Die Gruft - Lamberto Bava (1987)
Verfasst: Sa 7. Jan 2012, 10:41
Originaltitel: Una notte al cimitero
Alternativtitel: Zombies des Grauens
Land: Italien
Jahr: 1987
Regie: Lamberto Bava
Handlung:
Fünf Idioten begehen Ladendiebstahl und verfahren sich auf der Flucht in einem Wald. Nachdem ihr Vehikel in einem Fluss stecken geblieben ist, finden sie zu Fuß ein heruntergekommenes Gasthaus. Der unheimliche Wirt wettet mit ihnen, dass sie es nicht schaffen würden eine Nacht in einer alten Gruft neben dem Wirtshaus zu verweilen und am nächsten Morgen immer noch am Leben zu sein. Doch die Idioten sind dumm genug die Wette anzunehmen…
Kritik:
Der Film beginnt mit Jugendlichen die Ladendiebstahl begehen, was mich die ersten fünf Minuten zwang, lästige Erinnerungen an den verhassten „Demon Night“ aus meinem Gedächtnis zu vertreiben. Doch dann erkannte ich, wo die Protagonisten aus „Demon Night“ verbrecherische Mistkerle sind, sind die „Helden“ aus „Die Gruft“ nur blöd. Nicht, dass sie mit vorgehaltener Waffe nach der Kassa fragen, sie beschränken sich darauf zwei Tafeln Schokolade einzustecken und dann kichernd wegzurennen. Diese jugendlichen Albernheiten machen sie zwar nicht unerträglich (wie in dem anderen erwähnten Film) aber auch nicht zwangsläufig sympathisch. Im Laufe des Filmes entdecken wir auch, dass all ihre Charaktere über eine ausnahmslose Dummheit verfügen.
Doch keine Angst, die Nebenrollen sind genau so bescheuert wie unsere Hauptrollen um uns von deren Idiotie abzulenken. Da haben wir auf der einen Seite die Polizei, welche wegen ZWEI TAFELN SCHOKOLADE Straßensperren errichtet und noch am nächsten Tag mit drei Einsatzwägen nach den Jugendlichen fahndet (das sind anderthalb Fahrzeuge pro Schokoladentafel). Auf der anderen Seite haben wir den unheimlichen Wirten, dessen Handeln überhaupt keinen Sinn macht. Erst rührt er die Jugendlichen nicht an und lässt sie freiwillig in eine Gruft voller zahmer Zombies gehen, dann entpuppt er sich plötzlich als Zombiefürst und will sie töten, redet aber vorher gute zehn Minuten noch auf sie ein.
Die Handlung strotzt nur so von sinnlosen Szenen, über die ich mich aber nicht beschweren will, da viele von ihnen ziemlich witzig sind und zweifellos erinnerungswürdig bleiben. So sehen wir beispielsweise detailliert und aus dem Zusammenhang, wie eine Familie, bestehend aus fünf Zombies, ein leckeres Abendessen aus wurmigen Äpfeln, Spinnen und ähnlichem verspeist und gleichzeitig sämtliche Durchschnittsfamilien-Klischees abhaken. Wenn sie unsere Protagonisten sehen (die sie eigentlich fressen sollten, aber das tun die Zombies in diesem Film nicht), erschrecken sie und verziehen sich. Diese Szene währte fünf Minuten. Für die Handlung ist die irrelevant, Sinn ergibt sie auch keinen, sie ist unlogisch und fehl am Platz…doch sie war witzig!
Filler gibt es deswegen so viel, weil sich irgendwer gedacht haben muss, dass Jugendliche, die in eine Gruft gehen, sich gruseln und wieder rausgehen, genug Handlung für einen 95-Minuten Film ist. Das ist es nicht! Das Ende wirkt dann auch relativ unpassend und erinnerte mich leicht an den Schluss von „Die Ritter der Kokosnuss“.
Der Film wäre also nur langatmig und dumm, säße ein anderer auf dem Regiestuhl als Lamberto Bava. Der gute Mann hat nämlich visuell einiges von seinem berühmten Vater gelernt und zeigt uns Bilder, die dem Auge genug schmeicheln um den ganzen Film lang unterhalten zu werden. Gut, sein Material ist nicht das Beste und einige Waldaufnahmen sehen aus, als wären sie aus dem „Blair Witch Project“ entnommen worden, doch Lamberto hat einen Sinn für unheimliche Atmosphäre, setzt die Kamera stets genau richtig, fährt dann, wenn es passt, lässt die Nebelmaschine auf Hochtouren laufen und macht das stimmige Set mit einer ansprechenden Beleuchtung noch ein wenig stimmiger.
Kurze Information noch über meine Fassung: Den Film gibt’s von Astro und Marketing zu einem Preis, den er sicher nicht wert ist. Ich habe daher das Double-Feature von KSM zusammen mit Umberto Lenzis „Grossangriff der Zombies“. Während man sich berufen fühlte sämtliche Todesszenen aus „Grossangriff der Zombies“ herauszuschneiden (ein Unterfangen, welches genauso zielführend ist wie eine ab-12-Version von „Die Rache der Kannibalen“), präsentiert man die Gruft hier ungekürzt inklusive zirka zehn vormals gekürzten (sinnlosen) Minuten in englischer Sprache und Untertiteln.
Fazit: Blöde Handlung, dumme Hauptcharaktere, lange Laufzeit. Durch Lamberto Bavas Sinn fürs Visuelle aber bis zuletzt relativ unterhaltend. 5/10