Chucky 3 - Jack Bender (1991)
Verfasst: Mo 4. Jun 2012, 22:04
Steelbook von Universal
Chucky 3 (USA 1991, Originaltitel: Child's Play 3)
Das kleine Ekelpaket sticht wieder zu
Inzwischen sind acht Jahre vergangen, doch Andy Barclay (Justin Whalin) kann die fürchterlichen Erlebnisse mit der Mörderpuppe Chucky nicht vergessen. Die Mutter des sechzehnjährigen Jungen befindet sich in der Psychiatrie, Andy kam bisher mit keiner Pflegefamilie klar, nun hat es den Teenager in eine Militärakademie für Jugendliche verschlagen. Derweil hat der damals in die Schlagzeilen geratene Spielzeughersteller die Produktion der Good Guy Puppen wieder aufgenommen. Auch Mini-Satan Chucky weilt wieder unter uns, Sullivan (Peter Haskell), Chef der Spielwarenfirma, wird das erste Opfer des "wiedergeborenen" Unholds in Puppengestalt. Chucky findet ohne Probleme Andys aktuellen Aufenthaltsort heraus, Charles Lee Ray will endlich zurück in einen menschlichen Körper. Noch ahnt Andy nichts von seinem Glück, er darf zunächst das Gesabbel eines gewissen Colonel Cochrane (Dakin Matthews) über sich ergehen lassen, sich darüber hinaus mit dem sadistischen Ausbilder Shelton (Travis Fine) plagen. Andys Zimmergenosse Whitehurst (Dean Jacobson) berichtet wenig erfreuliche Dinge über Shelton, beste Voraussetzungen für die nächsten Jahre. Zumindest kommen Andy und Whitehurst miteinander aus, die freche und hübsche Göre De Silva (Perrey Reeves) findet den Neuling auf Anhieb extrem sympathisch. Chucky trifft per Paket ein, Nesthäkchen Tyler (Jeremy Sylvers) unterschlägt die Sendung, der kleine Junge wünscht sich einen Good Guy, kann der Versuchung daher nicht widerstehen. Geschickt manipuliert Chucky das Kind, seine teuflischen Absichten kann der Killer zunächst nicht in die Tat umsetzen. Bald sind Todesfälle zu beklagen, Andy kennt den Täter, aber wer sonst glaubt an die Existenz einer Mörderpuppe?
Regisseur Jack Bender inszeniert vor allem für das amerikanische Fernsehen, kann aber auch auf einige abendfüllende Spielfilme in seiner Filmographie verweisen. "Chucky 3" führt die Reihe um den in einen Puppenkörper geschlüpften Serienkiller Charles Lee Ray sehr ansprechend fort, übertrifft den zweiten Teil (Child's Play 2, 1990) locker, schliesst ohne Schwierigkeiten zum ersten Film um die Mörderpuppe (Child's Play, 1988) auf. Bereits der stimmungsvolle Vorspann sorgt für gute Laune, augenzwinkernd bedient man sich beim Terminator, köstlich (hier und da sind Verweise auf weitere Streifen zu finden, dem Spassfaktor zuträglich eingebaut). Humor zieht sich durch den gesamten Film, durch Chucky frontal in die Fresse transportiert, gleichwohl auch abseits des höllischen Spielzeugs, militärischer Drill wird treffsicher aufs Korn genommen. Wie bekommt man einen unbequemen Jugendlichen in den Griff, der durch albtraumartige Schrecklichkeiten schwer traumatisiert ist? Klar, man übergibt ihn alten und jungen Militärschädeln, Verständnis und echte Zuneigung sind sowieso maßlos überbewertet. So philosophiert der Boss der Einrichtung über Männlichkeit, Pflichtgefühl und Ehre, fällt indessen beim Anblick einer fiesen Puppe vor Schreck aus den Latschen, mich hat es vor Lachen fast vom Sofa gerissen.
Allzu ausufernd möchte ich nicht werden, das Ensemble leistet durch die Bank gute Arbeit, der tatsächliche Star bleibt erwartungsgemäß unsere liebste Puppe des Schreckens. Trotzdem ein paar Worte zu den einprägsamsten Gestalten im Schatten Chuckys. Justin Whalin, Dean Jacobson und Perrey Reeves wurden zweckmäßig ausgewählt. Whalin der hübsche Bursche mit Problemen, Jacobson der weniger hübsche Bursche mit Problemen, Reeves die freche und hübsche Göre. Jeremy Sylvers ist ein putziges Kerlchen, Travis Fine gefällt als faschistoider Ausbilder. Die ältere Generation wird durch Peter Haskell, Dakin Matthews und Andrew Robinson vertreten. Allesamt bekommen sie ihr Fett weg, Haskell interessiert hauptsächlich der Profit, Matthews entpuppt sich als Luftpumpe, Robinson hinterlässt einen neurotischen Eindruck. Das Wiedersehen mit Andy Robinson hat mich in besonderem Maße erfreut, legendär seine Darbietung als Clint Eastwoods Gegenspieler in "Dirty Harry" (1971), ebenso unvergessen "Hellraiser" (1987).
Chucky-Fans dürfen sich über den starken dritten Teil freuen, je nach Tagesform rangiert er bei mir auf dem ersten bis dritten Rang innerhalb der fünfteiligen Filmreihe. Nach knapp 86 Minuten ist der Spass vorbei, Hänger sind in dem kurzweiligen und launigen Treiben nicht auszumachen. Das Finale spielt sich stimmungsvoll und temporeich in einer Geisterbahn ab, zuvor spielt die Militärakademie Krieg im Wald, Chucky greift auf seine ganz eigene Art in das Spielchen ein. Ja, der ausgesprochen geschmackvolle Vorspann weckt eine hohe Erwartungshaltung, angenehmerweise kann "Chucky 3" diese Erwartungshaltung ohne nennenswerte Abstriche befriedigen, die bissige Ironie auf Kosten des Militärapparates findet meine volle Zustimmung. Übrigens macht der Film in der deutschen Fassung nicht weniger Spass als im Originalton. Aus meiner Sicht ein grosses Kompliment, denn mit Brad Dourif hat die Originalversion eine grandiose Chucky-Stimme an Bord!
Fazit: Guter Stoff für Freunde der rothaarigen Puppe der Verdammnis. Der zweite Teil war keinesfalls schwach, doch Teil 3 überbietet -wie bereits erwähnt- den Vorgänger deutlich (momentan gefällt er mir sogar besser als Teil 1). Universal hat den Film in sehr ordentlicher Qualität veröffentlicht, die Bonusabteilung bietet lediglich ein paar Trailer.
Dicke 7/10 (mit steigender Tendenz)
Lieblingszitat:
"Wo steckt mein kleines Scheisserchen?"