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Operation Jupiter - Koji Hashimoto / Sakyô Komatsu
Verfasst: Sa 14. Jan 2012, 16:28
von buxtebrawler
Originaltitel: Sayônara, Jyûpetâ
Herstellungsland: Japan / 1983
Regie: Koji Hashimoto / Sakyô Komatsu
Darsteller: Tomokazu Miura, Dangely Diane, Miyuki Ono, Rachel Huggett, Paul Tagawa, Kim Bass, Marc Panthona, Irwin Ron, William H. Tapier, Akihiko Hirata, Masumi Okada, Hisaya Morishige u. A.
Die Menschheit entziffert Jupiters uraltes Rätsel: Im "Roten Fleck" dieses Planeten liegt ein gigantisches Raumschiff begraben, von Wesen, die vor huntertausenden von Jahren die Erde besuchten. Doch an eine Ausgrabung auf Jupiter ist nicht mehr zu denken. Ein schwarzes Loch rast auf unser Sonnensystem zu. Jede Materie, selbst Sterne, die sich auf seiner Flugbahn befinden, werden von der gewaltigen Anziehungskraft des schwarzen Lochs verschlungen. Das Schicksal der Sonne, der Erde, der Menschheit scheint endgültig besiegelt. Als hauchdünne, verzweifelte Chance müßte man Jupiter sprengen, um mit seiner Marterie das schwarze Loch abzulenken... (Covertext)
Quelle:
www.ofdb.de
Re: Operation Jupiter - Koji Hashimoto / Sakyô Komatsu
Verfasst: Sa 14. Jan 2012, 16:28
von buxtebrawler
Mit „Jupiter Inferno“ aus dem Jahre 1983, einem Science-Fiction-Film der japanischen Regisseure Koji Hashimoto („Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“) und Sakyô Komatsu (anscheinend dessen einzige Regiearbeit, fungierte bei diesem Film auch als Produzent und Drehbuchautor), enthält die zweite „Science Fiction Classic Box“ des Ramschlabels „MiG“ einen durchaus interessanten Film abseits von Trash à la „Space Mutiny“ oder Katastrophenfilmmogelpackungen à la „Erdbeben - Flammendes Inferno von Tokio“. Leider veröffentlicht „MiG“ diesen Film nicht vollständig, sondern in einer um satte 16 Minuten gekürzten Fassung, trotz Existenz einer kompletten US-Fassung. Das ist eine Frechheit und schmerzt gerade bei diesem Film, den ich dennoch versuche, angemessen zu beurteilen – sofern eben möglich.
In der fernen Zukunft soll der Mars kolonialisiert und zu diesem Zweck der Jupiter zu dessen Sonne umfunktioniert werden. Jedoch trifft man auf beiden Planeten nicht nur auf uralte Zeichen einer unbekannten Zivilisation, sondern sieht sich der Bedrohung eines schwarzen Lochs ausgesetzt, das droht, die gute alte Erde zu verschlingen. Eine Chance zur Rettung bestünde durch Sprengung des Jupiters, um den Kurs des schwarzen Lochs zu ändern. Dagegen allerdings hat die militante Sekte „Jupiter Church“ etwas...
Nach ärgerlichen Produktplatzierungen der Coca-Cola- und McDonald’s-Konzerne wird schnell deutlich, wofür deren Sponsorengelder offensichtlich Verwendung fanden: „Jupiter Inferno“ präsentiert opulente, hochqualitative Weltraum- und Raumschiffaufnahmen und eine Reihe von Effekten, die nach einem hohen Budget aussehen und zu faszinieren verstehen. Auch die Innenkulissen sind gelungen und erwecken auch heute noch einen tatsächlich futuristischen Eindruck. Inspiriert scheint „Jupiter Inferno“ eher von Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ zu sein als von irgendwelchen Monster-Sci-Fi-Filmchen, Außerirdische bekommt man überhaupt nicht sehen. Zumindest in der mir vorliegenden, verstümmelten Fassung wird auch gar nicht näher auf die extraterristrischen Artefakte eingegangen, bald geht in erster Linie um den Plan, den Jupiter zu sprengen. Dieser zieht gewaltsame Auseinandersetzungen mit den Mitgliedern einer Umwelt- bzw. „Weltallschutzorganisation“ nach sich, die hier als durch ihre radikalen und über Leichen gehenden Sabotageakte als Bedrohung der Menschheit und zudem als nach außen hin typische Klischeehippiesekte, eigentlich aber knallharte Terroristen dargestellt werden.
Wann immer zum Hippiecamp am Strand, an dem der Oberguru begleitet von seiner Klampfe Lieder über Liebe und Frieden singt (!), geblendet wird und Naturaufnahmen hineingeschnitten werden, entsteht zumindest ein sehr schöner Kontrast zum futuristischen Ambiente. Zudem ist dieser Gegensatz Aufhänger für eine Romanze, die sich durch den gesamten Film zieht: Eine der Umweltschützerhippieterroristinnen hat ein Techtelmechtel mit einem der den Jupiter sprengen wollenden Wissenschaftler, was für eine starke Space-Soap-Opera-Schlagseite sorgt. In diesem Zusammenhang wird man gar Zeuge nackter Haut in einer Erotikaufnahme sowie einer Liebesszene, die man kitschiger nicht hätte umsetzen können.
Die Handlung springt also nicht immer wirklich nachvollziehbar zwischen verschiedenen Subplots und liefert dabei manch fragwürdige Idee – so z.B. die, das Schicksal der Erde (und des Jupiters) in die Hände eines hochbegabten Kindes zu legen. Bei all dem versucht man sich an einer epischen Atmosphäre, was partiell immer mal wieder zu funktionieren scheint, vom inkohärenten Drehbuch aber immer wieder torpediert wird. Die Darstellerriege wurde international ausgewählt, bekannte Namen habe ich aber keine ausmachen können. Für Wiedererkennungseffekte zuständig sind Filmausschnitte japanischer Godzillafilme und Eastern, die sich die Protagonisten anschauen – nette Verweise auf die japanische Filmkultur.
Ohne jegliche Erwartungshaltung in den DVD-Player geworfen, muss ich zugeben, dass mich „Jupiter Inferno“ insbesondere durch seinen technischen Aspekt doch gut zu unterhalten wusste. Größter Schnitzer bleibt jedoch die eigenartige Rolle der Hippiesekte, durch die man mir anscheinend aus japanisch-technokratischer Sicht Umweltschützer verunglimpfen und als Bedrohung für die Menschheit darstellen wollte. Dieser Schuss ging nach hinten los, da man sich nicht einmal die Mühe machte, die Motivation der Sekte darzulegen. In Anbetracht des Umstands, dass es in erster Linie Umweltschutzorganisationen sind, die die schleichende Zerstörung der Welt durch ihre Arbeit aufhalten, ein an Idiotie kaum zu überbietender Unfug. Wie das wiederum mit der Widmung „Für die NASA und jeden anderen, der das Universum herausfordert“ zu Beginn des Films zusammenpasst, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Davon losgelöst betrachtet aber ein Film, der aus naiver Sicht das Kind der Achtziger in mir wiedererweckte, das fasziniert vorm Fernseher sitzt, wenn die gelungene Illusion des weiten Weltalls erzeugt wird.