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Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Sa 4. Feb 2012, 18:25
von horror1966
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Psycho
(Psycho)
mit Vince Vaughn, Julianne Moore, Viggo Mortensen, Anne Heche, William H. Macy, Robert Forster, Philip Baker Hall, Anne Haney, Chad Everett, Rance Howard, Rita Wilson, James Remar, James LeGros
Regie: Gus Van Sant
Drehbuch: Robert Bloch / Joseph Stefano
Kamera: Christopher Doyle
Musik: Bernhard Herrmann
FSK 12
USA / 1998

Marion Crane ist eine kleine Büroangestellte aus Phoenix. Die einzige Abwechslung ihres tristen Alltags ist ihr Verhältnis mit einem geschiedenen Mann in der Mittagspause. Doch plötzlich bietet sich die große Chance, ein neues Leben zu beginnen Marion unterschlägt 400.000 Dollar und verschwindet in Richtung Kalifornien. Auf der Flucht checkt sie in einem mysteriösen Motel ein. Hier trifft sie auf Norman Bates. Und als sie auch noch Normans Mutter kennen lernt, wird der Traum vom besseren Leben zu einem unfassbaren Alptraum.


Es gibt immer wieder Film-Klassiker denen man lieber keine Neuverfilmung zukommen lassen sollte, da das Original einfach nicht zu übertreffen ist. Alfred Hitchkocks Meisterwerk "Psycho" fällt ganz sicher in diese Kategorie und dennoch hat Regisseur Gus Van Sant 1998 ein Remake auf den Markt gebracht, auf das man als Fan sicherlich gespannt sein durfte. Umso größer war dann die Enttäuschung, das man lediglich eine 1:1 Kopie zu sehen bekam, die noch nicht einmal ansatzweise mit dem genialen Original konkurrieren kann. Die Gründe dafür sind manigfaltig, so kann die Neuauflage beispielsweise keinesfalls die bedrohliche-und absolut einzigartige Grundstimmung von Hitchcocks Werk einfangen, die s/w Version lässt selbst nach der unzähligsten Sichtung viel eher die gepflegte Gänsehaut beim Zuschauer aufkommen, die bei vorliegendem Film doch fast vollkommen fehlt. Dadurch, das Van Sant der Geschichte wirklich keinerlei Neuerungen einverleibt hat, drängt sich schon zwangsweise der Vergleich zum Original auf, ohne dessen Existenz man hier wenigstens von einem durchschnittlichen Film sprechen würde.

Nun kann man dies aber auf keinen Fall tun, denn bis in das kleinste Detail wurden die genau gleichen Szenen übernommen, nur das hier logischerweise andere Darsteller am Werke sind. Bei diesem Aspekt stößt man dann auch ganz automatisch auf die größte Schwachstelle in Van Sants Version, denn trotz einer bekannten Darsteller-Riege bekommt man lediglich durchschnittliches Schauspiel geboten. Dabei sind Viggo Mortensen, Anne Heche, William H. Macy und auch Julianne Moore noch einigermaßen zu ertragen, doch die Performance von Vince Vaughn in der Rolle des Norman Bates geht überhaupt nicht. Zwar ist der gute Mann sichtlich bemüht, der von ihm dargestellten Figur etwas Leben einzuhauchen, doch selbst ohne die brillante Vorlage eines Anthony Perkins liegt hier das mit Abstand größte Defizit des Filmes. Vaughn erscheint größtenteils vielmehr wie eine Art Fremdkörper der sich in die falsche Story verirrt hat und zieht das gesamte Geschehen durch sein lebloses-und uninspiriertes Schauspiel regelrecht in den Keller.

Lag insbesondere bei diesem Punkt noch eine der absoluten Stärken des Originals, so folgt man hier eher lustlos der völlig leblosen Performance eines offensichtlich vollkommen überforderten Darsteller, der mit der Bürde seiner Rolle zu keiner Zeit klar kommt. So kommt dem Betrachter dann auch mit der Zeit das Szenario seltsam langatmig vor und man sehnt sich förmlich nach dem erlösenden Abspann, damit das filmische Grauen dann endlich ein Ende hat. Dabei hat Van Sant im handwerklichen Bereich alles richtig gemacht, nur hätte er besser einige neue Reizpunkte setzen sollen, anstatt eine vollkommen uninspirierte Kopie in Szene zu setzen. Hier bleibt einem nichts anderes übrig, als den Vergleich zu Hitchkocks Version zu ziehen und nur recht selten ist der Qualizätsunterschied zwischen Original-und Kopie so dermaßen gravierend, wie es bei "Psycho" der Fall ist. Und so kommt dann auch in vorliegendem Film überhaupt keine Spannung, geschweige denn eine gruselige Atmosphäre auf, was aber keinesfalls darin begründet ist, das man die Geschichte seit etlichen Jahren kennt. Schuld daran ist in erster Linie der Hauptdarsteller, der in keiner einzelnen Passage seiner Figur gerecht werden kann.

Letztendlich handelt es sich hier um ein Remake das man sich besser verkniffen hätte, da die Fußstapfen des Originals einfach zu groß waren. Mit einer Neuinterpretation der Geschichte und einem besseren Hauptdarsteller hätte man eventuell noch etwas bewirken können, so aber handelt es sich vielmehr um einen echten Rohrkrepierer, den man nicht wirklich gesehen haben muss. Gut nur, das Hitchkock nicht mehr erleben musste, welch grottenschlechte Neuauflage man seinem Meisterwerk spendiert hat, das für alle Zeiten unerreicht bleiben wird.


Fazit:


Keinerlei Spannung, null Atmosphäre und ein vollkommen ausdrucksloser Vince Vaughn machen diesen Film zu einem Erlebnis, auf das man als Film-Fan auch gern verzichtet hätte. Ausser Spesen nichts gewesen, Van Sants Film ist ebenso leblos wie ein zum zweiten Mal gestorbener Zombie. Dann schon lieber zum unzähligsten Male Anthony Perkins in der Rolle von Norman Bates bewundern, weiss man als Zuschauer doch ganz genau, das es sich dabei um wahre Filmkunst handelt.


2/10

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 00:45
von dr. freudstein
Das Remake zeigt nur den 1:1 kopiertem Original m it fast den gleichen Dialogen (nur geringe Abweichungen registriert man). In Farbe und modernisierter geht hier aber die Faszination verloren, an Eigenständigkeit mangelt es hier gar. Atmosphäre sucht man hier vergebens im Vergleich zum Original und auch die Darsteller sitzen in einer anderen Klasse. Eigentlich eher überflüssig, denn das Original braucht man nicht zu kopieren, die simple aber wirkungsvolle Bedrohlichkeit ging hier nicht nur wegen des Farbanstriches verloren.

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 07:15
von DrDjangoMD
dr. freudstein hat geschrieben:Eigentlich eher überflüssig, denn das Original braucht man nicht zu kopieren, die simple aber wirkungsvolle Bedrohlichkeit ging hier nicht nur wegen des Farbanstriches verloren.
Als man Gus Van Sant, welcher das Remake meiner Ansicht nach machte, weil er einfach geldgeil und sonst gar nischts ist, fragte, warum er denn ein Remake so eines unübertreffbaren Klassikers machte, soll er gesagt haben "Damit es niemand anderes tut". :basi: Nach seinem inspirationslosen Nonsens drängt sich bei mir jedoch die Vermutung auf, dass es jeder andere wohl besser gemacht hätte. Irgendein begnadeter Regisseur hätte das Original vielleicht nicht übertreffen können, aber einen halbwegs brauchbaren Film abliefern können, und selbst jeder unbegnadete Regisseur hätte es vielleicht so trashig gemacht, dass es bei mir (wie beispielsweise das unwürdige Wickerman-Remake) wenigstens auf dem Gebiet ein paar Lacher abstaubte. Aber der Güsserich hat gar nichts gemacht, außer Norman Bates total unpassend zu besetzen. Bei einer Bewertung des Filmes würde ich daher auch nichts heranziehen, was er eins zu eins von Hitchcock übernommen hat und was dabei bleibt ist eine endlose Leere mit einer schlechten Besetzung. Für mich eins der miesesten Remakes überhaupt - aber ich kann Mr. Gus sowieso nicht sonderlich leiden, also vielleicht reagiere ich da über.

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 16:57
von Adalmar
Ist der denn wirklich so schlimm? Die Besetzung (Moore, Mortensen, Heche, Macy) hört sich für mich sehr gut an. Muss mir den bei Gelegenheit doch mal angucken. Das Original hat mich seinerzeit nicht so beeindruckt, wie es seinem Ruf entspräche, was aber sicher auch daran liegt, dass die Szenen überall zitiert und parodiert werden und der Überraschungsfaktor schon weg war.

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 18:44
von horror1966
Man vergleicht einfach ganz automatisch mit dem Original, da es sich um eine 1:1 Kopie handelt und da kackt das Remake gnadenlos ab. Die Darsteller sind bemüht, mehr aber nicht.

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 19:43
von purgatorio
Adalmar hat geschrieben:Ist der denn wirklich so schlimm?
wenn man all die hier posaunte Polemik wegblättert, sollte ja immer noch die Frage bleiben, warum ein 1:1-Remake eines hochgelobten Klassikers - unabhängig von Fragen der Notwendigkeit und entspr. Existenzberechtigung - plötzlich so überdurchschnittlich schlecht sein soll, wenn es doch eigentlich der selbe Film ist... in Farbe und bunt :nick: Ich selbst kenne den Film nicht, was wahrscheinlich auch gut ist, aber in Kombination mit Adalmars Frage hätte ich meine auch gern gestellt... Wie kommt das?

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 21:41
von DrDjangoMD
purgatorio hat geschrieben:
Adalmar hat geschrieben:Ist der denn wirklich so schlimm?
wenn man all die hier posaunte Polemik wegblättert, sollte ja immer noch die Frage bleiben, warum ein 1:1-Remake eines hochgelobten Klassikers - unabhängig von Fragen der Notwendigkeit und entspr. Existenzberechtigung - plötzlich so überdurchschnittlich schlecht sein soll, wenn es doch eigentlich der selbe Film ist... in Farbe und bunt :nick: Ich selbst kenne den Film nicht, was wahrscheinlich auch gut ist, aber in Kombination mit Adalmars Frage hätte ich meine auch gern gestellt... Wie kommt das?
Naja zumindest mein Statement über seine Unterdurchschnittlichkeit rührt daher, dass ich nichts an dem Film loben kann, was shot für shot vom ollen Alfred übernommen wurde. In Sachen Kameraführung, Schnitt, usw. hat Van Sant nichts Neues gemacht, weswegen ich seine Arbeit auf diesem Gebiet weder als gut noch als schlecht sondern einfach neutral sehen kann - und zwar deshalb weil es 0 Grund gibt den Film wegen diesen Aspekten einer erneuten Sichtung des Originals vorzuziehen. Der einzige größere Unterschied, und damit das einzige was für meine Bewertung Gewicht hat, ist also die Besetzung, und die Hauptrolle ist (obwohl Vince Vaughn sicherlich kein schlechter Schauspieler ist) furchtbar fehlbesetzt und nicht wirklich überzeugend gespielt. Das ist zumindest meine Meinung warum es für mich keinen Grund gibt den Film jemals wieder zu sehen, sofern Hitchcocks Version verfügbar ist.

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 21:56
von dr. freudstein
Mein Praxiskollege und der Horror haben eigentlich genau die Gründe genannt, ging mir genauso. Wie gesagt, allein in Farbe verliert der schon deutlich, aber die Wirkung, die dieser Film 1960 gehabt haben muss, dieses wird keiner von uns Spätgeborenen erleben können. Und Anthony Perkins kann man auch nicht würdig ersetzen. Aber ist halt langweilig wenn nur 1:1 kopiert wird, auch wenn es handwerklich gar nicht mal so schlecht war. Denke aber, ein jüngeres Publikum (welches das Original nicht liebte oder besser, gar nicht mal kennt) dürfte hier eher seine Freude haben.

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 21:59
von jogiwan
dr. freudstein hat geschrieben: Und Anthony Hopkins kann man auch nicht würdig ersetzen.
:angst: :palm: :hirn:

Re: Psycho (1998) - Gus Van Sant

Verfasst: Di 13. Nov 2012, 22:03
von dr. freudstein
jogiwan hat geschrieben:
dr. freudstein hat geschrieben: Und Anthony Hopkins kann man auch nicht würdig ersetzen.
:angst: :palm: :hirn:
:oops: :oops: :oops: