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Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: So 22. Apr 2012, 18:54
von jogiwan
Der Mörder mit dem Seidenschal

Bild

Originaltitel: Der Mörder mit dem Seidenschal

Herstellungsland: Deutschland, Italien / 1966

Regie: Adrian Hoven

Darsteller: Susanne Uhlen, Carl Möhner, Folco Lulli, Sonja Romanoff, Harald Juhnke, Helga Liné

Story:

Die neunjährige Claudia lebt gefährlich, seit sie Zeugin des Mordes an ihrer Mutter wurde. Der Mann, der Sängerin Priscilla mit einem Seidenschal erwürgte, möchte die kleine Zeugin am liebsten beseitigen. Die Ermittlungen der Polizei werden zu einem Rennen gegen die Zeit...

Re: Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: So 22. Apr 2012, 18:55
von jogiwan
DrDjangoMD hat geschrieben:26.4. DAS VIERTE (20:15): Der Mörder mit dem Seidenschal - Krimi aus Italien (Giallo?), welcher bis jetzo weder auf DVD noch auf VHS erschienen ist. Nicht verpassen!
http://www.das-vierte.de/no_cache/progr ... schal.html

Vielen Dank an unseren DrDjMDschi für den Tipp, den nicht nur uns Santini interessieren dürfte! ;)

Re: Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 20:34
von Nello Pazzafini
Wunderbarer, unterhaltsamer und spannender Krimi in Wien spielend mit einem bösen Carl Möhner und einem Komissar der wie Jean Gabin spricht (Synchrostimme) und sogar ein bisserl so aussieht, Folco Lulli. Adrian Hoven hat den Film nicht nur gedreht er spielt auch gleich selber mit als der sanfte Waldemar, ziemlich slick der Mann :D Inschpektor gibts doch an u.z. Harald Juhnke sowie unseren österreichischen Catcher Adi Berber, den hätte ich mir ja als Mörder vorgestellt doch er ist Krimineser.
Der Lokalkolorit ist schwer unterhaltsam, noch dazu sprechen die meisten im wiener Dialekt, ausser Harald, der spricht sich selbst und die Stars, die haben wie gesagt bekannte Synchrostimmen.
Untermalt wird das ganze von einem stimmigen Peter Thomas Score und mein Herz hüpft im Walzertakt. Wien in den 60ern in s/w, das kann schon was!
8/10 sind sicher realistisch, als Patriot gebe ich aber mal gleich alle 9ne :D
Ein Geheimtip!!!
:prost:

Re: Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: Fr 4. Mai 2012, 10:31
von DrDjangoMD
Handlung:
Die Mutter der kleinen Claudia (Hallo, Helga Liné :winke: ) wird ermordet (Ciao, Helga Liné :winke: ). Doch ihre Tochter sah die Tat mit an und steht seitdem auch auf der Abschussliste des Mörders mit dem Seidenschal…

Kritik:
„Der Mörder mit dem Seidenschal“ ist ein Film, bei dem viele Aspekte, sei es das Casting oder der visuelle Stil, auf den ersten Blick vielleicht befremdlich wirken, auf den zweiten jedoch einen Beweis für Können und Feingefühl der gesamten Cast und Crew abgeben.
Zunächst mal verzichtet der Regisseur, Adrian Hoven, recht gerne auf Establishingshots. Das mag zwar hier und da verwirrend wirken, doch wir dürfen nicht vergessen, dass der Großteil des Streifens aus der Sicht eines kleinen Kindes geschildert wird. Das bewusste Weglassen von Orientierungshilfen gibt uns einen Einblick in die Welt des frischgebackenen Waisenkindes, welche selbstverständlich überfordernd und erschreckend wirken soll. Zusätzlich ist das Bild in schwarzweiß gehalten, was die unheimliche Atmosphäre mit all der Dunkelheit, den Schattenspielen und der Eintönigkeit dieses Stils noch mal verdichtet.
Damit eine minderjährige Protagonistin auch funktioniert, bedarf es jedoch nicht nur eines kompetenten Regisseurs, sondern auch einer überzeugenden Kinderdarstellerin. Als ich Susanne Uhlen das erste Mal in ihrer Rolle als Claudia sah, wurde mir da jedoch etwas mulmig. Sie hat so ein glattes Puppengesicht mit ein wenig eingefallenen Augen und wirkte eher wie die Frau aus „Augen ohne Gesicht“ und weniger wie ein nettes unschuldiges kleines Mädchen. Aber zum Glück stellte sich heraus, dass sie eine wirklich gute Schauspielerin ist und trotz ihrer jungen Jahre eine solide Performance abgab. Man konnte mit ihr mitfühlen, ihre Emotionen wirkten glaubhaft und das ist selten bei so jungen Darstellern.
Folco Lulli gibt einen gutmütigen dicklichen Kommissar nach bewährten Schema F von der Sorte, wie sie nach der Arbeit zu Hause mit den Kindern herumtollen oder aus Jux und Tollerei hier und da Waisenkinder adoptieren ohne sich vorher mit der Gemahlin abgesprochen zu haben. Besonders dieser letzte Zug von ihm war zwar ein wenig übertrieben, aber da das gesamte Personal des Filmes sowieso, möglicherweise hervorgerufen durch die kindliche Sicht auf diese Leute, einer Schwarzweißmalerei sondergleichen unterliegt, stört dieser herzensgute Kommissar nicht sondern stellt einen liebenswerten Helden dar. Ihm zur Seite stehen ein solider Harald Juhnke und…Ady Berber??? Nachdem man sich aber mal mit der Tatsache abgefunden hat, dass irgendwer ernsthaft den „Blinden Jack“ für eine Rolle mit Dialog und Anzug gecastet hat, wird man feststellen, dass auch Ady Berber als Ermittler äußerst überzeugend und natürlich rüberkommt. Leider sollte dieser Film seine vorletzte Rolle sein.
Die Gegenspieler sind ebenfalls gut besetzt mit einerseits dem Regisseur selbst, Adrian Hoven, als schmierigen Glücksspieler und Carl Möhner als einnehmenden Erzschurken. Möhner gibt nicht nur eine brutale und skrupellose Performance, er würde auch von der Nase aufwärts ein erstaunlich gutes Clind Eastwood Double abgeben. Anyway, ich hätte es zwar sehr begrüßt, dass die hassenswerte rüpelhafte Rolle Möhners sich gegen Ende nicht als der Mörder herausstellt (wir sehen anfangs nämlich nur die Füße des Täters und Claudia braucht recht lange, bis sie Möhners Figur eindeutig identifiziert), damit der Film zumindest einen Twist beinhaltet und auch eine Hauptperson hat, die nicht eindeutig gut oder böse zu nennen ist. Aber der Film entschloss sich auf solcherlei Überraschungen zu verzichten. Ein wenig schade vielleicht, aber letzten Ende fügt sich das doch ganz gut in das reale ungekünstelte Licht, in dem der Streifen seine Story erscheinen lässt.
Fazit: Atmosphärische Höchstleistungen und eine gelungene Besetzung machen diesen Film zu einem unheimlichen und spannenden Vergnügen. Durch eine gute Kinderdarstellerin und einen feinfühligen Regisseur können wir stets mit der jungen Protagonistin mitfiebern. 8/10… :? Moment mal, was ist das da im Hintergrund? Das Riesenrad? Spielt der Film etwa in Wien? 9/10 :mrgreen:

Re: Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: Fr 11. Mai 2012, 22:05
von Slim Naughton
So ganz kann ich in die fast schon euphorischen Meinungen zu dem Streifen nicht einstimmen. Für mich ist der Film eher solide Durchschnittskost. Hier ein Auszug aus unserer Rezi sowie zwei Trailer, die ich gemacht habe:

Bevor sich Adrian Hoven stärker dem wirtschaftlich lukrativeren Genre des Exploitation-Films zuwandte, versuchte er, mit diesem, seinem ersten Streifen als Produzent und Regisseur, einen Krimiplot mit einem Spritzer Sozialdrama zu verquirlen. Herausgekommen ist eine irgendwie unausgewogene, nicht richtig überzeugende Abmischung, da der Film keine eindeutigen Akzente setzt.
Auf der Krimiseite macht der Streifen den Fehler, dass er anstelle des Mörders, seiner Motivations- und Stimmungslage und vor allem seiner Jagd nach dem Mädchen in bester TV-Manier eher die etwas dröge Ermittlungsarbeit der Polizei in den Mittelpunkt stellt: Abklappern von Locations, Einvernahme, Verhaftung und Freilassen der üblichen Verdächtigen. Dabei ist Carl Möhner ein wirklich überzeugender Schurke, dessen Motive – Geld und irgendwelche Diamanten, so wird’s ab und an angedeutet – aber leider untergehen. Das Buch gibt ihm keine Chance, seinen Charakter zu entwickeln, so dass er als Figur zu blass bleibt und auch die Begegnungen mit Claudia eher zufällig als bewusst herbeigeführt wirken. Zusammen mit seinen „Partnern“ – etwa die hübsch anzusehende Sonia Romanoff und Adrian Hoven himself – wäre da ein feiner Thriller drin gewesen.
Verschenkt wird allerdings auch das dramatische Potenzial: die desolaten Verhältnisse, in denen Claudia – klasse: Susanne Uhlen in ihrer ersten Filmrolle - bei ihren geldgierigen Pflegeeltern aufwächst; die leibliche Mutter, die ihr Kind notgedrungen bei der Pflegefamilie parken muss, zudem verwickelt ist in dubiose Beziehungs- und Finanzaffären. Hier reißt der Film nur an, was ein schönes Noir-Drama hätte geben können.
Nun ja, aber schlecht ist das Ding beileibe nicht. Neben guten Darstellerleistungen, gibt es eine Hochgeschwindigkeitsverfolgung Maserati vs. Porsche 356 über die Wiener Stadtautobahn, Carl Moehner wird – „Der dritte Mann“ lässt grüßen – durch die Kanalisation gehetzt und darf mit Sonia Romanoff durch die Kissen springen. Dazu legt der Film eine gewisse Härte an den Tag, wie das Stilett zwischen den Schulterblättern von Adrian Hoven, die nicht selbstverständlich ist für die deutsche Krimilandschaft der mittleren 60er.

Trailer 1:
[BBvideo 425,350][/BBvideo]

Trailer 2 (Intro):
[BBvideo 425,350][/BBvideo]

Re: Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: Sa 12. Mai 2012, 09:00
von Onkel Joe
Ein spannender Krimi mit einem gut aufspielenden Carl Möhner und diesem kleinen Mädel die ihre sache sehr gut macht.Folco Lulli macht seine sache gut wobei seine parts einfach runtergespielt sind.Juhnke spielt ordentlich aber er fällt kaum weiter auf.Der Film ist durchaus unterhaltsam und die Zeit vergeht, ich hab da schon Gurken aus der zeit gesehen die heute nur noch als einschlafhilfe dienen dürften.Es gibt auch einige Cut´s, einmal wurden das paar Titten der blonden Dame zensiert und dann wurde nochmals die Handlung gestrafft.Macht nix, gute 6/10 und ich bin froh den Film nun im Archiv zu haben :prost: .

Re: Der Mörder mit dem Seidenschal - Adrian Hoven (1966)

Verfasst: Mi 25. Jul 2012, 13:12
von untot
Ich mochte den Film sehr gerne, ich fand der sticht aus den ganzen Krimis der 60er Jahre angenehm heraus, weil die Handlung mal etwas anders ist.
Ein Kind als Mordzeugin, die sich dann vor dem Mörder versteckt, fand ich klasse.
Die Lokation, die vielen bekannten Gesichter tun dem Film natürlich auch gut, nur Adi Berber hätte ich gerne in einer etwas größeren Rolle gesehen, ich mag den Mann!
Kurzum, wunderbar nostalgische, charmante Krimikost, die man gesehen haben sollte.

8/10