessiert, mal gesehen haben.
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 09:23
von Arkadin
Die erste Hälfte, die in Transilvanien spielt ist schlichtweg großartig und atmet den Hauch des deutschen Expressionismus (Kamera: Karl Freund, der auch Murnaus "Der letzte Mann" filmte). Und diese Schwanenseemusik dazu... ganz großes Kino. Wenn der Film nach London wechselt fällt er stark ab und offenbart seine Herkunft als Theaterstück (denn der Film basiert auf jenem und nicht auf dem Roman).
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 16:22
von horror1966
"Dracula" ist neben "Frankenstein" sicherlich die bekannteste Figur des Horror - Genres und ganz nebenbei der berühmteste Vampir der Filmgeschichte. Bei Fans stellt sich immer wieder die Frage, welches der beste Dracula - Darsteller ist, Bela Lugosi oder Christopher Lee. Diese Frage muß natürlich jeder für sich selbst beantworten, denn beide Darsteller haben ganz klar ihre Stärken.
Bela Lugosi verkörpert den grafen in diesem Film auf seine einzigartige Art und Weise, er wirkz sehr geheimnisvoll und auch extrem hinterlistig. Der Unterschied zur Darstellung von C. Lee liegt sicher hauptsächlich darin begründet, das Lee auf jeden Fall diabolischer wirkt, was aber die Leistung Lugosi's in keiner Weise schmälern soll.
Der Film besticht wie alle alten Klassiker aus dieser Zeit durch eine einzigartig dichte und bedrohliche Atmosphäre, die natürlich durch die s/w Optik sehr stark unterstützt wird. Man darf hier natürlich nicht die heutigen Maßstäbe ansetzen, denn immerhin hat diese Perle des Genres über 70 Jahre auf dem Buckel. Hier gab es noch keine FX oder anderen Klamauk, hier überzeugt der Film noch durch sich selbst. In der heutigen Zeit wird man sich wohl nicht mehr unbedingt gruseln und man muß auch ein Faible für diese Filme haben, aber es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, sich diesen exzellenten Vampir - Klassiker anzusehen.
10/10
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 17:22
von Adalmar
horror1966 hat geschrieben:Bei Fans stellt sich immer wieder die Frage, welches der beste Dracula - Darsteller ist, Bela Lugosi oder Christopher Lee.
KLAUS KINSKI
(Eigentlich Max Schreck, der im Film allerdings aus Urheberrechtsgründen "Graf Orlok" heißt.)
Mit Lugosi wurde der Gentleman-Vampir aus der Not heraus geboren, denn einen Nosferatu à la Schreck mit eingefallenem Gesicht und Rattenzähnen hätte man damals schon aus Zensurgründen nicht zeigen dürfen. Mal meine alte OFDb-Rezension:
"Dracula" von Tod Browning wird gerne als klassische Verfilmung des Stoffes eingeordnet. Dem kann ich mich absolut nicht anschließen. Vor dem Hintergrund des 10 Jahre älteren deutschen Stummfilms "Nosferatu" von F. W. Murnau kann Brownings "Dracula" in keiner Hinsicht bestehen und wirkt mächtig angestaubt und hölzern. Abgesehen vom Filmanfang, der szenenweise (Fahrt übers Gebirge, Dracula als Kutscher) heftigst aus "Nosferatu" geklaut wurde! Auch die Leistung von Bela Lugosi wage ich ernsthaft zu hinterfragen. Mit übertrieben geschminktem Gesicht und pseudo-diabolischem Grinsen scheint er die Rolle eher zu parodieren als sie ernstzunehmen. Schon der vermeintlich dämonische Tonfall, in dem er sich dem angekommenen Renfield (der hier gegen Harker eingetauscht wurde, Harker taucht erst später auf und verkommt zur Randfigur) als Dracula vorstellt, wirkt mit der gedehnten Aussprache und dem dicken Akzent unfreiwillig komisch. Darstellerisch hat mich am meisten Helen Chandler als Mina überzeugt - ihr finsterer Vampirblick ist hinreißend. Auch Edward van Sloan als Van Helsing ist überzeugend. Der mit stummfilmartiger Übertriebenheit agierende Dwight Frye als Renfield ist Geschmackssache.
Der Film versprüht zumeist das Flair eines bieder abgefilmten Theaterstücks. Außenaufnahmen sowie aufwendige Kulissen sind Mangelware. Mit den alptraumhaften Szenarien, der beängstigenden expressionistischen Architektur, in der Murnaus Film spielt, ist das absolut nicht zu vergleichen. Zudem sind während des ganzen Films weder Blut noch Vampirzähne zu sehen, was bei einer entsprechend suggestiven Kameraarbeit auch nicht tragisch gewesen wäre. Aber Browning hat die Beißszenen so gefilmt, dass gerade der Mangel an Mut zur expliziten Darstellung unübersehbar wird. Das Gesicht Draculas nähert sich überaus langsam einem Hals, Spannung baut sich auf, doch es wird immer verklemmt abgeblendet, bevor der Biss sich tatsächlich ereignet - der Horror bleibt bei einer so offensichtlichen Selbstzensur natürlich aus. Die Darstellung von Wundmalen oder ähnlichen Scheußlichkeiten wollte man dem amerikanischen Publikum natürlich ebensowenig zumuten. Stattdessen mutet man dem Zuschauer alle naselang herumflappende Gummifledermäuse zu, deren Gruselwirkung schon zur Entstehungszeit nicht allzu heftig ausgefallen sein dürfte. Auch auf der Ebene der "Spezialeffekte" war man in "Nosferatu" schon viel weiter gekommen.
Fazit: Ein Film, der die Möglichkeiten des Mediums nahezu gar nicht nutzt und daher seinem Ruf nicht gerecht wird.
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 17:43
von buxtebrawler
Mir gefällt gerade dieser "Gentleman-Vampir"-Aspekt und die damit einhergehende Ambivalenz der Figur. Ist eben eine ganz andere Herangehensweise als mit Max Schrecks Graf Orlok. Meines Erachtens haben beide ihre Daseinsberechtigung.
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 18:39
von horror1966
Jeder hat halt seinen eigenen Geschmack und für mich ist Lugosi der beste Dracula ever.
Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 18:44
von purgatorio
Der liegt hier seit Jahren in der Hab-ich-keinen-Bock-drauf-aber-muss-ja-,-bist-ja-Nerd-Schublade
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Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 20:29
von buxtebrawler
purgatorio hat geschrieben:Der liegt hier seit Jahren in der Hab-ich-keinen-Bock-drauf-aber-muss-ja-,-bist-ja-Nerd-Schublade
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Wieso keinen Bock drauf?
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Re: Dracula - Tod Browning
Verfasst: Mi 28. Dez 2011, 20:39
von italofreak1970
Im gleichen Jahr wurde doch noch von Universal eine spanische Version von "Dracula" gedreht, natürlich in den gleichen Kulissen, halt nur mit anderen Darstellern. Habe ihn mir aber noch nicht angesehen, aber was man so ließt soll sie ja doch besser sein als der Tod Browning Film, den ich zwar sehr gut finde, aber die Dracula Filme der Hammer Studios finde ich doch da bedeutend interessanter, auch wenn man die Filme schwer mit einander Vergleichen kann, da ja doch etliche Jahre dazwischenliegen und die Sehgewohnheiten sich halt verändert haben..