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Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 00:09
von buxtebrawler
Originaltitel: The Kindred
Herstellungsland: USA / 1987
Regie: Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow
Darsteller: David Allen Brooks, Rod Steiger, Amanda Pays, Talia Balsam, Kim Hunter, Timothy Gibbs, Peter Frechette, Julia Montgomery, Bunki Z, Charles Grueber, Bennet Guillory, Edgar Small u. A.
Als die Wissenschaftlerin Amanda Hollins (Kim Hunter) aus einem Herzinfarkt-Koma erwacht, bittet sie ihren Sohn John (David Allen Brooks), ihr komplettes letztes Experiment zu vernichten, daß sie in ihrem Heimlabor gezüchtet hat. Ferner klärt sie ihn noch auf, daß er einen Bruder hat. Kurz darauf wird sie von ihrem Kollegen Dr.Lloyd (Rod Steiger), der an ihre Ergebnisse heran will, im Krankenbett ermordet. In ihrer Arbeit ging es um Klone und Hybriden, doch John und seine Kollegin Melissa (Amanda Pays) sowie einige weitere Begleiter sind nicht auf das Kommende vorbereitet, als sie Amandas abgelegenes Haus betreten. Es erwartet sie eine monströse Überraschung...
Quelle:
www.ofdb.de
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 00:09
von buxtebrawler
Eine Würdigung meinerseits dieses 1987er-US-Mad-Scientist-Monster-Horror-Flicks der Regisseure Stephen Carpenter und Jeffrey Obrow, die zuvor bereits Filme wie „Todestrauma“ und „The Power – Die Macht des Bösen“ gemeinsam realisierten, war längst überfällig – begleitet mich der gute Anthony doch bereits seit meiner Kindheit und ist ein immer wieder gern gesehener Gast meines bescheidenen Heimkinos.
Amanda Hollins (Kim Hunter, „Planet der Affen“, „Two Evil Eyes“) war eine ehrgeizige Forscherin und Wissenschaftlerin. Nach einem Herzinfarkt ans Krankenbett gefesselt, bittet sie ihren Sohn John (David Allen Brooks, „Blutmond“) jedoch, alle Aufzeichnungen über ihre Versuche mit Hämocyanin zu vernichten. Ferner fällt ihr siedend heiß ein, dass er dringend die „Anthony-Protokolle“ verbrennen und auf keinen Fall auf die Idee kommen solle, das Experiment fortzuführen, hält sich hinsichtlich Details aber mehr als bedeckt. Dafür gibt sie dem überraschten John aber mit auf den Weg, dass Anthony sein Bruder wäre. Der kaltblütige, skrupellose Wissenschaftskollege Dr. Lloyd (Rod Steiger, „Doktor Schiwago“) will hingegen um jeden Preis verhindern, dass Amandas Arbeit zerstört wird. Er tötet sie im Krankenhaus und macht sich auf den Weg zu ihrem abgelegenen Anwesen, wo John, dessen Freundin und Freunde sowie die auf Amandas Beerdigung aufgetauchte, attraktive und etwas undurchsichtige Melissa (Amanda Pays, „Max Headroom“) versuchen, dem geheimnisvollen Experiment auf die Spur zu kommen – und auf ein lebensbedrohliches Ergebnis stoßen...
Wenn Kim Hunter mit manischem Gesichtsausdruck ihrem Sohnemann einbläut, alles zu zerstören, Rod Steiger als Dr. Lloyd in finsteren Katakomben düstere Mutanten züchtet und ein „Anthony“ genanntes, schleimiges, tentakeliges Oktopus-Mensch-Hybridwesen sein Unwesen treibt und dabei markerschütternde Schreie ausstößt, dann weiß ich: Hier bin ich richtig. „Anthony“ ist liebgewonnenes 80er-Jahre-Videothekenfutter, ein Monsterfilm voll fieser Kreaturen und handgemachter Effekte unter verschärftem Latexeinsatz, garniert mit etwas pseudowissenschaftlichen Thesen – also genau das, was man als präpubertierender Horrorfreund damals so sehen wollte (und eigentlich auch heute noch will).
Dramaturgisch fackelt man nicht allzu lange und führt den Zuschauer bald in Dr. Lloyds Gruselkeller. Das Publikum derartig angefixt, gönnt man sich einen spannenden Aufbau der Handlung, in der Dramatik und selbst etwas Melancholie nicht zu kurz kommen. Ein von Amanda gesummtes Kinderlied bekommt in Kombination mit Anthonys Gebrüll seinen ganz eigenen morbiden Charme und sorgt für Gänsehaut. Unser Anthönchen darf sich nach einer guten halben Stunde in eine überdimensionale Melone einnisten und einer Autofahrerin, ähm, unter die Haut gehen, womit der letztlich aufgrund der Widerstandsfähigkeit der Nicht-Hybriden gar nicht einmal so hohe Bodycount-Reigen eröffnet wird. Die Charaktere verblassen natürlich etwas, wie es sich für einen ordentlichen Monsterfilm gehört, neben der Kreatur, obschon man einige große Namen an Bord hat. Die jüngeren Darsteller legen sich sodann auch gut ins Zeug, „overacten“, wenn es zielführend wird und geben sich ansonsten Mühe, die sichtlich von James Camerons „Aliens“-Kreaturenspektakel inspirierte Sause (sogar eine Art „Facehugger“ bekommt seinen Auftritt) nicht zu einer albernen Farce verkommen zu lassen – wenngleich man ihnen den wissenschaftlichen Hintergrund nie so ganz abnimmt. Komödiantisches beschränkt sich auf die sich das Rauchen abgewöhnen wollende Nebenrolle, regt angenehmerweise tatsächlich zum Schmunzeln an und dominiert nicht das Geschehen; stattdessen wird diesem kleinen Subplot noch eine überraschende Bedeutung im Finale zuteil. Es gibt Raum für Emotionen, der ausgefüllt wird und das Geschehen trotz seiner grundsätzlich natürlich verdammt weit hergeholten Ausgangssituation nachvollzieh- und mitempfindbar macht – gerade so weit, dass der große Spaß, den diese Monstershow bereitet, einem nicht vergeht.
Denn die Gestaltung der Kreaturen ist für einen solchen Film überaus gelungen, die Spezialeffekte brauchen sich nicht hinter anderen Genreproduktionen zu verstecken, im Gegenteil. Anthony und Co. wirken plastisch, ihre Animationen sind flüssig, ständig schleimt und glibbert es, hier und da gibt’s etwas wohldosierten Splatter und im Finale wird dann noch mal ganz kräftig auf die Ekel- und Actiontube gedrückt, inkl. Melt-Tricks und der obligatorischen Feuersbrunst. Die Kameraarbeit ist stets zweckmäßig und auf der Höhe des Geschehens, das von einer Streicherkulisse der alten Schule untermalt wird, die sich positiv auf die Atmosphäre des abwechslungsreichen Films auswirkt.
Fazit: „Anthony“ ist ein Paradebeispiel dafür, welche Freude ein Film bereiten konnte, den man aufgrund des Covers, von dem einen ein grünes Monstrum entgegenglotzte, aus der Videothek mitnahm und einen vergnüglichen, kurzweiligen Abend mit ihm verbrachte. Routinierte, souveräne Genrekost, kaum originell oder sein Genre um neue Aspekte erweiternd, aber mit genügend Ernst und Respekt produziert, um seine Zuschauer nicht für dumm zu verkaufen, gleichzeitig die etwas trashige Partytauglichkeit in einem Ausmaße im Auge behaltend, dass jeder, der vornehmlich an Schauwerten interessiert ist, auf seine Kosten kommt – also keinesfalls ein liebloser Cash-In-Versuch von der Stange. Wer wie ich gerade in Zeiten von CGI und Bombast ein Herz für die gute alte Latex- und Pampe-Manufaktur hat und diebische Freude beim Anblick daraus entstandener Tentakelmonster empfindet, wird mit Anthony eine gute Zeit haben. Meine 7/10 sind der verzweifelte Versuch von Objektivität, mein Herz hängt jedoch stärker an diesem Streifen als an manch höher bewertetem, anspruchsvollerem Spielfilm.
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 01:44
von Onkel Joe
Da gibts doch ne deutsche DVD, taugt die was???
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 11:27
von buxtebrawler
Onkel Joe hat geschrieben:Da gibts doch ne deutsche DVD, taugt die was???
Ja, seit einigen Monaten ist die von Savoy auf dem Markt. Ich hab mir die Ostern auf fremdem Equipment angeguckt und war zunächst sehr enttäuscht. Komische Waber- und Nachzieheffekte, Bild wie von einem VHS-Rip. Als ich die Scheibe gestern zu Hause noch mal reingeschoben hab, sah aber bis auf die durchschnittliche Bildquali alles ok aus. Lag also möglicherweise am Equipment!?
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 13:02
von Onkel Joe
buxtebrawler hat geschrieben:Ich hab mir die Ostern auf fremdem Equipment angeguckt und war zunächst sehr enttäuscht. Komische Waber- und Nachzieheffekte, Bild wie von einem VHS-Rip.
Ist das TV Gerät größer als deins gewesen??
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 13:38
von buxtebrawler
Onkel Joe hat geschrieben:Ist das TV Gerät größer als deins gewesen??
Kleiner!
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 21:06
von Onkel Joe
Die scheibe kost auch nur ne Apfel und en Ei, bei Media Markt hatte ich die schon 2 mal in der Hand für 7,- euro.
Immer etwas anderes gefunden was mir wichtiger war aber bald
, ja bald finde ich sie auch in meinem Einkaufskörbchen wieder
.
Re: Anthony - Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow (1987)
Verfasst: Do 24. Dez 2015, 15:12
von Tomaso Montanaro
Trotz einiger Längen ein noch immer sehr unterhaltsamer Monsterfilm aus den Achzigern.
Streckenweise recht dialoglastig, wenn es aber zur Sache geht, dann richtig. Bei Anthony ist mir klargeworden, wie sehr sich auch meine Sehgewohnheiten in den letzten Jahrzehnten geändert haben: Heute ist alles schneller, bunter und - dank CGI - auch "perfekter" geworden.
7/10 Punkten