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Magier des Schreckens - John Brahm

Verfasst: Mo 20. Feb 2012, 19:20
von horror1966
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Magier des Schreckens
(The Mad Magician)
mit Vincent Price, Mary Murphy, Eva Gabor, John Emery, Donald Randolph, Lenita Lane, Patrick O'Neal, Jay Novello
Regie: John Brahm
Drehbuch: Crane Wilbur
Kamera: Bert Glennon
Musik: Arthur Lange / Emil Newman
FSK 16
USA / 1954

Der Zauberer und Verwandlungskünstler Don Gallico (Vincent Price) sieht sich als verkanntes Genie und ist es leid, neue magische Tricks für andere Künstler zu erfinden. Als sein Chef Ormond ihm dies verweigert und seine Tricks auch noch an den Erzrivalen Rinaldi verkauft, dreht Don Galico durch und wird zum Mörder. Damit steht er aber vor dem Problem, wie er die Leiche loszuwerden kann und fängt notgedrungen an, Ormonds Identität anzunehmen. Detektiv Allen Bruce begibt sich auf die Fährte des wahnsinnigen Zauberkünstlers und gerät dabei selbst in Lebensgefahr.


Diese s/w Produktion aus dem Jahr 1954 zeigt wieder einma sehr eindrucksvoll, das Vincent Price nicht umsonst als einer der Darsteller dieser Zeit gehandelt wurde, denn trägt doch insbesondere seine Darstellung des anscheinend wahnsinnigen Zauberkünstlers fast allein diesen Film. Es macht einfach immer wieder sehr viel Spaß, diesem großen Mimen bei der Arbeit zuzusehen, bei der er immer wieder seine große Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt und in allererster Linie durch seine ungeheure Ausdruckskraft auffällt. So verhält es sich auch bei vorliegendem Werk, in dem der von ihm dargestellte Charakter des Don Gallico ganz eindeutig im Focus der Geschichte steht und alle anderen Figuren wie bessere Statisten aussehen lässt, die es extrem schwer haben, gegen sein grandioses Schauspiel anzukommen.

Mit sichtbarer Überzeugung spielt Price den Erfinder neuer und spektakulärer Zaubertricks, der selbst gern zu den großen Magiern gehören möchte, was ihm sein Arbeitgeber Ormond aber immer wieder verweigert, indem er die neuen Tricks an andere bekannte Magier verkauft, die diese dann in ihre Shows einbauen. Dadurch, das das Genie des Don Gallico immer klein gehalten wird, dreht dieser irgendwann durch und wird zum Mörder, der mit der Zeit alle aus dem Weg räumt, die ihm bei seiner wahren Berufung im Wege stehen.

Price gelingt es hier einmal mehr, gerade die Passagen, in denen er zum anscheinend eiskalten Mörder wird, mit einer Brillanz darzustellen, wie es nur ganz wenige Schauspieler der damaligen Zeit konnten und bietet damit eine Kostprobe seines Könnens, an der man sich richtiggehend ergötzen kann. Nun sollte man fairerweise anmerken, das auch die anderen hier agierenden Schauspieler einen durchaus guten Job abliefern, aber durch die ungeheuer starke Präsenz eines Vincent Price nie so richtig zur Geltung kommen und wahrgenommen werden.

Ausser einem überragenden Hauptdarsteller beinhaltet der Film aber auch eine Menge Spannung und verfügt über eine sehr dichte Atmosphäre, die sich konstant durch die gesamte Geschichte zieht, die zu keiner Zeit auch nur annähernd langweilig wirkt, wofür auch schon die ziemlich kurze Laufzeit von knapp 70 Minuten garantiert. Gerade Liebhaber dieser alten Filme dürften hier voll auf ihre Kosten kommen, denn es ist ganz einfach herrlich, sich von der tollen Grundstimmung in Beschlag nehmen zu lassen und dem Charme dieses Klassikers zu erliegen.


Fazit:


"Magier des Schreckens" ist ein herrlicher Klassiker aus den 50er Jahren, der mit einem alles überragendem Vincent Price in der Hauptrolle perfekt besetzt ist und ganzzeitige sehr atmosphärische und sehr kurzweilige Unterhaltung bietet. Die s/w Optik tut ihr Übriges dazu, das hier nostalgische Gefühle aufkommen, denen man sich gern hingibt um so das Geschehen förmlich in sich aufzusaugen.


8/10

Re: Magier des Schreckens - John Brahm

Verfasst: Mi 2. Jan 2013, 22:47
von buxtebrawler
„Wie Sie sehen, ist mein Krematorium sehr viel mehr als ein Zaubertrick!“

Ende des 19. Jahrhunderts tritt Illusionist Don Gallico (Vincent Price, „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“) an, seinem Rivalen Rinaldi mittels neuartiger, Aufsehen erregender Tricks ernsthaft Konkurrenz zu machen. Leider jedoch hat er einen Vertrag bei Mr. Ormond unterschreiben, durch den er die Rechte an den Tricks an eben jenen zum Weiterverkauf abtritt. Als Ormond Gallico eröffnet, die Tricks auch ausgerechnet an Rinaldi weiterzugeben, tötet Gallico Mr. Ormond und gerät in einen Strudel aus weiteren Verbrechen, unterschiedlichen Identitäten und der ihn verfolgenden Justiz...

Der Schwarzweiß-Film „Magier des Schreckens“ alias „Der wahnsinnige Zauberkünstler“ von US-Regisseur John Brahm („Das unsterbliche Monster“) aus dem Jahre 1954 ist eine Melange aus Thriller und Kriminalfilm mit dem unvergleichlichen Vincent Price in einer seiner ersten Spielfilmrollen nach dem Wachsfigurenkabinettspektakel „Das Kabinett des Professor Bondi“. Wie auch jener Film wurde „Magier des Schreckens“ in 3D-Technik fürs Kino gedreht.

Ein Thriller ist Brahms Film solange, wie er sein Hauptaugenmerk auf Gallico legt, der sich einiges einfallen lassen muss, um Leichen verschwinden zu lassen und unerkannt zu bleiben. Dabei hilft ihm sein eigentlich für die Bühne bestimmtes Verwandlungsgeschick und so wird „Magier des Schreckens“ zu einem vergnüglichen und spannenden Maskeradenverwirrspiel, das aber in den „unmaskierten“ Momenten stark von der charismatischen Mimik Vincent Price’ lebt. Zu beobachten, wie der talentierte, doch arme Tropf Gallico sich selbst immer weiter ins Unglück reitet und schließlich die Grenzen der vertretbaren Moral überschreitet, hat trotz der Leichtfüßigkeit des Films eine gehörige Prise Drama und Tragik in sich und auch vor manch kruder Idee – beispielsweise einer öffentlichen und doch unbemerkten Leichenverbrennung – wird nicht Halt gemacht. Ab einem etwas späteren Zeitpunkt wird die Handlung um klassische Krimielemente ergänzt, wenn Mrs. Prentiss als Hobbyautorin und -schnüfflerin mit detektivischem Spürsinn ins Spiel kommt und sich an Gallicos Fersen heftet. Die Polizei hat es nicht leicht, galt das Auswerten von Fingerabdrücken seinerzeit doch noch als neuartige Technik – was der Film thematisiert und damit auch auf diese Weise einen interessanten Bezug zur damaligen Zeit herstellt. Unaufdringlicher Humor zieht sich durch weite Teile des Films und trägt angenehm zur stilsicheren Unterhaltung bei.

Der unvergessliche Vincent Price in einem unterhaltsamen alten Schinken, der das heute noch aktuelle Joch von Knebelverträgen thematisiert, in dem Menschen bei lebendigem Leib zersägt werden und der die Maskeraden- und Identitätsspiele späterer Genrefilme vorwegnimmt, zudem mit sicherem Händchen mit neben Price nicht ganz so großen Namen besetzt wurde – Eva Gabor als Femme fatale, John Emery als Rinaldi etc. – und die richtige Balance zwischen Thrill, Kriminologie und Humor trifft – das ist gut gealterter, sympathischer Stoff, der für Kenner und Genießer auch heute noch so gut funktioniert, dass man nur schwer umhinkommt, sich vor Mr. Price ehrfurchtsvoll zu verbeugen. Doch auch, was die Regie betrifft, erscheint „Magier des Schreckens“ wesentlich ausgereifter und runder als beispielsweise „Das unsterbliche Monster“ des gleichen Regisseurs. Kein großer, epischer Klassiker, sondern ein feiner, kleiner, unterhaltsamer Vertreter des Kurzweiligen, der ein wenig mit dem Misstrauen gegenüber undurchsichtigen Möchtegern-Magiern spielt.

Re: Magier des Schreckens - John Brahm

Verfasst: Di 29. Okt 2013, 18:37
von sergio petroni
Vincent Price ist einfach eine Bank! :verbeug:

Im vorliegenden Film von John Brahm, der ansonsten hauptsächlich als Serienregisseur
tätig war, spielt unser Vincent den Don Gallico, einen Erfinder von Zaubertricks.
Als Gallico das Erfinden nicht mehr ausreicht, versucht er sich als "The great Gallico"
selbst auf der Bühne. Doch leider hat er den Vertrag mit seinem Arbeitgeber Ross Ormond
(Donald Randolph) nicht komplett durchgelesen. Dieser hat Gallico völlig in der
Hand und ein direktes Durchgriffsrecht auf jede von Gallicos Erfindungen.
Hinzu kommt, daß Ormond Gallico die Frau ausgespannt hat.

Nachdem Ormond Gallico in seine Schranken weist und ihm jegliche Auftritte als Magier
untersagt, dauert es nicht lange bis Gallico der Kragen platzt. Seine neueste Erfindung,
den Kreissägentrick, wendet er in blanker Wut auf Ormond an; und zwar ohne doppelten
Boden. Wie Gallico danach die Leiche "entsorgt" macht alleine schon den Film sehenswert.
Aber wie es halt immer so ist: eine Lüge führt zur nächsten, respektive ein Mord zum nächsten.
Und so zieht Gallico eine Blutspur hinter sich her durch diesen wirklich kurzweiligen
und sympathisch altmodischen Streifen. Dabei überragt auch hier Vincent Price die
komplette Crew. Seine Taten sind psychologisch nachvollziehbar, Gewissensbisse
sucht der Zuseher bei Don Gallico jedoch vergebens.

Insgesamt ein großer nostalgischer Spaß.
7/10