The Ides of March - Tage des Verrats - G. Clooney
Verfasst: Mo 16. Apr 2012, 11:11
The Ides of March - Tage des Verrats
(The Ides of March)
mit George Clooney, Ryan Gosling, Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Evan Rachel Wood, Marisa Tomei, Jeffrey Wright, Max Minghella, Jennifer Ehle, Gregory Itzin, Michael Mantell, Yuri Sardarov, Bella Ivory
Regie: George Clooney
Drehbuch: George Clooney / Grant Heslov
Kamera: Phedon Papamichael
Musik: Alexandre Desplat
FSK 12
USA / 2011
Stephen Myers, Berater der demokratischen Präsidentschaftshoffnung Morris, gilt in jungen Jahren schon als politisches Wunderkind, der für jedes Problem einen genialen Dreh kennt und sich für keinen schmutzigen Trick zu schade ist. Zunehmend hält Myers sich für unfehlbar. Er trifft sich mit dem Wahlkampfchef des anderen Lagers und lässt sich auf sexuelle Eskapaden ein. Er ahnt nicht, dass hinter seinem Rücken längst intrigiert und an seinem Untergang gearbeitet wird.
Mit etlichen Vorschusslorbeeren bedacht ist George Clooney's "The Ides of March" zu den Filmen zu zählen, die leider nicht ganz die dadurch entstandenen Erwartungen beim Zuschauer erfüllen können. Dabei wird die Geschichte an sich sehr interessant und flüssig erzählt und bietet einen sehr guten Einblick in die politischen Machtkämpfe innerhalb eines Vorwahlkampfes um die Kandidatur eines Präsidentschaftskandidaten. Im Bezug auf die authentische-und glaubhafte Darstellung der Ereignisse gibt es prinzipiell nichts zu beanstanden, die Schwäche des Szenarios liegt vielmehr in der recht oberflächlichen Charakterzeichnung der meisten Figuren in diesem politischen Ränkespiel. Zu sehr focusiert sich das Geschehen auf die Person von Stephen Myers (Ryan Gosling) und lässt dabei die restlichen Personen fast schon stiefmütterlich im Hintergrund verkümmern. Gosling agiert allerdings einmal mehr absolut brillant und liefert eine gelungene Performance als politisches Wunderkind ab, das einerseits mit allen Wassern gewaschen ist, durch seinen Idealismus jedoch auch eine starke Naivität an den Tag legt, die ihm fast zum Verhängnis wird.
Durch die offensichtliche Omnipräsenz des Hauptdarstellers fallen aber alle anderen Charakterzeichnungen eher oberflächlich aus und sind für den Zuschauer leider nur selten wirklich greifbar. Am besten wird dies an der Person des Senators (George Clooney) deutlich, der eigentlich die ganze Zeit über als perfekter Saubermann dargestellt wird und erst im letzten Filmdrittel Risse in der sauberen Fassade erkennen lässt. Dieser Aspekt wird leider nur oberflächlich angekratzt und kann den Ereignissen so nie die ganze Wirkung verleihen, um den Funken beim Betrachter überspringen zu lassen. So verhält es sich dann auch mit allen anderen für die Geschichte wichtigen Figuren, deren Konturen nur in guten Ansätzen zu erkennen sind. Das reicht im Endeffekt nicht aus um einen restlos zu überzeugen und trübt das Sehvergnügen doch erheblich. Mit böser Zunge könnte man die Behauptung aufstellen, das "The Ides of March" leider zu einer On Man Show verkümmert, in der Gosling zwar als Höhepunkt angesehen werden kann, die jedoch in ihrer Gesamtheit doch einige nicht unwesentliche Defizite aufweist.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, der Film an sich ist absolut sehenswert und liefert auch sehr gute Eindrücke darüber, wie es in politischen Machtkämpfen zur Sache gehen kann. Man kann sich lebhaft vorstellen, das wirklich kein noch so schmutziger Trick ausgelassen wird, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Es werden ungewollte Allianzen geschlossen und Zugeständnisse an Personen gemacht, die man eigentlich zutiefst verachtet. All diese Dinge werden äußerst glaubhaft dargestellt, es fehlt lediglich die tiefer gehende Beleuchtung der Dinge, um den Ereignissen auch die nötige Intensität zu verleihen. Um dies zu bewerkstelligen, hätte der Film sicherlich weitaus mehr Laufzeit gebraucht, das wäre mir jedoch viel lieber gewesen, als diese Ansammlung an tollen Ansätzen, die nicht ausreichend herausgearbeitet wurden. Zwar handelt es sich in diesem Fall um Kritik auf hohem Niveau, doch gerade bei einer so interessanten-und auch brisanten Thematik sollte man sich schon die Zeit nehmen, um die Geschehnisse ausführlicher darzulegen.
Im Endeffekt hat George Clooney mit "The Ides of March" einen sehr gelungenen Film geschaffen, der aber dennoch einige Mankos beinhaltet, die man mit Leichtigkeit hätte vermeiden können. Die Story an sich, das Erzähltempo und das dargebotene Schauspiel bieten keinerlei Grund zu negativer Kritik, lediglich die Charakterzeichnungen und die Ausführlichkeit der Ereignisse geben Anlass zur Beanstandung. Vielleicht waren aber auch meine persönlichen Erwartungen etwas zu hoch angesetzt, denn trotz der zu kritisierenden Punkte handelt es sich immer noch um einen überdurchschnittlich guten Film, aus dem man aber noch weitaus mehr hätte herausholen können.
Fazit:
Thematisch extrem interessant bietet "The Ides of March" einen guten Einblick in politische Ränkespiele, die einen äußerst glaubwürdigen Eindruck hinterlassen. Hätte man den Focus nicht so ausgeprägt auf die Hauptfigur gerichtet und auch die anderen Personen etwas eingehender beleuchtet, wäre der gewonnene Gesamteindruck noch viel besser ausgefallen. Dennoch hat Clooney eine spannende Abrechnung mit der amerikanischen Politik in Szene gesetzt, die man sich auf jeden Fall einmal ansehen sollte.
7/10