Fleisch - Rainer Erler (1979)
Moderator: jogiwan
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Fleisch - Rainer Erler (1979)
Originaltitel: Fleisch
Herstellungsland: Deutschland / 1979
Regie: Rainer Erler
Darsteller: Jutta Speidel, Herbert Herrmann, Wolf Roth, Charlotte Kerr, Christoph Lindert,
Bob Cunningham, Tedi Altice, Ben Zeller
Story:
Die beiden frisch verheirateten deutschen Monica (Jutta Speidel) und Mike (Herbert Herrmann) verbringen die Flitterwochen mit einer Autotour quer durch den Süden der USA. Als die beiden abends in einem Motel in New Mexico einkehren, wird Mike von der Besitzerin betäubt und anschließend von "Sanitätern" entführt. Monica selbst kann gerade noch entkommen.
Geschockt irrt sie durch die Nacht und wird schließlich von dem Trucker Bill (Wolf Roth) aufgelesen. Der hört sich ihre zunächst unglaublich klingende Geschichte an und verspricht zu helfen. Die beiden kommen schließlich dahinter, dass Mike wohl von einem "Organ-Handel"-Syndikat entführt wurde, die "Fleisch" an reiche Klientel als Ersatzteile verkaufen.
Bill und Monica beschließen Mike zu befreien und eine Jagd quer durch die USA beginnt ...
http://www.ofdb.de/film/15215,Fleisch
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Re: Fleisch - Rainer Erler
Fing erst doch ganz unheimlich an. Die Insassen eines Krankenwagens machen plötzlich Jagd auf die Bewohner eines Motels und erwischen den Mike, gespielt von Herbert Herrmann, den ich immer wieder mit Ilja Richter verwechsle (schon als Kind). Warum nur? Ich kannte ihn allerdings vor allem aus dem Fernsehtheater und Komödien, hier spielt er ernster auf, hat aber nur eine Nebenrolle, denn man schnappte ihn uns quasi vor der Kamera weg.
Jutta Speidel , bekannt aus dem Schülerklamauk der 60er Jahre, später auch Krimiserien etc., durfte hier die Hauptrolle spielen und will ihren Mike zurückhaben. Dabei kommt ihr der Trucker Bill (Wolf Roth) zur Hilfe.
Nun spielen sie zusammen die Lockvögel um hinter das geheimnis des Krankenwagens zu kommen. Als dieses gelüftet wurde, war die Luft des Unheimlichen, so fand ich etwas raus und es wurde ziemlich vorhersehbar.
Ein Thema, welches auch später es hin und wieder in einer Filmproduktion verarbeitet wurde, aber schon in den 70ern populär wurde und leider keine reine Fiktion ist, denn ganze Organisationen stecken dahinter. Obwohl von einem Deutschen gedreht (Rainer Erler), wirkt der Film sehr amerikanisch.
Mir gefiel der Film ziemlich gut bei der Erstsichtung, bin aber sehr skeptisch, ob der gute Eindruck einer Zweitsichtung standhält oder ob diese überhaupt nötig ist. Vorerst aber vergebe ich
7/10
Jutta Speidel , bekannt aus dem Schülerklamauk der 60er Jahre, später auch Krimiserien etc., durfte hier die Hauptrolle spielen und will ihren Mike zurückhaben. Dabei kommt ihr der Trucker Bill (Wolf Roth) zur Hilfe.
Nun spielen sie zusammen die Lockvögel um hinter das geheimnis des Krankenwagens zu kommen. Als dieses gelüftet wurde, war die Luft des Unheimlichen, so fand ich etwas raus und es wurde ziemlich vorhersehbar.
Ein Thema, welches auch später es hin und wieder in einer Filmproduktion verarbeitet wurde, aber schon in den 70ern populär wurde und leider keine reine Fiktion ist, denn ganze Organisationen stecken dahinter
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Mir gefiel der Film ziemlich gut bei der Erstsichtung, bin aber sehr skeptisch, ob der gute Eindruck einer Zweitsichtung standhält oder ob diese überhaupt nötig ist. Vorerst aber vergebe ich
7/10
- buxtebrawler
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Re: Fleisch - Rainer Erler
„How much is anyone worth?“
Im Jahre 1979 widmete sich der deutsche Autorenfilmer Rainer Erler („Operation Ganymed“) mit seinem fürs ZDF produzierten Spielfilm „Fleisch“ dem Thema Organtransplantation/-handel und unterstrich damit seinen Ruf als pessimistischer Mahner und technologiekritischer Prophet.
Das frischvermählte deutsche Paar Monica (Jutta Speidel, „Mädchen beim Frauenarzt“) und Mike (Herbert Herrmann, „Das Traumschiff“) verbringt seine Flitterwochen in den USA. In einem Motel in New Mexico werden sie von der Betreiberin betäubt und ihnen falsche Sanitäter auf den Hals gehetzt, die Mike entführen, während Monica entkommen kann. Diese trifft auf Trucker Bill (Wolf Roth, „Plutonium“), der seine Hilfe bei der Suche nach Mike anbietet. Zusammen kommt man der Organmafia auf die Spur…
Offensichtlich war dieses Thema seinerzeit brandaktuell bzw. innovativ und originell, weshalb Erlers Film – darf man den Überlieferungen Glauben schenken – Teile des Publikums zutiefst verstörte und heftige Kontroversen auslöste. „Fleisch“ beginnt sodann auch wahrhaft erschreckend und erinnert von seiner Rezeptur an Backwood-Horror nach Art eines „The Texas Chainsaw Massacre“. Generell präsentiert sich „Fleisch“ als ein an ein breites, internationales Publikum gerichteter Unterhaltungsfilm nach US-amerikanischem Vorbild, und das nicht nur durch die Wahl seiner Originalschauplätze. Mit Jutta Speidel wählte man eine attraktive Hauptdarstellerin, die man in Unterwäsche durch die Umgebung hetzt. Ein bisschen was hat er zeitweise von einem die Fernfahrerklientel idealisierenden Roadmovie, als Monica und Bill durch die Staaten den Tätern hinterherjagen. Dabei kommt es sogar zu einer Schießerei, die jedoch schon den Höhepunkt grafischer Gewalt darstellt, denn für den weiteren, recht konstruiert wirkenden Handlungsverlauf setzt man statt auf Härte und Action vielmehr auf das Publikum nicht überfordernde Abschwächung, verlässt das Gut/Böse-Schema, buhlt um Verständnis und begibt sich gefährlich in Kitschnähe. Nachdem Monica und Bill sich als Lockvögel selbst der Organmafia auslieferten, ist die Spannung eher raus, als dass sie gesteigert würde, denn mit Dr. Jackson (Charlotte Kerr, „Plutonium“) etablierte man einen bemüht auf tragisch und einsichtig getrimmten Garnichtmalsobösewicht, der zudem in schwindelerregender Geschwindigkeit seine Motivation herunterrattert und damit den zuvor aufgebauten Eindruck einer übermächtigen, verschwörerischen Organisation einstürzen lässt wie das vielzitierte Kartenhaus.
Dennoch bleibt ein Science-Thriller (ein Subgenre, das Erler angeblich begründet hat) von internationalem Format mit bis zu einem gewissen Zeitpunkt hohem Unterhaltungswert und einer Fiktion zum Thema, die nur wenig später von der Realität eingeholt werden sollte. Insofern war es vermessen, Erler von mancher Seite aus Panikmache vorzuwerfen, statt ihm zuzugestehen, einen sein Publikum erreichenden Film geschaffen zu haben, der die Sensibilität für die Schattenseiten fortschrittlicher Technologie und Wissenschaft schärft. Und wenn Ronnie L. Williams im Abspann sein „How much is anyone worth?“ trällert, ist dies nicht nur der einzige Moment, der die moralischen/ethische Frage explizit beim Namen nennt, sondern auch ein geschmackvoll ausgesuchter Soundtrack, der länger im Ohr verweilt und in seiner Leichtigkeit ein schweres Thema transportiert, das sich auf diese Weise ebenso wie durch den Film seinen Weg ins kollektive Bewusstsein bahnt.
Die schauspielerischen Leistungen reichen von unauffällig (Herrmann) über abgeklärt-unterkühlt (Kerr) bis über die gesamte Distanz ordentlich bzw. sehr gut (Speidel und Roth), Nebenrollen fallen nicht negativ aus der Reihe. Meines Erachtens ein Fernsehfilm, der angesichts heutiger TV-Film-Qualitäten positiv überrascht und mich nach „Operation Ganymed“ weiter in meinem Vorhaben bekräftigt, mich mit der spannenden Welt Erler’scher Produktionen auseinanderzusetzen.
Im Jahre 1979 widmete sich der deutsche Autorenfilmer Rainer Erler („Operation Ganymed“) mit seinem fürs ZDF produzierten Spielfilm „Fleisch“ dem Thema Organtransplantation/-handel und unterstrich damit seinen Ruf als pessimistischer Mahner und technologiekritischer Prophet.
Das frischvermählte deutsche Paar Monica (Jutta Speidel, „Mädchen beim Frauenarzt“) und Mike (Herbert Herrmann, „Das Traumschiff“) verbringt seine Flitterwochen in den USA. In einem Motel in New Mexico werden sie von der Betreiberin betäubt und ihnen falsche Sanitäter auf den Hals gehetzt, die Mike entführen, während Monica entkommen kann. Diese trifft auf Trucker Bill (Wolf Roth, „Plutonium“), der seine Hilfe bei der Suche nach Mike anbietet. Zusammen kommt man der Organmafia auf die Spur…
Offensichtlich war dieses Thema seinerzeit brandaktuell bzw. innovativ und originell, weshalb Erlers Film – darf man den Überlieferungen Glauben schenken – Teile des Publikums zutiefst verstörte und heftige Kontroversen auslöste. „Fleisch“ beginnt sodann auch wahrhaft erschreckend und erinnert von seiner Rezeptur an Backwood-Horror nach Art eines „The Texas Chainsaw Massacre“. Generell präsentiert sich „Fleisch“ als ein an ein breites, internationales Publikum gerichteter Unterhaltungsfilm nach US-amerikanischem Vorbild, und das nicht nur durch die Wahl seiner Originalschauplätze. Mit Jutta Speidel wählte man eine attraktive Hauptdarstellerin, die man in Unterwäsche durch die Umgebung hetzt. Ein bisschen was hat er zeitweise von einem die Fernfahrerklientel idealisierenden Roadmovie, als Monica und Bill durch die Staaten den Tätern hinterherjagen. Dabei kommt es sogar zu einer Schießerei, die jedoch schon den Höhepunkt grafischer Gewalt darstellt, denn für den weiteren, recht konstruiert wirkenden Handlungsverlauf setzt man statt auf Härte und Action vielmehr auf das Publikum nicht überfordernde Abschwächung, verlässt das Gut/Böse-Schema, buhlt um Verständnis und begibt sich gefährlich in Kitschnähe. Nachdem Monica und Bill sich als Lockvögel selbst der Organmafia auslieferten, ist die Spannung eher raus, als dass sie gesteigert würde, denn mit Dr. Jackson (Charlotte Kerr, „Plutonium“) etablierte man einen bemüht auf tragisch und einsichtig getrimmten Garnichtmalsobösewicht, der zudem in schwindelerregender Geschwindigkeit seine Motivation herunterrattert und damit den zuvor aufgebauten Eindruck einer übermächtigen, verschwörerischen Organisation einstürzen lässt wie das vielzitierte Kartenhaus.
Dennoch bleibt ein Science-Thriller (ein Subgenre, das Erler angeblich begründet hat) von internationalem Format mit bis zu einem gewissen Zeitpunkt hohem Unterhaltungswert und einer Fiktion zum Thema, die nur wenig später von der Realität eingeholt werden sollte. Insofern war es vermessen, Erler von mancher Seite aus Panikmache vorzuwerfen, statt ihm zuzugestehen, einen sein Publikum erreichenden Film geschaffen zu haben, der die Sensibilität für die Schattenseiten fortschrittlicher Technologie und Wissenschaft schärft. Und wenn Ronnie L. Williams im Abspann sein „How much is anyone worth?“ trällert, ist dies nicht nur der einzige Moment, der die moralischen/ethische Frage explizit beim Namen nennt, sondern auch ein geschmackvoll ausgesuchter Soundtrack, der länger im Ohr verweilt und in seiner Leichtigkeit ein schweres Thema transportiert, das sich auf diese Weise ebenso wie durch den Film seinen Weg ins kollektive Bewusstsein bahnt.
Die schauspielerischen Leistungen reichen von unauffällig (Herrmann) über abgeklärt-unterkühlt (Kerr) bis über die gesamte Distanz ordentlich bzw. sehr gut (Speidel und Roth), Nebenrollen fallen nicht negativ aus der Reihe. Meines Erachtens ein Fernsehfilm, der angesichts heutiger TV-Film-Qualitäten positiv überrascht und mich nach „Operation Ganymed“ weiter in meinem Vorhaben bekräftigt, mich mit der spannenden Welt Erler’scher Produktionen auseinanderzusetzen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Fleisch - Rainer Erler
Die letzte Sichtung liegt eine Ewigkeit zurück, es muss in den achtziger Jahren gewesen sein. Ich habe den Film als sehr packend und erschreckend in Erinnerung.
Mich reizt auch das völlig verrissene Remake, da ich sehr auf Theresa Scholze abfahre.
Mich reizt auch das völlig verrissene Remake, da ich sehr auf Theresa Scholze abfahre.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Fleisch - Rainer Erler
Ich mag den Film sehr gerne, für meinen Geschmack könnte er natürlich noch exploitativer sein Jutta Speidel kommt hier in ihrer frechen und ungezwungenen Art ("Ich bin ein Kraut, ein Fritz, ein Fraulein") gut rüber und einige Szenen sind auch sehr schön gestaltet wie z. B. die Sexszene und die gleichzeitige Ankunft des Böse-Buben-Bullis mit einer latent beunruhigenden Filmmusik.
Ja, eine sehr ansprechende junge Dame! Da ist das "Fleisch" gut verteilt ...Blap hat geschrieben:Mich reizt auch das völlig verrissene Remake, da ich sehr auf Theresa Scholze abfahre.
- CamperVan.Helsing
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- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: Fleisch - Rainer Erler
Das Bild war damals ja fast ikonisch, Jutta Speidel, die in der Wüste New Mexicos von einer Ambulanz gejagt wird. Und diese TV-Produktion war bekanntlich damals ein echter Aufreger, bei dem sogar vom ZDF gefordert wurde, auf die Ausstrahlung zu verzichten.
Ein derartiger Aufreger ist der Film heute nicht mehr, ein solider Thriller ist er aber allemal noch, wobei die finale Verfolgungsjagd durch New York doch recht trashig wirkt. Die beiden größten Kinken am Film sind für mich zum einen das "Honeymoon Inn" selbst, denn auch wenn es sich bei Monica und Mike um jobbende Studenten handelt, wirkt diese Absteige dann doch so dermaßen abgetakelt, dass ich mir wirklich nicht vornehmen kann, dass da auch nur IRGENDEIN Paar auf Hochzeitsreise dort einchecken würde. Zum anderen wirkt das Verhalten von Dr. Jackson unglaubwürdig und wird auch nicht wirklich plausibel erklärt.
Größte Überraschung ist freilich die Sexszene von Jutta Speidel und Herbert Herrmann. Gut, die beiden waren damals auch privat ein Paar, aber Herrmann war ja stets der smarte Vorzeigeschwiegersohn und bei Jutta Speidel denke ich zuerst an ihren "Isch abe gar keine Auto"-Italiener. Schande über mich!
So hätte der Film sicherlich besser geraten können, doch über seinen zeitdokumentarischen Wert hinaus bleibt ein solider Unterhaltungsfilm.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
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Re: Fleisch - Rainer Erler (1979)
Erscheint voraussichtlich am 10.09.2021 bei Fernsehjuwelen auf Blu-ray und auch noch einmal auf DVD:
Extras:
- Booklet
- Rainer Erler erzählt: Von der Bavaria zur Pentagramma / 1952-1973 (ca. 39 Min.) / Rainer Erler erzählt: Fleisch / 1979 (ca. 10 Min.)
- Interview mit Rainer über Fleisch (ca. 28 Min.)
- Trailer / Weitere Highlight
Bemerkungen:
- Mit Schuber und Wendecover
- Remastered in 2K
Quelle: OFDb-Shop
Extras:
- Booklet
- Rainer Erler erzählt: Von der Bavaria zur Pentagramma / 1952-1973 (ca. 39 Min.) / Rainer Erler erzählt: Fleisch / 1979 (ca. 10 Min.)
- Interview mit Rainer über Fleisch (ca. 28 Min.)
- Trailer / Weitere Highlight
Bemerkungen:
- Mit Schuber und Wendecover
- Remastered in 2K
Quelle: OFDb-Shop
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!