Fluchtpunkt San Francisco - Richard C. Sarafian (1971)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Fluchtpunkt San Francisco - Richard C. Sarafian (1971)

Beitrag von Onkel Joe »

vanishing.jpg
vanishing.jpg (404.78 KiB) 107 mal betrachtet

Originaltitel: Vanishing Point
Herstellungsland: USA/Großbritannien/1971
Regie: Richard C. Sarafian
Darsteller: Barry Newman, Cleavon Little, Dean Jagger, Victoria Medlin, Paul Koslo, Robert Donner, Timothy Scott und Charlotte Rampling.

Story: Kowalski (Barry Newman) arbeitet als Autoüberführer in Colorado und bekommt den Auftrag einen getunten Dodge Challenger nach Kalifornien zu fahren. Kurz nach Beginn wettet er mit seinem Drogendealer, dass er es schaffen könne den Wagen in weniger als 15 Stunden abzuliefern.Vollgedröhnt mit Speed beginnt eine halsbrecherische Jagd durch die Staaten, bei der er die skurrilsten Gestalten kennen lernt.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
untot
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Re: Fluchtpunkt San Francisco - Richard C. Sarafian

Beitrag von untot »

Huch, gibt ja schon nen Fred zum Film...
Also der Streifen ist wie gesagt sehr kultig, sehr sehenswert und ich steh auf den Dodge von Kowalski! :kicher:

8/10
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CamperVan.Helsing
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Re: Fluchtpunkt San Francisco - Richard C. Sarafian

Beitrag von CamperVan.Helsing »

1.) Die Wette mit dem Drogenhändler macht keinen Sinn, indem Kowalski sich selbst unter Druck setzt, sein Ziel in 15 Stunden zu erreichen, obwohl er Zeit genug hätte.

2.) Der zeitliche Verlauf passt dann nicht zu der selbstgesetzten Aufgabe, die Strecke in 15 Stunden zu bewältigen.

3.) Unter Drogeneinfluss mit weit überhöhter Geschwindigkeit zu rasen hat mit persönlicher Freiheit nichts zu tun.


Und sonst? Der Film ist wahrlich grandios und ein herrliches Beispiel dafür, was zu Zeiten des "New Hollywood" auch die großen Studios herauszubringen trauten. Ansehen!
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
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jogiwan
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Re: Fluchtpunkt San Francisco - Richard C. Sarafian

Beitrag von jogiwan »

Der eher schweigsame Kowalski hat als Kriegsveteran, Ex-Polizist, Ex-Rennfahrer und dem tragischen Verlust seiner Freundin in seinem Leben schon so einiges durchmachen müssen. Nun jobbt er als Fahrzeugübersteller und schließt mit seinem Drogendealer eine zweifelhafte Wette: in 15 Stunden möchte er einen aufgemotzten Dodge Challenger von Denver nach San Francisco bringen und bricht dazu nicht nur mit Speed vollgepumpt alle Geschwindigkeitsbegrenzungen, sondern legt sich auch gleich mit dem Polizeiapparat dreier Bundesstaaten an. Auf seinem zweifelhaften Trip lernt Kowalski nicht nur die seltsamsten Leute kennen, sondern erweckt auch das Interesse des blinden Radio-DJs Super Soul, der die Story aufgreift und den Fahrer zum letzten „freien Helden“ der Staaten hochstilisiert, was ebenfalls nicht ohne Folgen bleibt.

„Fluchtpunkt San Francisco“ ist ein hübsch anzuschauender und temporeicher Film, der den Zuschauer heutzutage aber auch gleich mehrfach etwas irritiert zurücklässt. So lässt sich meines Erachtens die Tatsache, dass jemand mit Drogen vollgepumpt und mit einem aufgemotzten Wagen die Straßen unsicher macht, wohl kaum als „persönliche Freiheit“ verkaufen, geschweige denn den Mann zu einem Helden zu machen. Genauso irritierend ist die Tatsache, wie schnell sich die Polizei hier auf einen Zweikampf einlässt und mit welcher Selbstverständlichkeit der schwarze Radio-DJ hier wieder einmal als Sündenbock herhalten muss. Abgesehen von der eher dünnen und tragisch gefärbten Geschichte, bei der kurze Rückblenden eine doch sehr komplexe und von inneren Dämonen getriebene Figur erklären sollen, überzeugt das Western-hafte Road-Movie „Fluchtpunkt San Francisco“ trotz etwas irreführenden Titel durch rasante Verfolgungsjagden, hübsch eingefangene Naturaufnahmen und skurrile Figuren, die fast allesamt einem alternativen Lebensstil frönen, der aber wohl kaum eine Sehnsucht des Zuschauers hervorruft. Heutzutage kann man in Hinblick auf ein friedliches und sicheres Miteinander die etwas fragwürdige Botschaft des Filmes ja auch durchaus kritisch sehen und selbst wenn man Kowalski als durchaus sympathisch empfinden kann, so würde man ihm wohl kaum auf der Straße begegnen wollen.

PS: Laut Google-Maps schafft man die Strecke ohne Speed und fataler Konsequenz übrigens in etwas über 18 Stunden! ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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CamperVan.Helsing
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Re: Fluchtpunkt San Francisco - Richard C. Sarafian (1971)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Ich hab mir den Film am Wochenende erneut angeschaut, und es gibt da ja einen Punkt, bei dem ich mich frage: Bin ich jetzt zu blöd oder sind es die Anderen? :???:

Der Film (beginnt und) endet am Sonntagvormittag, als Kowalski den Wagen übernimmt, ist es später Freitagabend. Demnach liegt noch der gesamte Samstag dazwischen, obwohl doch Kowalski darauf wettet, die Strecke in 15 Stunden zu schaffen. Haben wir es mit einem Riss im Raum-Zeit-Kontinuum zu tun, 14 Jahre vor Doc Brown und Marty McFly? :-o

Auch wenn man das einfach mal außer acht lässt, bleibt dann ja noch ein weiterer Brocken zu schlucken. Denn warum in Dreiteufelsnamen sollte Kowalski erst ablehnen, sich zunächst auszuruhen (was ihm ja ausdrücklich angeraten wird), und sich darüber hinaus mit Speed hochgepuscht darauf einlassen, die Strecke in 15 Stunden zu bewältigen, obwohl er Zeit genug hätte?

Angesichts der eingestreuten Rückblenden kann man darauf durchaus eine (mögliche) Antwort finden. Nach allem, was er erlebt hat, erträgt Kowalski seine Existenz nur noch im (Adrenalin-)Rausch. Die Flucht vor der Polizei verdeckt, dass er eigentlich versucht, vor sich selbst zu fliehen.

Mit persönlicher Freiheit hat es nun gewiss nichts zu tun, mit überhöhter Geschwindigkeit und verkehrsgefährdend über die Highways zu rasen, und um Kowalski als "letzten freien Helden" der USA hochzustilisieren, muss man schon, jawohl, blind sein. Sicher, wir wissen alle, dass willkürliche Polizeigewalt 50 Jahre später immer noch ein Thema ist, und vielleicht erhofft sich der schwarze DJ SuperSoul, in Kowalski einen "Helden" zu sehen. Jemanden, der es mit der Polizei aufnimmt, der vielleicht den Unterdrückten helfen würde. Aber letztlich ist niemand zu sehen, der als Identifikationsfigur brauchbar wäre.

Ich würde gar behaupten, dass das Ende tatsächlich das ist, was Kowalski eigentlich wollte.

Gleichwohl hat der Film sich mit grandiosen car chases und nicht minder tollen Landschaftsaufnahmen seinen Kultstatus redlich verdient.

Aber ich würde beim Motorradfahren auch in der Wüste ja Schutzmaßnahmen empfehlen. Zumindest eine Sonnencreme mit sehr hohem Lichtschutzfaktor. :wink:
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
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