Monster des Monats 1 - 4
Moderator: jogiwan
Monster des Monats 1 - 4
Mit Vampir erblickte im Oktober 1972 das erste professionell vertriebene Genrefilm-Magazin das Licht der deutschen Kioske und Bahnhofsbuchhandlungen. Die Aufmachung war selbstverständlich für heutige Verhältnisse recht einfach und die Illustrationen noch schwarz/weiss, doch dank der seriösen Artikel kann man auch heute noch Vampir zu den interessantesten und wichtigsten «phantastischen» Filmmagazinen unseres Landes zählen. Schon bald darauf - gerade einmal ein Jahr später - tauchte mit Monster des Monats ein weiteres «Prozine» auf dem deutschen Markt auf, welches sich aber grundlegend von Vampir unterschied... und dank besonderer Bemühungen staatlicher Behörden einen legendären Ruf in der heutigen Sammlerszene erhalten sollte.
Ein Artikel von Christian Lorenz
Monster des Monats war eine Geburt des in London beheimateten Verlagshauses Top Sellers Ltd.. Als Basis für das Magazin diente Monster Mag, ein Magazin im Überformat, welches sich zu einem Riesenposter auseinander falten ließ. Jede Ausgabe bestand neben dem Cover aus sieben Textseiten sowie weiteren acht Seiten, die das Poster für sich beanspruchte. Zeitgleich zu Monster Mag erschienen lokalisierte (übersetze) Editionen in Frankreich - ebenfalls unter dem Titel Monster Mag - und in Deutschland als Monster des Monats.
Das Konzept dieser drei «Schwestermagazine» war recht fragwürdig. Als Zielgruppe nahmen die Herausgeber besonders ein jüngeres Publikum ins Visier, was sich deutlich an der Qualität der Texte bemerkbar machte. Monster des Monats wurde als «Das Schauer-Magazin mit dem Schock-Poster» angepriesen und wollte das Herz der Leserschaft «mit blutigen Farbseiten und Horror auf Hochglanzpapier» (Zitat aus dem Editorial der ersten Ausgabe) gewinnen. Die Artikel waren im recht einfachen Stil des amerikanischen Famous Monsters of Filmland gehalten. Hauptbestandteil bildeten hier Zusammenfassungen von Filmhandlungen sowie knappe Porträts bekannter Horrorfilm-Stars ohne tiefergehende Informationen. Filmtitel wurden einfach übersetzt, ohne Berücksichtigung der tatsächlichen deutschen Aufführungstitel. So ist beispielsweise von einer Vampirverfilmung mit dem Titel «Dracula ist wieder auferstanden» die Rede, obwohl der korrekte Titel «Draculas Rückkehr» lauten müsste. Diese offensichtlichen Mängel versuchte man mit möglichst spektakulärem und recht blutigem Bildmaterial zu kompensieren. Es dürften nur wenige Eltern begeistert gewesen sein, wenn sie im Zimmer ihres Nachwuchses eine Debütausgabe von Monster des Monats mit der Abbildung einer jungen Dame entdeckt haben, deren Schädel mit einer Axt gespalten wurde...
Allzusehr verwundert es da nicht, dass Monster des Monats ein Fall für die Zensurbehörden wurde. Am 3. Mai 1974 wurde die zweite Ausgabe des Magazines im vereinfachten Verfahren ($15a GjS) durch einstimmigen Beschluss der Bundesprüfstelle in die Liste der jugendgefährdenden Schriften aufgenommen. Nur wenige Exemplare der zweiten Ausgabe gerieten in Umlauf, das Heft gilt heute als das seltenste deutschsprachige «Prozine» im Bereich des «Phantastischen Films». Auch die inhaltsgleiche britische Ausgabe wurde ein Opfer der Zensur. In England wurden alle Ausgaben beschlagnahmt und verbrannt. Auf Sammlerseiten im Internet entdeckt man zwar hin und wieder Cover-Abbildungen der britischen Nummer 2, doch hierbei handelt es sich in allen Fällen um digital «rekonstruierte» Grafiken, da wirklich keines der «Originale» die rigorose Vernichtungsaktion überlebt hat. Um solchen Maßnahmen zukünftig entgegenzuwirken, zierte ab der dritten Ausgabe der Hinweis «For Sale to Adults Only» jedes Cover des Monster Mag.
Nach dem Debakel mit der zweiten Ausgabe erschienen nur noch zwei weitere Ausgaben in Deutschland. Doch am 10. Juli 1974 holten die Behörden zum zweiten, diesmal vernichtenden Schlag gegen Monster des Monats aus. Unter anderem wegen des Verdachtes gegen §131 und 73 StGB ordnete das Landgericht Hamburg die Beschlagnahmung aller vier bislang erschienenen Ausgaben an. 85000 Monster des Monats wurden sichergestellt und vernichtet. Auch in Frankreich wurde die Reihe nach der vierten Ausgabe eingestellt. In Kanada wurden die französischen Ausgaben etwas später als Monster Mag Album 1 wiederverwertet. Das britische Monster Mag überlebte immerhin siebzehn Ausgaben bis zum Jahre 1976. Die letzten drei Ausgaben der britischen Edition (Volume 2 #1 bis 3) wurden von Dez Skinn herausgegeben, der sich später den Magazinreihen House of Hammer und Starburst widmen sollte.
Sämtliche Ausgaben von Monster des Monats zählen heutzutage zu den seltensten «professionellen» Genremagazinen unseres Landes. Weil die Sammlerszene in Deutschland jedoch nicht annähernd so ausgeprägt ist wie beispielsweise in den USA, sind die Ausgaben 1, 3 und 4 bereits für etwa vierzig Euro zu bekommen... sofern sie einmal bei einem Auktionshaus auftauchen. Für die ultraseltene zweite Ausgabe sollte man mit dem doppelten Preis rechnen.
Quelle: Christian Lorenz, MadMags: Filme auf Papier
Vielen Dank Mad das wir deinen Text hier einstellen dürfen .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!