Lebendig begraben - Roger Corman (1962)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Lebendig begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von jogiwan »

Lebendig Begraben

Bild

Originaltitel: The Premature Burial

Herstellungsland: USA / 1962

Regie: Roger Corman

Darsteller: Ray Milland, Hazel Court, Richard Ney, Heather Angel

Story:

Guy Carell (Ray Milland) glaubt, dass er nach der Beerdigung seines Vaters noch Schreie von ihm in der Grabkammer gehört hat. Der eigenwillige Guy vermutet, dass sein Vater nach dem Herzinfarkt doch noch nicht wirklich tot war und somit lebendig begraben wurde. Seit diesem Erlebnis hat er selber panische Angst so zu enden. Mysteriöse Ereignisse und Familienmitglieder, die offensichtlich ein falsches Spiel spielen, sorgen dafür, dass seine Angst weiter wächst. (quelle: ofdb.de)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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buxtebrawler
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Re: Lebendig Begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

Roger Cormans dritter Streich innerhalb seiner Reihe von Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen, „Lebendig begraben“ aus dem Jahre 1962, muss als einziger ohne den charismatischen Vincent Price auskommen, der aber gut von Ray Milland als hypochondrisch anmutendem, angstgesteuertem Guy Carell ersetzt wird. Dieser fürchtet, das gleiche Schicksal wie sein Vater zu erleiden, der als Katalepsie-Patient lebendig begraben wurde – so vermutet er zumindest. Dadurch wird er aber zum Opfer einer gemeinen Intrige… Mit diesem ungewolltem „Familienerbe“, der Angst vorm Lebendig-Begraben-Werden und der Intrige durch ihm vertraute Personen hätten wir also die klassischen Poe- und mit den toll ausgestatteten, altertümlichen Kulissen die typischen Corman-Elemente vereint, wodurch der Film ebenso gut funktioniert wie „Die Verfluchten“ oder „Das Pendel des Todes“ – wenn Corman es für meinen Geschmack hier auch mit etwas zuviel Kunstnebel übertrieben hat. Höhepunkte sind die Besessenheit Guys, aus der heraus er sich in die Arbeit stürzt und eine eigene Gruft entwickelt, die für alle Eventualitäten gerüstet scheint, sowie sein schlimmer Alptraum, in dem er sich totgeglaubt in eben jener wiederfindet… Generell scheint mir „Lebendig begraben“ etwas mehr Tempo zu besitzen als der vorausgegangene „Das Pendel des Todes“, wodurch der Film kurzweiliger und nach heutigen Sehgewohnheiten evtl. leichter konsumierbar wirkt. Eine schöne Schauermär, ansprechend umgesetzt von Roger Corman, der hiernach zunächst einmal das Konzept seiner Poe-Verfilmungen wechselte, um es nicht zu sehr abzunutzen. Auch hier eine klare Empfehlung für Fans klassischen Grusels.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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horror1966
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Re: Lebendig Begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von horror1966 »

Lebendig begraben
(The Premature Burial)
mit Ray Milland, Hazel Court, Richard Ney, Heather Angel, Alan Napier, John Dierkes, Dick Miller, Clive Halliday, Brendan Dillon
Regie: Roger Corman
Drehbuch: Charles Beaumont / Ray Russell
Kamera: Floyd Crosby
Musik: Ronald Stein
FSK 16
USA / 1962

Der reiche Guy Carrell befürchtet, er könne, wie einst sein Vater, aus Versehen lebendig begraben werden. Seine Verlobte nutzt seine Angst für einen skrupellosen Plan aus. Doch Guy Carrell trifft Vorkehrungen seinem scheinbar unvermeidlichen Schicksal zu entkommen - jedoch nicht ohne grausame Konsequenzen für ihn selbst und viele Beteiligte...


Nach "Der Untergang des Hauses Usher (Die Verfluchten)" und "Das Pendel des Todes" bekommt man es hier nun mit der dritten Verfilmung nach einer Geschichte von Edgar Allan Poe zu tun, für die Regisseur Roger Corman innerhalb von nur 3 Jahren verantwortlich zeichnet. Dabei präsentiert sich eine wunderbar umgesetzte Geschichte im besten Gothic Horror-Stil, die man atmosphärisch kaum besser hätte in Szene setzen können. Schon mit den ersten Szenen offenbart sich eine herrlich schaurige Grundstimmung, so das von Beginn an genau das richtige Gefühl für einen Film dieser Art aufkommt. Dabei hat Corman alle nötigen Zutaten mit einbezogen, denn ein altes-und scheinbar riesiges Herrenhaus, ein nebelverhangener Friedhof und genau die richtige Geräuschkulisse sind nahezu geschaffen dafür, einen klassischen Gruselfilm zu präsentieren, an dem jeder Klassiker-Liebhaber seine helle Freude haben dürfte.

War in den anderen beiden Filmen der charismatische Vincent Price in der Hauptrolle zu bewundern, so hat man diese bei "Lebendig begraben" mit Ray Milland besetzt, was sich jedoch keinesfalls als Nachteil herausstellen soll. Mit seinem großartigen Schauspiel trägt Milland den Film fast von ganz allein, so das sämtliche anderen Figuren fast schon zu Statisten degradiert werden. Insbesondere seine grandiose Mimik sorgt dafür, das seine panische Angst glaubwürdig zum Zuschauer transportiert wird, der die seelischen Qualen des Mannes fast körperlich nachvollziehen kann. Seine Schauspiel-Kollegen agieren zwar auch allesamt bravourös, wirken allerdings bei der Omnipräsenz des Hauptdarstellers lediglich wie nötige Staffage.

"Lebendig begraben" beinhaltet etliche Gänsehaut-Momente, die selbst nach nunmehr über 50 Jahren immer noch ganz hervorragend zur Geltung kommen und ihre Wirkung auf den Betrachter keinesfalls verfehlen. Und das geschieht ohne jegliche Effekte, lebt der gesamte Film doch nur von seinem äußerst gelungenen Spannungsaufbau und seiner absolut faszinierenden Atmosphäre, von der sich mancher Beitrag der heutigen Zeit eine ganz dicke Scheibe abschneiden könnte. Sicherlich werden viele Leute dieses Werk eher als angestaubt und antiquiert ansehen, aber Liebhaber des klassischen Horrorfilms offenbart sich vielmehr ein kleines Meisterwerk, das auch nach all den Jahren noch ganz hervorragend funktioniert.

Ganz egal wie man zu diesen Filmen steht, Corman ist es ganz vortrefflich gelungen mit den geringsten Mitteln die maximale Wirkung zu erzielen. Ein überragender Hauptdarsteller, gut besetzte Nebenrollen, eine erstklassige Dramaturgie der Ereignisse und eine Grundstimmung die wirklich ihresgleichen sucht sorgen für einen Film der absoluten Extra-Klasse. Meiner Meinung nach bekommt man es hier mit einem absoluten Paradebeispiel dafür zu tun, das es nicht immer unbedingt harte Passagen und unzählige Effekte sein müssen, um den Zuschauer für ein Szenario zu begeistern, das durch die einfachsten Dinge nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.


Fazit:


Auch wenn ich mir den großartigen Vincent Price ebenso in der Hauptrolle hätte vorstellen können, so muss man Ray Milland wirklich den höchsten Respekt für seine brillante Performance zollen. Man spürt einfach in jeder einzelnen Szene, das der gute mann wirklich Ahnung von seinem Handwerk hatte, was im Prinzip auf alle Akteure der damaligen Zeit zu beziehen ist. Solch überzeugende Leistungen würde man sich auch in der heutigen Zeit des Öfteren wünschen, in der die Bezeichnung Schauspieler nur allzu oft noch nicht einmal annähernd zutrifft. Und so kommt man letztendlich zu einem wirklich hervorragendem Gesamteindruck dieses Werkes, das man ohne Weiteres als zeitlosen Klassiker bezeichnen kann, dessen Sichtung sich allemal lohnt.


9/10
Big Brother is watching you
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buxtebrawler
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Re: Lebendig begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 29.07.2016 bei Inked Pictures noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

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Cover A, limitiert auf 250 Exemplare

Bild
Cover B, limitiert auf 250 Exemplare

Extras:
- Nummerierte Limitierungskarte
- 8-seitiges Booklet
- Roger Corman Interview
- Deutsche Titelsequenz
- Originaltrailer
- Bildergalerie

Bemerkungen:
- RePack

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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sergio petroni
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Re: Lebendig begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von sergio petroni »

Guy Carrell (Ray Milland) lebt mit einem schweren Trauma. Er glaubt, sein Vater wurde aufgrund
einer Herzkrankheit für tot gehalten und lebendig begraben. Ihm stehe nun alsbald aufgrund der
selben Krankheit das gleiche Schicksal bevor. Deshalb baut Guy sich eine Gruft, in der für alles
vorgesorgt ist. Essen, Trinken, Fluchtwege, Alarmklingeln sind eingebaut. Wenn das alles nichts
hülfe, bliebe dem dann totgeglaubten Carrell sogar noch ein Schierlingsbecher!
Guys Frau versucht, Guy auf andere Gedanken zu bringen, gar seine Gruft zu zerstören.
Doch eines Tages ist es soweit, und Guys schlimmste Ängste werden Wirklichkeit....

Die Brüder Gene und Roger Corman produzierten diesen Streifen ohne American International Pictures
und konnten deshalb nicht auf Vincent Price als Hauptdarsteller zurückgreifen, da dieser zu der Zeit
bei AIP exklusiv unter Vertrag stand. Ray Milland ist allerdings alles andere als eine Zweitbesetzung!
Poes Geschichte dient hier wieder als Aufhänger für stimmungsvolle Matte-Paintings, wabernden Nebel,
ein prachtvolles Anwesen mit einer unheimlichen Familiengruft, Paranoia und psychedelische Sequenzen.
Als Zuseher darf sich fragen, ob einer von Guys Wegbegleitern ein falsches Spiel mit
ihm treibt, oder ab Guy mit seinen irrational erscheinenden Ängsten sich selbst zerstört.
Wenn Guy voller Stolz seine neu errichtet Gruft mit allem möglichen Schnickschnack
vorstellt, möchte man ihm zurufen: Junge, Du lebst nur einmal, und das im Hier und Jetzt!
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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buxtebrawler
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Re: Lebendig begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 29.09.2023 bei Wicked-Vision noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:

Bild
Cover A

Bild
Cover B

Bild
Cover C

Extras:
- 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
- Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Marco Geßner
- Audiokommentar mit Dr. Steve Haberman und C. Courtney Joyner
- Interview mit Regisseur Roger Corman
- „Buried Alive!“ – Interview mit Regisseur Joe Dante
- Deutsche Titelsequenz
- Originaltrailer
- „Trailers from Hell“ mit Roger Corman
- Bildergalerie

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Blap
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Re: Lebendig begraben - Roger Corman (1962)

Beitrag von Blap »

Oh, eine Qualitätsveröffentlichung von einem Qualitätslabel zwischen all dem Unrat. :knutsch:
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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