DrDjangoMD hat geschrieben:Der Film ist ziemlich spaßig und der gute Christopher George schafft es selbst Franco Nero die Show zu stehlen mit dem weinerlichen aber skrupellosen Bösewicht, den er verkörpert.
Ich hab mir den Film nochmal angesehen und leider funktioniert er wenn man nicht mehr von Georges Genialität überrascht wird, nicht mehr so gut:
Handlung:
Der hart arbeitende Geschäftsmann Venarius (Christopher George) will Land kaufen, doch der sture Landbesitzer Frank Landers (Alex Courtney) lehnt alle noch so großzügige Angebote ab. Zusätzlich holt er sich noch einen in der Kunst des Tötens ausgebildeten Freund (Franco Nero), welcher nicht nur hinterrücks Franks Frau (Susan George) flachlegt, sondern auch auf brutale Weise beginnt die treuen Gefolgsleute von Venarius eiskalt zu meucheln…
Kritik:
„Ninja – Die Killermaschine“ ist ein mittelmäßiger Unterhaltungsfilm, den man sich ruhig einmal anschauen kann, aber kein zweites mal braucht, nicht mehr und nicht weniger. Dabei wären die Vorraussetzungen für ein spaßiges Popcornkino sondergleichen durchaus gegeben: Wir haben Django himself in der Hauptrolle, den Cop aus „Pieces“ als Bösewicht und wie der Titel schon andeutet Ninjas und Martial Arts Action. Warum ist dieser Film also „nur“ mittelträchtige Wegwerfkost…nun ich schiebe die Schuld dafür auf drei Aspekte:
1. Alles was geschieht, ist so offensichtlich, dass der Film nichts anderes ist als ein einziger großer Spoiler seiner selbst. Die Charaktere und die Personenkonstellationen sind so klischeehaft, dass ich bei jeder Figur in dem Augenblick als ich sie zum ersten mal sehe, genau weiß, welche Beziehungen sie zu welchen anderen Personen eingehen wird, ob sie am Ende umkommt und wenn ja wann genau und unter welchen Umständen. Nichts was geschah konnte mich überraschen, denn diverse Handlungsverläufe sind nicht nur altbekannt sondern auch so schlampig inszeniert, dass man von keiner Überraschung ausgehen konnte. Beispielsweise könnte eine Frau, die ihren Mann von ganzem Herzen liebt, aber trotzdem ein Verhältnis zu einem anderen pflegt, da ihr Göttergatte ein impotenter Alkoholiker ist, eine interessante Charakterstudie sein, wenn es richtig gemacht wird. Leider ist es hier nicht richtig gemacht und deswegen ist es nicht interessant sondern klischeehaft und offensichtlich.
2. Comedy und viele Leichen: Der Regisseur schien sich nicht klar darüber zu sein, ob er eine spaßige Persiflage eines Ninja-Filmes drehen wollte oder einen ernsten Genre-Vertreter. Der Film hat einen durchaus harten Ton, Menschen sterben wie die Fliegen, es werden Köpfe abgehackt, ein armer Teufel herumgeschleift etc… und trotzdem fühlte sich die Regie genötigt Sequenzen hineinzubringen die nicht augenzwinkernd komisch (damit könnte ich leben) sondern plump komisch sind. Wie hin und wieder der beliebte wau-wau-wauauauau-Sound. Dies hat nun den Effekt, dass ich die ernsten Momente nicht mehr ernst nehmen kann, und mir gleichzeitig bei den spaßigen Momenten das Lachen im Halse stecken bleibt.
3. Die Bösen morden zu wenig – Franco Nero zu viel: Da das Publikum von „Ninja – Die Killermaschine“ das Kleinkindalter überschritten haben sollte, reicht es bei unseren aufgeklärten Hirnen nicht mehr aus uns einfach zu sagen, wer böse ist und wer gut und zu erwarten, dass wir das hinnehmen. Der Trick besteht darin, dass die Bösen böses Zeugs machen, was darin resultiert, dass die Guten eine Transformation von einer Opferrolle in eine Rächerrolle durchleben können. Natürlich ist dieses Schema nicht auf alle Filme anzuwenden, aber sofern wir einen Actionfilm oder einen Western haben sollte es anwendbar sein.
Und wirklich, die Bösen machen böses Zeugs: Sie wollen das Land von einem Typen haben und als dieser ablehnt versuchen sie ihm zu drohen. Was machen die „Guten“ darauf: Sie bringen duzende Helfershelfer der Bösen um! So zeigen sich uns die Leute, die wir hassen sollten, als Geschäftsmänner, die erst, wenn großzügige legale Mittel nicht mehr funktionieren zu kleineren Gewalttaten zurückgreifen und die Leute, die wir mögen sollten, zeigen sich als gewaltverliebte Massenmörder, welche es besonders auf arme kleine bezahlte Gehilfen abgesehen haben. Die Morde von Nero und Co. geschehen nicht mal immer aus Notwehr. Oft wird jemand von unseren „Helden“ in den Rücken geschossen oder es erwischt einen Unbewaffneten und wenn er keine Bodygards mehr umzubringen hat greift unser Ninja auch gern mal auf das Wachpersonal einer Boxhalle oder auf einen REZEPTIONISTEN zurück! Ja unser „Held“ tötet einen unbewaffneten Rezeptionisten von hinten, weil er zu faul ist, sich einfach bei dem Typen vorbeizuschleifen.
Ich sage nicht, dass ein Held ein braver moralisch einwandfreier Kirchengänger sein muss, aber bevor er zum mordenden Rambo wird, müssen es die Leute, die er umbringt verdienen. Django aus meinen Lieblingsfilm ist sicher auch kein Herzchen, aber er ist wenigstens kein rassistischer Fanatiker wie sein Gegenspieler. Um zu verdeutlichen, wie dieses Schema funktioniert, hier ein paar Beispiele aus wesentlich besseren Filmen, die mir gerade in den Sinn kommen:
„Django“: Bevor Django, der Typ mit einem der größten Bodycounts der Westerngeschichte, die ersten paar Leute in die Hölle befördert, erschießen diese einige Mexikaner aus dem Hinterhalt und versuchen eine Frau bei lebendigem Leibe zu verbrennen.
„Cannibal Holocaust“: Bevor die Kannibalen Alan Yates und Crew verputzen, nehmen ihnen diese ihre Nahrung weg, vergewaltigen was das Zeug hält und verbrennen die halbe Dorfbevölkerung bei lebendigem Leibe. (Dies erfahren wir zwar erst am Schluss, da wir anfangs die Kannibalen – was auch funktioniert – für die bösen halten sollen, doch als wir es erfahren nimmt der Film die Wendung, die er nehmen sollte)
„Das Syndikat des Grauens“: Bevor Luca zur Waffe greift lässt der Typ, auf den er es abgesehen hat, unter anderem seinen Bruder kaltblütig ermorden, brennt einer reizenden deutschen Drogendealerin die Haut vom Gesicht und lässt Lucas Frau grausam vergewaltigen, während er Luca zwingt zuzuhören.
„Ninja – Die Killermaschine“: Bevor Franco Nero die ersten Leute umbringt, bietet ihr Boss einem Freund von ihm eine mehr als großzügige Summe für dessen Land und versucht erst als sich dieser als sturer Hundesohn erweist, dessen Arbeiter zu vertreiben. Aber das ist OK, denn offenbar denkt der Regisseur ein egozentrischer Charakter und ein paar cartoonhafte Gehilfen reichen aus um ihn als Bösen herauszukristallisieren.
So, dass sind meine Probleme mit dem Film. Nun könnte man fragen, warum der Film trotzdem immerhin mittelmäßig bleibt?
1. Action am laufenden Band: Die Regie wusste offenbar, dass sie zu unfähig ist um dramatische Szenen zu inszenieren, deswegen stopft sie den Film so mit Kämpfen und Schlägereien voll, dass es fast nie langweilig wird.
2. Franco Nero: Wir nehmen ihm zwar seine Figur nicht ab, dies liegt aber daran, dass wir von Seiten der Regie nicht wissen ob wir sie ernst oder komisch nehmen sollen. Franco Nero leistet mit dem wenigen, was ihm gegeben wird eine solide Arbeit; wenn er ernst sein soll ist er glaubhaft ernst und wenn er komisch sein soll macht er das auch gut. Beides löscht sich gegenseitig aus, aber das ist ja nicht seine Schuld.
3. Der Hauptgrund, warum dieser Film vielleicht sogar mehrere Sichtungen wert sein könnte, das einzige, was den Film einmalig macht: CHRISTOPHER GEORGE!!!!!!! Ich hätte zwar nie geglaubt, dass der Typ aus „Ein Zombie hing am Glockenseil“ solche Größen wie Franco Nero an die Wand spielen könnte, aber er tut es. Sein Mister Venarius ist einer der spaßigsten Bösewichte, die ich je gesehen habe. Er hat so ein kleinkindhaftes Verhalten drauf, wenn er etwas haben will, dann raunzt er seinen Sekretär solange an, bis er das bekommt. Dennoch demonstriert er seine Macht eindeutig genug, sodass wir ihn auch als bedrohlichen Gegenspieler ansehen könnten. Der einzige Nachteil an seiner Genialität ist, dass ich, nachdem Venarius nicht mehr vorkommt, das gesamte Interesse an den Streifen verloren habe und den Endkampf und alles was danach kam aus Langeweile nur schwer durchstehen konnte.
Fazit: Der Film hat seine Nachteile, aber all die Actionszenen werden den Zuseher schon die anderthalb Stunden bei Laune halten. Einzig Christopher George leistet einen denkwürdigen Beitrag. 6/10