Der Springteufel - Heinz Schirk
Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 17:21
D 1974
D: Arno Assmann, Dieter Hallervorden
Ein Mann mit einem unförmigen Koffer steht an einer Autobahnauffahrt, trampend, Frankfurt heißt sein Ziel. Ein LKW hält an, doch der Mann sagt nur „mit dir nicht“. Auch einen Enten-Kutscher verschmäht er, doch als ein Geschäftsmann mit einem großen Cabrio anhält, steigt er gerne ein.
Sofort beginnt der Geschäftsmann von seinen Erfolgen und seinem Sohn zu erzählen, was den Tramper jedoch wenig interessiert. Der wiederum beginnt schnell, seinen Fahrer zu provozieren. Irgendwann wird es ihm zu viel, er hält an und fordert von seinem Gast, auszusteigen. Der aber hat in seinem Koffer nicht nur Spielsachen, sondern auch eine Pistole.
Offenbar handelt es sich um einen entflohenen Geisteskranken, der seinen Pfleger getötet hat. Als nächstes zwingt er den Manager, die Autobahn zu verlassen und eine Gaststätte des Grauens irgendwo im Wald anzusteuern, wo der Geschäftsmann gezwungen, den ekligsten Schweinebauch, den ich je sah, zu verspeisen. Ein Fluchtversuch scheitert. So finden sich beide im Auto wieder, doch mit vertauschten Rollen: Der Tramper sitzt nun am Steuer, hält sich jetzt für den reichen Chef und den Manager für den entflohenen Irren, trägt nun dessen Anzug und wiederholt dessen Platitüden vom Anfang. Immerhin verrät er auch so einiges darüber, was sein „Gast“ in seiner Zelle getan haben soll, ja, er ruft sogar die Polizei, die den „Irren“ wieder in seine Zelle zurückbringen soll. Der Geschäftsmann muss sich darüber gewahr werden, dass nun, mit dreckigen und abgetragenen Klamotten die Polizei ihm nicht abnehmen wird, dass die Rollen vertauscht wurden…
Eigenartigerweise erlebte diese gerade mal 53minütige TV-Produktion des Saarländischen Rundfunks sowohl eine Videoveröffentlichung in den 80ern als auch ein DVD-Release in Turbines Hallervorden-Collection. Jepp, Dieter Hallervorden gibt hier den Anhalter, der zunächst mit starkem Berliner Akzent spricht und auch das berüchtigte „Höhö“ draufhat, mit dem Didi dem Publikum in den nächsten Jahren die Nerven rauben sollte. Der Film ist also sozusagen das „missing link“ zwischen dem „Millionenspiel“ und der kurz darauf folgenden Serie „Nonstop Nonsens“. Nach der Fresspause und dem Kleidungs- und Rollenwechsel ist freilich auch beim Tramper der Akzent verschwunden, in besseren Kreisen spricht man schließlich akzentfrei. Arno Assmann brilliert als der Geschäftsmann.
Ein eigenartiges Werk deutscher TV-Geschichte, dass auf jeden Fall das Ansehen lohnt. Ein Audiokommentar mit Hallervorden und dem Journalisten Holger Kreymeier ist auf der DVD auch mit drauf.