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Alien Desperados - Sam Irvin

Verfasst: Di 6. Mär 2012, 00:08
von buxtebrawler
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Originaltitel: Oblivion

Herstellungsland: USA / 1994

Regie: Sam Irvin

Darsteller: Richard Joseph Paul, Jackie Swanson, Andrew Divoff, Meg Foster, Isaac Hayes, Julie Newmar, Carel Struycken, George Takei, Musetta Vander, Jimmie F. Skaggs, Irwin Keyes, Mike Genovese u. A.
Der brutale Alien-Bandit Redeye (Andrew Divoff) und seine Bande terrorisieren das Städtchen Oblivion. Den Marshal des Ortes bringt Redeye kurzerhand um. Zack (Richard Joseph Paul), der Sohn des Marshals, will dem Schurken das Handwerk legen. Gemeinsam mit dem Deputy-Cyborg Stell (Meg Foster) nimmt er den Kampf auf.
Quelle: www.ofdb.de

Re: Alien Desperados - Sam Irvin

Verfasst: Di 6. Mär 2012, 00:09
von buxtebrawler
„Ihr Vater hat die Mühsal des Lebens für immer hinter sich gelassen. Er hat die Gefangenschaft der Seele beendet und das Zeitliche gesegnet, das in Tränen erliegt. Ihr Vater hat sich auf den Weg gemacht, schon vorzeitig im Himmelschor den unendlichen Choral der Ewigkeit mitzusingen.“ – „Was heißt das?“ – „Er ist tot.“

Nachdem ich zuletzt einige Nulpen aus der „Full Moon Entertainment“-Direct-to-Video-Fabrik gesehen hatte, hat es der unter der Regie Sam Irvins („Aliens, Akkordeons und jede Menge Ärger“) 1994 entstandene „Oblivion“ alias „Alien Desperados“ doch tatsächlich geschafft, mich wieder mit Charles Bands Produktionsfirma zu versöhnen. In einem originellen Science-Fiction-Western-Crossover lässt er im kleinen Städtchen Oblivion den außerirdischen Banditen Redeye (Andrew Divoff, „Wishmaster“) auf den Marshall (Mike Genovese, „Blood In Blood Out - Verschworen auf Leben und Tod“) los, den er kurzerhand in die ewigen Jagdgründe schickt, um ungestört seine Terrorherrschaft ausbauen zu können. Des Marshalls Sohnemann Zack (Richard Joseph Paul, „Knight Rider 2010“) rettet Indianer Stinking Turncoat (Tim Miller) vor den bösen Nachtskorpionen, freundet sich nach anfänglichen Diskrepanzen mit Cyborg-Deputy Stell (Meg Foster, „Sie leben!“) an und überlegt fortan, wie er möglichst gewaltlos der Lage Herr werden könnte...

„Oblivion“ bewegt sich irgendwo zwischen Komödie und freiwilligem Trash, meist ohne allzu peinliche Übertreibungen, und scheint direkt einem abgedrehten Comicstrip entsprungen. Kulissen und Kostüme sind farbenfroh und ansehnlich, die Mixtur aus Science Fiction und Western funktioniert überraschend gut und äußert sich in vielen Details und Redeye erinnert an „Killer Croc“ aus den Batman-Comics. Die Darstellerriege setzt sich aus vielen bekannten Namen zusammen, die sich in Nebenrollen fröhlich parodistisch durch den Film zitieren dürfen. Aber das Wichtigste: „Oblivion“ ist wirklich witzig. Es handelt sich um keine Schenkelklopferkomödie, aber er lädt verdammt oft zum Schmunzeln ein, unter Verwendung eines angenehmen, nicht dümmlichen oder pubertären Humors. Stark dazu bei tragen die skurrilen Charaktere, deren Unterhaltungswert nicht aus Overacting und Slapstick resultiert (wenngleich ersteres natürlich alle bis zu einem gewissen Grad betreiben), sondern aus ihrer Konzeption zwischen parodierendem Klischee und interessanter individueller Gestaltung, die nicht immer die ganz lauten Töne benötigt, um ihr Anliegen zu verdeutlichen.

So wird vielleicht manch einem die Vielzahl weiser Indianersprüche Stinking Turncoats erst auffallen, als seine Freunde genervt auf sie reagieren. Beim hünenhaften Totengräber (Carel Struycken, „The Addams Family“) reicht seine bloße Anwesenheit, um Angst und Schrecken zu verbreiten wie der Schnitter höchstpersönlich, er dient als Katalysator für den Aberglauben der einerseits hochtechnisierten, andererseits aber im Westernambiente verharrenden Einwohner Oblivions, die damit gut und gerne die US-amerikanische Zivilisationsgesellschaft zwischen Aufgeklärtheit und Anti-Wissenschaftlichkeit persiflieren dürften, wenn man denn so will. In erster Linie aber setzt sich „Oblivion“ augenzwinkernd mit der angestrebten Gewaltlosigkeit des sensiblen Zacks und seinen daraus resultierenden Gewissenskonflikten und der Erwartungshaltung als Sohn des Marshalls auseinander. Nun darf man natürlich keine tiefschürfenden philosophischen Abwägungen erwarten, denn „Oblivion“ ist und bleibt primär ein trashiger kleiner Unterhaltungsfilm, der jeden Anflug von Ernsthaftigkeit schnell wieder zunichte macht, sei es durch spaßige, immer für Überraschungen gute Ideen, vermutlich budgetbedingt etwas verhaltene Actioneinlagen oder eben Wortwitz und Situationskomik. Kommen Tricktechniken zum Einsatz, wurden diese durchaus ansprechend und charmant umgesetzt und wissen überwiegend zu gefallen.

Bei allem Vergnügen, das Irvins Film bietet, kann das Niveau jedoch nicht durchgehend gehalten werden. Immer mal wieder macht sich Leerlauf breit und die Handlung scheint etwas auf der Stelle zu treten, rettet sich aber immer wieder rechtzeitig aus der Durchschnittlichkeit. Als wirklich gut würde ich diesen Spaß daher nicht bezeichnen wollen und ein nach gängigen Maßstäben guter Film zu werden, wird auch nicht die Intention des Drehteams gewesen sein. „Oblivion“ hatte aber den Überraschungseffekt auf seiner Seite und geht so liebevoll und unverhohlen mit seinen Einschränkungen um, dass mit Einsetzen des Abspanns ein grundsympathischer Eindruck an die Stelle des sonst bei „Full Moon Entertainment“ gerne mal provozierten Gefühls der Zeitverschwendung tritt. Mir jedenfalls steht plötzlich der Sinn nach mehr Blödsinn, ein Troma-Film muss bald wieder her und ich überlege „ernsthaft“ (welch paradoxer Begriff in diesem Zusammenhang), nach der Fortsetzung „Badlands“ alias „Kopfgeldjäger und Aliens“ Ausschau zu halten. „Bingo!“