Hostel 3 - Scott Spiegel (2011)
Verfasst: So 5. Feb 2012, 01:30
Hostel 3
(Hostel: Part III)
mit Kip Pardue, Brian Hallisay, John Hensley, Sarah Habel, Chris Coy, Skyler Stone, Thomas Kretschmann, Zulay Henao, Nickola Shreli, Derrick Carr, Frank Alvarez, Evelina Oboza, Tim Holmes, Barry Livingston
Regie: Scott Spiegel
Drehbuch: Michael D. Weiss / Eli Roth (Figuren)
Kamera: Andrew Strahom
Musik: Frederik Wiedmann
SPIO/JK
USA / 2011
Drei Freunde brausen zum Junggesellenabschied nach Las Vegas und lassen es im Nachtclub mit Huren und Rauschgift nach allen Regeln der Kunst krachen. Am nächsten Morgen erwachen zwei mit Kopfschmerzen im Hotelzimmer, während vom dritten jede Spur fehlt. Auf der Suche nach dem Kumpel rekonstruieren die anderen beiden den Vortag und landen mit ihrer neuen Freundin, dem Escort Girl, genau dort, wo bereits ihr Freund das Leben ließ: Im Folter- und Mordkeller eines geheimen Clubs perverser Millionäre.
Nachdem die ersten beiden Teile der berüchtigten Hostel-Reihe noch unter der Regie von Eli Roth entstanden, hat nun beim dritten Teil Scott Spiegel (Bloodnight, Mein Name ist Modesty) das Zepter übernommen. Schon beim Vorgänger konnte der Zuschauer einen gewissen Qualitäts-Abfall wahrnehmen, wobei die vorliegende Direct to DVD Produktion für den bisherigen Tiefpunkt der Reihe sorgt. Sicherlich handelt es sich immer noch um einen Film, den man sich gut und gern einmal anschauen kann, doch ist leider nichts mehr von der rauen und dreckigen Grundstimmung zu verspüren, die insbesondere den Erstling von Eli Roth noch so ausgezeichnet hat. In erster Linie ist dieser Umstand sicherlich darin zu begründen, das sich die Geschichte vom Schauplatz Ost-Europa verabschiedet und sich in der Glitzerwelt von Las Vegas angesiedelt hat. Allein schon durch diesen Aspekt verliert das Geschehen viel von seinem Flair und die Geschehnisse entfalten nicht mehr annähernd die Wirkung auf den Betrachter, wie es vor allem in Teil 1 der Fall war.
Irgendwie will hier trotz einiger blutiger Passagen nie so recht das beliebte Hostel-Feeling aufkommen, zu glatt erscheinen die gewählten Schauplätze. Es fehlen ganz einfach die dreckigen-und blutigen Gänge in den verfallenen Häusern, in denen sich die Szenarien der beiden Vorgänger abgespielt haben. Zudem mangelt es dem vorliegendem Film an der nötigen Spannung, zu durchschaubar-und vorhersehbar gestaltet sich ein Gesamt-Konstrukt, bei dem der Funke eigentlich zu keiner Zeit wirklich überspringen will. Das ist zum Großteil auch den äusserst farblos gezeichneten Charakteren zu verdanken, denen es an der nötigen Ausdrucksstärke mangelt, um einem das Geschehen glaubhaft näher zu bringen. Sämtliche Figuren wirken jederzeit austauschbar und man findet während des gesamten Films keine einzige Person, die sonderliche Symphatiepunkte sammeln könnte. Noch nicht einmal für die Opfer kann man echtes Mitleid empfinden, da man keinerlei Bezug zu ihnen aufbauen konnte. Hätte "Hostel 3" nun wenigstens im Bezug auf seinen Härtegrad punkten können, so würden zumindest die Gorehounds aufjubeln, doch selbst in dieser Beziehung entpuppt sich das Werk viel eher als ein laues Lüftchen.
Bis auf einige Szenen gibt es nämlich nicht viel zu vermelden, den Großteil der Folterungen sieht man lediglich im Ansatz und auch die Tötungsarten lassen eine gewisse Innovation vermissen. So wird dann auch bis auf eine Ausnahme eher plump-und einfallslos getötet, mit der Zeit können sogar leichte Ermüdungserscheinungen beim Zuschauer auftreten. Diverse Logiklöcher und vollkommen an den haaren herbeigezogene Verhaltensweisen einiger Akteure setzen dem ganzen dann die Krone auf und lassen die Geschichte in manchen Passagen schon fast in den Bereich der Fabeln abdriften. Dennoch kann man selbst "Hostel 3" nicht einen gewissen Unterhaltungswert absprechen, doch Fans der Reihe werden sich ganz sicher mehr erwartet haben, als dieser maximal mittelmäßige Film im Endeffekt hergibt. Die Verlegung des Schauplatzes ist hier meiner Meinung nach der größte Fehler gewesen, obwohl die Macher der Story durch diesen Umstand sicherlich neue Impulse einhauchen wollten. Letztendlich jedoch ist Las Vegas kein gleichwertiger Ersatz für die herrlich siffigen Locations der ersten beiden Teile, durch die zumindest das richtige Folter-Feeling erzeugt werden konnte. Hier aber entsteht eher ein fast steriler Eindruck, der sich auch zwangsläufig auf die sich entfaltende Atmosphäre niederschlägt und das Sehvergnügen sehr negativ beeinflusst.
Scott Spiegel hat es mit seinen diversen Änderungen sicherlich gut gemeint, hätte aber lieber auf die altbewährten Zutaten der Vorgänger zurückgegriffen. So aber hat er seinem eigenen Film mehr geschadet, als das er ihn in irgendeiner Weise aufgewertet hat. Übrig bleibt dann schließlich eine mittelmäßige DVD Produktion, die vollkommen zu Recht nicht den Weg auf die große Leinwand geschafft hat, denn die Kinos wären zu einem großen teil leer geblieben.
Fazit:
"Hostel 3" wird für viele Fans sicherlich eine herbe Enttäuschung darstellen, kann der Film doch auf keinen Fall an die beiden ersten Teile herankommen. Und das, obwohl schon Part 2 diverse Schwächen aufgewiesen hat und sich im Bezug auf die Härte eher vornehm zurückhielt. Nimmt man aber alles zusammen, dann handelt es sich bei vorliegendem Film ganz eindeutig um den bisherigen Tiefpunkt der Reihe, die doch vor einigen Jahren so verheissungsvoll begonnen hatte.
5,5/10