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Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud (1986)

Verfasst: Di 1. Mai 2012, 23:09
von Santini
Bild

Herstellungsland: Deutschland / Frankreich / Italien / 1986

Regie: Jean-Jacques Annaud

Darsteller: Sean Connery, Christian Slater, Helmut Qualtinger, Michael Lonsdale, Valentina Vargas, Ron Perlman u. A.

Story:

Im Jahre 1327 reist der englische Franziskanermönch William von Baskerville mit seinem Gehilfen im Auftrag des Kaisers zu einer Benediktinerabtei. Er soll ein Treffen zwischen den Vertretern des Papstes und einer Gruppe abtrünniger, der Ketzerei angeklagter Glaubensgenossen organisieren. Der Aufenthalt gestaltet sich zu einem wahren Alptraum: eine grauenvolle Mordserie stört den Frieden der Abtei und weckt Williams detektivischen Spürsinn. Unermüdlich versucht er die Morde aufzuklären. Er ist davon überzeugt, das sich der Mörder innerhalb der Klostermauern aufhält. Die Spur führt ihn in die sagenumwobene Bibliothek der Abtei, in der des Rätsel Lösung liegt...

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Di 1. Mai 2012, 23:16
von buxtebrawler
Danke für den Thread mitsamt Screenshots!

Lief heute auf Kabel 1 und wird um 0:55 Uhr mit weniger Werbung wiederholt.

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 22:21
von buxtebrawler
„Glaubt Ihr, dass dies hier ein von Gott verlassener Ort ist?“ – „Kannst du mir einen Ort nennen, wo Gott sich je zuhause gefühlt hätte?“

„Der Name der Rose“, Mitte der 1980er in deutsch-italienisch-französischer Koproduktion entstanden, ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans des italienischen Schriftstellers Umberto Eco. Den Roman habe ich nie gelesen und kann daher keine inhaltlichen Vergleiche ziehen. Auf diesen im Mittelalter spielenden Historien-Krimi stieß ich, als ich eines Tages beim guten alten Santini in einer antiquarischen „Cinema“-Ausgabe blätterte und ob der Produktionsländer und der namhaften Besetzung neugierig wurde. Regie führte der Franzose Jean-Jacques Annaud („Sieben Jahre in Tibet“).

1327: Der Franziskaner William von Baskerville (Sean Connery, „James Bond“) aus England und sein Novize, der junge Adson von Melk (Christian Slater, „True Romance“) aus Niederösterreich, besuchen eine in den italienischen Bergen gelegene Abtei, um sich am Disput zwischen Franziskanern und Benediktinern um Glaubensfragen zu beteiligen. Doch in der Abtei geschehen rätselhafte Todesfälle. Selbstmorde, Morde, Vorboten der Apokalypse? William geht der Sache auf den Grund, setzt sich gegen verängstigte, abergläubische Franziskaner durch und stellt fest, dass das Ableben der Mönche mit einem rätselhaften Buch, das in der versteckten Bibliothek unter Verschluss gehalten wird, zu tun hat. Als schließlich auch noch die Inquisition auftaucht, geht es konkret darum, weitere Tötungen zu verhindern.

„Der Name der Rose“ zeichnet ein extrem düsteres Bild kirchlicher Umtriebe vor Zeiten der Aufklärung. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen stehen im Kontrast zu den lebensfeindlichen Bedingungen in der Abtei, die atmosphärisch brillant in fast erdrückend schaurige, unbehagliche Bilder getaucht wird. Die in ihr lebenden und arbeitenden Mönche sind eine Bande wenig vertrauenserweckender Freaks, die unter der Maxime eines knorrigen Alten in Selbstkasteiung vor sich hinvegetieren und nur schwer in der Lage sind, das ihnen auferlegte strenge Regelwerk einzuhalten. In diese Szenerie platzt der erstaunlich fortschrittlich und aufgeklärt denkende und handelnde William von Baskerville, der zusammen mit seinem jungen Begleiter nach bester Holmes-und-Watson-Manier die Ermittlungen hinsichtlich der Todesfälle aufnimmt – womit er sich nicht überall beliebt macht. Ein weiterer nicht gern gesehener Gast ist ein armes Bauernmädchen, das den jungen Novizen verführt und dem bemitleidenswerten Jungen damit gehörig den Kopf verdreht, seinen Lebensentwurf in Frage stellt. Die Kirche ist hier weder Heilsbringer, noch Erlöser, sondern eine auch intern um Macht und Einfluss ringende, menschenfeindliche Organisation, der man besser aus dem Wege geht.

Die in jenen Gefilden angesiedelte Kriminalgeschichte ist also nur Aufhänger für eine zutiefst religionskritische Geschichte, die mit Starbesetzung aufwartet. Die maskenbildnerische Arbeit, die den gruselig wirkenden Franziskanern zuteil wurde, gibt in Zusammenhang mit den hochwertigen, authentisch und abgrundtief unheimlich erscheinenden Kulissen den Rahmen vor, den die Schauspieler auszufüllen haben – was ihnen mit Bravour gelingt. „Der Name der Rose“ wurde bis in sämtliche Nebenrollen hinein ansprechend besetzt. Im direkten Vergleich wirkt Connery in all seiner Souveränität beinahe emotionslos und fast schon eindimensional, wenngleich der von ihm verkörperte Charakter den größten Tiefgang besitzt, Diese Schablonenhaftigkeit ist etwas schade, wird jedoch zu einem großen Teil mit Connerys starker persönlicher Ausstrahlung wettgemacht. Christian Slater wird an seiner Seite die Rolle des lernenden, staunenden, auch zweifelnden Jünglings zuteil, der stellvertretend für eine hoffnungsvolle neue Generation steht und daher auch eher allgemeingültig als individuell angelegt wurde. Er wird in eine erotische, freizügige Sexszene verwickelt, die für die Freiheit des Individuums und die Lust am Leben sowie für Jugend und Leidenschaft steht – Charakteristika, die den Mönchen komplett abgehen.

Welches Ausmaß die betriebene, mutige Entromantisierung des Mönchlebens annimmt, wird deutlich im nahezu infernalischen Finale, das zwei spannend konstruierte Handlungsstränge parallel dramaturgisch ihren Höhepunkt erreichen lässt. Da wird als gefährlich eingestuftes, in Schriftform festgehaltenes Wissen zurückgehalten und dafür über Leichen gegangen, Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt und der Arroganz der Macht ihr hässliches Antlitz verliehen. Der Wahnsinn grassiert und regiert, Vernunft, Menschlichkeit und Gerechtigkeit bleiben auf der Strecke. Nach dieser Schärfe wirkt das offenbar von der Romanvorlage abweichende, halbwegs versöhnliche Ende erholsam und befriedigend auf den Zuschauer, der, um bereits während der Erstsichtung der Handlung komplett folgen zu können, ein gewisses Maß an Konzentration aufbringen musste und dafür fast ausschließlich mit immer weiteren menschlichen Abgründen im Namen der Religion konfrontiert wurde.

Fazit: Starker Tobak, nicht ganz leicht verdaulich, aber optisch imposant und handwerklich einwandfrei umgesetzt. Eine eigenwillige, starke Melange, sowohl für Historiendrama-, Krimi- und sogar Horrorfreunde goutierbar und konsequent provokant den Finger in eine der vielen klaffenden Wunden der Geschichte der christlichen Religion legend – und dabei kein langwieriges, selbstverliebtes Epos, sondern ein trotz gewisser Überlänge pointierter Unterhaltungsfilm mit Anspruch und Aussage.

„Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer keine Furcht vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr!“

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 22:34
von DrDjangoMD
Den Film habe ich als (Klein)kind ein paar mal gesehen und recht gern gehabt. OK, ich hab ihn weder verstanden noch bin ich zu so genialen Schlüssen gekommen wie unser Bux, aber sein Potential habe ich trotzdem schon als Vorschüler erkannt. Dann habe ich ihn lange nicht mehr gesehen, dann kam irgendwann in meiner Schulzeit eine erneute Sichtung und ich verstand den Film erstmals, was ihn gleich nochmal besser machte. Seit meiner Schulzeit habe ich ihn nicht mehr gesehen, aber das wird sich bald ändern! Wieso fragt ihr...na weil ich in der OFDB gelesen habe, dass DONALD O'BRIEN MITSPIELT!!!!!! Das heißt in meiner momentanen Entwicklungsphase werde ich diesen Film mindestens so hoch schätzen wie "Frankenstein 2000" und "Zombies unter Kannibalen" :thup: :thup: :thup: :? :palm:

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Di 7. Aug 2012, 01:58
von buxtebrawler
DrDjangoMD hat geschrieben:Den Film habe ich als (Klein)kind ein paar mal gesehen und recht gern gehabt. OK, ich hab ihn weder verstanden noch bin ich zu so genialen Schlüssen gekommen wie unser Bux, aber sein Potential habe ich trotzdem schon als Vorschüler erkannt.
:shock: und danke :D
DrDjangoMD hat geschrieben:Dann habe ich ihn lange nicht mehr gesehen, dann kam irgendwann in meiner Schulzeit eine erneute Sichtung und ich verstand den Film erstmals, was ihn gleich nochmal besser machte. Seit meiner Schulzeit habe ich ihn nicht mehr gesehen, aber das wird sich bald ändern! Wieso fragt ihr...na weil ich in der OFDB gelesen habe, dass DONALD O'BRIEN MITSPIELT!!!!!! Das heißt in meiner momentanen Entwicklungsphase werde ich diesen Film mindestens so hoch schätzen wie "Frankenstein 2000" und "Zombies unter Kannibalen" :thup: :thup: :thup: :? :palm:
:palm: :D :lol:

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Di 7. Aug 2012, 12:56
von CamperVan.Helsing
DrDjangoMD hat geschrieben:weil ich in der OFDB gelesen habe, dass DONALD O'BRIEN MITSPIELT!!!!!!

Der Mann heißt DONAL O'BRIEN! :opa:

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Di 7. Aug 2012, 13:31
von DrDjangoMD
ugo-piazza hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:weil ich in der OFDB gelesen habe, dass DONALD O'BRIEN MITSPIELT!!!!!!

Der Mann heißt DONAL O'BRIEN! :opa:
Ich weiß, dass das sein Geburtsname ist, aber ich habs in der ofdb gelesen, dass er mitspield und in der ofdb heißt er Donald O'Brien. Anthony Steffen heißt auch Antonio Luis von Hoonholtz De Teffè, George Hilton heißt auch Jorge Hill und Gianni Garko heißt auch irgendwas anderes. Wenn du darauf bestehst, dass niemand mit seinem Künstlernamen angesprochen werden darf, dann müssten wir statt dem Kinskerich immer Klaus Nakszynski schreiben und das will niemand. 8-)

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: Di 7. Aug 2012, 18:18
von CamperVan.Helsing
DrDjangoMD hat geschrieben:
ugo-piazza hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:weil ich in der OFDB gelesen habe, dass DONALD O'BRIEN MITSPIELT!!!!!!

Der Mann heißt DONAL O'BRIEN! :opa:
Ich weiß, dass das sein Geburtsname ist, aber ich habs in der ofdb gelesen, dass er mitspield und in der ofdb heißt er Donald O'Brien. Anthony Steffen heißt auch Antonio Luis von Hoonholtz De Teffè, George Hilton heißt auch Jorge Hill und Gianni Garko heißt auch irgendwas anderes. Wenn du darauf bestehst, dass niemand mit seinem Künstlernamen angesprochen werden darf, dann müssten wir statt dem Kinskerich immer Klaus Nakszynski schreiben und das will niemand. 8-)
Es geht ja nicht um Künstlernamen, sondern um einen Fehler, der sich verselbständigt hat.

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud

Verfasst: So 7. Sep 2014, 14:44
von purgatorio
DER NAME DER ROSE (DER NAME DER ROSE, Deutschland, Frankreich, Italien 1986, Regie: Jean-Jacques Annaud)

Großartiger Film. Atmosphärisch sehr dicht, düster und kalt. Eine finstere Zeit für die Bildung und den Wissensdrang in einen glaubhaften Film gegossen. Sicherlich im Finale zwar exzessiv, aber nicht in aller Konsequenz düster. 9/10

Re: Der Name der Rose – Jean-Jacques Annaud (1986)

Verfasst: Sa 4. Okt 2014, 18:05
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 09.10.2014 in der Reclam-Edition von Arthaus auf DVD:

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