Psycho (1998) - Gus Van Sant
Verfasst: Sa 4. Feb 2012, 18:25
Psycho
(Psycho)
mit Vince Vaughn, Julianne Moore, Viggo Mortensen, Anne Heche, William H. Macy, Robert Forster, Philip Baker Hall, Anne Haney, Chad Everett, Rance Howard, Rita Wilson, James Remar, James LeGros
Regie: Gus Van Sant
Drehbuch: Robert Bloch / Joseph Stefano
Kamera: Christopher Doyle
Musik: Bernhard Herrmann
FSK 12
USA / 1998
Marion Crane ist eine kleine Büroangestellte aus Phoenix. Die einzige Abwechslung ihres tristen Alltags ist ihr Verhältnis mit einem geschiedenen Mann in der Mittagspause. Doch plötzlich bietet sich die große Chance, ein neues Leben zu beginnen Marion unterschlägt 400.000 Dollar und verschwindet in Richtung Kalifornien. Auf der Flucht checkt sie in einem mysteriösen Motel ein. Hier trifft sie auf Norman Bates. Und als sie auch noch Normans Mutter kennen lernt, wird der Traum vom besseren Leben zu einem unfassbaren Alptraum.
Es gibt immer wieder Film-Klassiker denen man lieber keine Neuverfilmung zukommen lassen sollte, da das Original einfach nicht zu übertreffen ist. Alfred Hitchkocks Meisterwerk "Psycho" fällt ganz sicher in diese Kategorie und dennoch hat Regisseur Gus Van Sant 1998 ein Remake auf den Markt gebracht, auf das man als Fan sicherlich gespannt sein durfte. Umso größer war dann die Enttäuschung, das man lediglich eine 1:1 Kopie zu sehen bekam, die noch nicht einmal ansatzweise mit dem genialen Original konkurrieren kann. Die Gründe dafür sind manigfaltig, so kann die Neuauflage beispielsweise keinesfalls die bedrohliche-und absolut einzigartige Grundstimmung von Hitchcocks Werk einfangen, die s/w Version lässt selbst nach der unzähligsten Sichtung viel eher die gepflegte Gänsehaut beim Zuschauer aufkommen, die bei vorliegendem Film doch fast vollkommen fehlt. Dadurch, das Van Sant der Geschichte wirklich keinerlei Neuerungen einverleibt hat, drängt sich schon zwangsweise der Vergleich zum Original auf, ohne dessen Existenz man hier wenigstens von einem durchschnittlichen Film sprechen würde.
Nun kann man dies aber auf keinen Fall tun, denn bis in das kleinste Detail wurden die genau gleichen Szenen übernommen, nur das hier logischerweise andere Darsteller am Werke sind. Bei diesem Aspekt stößt man dann auch ganz automatisch auf die größte Schwachstelle in Van Sants Version, denn trotz einer bekannten Darsteller-Riege bekommt man lediglich durchschnittliches Schauspiel geboten. Dabei sind Viggo Mortensen, Anne Heche, William H. Macy und auch Julianne Moore noch einigermaßen zu ertragen, doch die Performance von Vince Vaughn in der Rolle des Norman Bates geht überhaupt nicht. Zwar ist der gute Mann sichtlich bemüht, der von ihm dargestellten Figur etwas Leben einzuhauchen, doch selbst ohne die brillante Vorlage eines Anthony Perkins liegt hier das mit Abstand größte Defizit des Filmes. Vaughn erscheint größtenteils vielmehr wie eine Art Fremdkörper der sich in die falsche Story verirrt hat und zieht das gesamte Geschehen durch sein lebloses-und uninspiriertes Schauspiel regelrecht in den Keller.
Lag insbesondere bei diesem Punkt noch eine der absoluten Stärken des Originals, so folgt man hier eher lustlos der völlig leblosen Performance eines offensichtlich vollkommen überforderten Darsteller, der mit der Bürde seiner Rolle zu keiner Zeit klar kommt. So kommt dem Betrachter dann auch mit der Zeit das Szenario seltsam langatmig vor und man sehnt sich förmlich nach dem erlösenden Abspann, damit das filmische Grauen dann endlich ein Ende hat. Dabei hat Van Sant im handwerklichen Bereich alles richtig gemacht, nur hätte er besser einige neue Reizpunkte setzen sollen, anstatt eine vollkommen uninspirierte Kopie in Szene zu setzen. Hier bleibt einem nichts anderes übrig, als den Vergleich zu Hitchkocks Version zu ziehen und nur recht selten ist der Qualizätsunterschied zwischen Original-und Kopie so dermaßen gravierend, wie es bei "Psycho" der Fall ist. Und so kommt dann auch in vorliegendem Film überhaupt keine Spannung, geschweige denn eine gruselige Atmosphäre auf, was aber keinesfalls darin begründet ist, das man die Geschichte seit etlichen Jahren kennt. Schuld daran ist in erster Linie der Hauptdarsteller, der in keiner einzelnen Passage seiner Figur gerecht werden kann.
Letztendlich handelt es sich hier um ein Remake das man sich besser verkniffen hätte, da die Fußstapfen des Originals einfach zu groß waren. Mit einer Neuinterpretation der Geschichte und einem besseren Hauptdarsteller hätte man eventuell noch etwas bewirken können, so aber handelt es sich vielmehr um einen echten Rohrkrepierer, den man nicht wirklich gesehen haben muss. Gut nur, das Hitchkock nicht mehr erleben musste, welch grottenschlechte Neuauflage man seinem Meisterwerk spendiert hat, das für alle Zeiten unerreicht bleiben wird.
Fazit:
Keinerlei Spannung, null Atmosphäre und ein vollkommen ausdrucksloser Vince Vaughn machen diesen Film zu einem Erlebnis, auf das man als Film-Fan auch gern verzichtet hätte. Ausser Spesen nichts gewesen, Van Sants Film ist ebenso leblos wie ein zum zweiten Mal gestorbener Zombie. Dann schon lieber zum unzähligsten Male Anthony Perkins in der Rolle von Norman Bates bewundern, weiss man als Zuschauer doch ganz genau, das es sich dabei um wahre Filmkunst handelt.
2/10