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Darsteller: Charlotte Kerr, Wolf Roth, Werner Rundshagen, Bob Cunningham, Anton Diffring, Klaus Dierig, Lester C. Muller, Wilfried Klaus, Claus Ringer u. A.
Im Stil einer fiktiven Dokumentation erzählt der Film wie in einem korrupten südamerikanischem Land Plutonium aus einem Kernkraftwerk verschwindet. Eine Reporterin deckt auf, das nicht Terroristen das Plutonium entwendet haben, sondern die Regierung selbst es war, um in den Besitz von Kernwaffen zu gelangen.
Mit „Plutonium“ beglückte der prophetische Autorenfilmer Rainer Erler („Fleisch“, „Operation Ganymed“, „Der Spot oder Fast eine Karriere“) nach „Die Delegation“ das deutsche Fernsehpublikum im Jahre 1978 mit einem weiteren Spielfilm im Reportagestil, einer sog. Mockumentary. In einer südamerikanischen Militärdiktatur wird der deutsche Ingenieur Manfred Hartung (Werner Rundshagen) entführt. Reporterin Anna Ferroli (Charlotte Kerr, „Fleisch“) berichtete über den Fall und stieß zunächst auf viele Eigenartigkeiten, um später einer Verschwörung auf die Spur zu kommen, die mit dem Verschwinden von einigen Kilogramm Plutonium in Verbindung steht. Moderator Bob Cunningham (spielt sich selbst) präsentiert und kommentiert Ferrolis Aufnahmen im Rahmen einer TV-Dokumentation. Anna Ferroli ist dazu nicht mehr persönlich in der Lage.
Größtenteils in Brasilien gedreht, tat Erler gut daran, den Namen des Landes nicht zu nennen. Die Vermischung mit Bildern aus Argentinien und Chile trägt ihr Übriges dazu bei, dass sein Film nicht als für ein bestimmtes Land spezifisch, sondern staatenübergreifend aufgefasst wird, zumal damals in allen drei Nationen Militärdiktaturen ihr Unwesen trieben. Spannend erzählt und konsequent grimmig, dabei stets seinem realistischen Stil treu, weist Erler auf die Gefahren der Nukleartechnologie nicht nur in Bezug auf Atomkraftwerke hin, sondern vor allem auch, welches verheerende Potential sie in den Händen eines skrupellosen Regimes birgt. Er zeigt den manipulativen, instrumentalisierten Umgang mit Begriffen wie „Terrorismus“ und wie die Öffentlichkeit dreist belogen und in die Irre geleitet wird, um im Hintergrund ungestört die Strippen zu ziehen. Parallelen zu tatsächlichen Fällen aufgebauschter Terrorismus-Paranoia, die ein ganz anderes Ziel als den Schutz der Bevölkerung verfolgen, drängen sich geradezu auf.
Ferroli stellt unbequeme Fragen und kommt schließlich einem Komplott von Regierungsseite auf die Schliche, für das das ausführende Fußvolk auch ohne Weiteres als Bauernopfer herhalten muss, wie die dramatische Entwicklung zeigt. Dafür greift Erler auf Actionszenen zurück, die ohne sich jemals dem Verdacht des Selbstzwecks auszusetzen den von ihm gewohnten Pessimismus unterstreichen. Es wird scharf geschossen, bis selbst die toughe Journalistin dem nichts mehr entgegenzusetzen hat und ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt.
In einer u.a. mit Talkshow-Auftritten Ferrolis und einem romantischen Techtelmechtel durchaus niveauvoll ausgeschmückten, nicht unkomplexen Handlung fordert Erler einen gewissen Grad an Konzentrationsfähigkeit vom Publikum ein, erklärt ihm aber auf intelligente und letztlich für Jedermann verständliche Weise die Zusammenhänge, wie sie in abstrakterer Form auch in der Realität ähnlich immer mal wieder Bestandteil von Nachrichtensendungen sind. Auf einen pädagogischen, belehrenden Zeigefinger verzichtet er dabei ganz bewusst und verarbeitet seine Aussage in einem überaus gelungenen, inspirierenden Polit-Thriller mit hohem Unterhaltungsfaktor, der seinen Reportagestil mit viel Gehalt füllt.
Charlotte Kerr spielt ihre Rolle glaubwürdig, die ihrem Naturell offensichtlich wesentlich mehr Entfaltungsraum bietet als ein Jahr später in „Fleisch“, wo sie in einer etwas eigenartig angelegten Funktion eher blass blieb. Wolf Roth („Fleisch“) als vermeintlicher Terrorist/Revolutionär Porfirio Perez agiert zurückhaltend genug, um sich eine undurchsichtige Aura anzueignen, aber dennoch so charakteristisch, dass die Finte anfänglich auch für den Zuschauer aufgeht. Generell gibt es eigentlich keine Ausreißer aus dem angepeilten und umgesetzten realistischen Stil zu verzeichnen, das Konzept gerät nie ins Wanken. Ich ziehe abermals meinen Hut vor Erlers Arbeit und zeige mich beeindruckt von einem seinem Bildungsauftrag unaufdringlich gerecht werdenden öffentlich-rechtlichen TV-Projekt von einmal mehr internationalem Format, das der allgemeinen Verblödung und Verschleierung effektiv entgegenwirkt, ohne dabei das Sujet eines unterhaltsamen Films zu verlassen und sein Publikum zu über- oder unterfordern. Die Thematik hat an Aktualität kaum eingebüßt; ein Grund mehr, sich wieder mit Erlers Werk auseinanderzusetzen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Ich frage mich immer mehr, warum ich weder privat noch in meinem Studium jemals etwas von Rainer Erler gehört habe. Er ist den Kritiken, die ich gelesen habe, nach ein deutssprachiger Regisseur, welcher in seinen Filmen sozialkritische Inhalte in einem eigenen und für die Zeit fortschrittlichen und innovativen Stil erzählt. Der Typ sollte der Traum jedes Filmwissenschaftsprofessors sein
Arkadin hat geschrieben:Quasi eine Remake von "Die Delagation". Also nochmal Found-Footage, aber diesmal in Form eines Polit-Thrillers. Gefiel mir sehr gut.
Freut mich, dass ich nicht der einzige bin, der diese Filme klasse findet!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
amazon.de hat geschrieben:
"Das schöne Ende dieser Welt" Der deutsche Chemiker Michael Brandt soll für einen multinationalen Konzern Land in Australien kaufen. Darauf soll ein Zweigwerk errichtet werden, in dem hochgiftiges Pflanzenschutzmittel produziert wird. Zwar steht das Herbizid in Amerika und Europa auf dem Index - in Ländern der Dritten Welt wirft das mörderische Gift jedoch enorme Gewinne ab. Brandt lässt sich von der Stewardess Elaine und ihrem Bruder, dem Umweltschützer Craig überzeugen, gegen den Willen seiner Ex-Frau Ursula das umstrittene Treiben zu unterlaufen. Ein tödlicher Wettlauf voller Action und Spannung beginnt... Laufzeit: 97 Min. Produktionsjahr: 1984 Regie: Rainer Erler Darsteller: Robert Atzorn, Götz George, Werner Kreindl, Judy Winter;
"Der Spot oder fast eine Karriere" Verhinderte Schriftsteller, Möchtegern-Regisseure, hochtrabende Schwätzer - sie bilden das "dynamisch-kreative" Team der Werbeagentur OKAY. Der Millionenauftrag eines US-Großkonzerns soll sie in die vorderste Reihe der Agenturen Deutschlands katapultieren. Doch schon im Ansatz bricht alles wie ein Kartenhaus zusammen, Unsummen werden verpulvert - für Nichts! Stress und Leistungsdruck dezimieren die Belegschaft durch Herzinfarkte und Selbstmorde. Per Nachrückverfahren gelangen immer unfähigere Leute in immer höhere Positionen, bis endlich der Aushilfs-Assistent des Aushilfs-Assistenten vor dem Chefsessel steht. Doch wird er der Aufgabe gewachsen sein? Laufzeit: 88 Min. Produktionsjahr: 1981 Regie: Rainer Erler Darsteller: Elisabeth Endriss, Wolfgang Kieling, Claus Obalski;
"Operation Ganymed" Operation Ganymed ist der Codename für ein Projekt, bei dem 3 Raumschiffe mit jeweils 7 Mann Besatzung zum Jupiter aufbrechen. Nachdem urplötzlich der Funkkontakt abgebrochen war und 6 Monate ohne irgendeinen Kontakt vergingen, wurden die Raumschiffe und ihre Besatzung als verschollen betrachtet. Allerdings hatte 1 Raumschiff mit 5 Astronauten überlebt. Dieses Raumschiff war sogar auf dem Planeten Ganymed gelandet und hatte dort Spuren primitiven Lebens gefunden. Aufgrund des fehlenden Funkkontaktes kehrt die Crew nach 4,5 Jahren planmäßig, erfolgreich aber unerwartet zur Erde zurück. Kein triumphaler Empfang erwartet sie. Unbemerkt - sind sie gezwungen, eine Notlandung auf einem gottverlassenen Flecken an der Pacific Küste Mexikos zu vollziehen. Ein hoffnungsloser Marsch durch die Wüste beginnt und das erste Dorf, auf das sie treffen, ist verlassen und zerstört. Die Crew, die bis dahin eine funktionierende Einheit war, bricht auseinander - Aggressionen bauen sich auf, es kommt zu Mord und Totschlag. Laufzeit: 118 Min. Produktionsjahr: 1977 Regie: Rainer Erler Darsteller: Horst Frank, Uwe Friedrichsen, Klaus Theo Gärtner, Jürgen Prochnow;
"Fleisch" Ein jung vermähltes Paar verbringt seine Hochzeitsreise im Südwesten der USA. Auf mysteriöse Weise wird der Ehemann von Sanitätern in einem Krankenwagen entführt, und die Ehefrau kann in letzter Minute fliehen. Schreiend und wild um sich schlagend springt sie in höchster Not vor einen vorbeifahrenden LKW. Der Fahrer nimmt die aufgelöste Frau mit und sie kann ihn überzeugen, daß sie gemeinsam ihren Mann suchen. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf ein gefährliches und perfekt organisiertes Syndikat, das weltweit finanzkräftige Kunden mit Organen junger, gesunder Menschen beliefert. Laufzeit: 105 Min. Produktionsjahr: 1979 Regie: Rainer Erle Darsteller: Donald Arthur, Bob Cunningham, Herbert Herrmann, Charlotte Kerr, Wolf Roth, Jutta Speidel; "Die Delegation" Haben außerirdische Wesen die Erde besucht? Fiel der Fernsehreporter Will Roczinski auf der Jagd nach einer "Botschaft" dieser "Delegation" zum Opfer? Der gespenstische Thriller versucht, anhand des von Roczinski hinterlassene Filmmaterials, das Geheimnis um die bedrohlichen, unheimlichen Ergebnisse zu enträtseln... Laufzeit: 97 Min. Produktionsjahr: 1970 Regie: Rainer Erler Darsteller: Walter Kohut
"Die letzten Ferien" Der Fernseh-Krimi spielt auf den Kanarischen Inseln. Hierher reist das Ehepaar Rick mit Tochter Beate, die in drei Tagen volljährig wird und durch ihre Unterschrift bei einem Notar in Las Palmas die alleinige und freie Verfügung über das spanische Vermögen ihres verstorbenen Vaters erhält. Stiefvater Rick versucht mit allen Mitteln, das Geld in seinen Besitz zu bringen und Beate aus dem Weg zu räumen. Doch die Rechnung seine Mordkomplotts geht nicht auf: Zwei unschuldige Menschen verlieren dabei ihr Leben, doch Beate kann mit knapper Not dem gedungenen Mörder entkommen. Mit Hilfe von Hippies, Zivilisationsflüchtlingen, die sie vorübergehend in ihrem verfallenen Dorf aufnehmen, kann sie schließlich Mutter und Stiefvater entlarven und dafür sorgen, dass dies ihre letzten Ferien sind.... Laufzeit: 89 Min. Produktionsjahr: 1975 Regie: Rainer Erler Darsteller: Dieter Laser, Jutta Speidel, Udo Vioff;
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