Handlung:
Die Mutter der kleinen Claudia (Hallo, Helga Liné
) wird ermordet (Ciao, Helga Liné
). Doch ihre Tochter sah die Tat mit an und steht seitdem auch auf der Abschussliste des Mörders mit dem Seidenschal…
Kritik:
„Der Mörder mit dem Seidenschal“ ist ein Film, bei dem viele Aspekte, sei es das Casting oder der visuelle Stil, auf den ersten Blick vielleicht befremdlich wirken, auf den zweiten jedoch einen Beweis für Können und Feingefühl der gesamten Cast und Crew abgeben.
Zunächst mal verzichtet der Regisseur, Adrian Hoven, recht gerne auf Establishingshots. Das mag zwar hier und da verwirrend wirken, doch wir dürfen nicht vergessen, dass der Großteil des Streifens aus der Sicht eines kleinen Kindes geschildert wird. Das bewusste Weglassen von Orientierungshilfen gibt uns einen Einblick in die Welt des frischgebackenen Waisenkindes, welche selbstverständlich überfordernd und erschreckend wirken soll. Zusätzlich ist das Bild in schwarzweiß gehalten, was die unheimliche Atmosphäre mit all der Dunkelheit, den Schattenspielen und der Eintönigkeit dieses Stils noch mal verdichtet.
Damit eine minderjährige Protagonistin auch funktioniert, bedarf es jedoch nicht nur eines kompetenten Regisseurs, sondern auch einer überzeugenden Kinderdarstellerin. Als ich Susanne Uhlen das erste Mal in ihrer Rolle als Claudia sah, wurde mir da jedoch etwas mulmig. Sie hat so ein glattes Puppengesicht mit ein wenig eingefallenen Augen und wirkte eher wie die Frau aus „Augen ohne Gesicht“ und weniger wie ein nettes unschuldiges kleines Mädchen. Aber zum Glück stellte sich heraus, dass sie eine wirklich gute Schauspielerin ist und trotz ihrer jungen Jahre eine solide Performance abgab. Man konnte mit ihr mitfühlen, ihre Emotionen wirkten glaubhaft und das ist selten bei so jungen Darstellern.
Folco Lulli gibt einen gutmütigen dicklichen Kommissar nach bewährten Schema F von der Sorte, wie sie nach der Arbeit zu Hause mit den Kindern herumtollen oder aus Jux und Tollerei hier und da Waisenkinder adoptieren ohne sich vorher mit der Gemahlin abgesprochen zu haben. Besonders dieser letzte Zug von ihm war zwar ein wenig übertrieben, aber da das gesamte Personal des Filmes sowieso, möglicherweise hervorgerufen durch die kindliche Sicht auf diese Leute, einer Schwarzweißmalerei sondergleichen unterliegt, stört dieser herzensgute Kommissar nicht sondern stellt einen liebenswerten Helden dar. Ihm zur Seite stehen ein solider Harald Juhnke und…Ady Berber??? Nachdem man sich aber mal mit der Tatsache abgefunden hat, dass irgendwer ernsthaft den „Blinden Jack“ für eine Rolle mit Dialog und Anzug gecastet hat, wird man feststellen, dass auch Ady Berber als Ermittler äußerst überzeugend und natürlich rüberkommt. Leider sollte dieser Film seine vorletzte Rolle sein.
Die Gegenspieler sind ebenfalls gut besetzt mit einerseits dem Regisseur selbst, Adrian Hoven, als schmierigen Glücksspieler und Carl Möhner als einnehmenden Erzschurken. Möhner gibt nicht nur eine brutale und skrupellose Performance, er würde auch von der Nase aufwärts ein erstaunlich gutes Clind Eastwood Double abgeben. Anyway, ich hätte es zwar sehr begrüßt, dass die hassenswerte rüpelhafte Rolle Möhners sich gegen Ende nicht als der Mörder herausstellt (wir sehen anfangs nämlich nur die Füße des Täters und Claudia braucht recht lange, bis sie Möhners Figur eindeutig identifiziert), damit der Film zumindest einen Twist beinhaltet und auch eine Hauptperson hat, die nicht eindeutig gut oder böse zu nennen ist. Aber der Film entschloss sich auf solcherlei Überraschungen zu verzichten. Ein wenig schade vielleicht, aber letzten Ende fügt sich das doch ganz gut in das reale ungekünstelte Licht, in dem der Streifen seine Story erscheinen lässt.
Fazit: Atmosphärische Höchstleistungen und eine gelungene Besetzung machen diesen Film zu einem unheimlichen und spannenden Vergnügen. Durch eine gute Kinderdarstellerin und einen feinfühligen Regisseur können wir stets mit der jungen Protagonistin mitfiebern. 8/10…
Moment mal, was ist das da im Hintergrund? Das Riesenrad? Spielt der Film etwa in Wien? 9/10