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My Name Is Bruce - Bruce Campbell (2007)

Verfasst: Sa 17. Mär 2012, 20:53
von purgatorio
MY NAME IS BRUCE

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Deutscher Titel: My Name Is Bruce
Originaltitel: My Name Is Bruce

Regie: Bruce Campbell
Produktionsland: USA (2007)
Darsteller: Bruce Campbell (as himself), Grace Thorsen, Taylor Sharpe, Ted Raimi, Ben L. McCain, Ellen Sandweiss, Timothy Patrick Quill, Dan Hicks, Logan Martin, Ali Akay, Ariel Badenhop, James J. Peck

Wenn dir keiner ein Denkmal setzen will - TU ES SELBST!

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Story (via ofdb):
In "Gold Lick" hat der junge Bruce Campbell Fanatiker Jeff einen Köpfe absäbelnden chinesischen Geist "Guandi" freigesetzt, und wendet sich nun an sein großes Idol, im Irrglauben Bruce Campbell sei im echten Leben derselbe toughe Held, wie der von ihm dargestellte Evil Dead - Ash.

Doch schon bald erkennt Jeff, dass Bruce Campbell gar nicht so heldenhaft ist, wie er ihn bisher gerne idealisiert hat (...)
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YOU ARE A CUNT BECAUSE BRUCE CAMPBELL SAID SO

Hail to the king!

Re: My Name Is Bruce - Bruce Campbell (2007)

Verfasst: Sa 17. Mär 2012, 21:37
von horror1966
Als ein paar Jugendliche auf einem Friedhof aus Versehen einen schlecht gelaunten China-Dämon in Gummi-Ganzkörpermontur zum Leben erwecken und dieser fortan die heimatverbundenen Bewohner des Kuhkaffs Gold Lick, Oregon, terrorisiert, hat Teenager Jeff, der wohl größte existierende Bruce Campbell-Fan, die krass gute Idee, seinen Superstar im Kampf gegen die Kreatur um Hilfe zu bitten. Das Problem: Bruce ist gerade im Dreh zu Cave Alien 2, einem weiteren Meilenstein seiner Filmkarriere. Problem Nr. 2: Der hochbegehrte Schauspieler würde einen Teufel tun, bekloppten Fans unter die Arme zu greifen. Also kidnappen die Goldlicker hurzerhand den Hoffnungsträger und schaffen es tatsächlich, Bruce mit Freibier und den heißen Kurven von Jeffs Mama einigermaßen bei Laune zu halten. Bis der bärtige Untote erscheint und unser Held schleunigst die Flucht ergreift.


So manch einer wird von diesem heißersehnten neuen Werk mit Bruce Campbell, bei dem er ja höchstpersönlich die Regie führte, etwas enttäuscht sein, da der Film nicht unbedingt die "Schenkelklopfer-Komödie" darstellt, die viele vielleicht erwartet haben. Vielmehr gibt es hier Humor der selbstironischen Art, wie man ihn besser nicht in Szene setzen kann. Ganz generell ist es wohl eher sehr selten der Fall, das ein Schauspieler den Mut besitzt, sich selbst so sehr auf die Schippe zu nehmen, wie Campbell es im vorliegenden Film tut. Von der ersten bis zur letzten Minute trieft "My Name is Bruce" vor Selbstironie, Campbell stellt sich selbst als eine Art Versager hin, der aber trotzdem an vollkommen übersteigertem Selbstbewustsein leidet.

Die Filme, in denen er mitspielt sind qualitätsmäßig nicht gerade hochwertig, er lebt in einem alten Wohnwagen, der auch schon einmal bessere Tage gesehen hat und seine Fans behandelt er eher wie den letzten Dreck. Auch seine coolen Sprüche sind eher als Kalauer anzusehen und im Endeffekt ist er nicht mehr als ein Feigling mit einer zu großen Klappe. Und gerade diese ausgeprägte Selbstironie kommt hier so fantastisch zur Geltung, das sie Bruce jede Menge Sympathiepunkte einbringt und man diesen Typen einfach mögen muss.

Neben dieser wirklich erstklassigen Art von Humor ist sicherlich der extrem trashig wirkende China-Dämon das absolute Highlight dieses Films. Allein sein ständiges Auftreten, das permanent von irgendwelchen chinesischen Wortfetzen begleitet wird, die sich viel eher wie ein zusammengesetztes Kauderwelsch anhören, sorgen dafür, das man ein Dauerschmunzeln kaum aus dem gesicht entfernen kann. Das Aussehen des Dämons ist meiner Meinung nach ganz bewust so vollkommen überzogen und trashig dargestellt worden und passt ganz einfach perfekt in das tolle Gesamtbild, das dieser Film bietet.

Und wie kann es anders sein, gibt es auch hier als garnierung einige doch recht harte und blutige Szenen, die man so vielleicht gar nicht erwatrtet hätte. Doch Bruce Campbell wäre nicht er selbst, wenn er diese Passagen nicht eingefügt hätte. Ausserdem wird diesen Sequenzen durch den vorhandenen Humor einiges an Härte genommen und sie wirken so vielmehr witzig und teilweise schon etwas skurril, was dem gesamtwerk sehr gut zu Gesicht steht.

So kann man hier abschließend zu dem Fazit gelangen, das Campbell mit "My Name is Bruce" wieder einmal voll ins Schwarze getroffen hat und eine Horror-Komödie an den Start gebracht hat, die eine absolute Bereicherung für das Genre ist. Feinster und bissiger Humor, gepaart mit einer netten und sehr selbstironischen Story sorgen hier dafür, das Genre-Fans das Herz im leibe lacht. Und zusätzlich noch ein Bruce Campbell, der sich meiner Meinung nach einmal mehr wieder selbst übertrifft.


8/10

Re: My Name Is Bruce - Bruce Campbell (2007)

Verfasst: So 18. Mär 2012, 01:26
von untot
Also ich fand den ganz witzig und hab ein paarmal herzlich lachen müssen, ich finds ja immer gut, wenn sich der Bruce selbst verscheißert!
Ich mochte zwar Bubba Ho-Tep ne ganze Ecke lieber, aber ich würde hier noch eine
7/10 zücken...!

Re: My Name Is Bruce - Bruce Campbell (2007)

Verfasst: So 18. Mär 2012, 01:56
von Blap
untot hat geschrieben:Also ich fand den ganz witzig und hab ein paarmal herzlich lachen müssen, ich finds ja immer gut, wenn sich der Bruce selbst verscheißert!
Ich mochte zwar Bubba Ho-Tep ne ganze Ecke lieber, aber ich würde hier noch eine
7/10 zücken...!
Ich schliesse mich deiner Meinung an. :D

Re: My Name Is Bruce - Bruce Campbell (2007)

Verfasst: So 18. Mär 2012, 08:44
von purgatorio
MY NAME IS BRUCE (MY NAME IS BRUCE, USA 2007, Regie: Bruce Campbell)

Zwei Knaben wollen zwei Mädels beeindrucken. Dafür fährt man natürlich auf einen alten Friedhof, auf dem chinesische Gastarbeiter nach einem Grubenunglück verscharrt wurden. Versehentlich wird dabei aber ein antiker Rache- und Tofu-Dämon erweckt, der sich von nun an die Zeit damit vertreibt die Dorfbewohner zu enthaupten. Dagegen kann nur der berühmte Trash- und B-Movie-Schauspieler Bruce Campbell helfen. Dass sieht der aber etwas anders…

Bruce wird sich wohl gedacht haben: wenn dir niemand ein Denkmal setzen will, tu es selbst. Und so nahm er auf dem Regiestuhl platz und drehte einen Film über sich. Ganz große Idee!

Dass es sich dabei zwar hauptsächlich um eine Verbeugung vor sich selbst und vor seinen treuen (Nerd-)Fans handelt und Mainstream-Tauglichkeit somit nicht zur Debatte stehen kann, liegt auf der Hand. Allerdings wird der Film auch Fan-Erwartungen nur bedingt gerecht. Zum einem muss sich eine Komödie natürlich an ihren Witzen messen lassen. Davon gibt es aber leider nicht sehr viele. Der Humor ist derb und debil, niveaulos und albern – also genau richtig. Leider ist das ganze aber auch etwas unterdosiert. Einige richtig gute Kracher (wenn Bruce anfängt aus dem Hundenapf zu saufen dürfte kein Auge trocken bleiben :-D) wechseln sich mit Längen ab. Das Skript scheint diesbezüglich nicht sehr ausgereift gewesen zu sein. Zum anderen sind auch die Härten für einen Campbell-Film eher Durchschnitt. Dass das Gummimonster digital ein wenig aufgepeppt wurde ist zwar noch zu verschmerzen, dass die Effekte aber nur sehr spärlich ausgefallen sind ist hingegen eher als Endtäuschung zu verbuchen. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen.

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Bruce Campbell spielt übrigens nicht Bruce Campbell himself, sondern die Rolle Bruce. Soll heißen: er erfüllt Erwartungen, zwar mit Selbstironie und Witz, aber ohne einen wirklichen – will sagen: realen – Blick auf den Menschen Bruce Campbell zu offenbaren. Einerseits ist das genau den Fan-Wünschen angepasst und entsprechend erfrischend, andererseits bleibt auch hier ein flaues Gefühl zurück. Etwas mehr Ehrlichkeit wäre schon schön gewesen. Aber Bruce verzeiht man ja so einiges. Und über lange Strecken retten den Film die unzähligen Anspielungen und Seitenhiebe, begonnen beim obligatorischen Gastauftritt von Ted Raimi in gleich mehreren Rollen über die Verweise auf ältere Filme mit Bruce. Den Fan freut es.

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Nette Waffe - aber im Ernstfall einfach zu schwer :shock: Bild

So bleibt unter dem Strich zu konstatieren, dass mit MY NAME IS BRUCE zwar ein unterhaltsames Fan-Produkt vorliegt, dass im Detail aber unfertig wirkt. Mit viel Campbell-Bonus und jeder Menge Augen zudrücken schafft der Film es aber ins obere Mittelfeld: 6-7/10

!!!YOU ARE A CUNT BECAUSE BRUCE CAMPBELL SAID SO!!!

Re: My Name Is Bruce - Bruce Campbell (2007)

Verfasst: Mo 27. Apr 2015, 17:25
von buxtebrawler
„Ich fahr niemanden, der Bruce nicht mag!“ – Fanboy Jeff

Horrorfilm-Ikone Bruce Campbell, Kult-Darsteller seit „Tanz der Teufel“, verfilmte nach seinem Spielfilm-Regiedebüt „The Man With The Screaming Brain“ im Jahre 2007 höchstpersönlich ein Drehbuch Mark Verheidens, das Bruce Campbell nicht minder persönlich zur Hauptrolle einer B-Horrorkomödie macht und den Schauspieler Campbell ein selbstironisches und mit zahlreichen Zitaten seines Schaffens gespicktes Abenteuer bestehen lässt.

Gold Lick, ein verschlafenes kleines US-Dorf. Vier Jugendliche stören die Totenruhe auf dem chinesischen Friedhof, wo die Opfer eines furchtbaren Minenunglücks von vor 140 Jahren begraben liegen und über den der chinesische Geist des Krieges und Beschützer der Toten Guan Di seither wacht. Als die Teenies den Dämon versehentlich erwecken, greift dieser sofort zum Säbel und macht kurzen Prozess mit den Störenfrieden. Lediglich Jeff (Taylor Sharpe), ein Horrorfilm-Nerd und Die-hard-Bruce-Campbell-Fan, kann sich retten und vermittelt den Dorfbewohnern, dass nur Bruce Campbell das Dorf würde retten können. Dieser ist in Wirklichkeit jedoch nicht einmal halb so heldenhaft wie in seinen Filmen, vielmehr ein abgewrackter Schauspieler in C-Produktionen, der permanent pleite ist und ein Alkoholproblem hat. Als man ihn mit unsanften Methoden nach Gold Lick entführt, wähnt er sich zunächst in einem Scherz seines Managements, einer Art Überraschungsparty für ihn – bis er erkennen muss, dass Guan Di blutigen Ernst macht…

„Du hast wieder aus dem Hundenapf getrunken, oder?“

Der leicht an „Galaxy Quest“ erinnernde „My Name is Bruce“ ist eine herrlich (selbst-)ironische Satire nicht nur auf Bruce Campbell und die Rollen, mit denen er von seinen Fans in Verbindung gebracht wird, sondern auch auf die ganze Branche und das Publikum, seine Fans. Letztere fanden seine letzten Filme natürlich scheiße und gehen ihm auf die Nerven, während er sich mit einer weiteren Billigst-Horror-Produktion herumschlagen muss und zu Realitätsverlust inkl. Selbstüberschätzung neigt. Er lebt, geschieden von seiner Frau, in einem Wohnwagen und sogar sein Hund ist Alkoholiker. Die Suffszene ist seinem Wohnwagen ist ein Höhepunkt des Slapsticks, die Dialoge strotzen nur so vor Witz und eine Vielzahl von Branchenklischees wird kräftigst durch den Kakao gezogen.

„Exaltiertheit geht oft mit wahrer Größe einher!“

Dieser Bruce Campbell trifft nun also erst auf seinen vielleicht größten Fan, dessen Zimmer der reinste Campbell-Verehrungs-Schrein ist und im Anschluss auf die Dorfgemeinschaft, die ihre Hoffnungen in ihn legt. Es kommt natürlich unweigerlich zum Aufeinanderprallen unterschiedlichster Kulturen, doch statt sich wenigstens freundlich zu verhalten, lässt Bruce es kräftig krachen, gibt sich selbstgefällig und arrogant und gräbt Jeffs Mutter (Grace Thorsen) an. Das ist alles irrsinnig komisch, bietet reichlich Situationskomik und lässt sich Campbell in seiner Rolle als Arschloch bestens austoben, der sie mit sichtlicher Hingabe ausfüllt. Guan Di wiederum wurde bewusst trashig gestaltet, ein klappriger alter Zausel mit bedrohlich leuchtenden Augen. Er lässt ein paar Köpfe rollen, in splatterige Dimensionen verfällt der Film jedoch nicht.

„Sie sind der schlechteste Mensch, der mir je begegnet ist!“

Nach hinten raus schwächelt „My Name is Bruce“ ein bisschen, als Bruce tatsächlich helfend einschreitet, dafür bietet sich jedoch die Gelegenheit, typisches Filmpathos zu verballhornen, die natürlich nicht ungenutzt bleibt. Und wenn am Schluss quasi ein alternatives Ende nach dem anderen angeboten wird, bleibt kein Auge trocken. Durch den mit zahlreichen Insider-Gags – was besonders tatsächliche Campbell-Fan-Boys erfreuen wird – gespickten Film führen zwei Hillbilly-Musiker, die immer mal wieder die Titelmelodie zum Besten geben, zahlreiche mehr oder weniger bekannte Gesichter aus Campbell-Filmen haben Gastauftritte und Ted Raimi derer sogar gleich drei! Ja, mit „My Name is Bruce“ verarscht Campbell gewissermaßen sein gesamtes Lebenswerk. So viel Selbstironie muss man einfach gern haben. Meinen Humor jedenfalls hat der Film auf den Punkt getroffen und er dürfte für Campbell-Fans ebenso geeignet sein wie als Einstieg in Campbells Filmografie.