Weißwürste und Argento - Meine Reise nach München
Verfasst: Di 19. Jun 2012, 16:34
Einleitung:
Vor einiger Zeit empfahl mir eine Mitstudentin einen Bekannten von ihr, der in München beheimatet ist. Dieser Herr lädt jedes Monat zu einer Vorführung ins Münchner Werkstattkino, die er immer mit einer kleinen Einleitung seinerseits versüßt. Seit ich davon weiß liefen immer tolle Sachen, „Re-Animator“ und andere nette Titel, aber nichts, was mich nach München locken hätte können. Bis ich entdeckte, dass es am 16.6. Argentos „Opera“ spielt. Kurz habe ich noch überlegt, aber als mir der freundliche Mensch anbot sein Sofa während meines Aufenthaltes in Anspruch zu nehmen, damit ich mir kein Hotel leisten müsse, war die Sache beschlossen und ich zog los, die Fahrkarten zu kaufen.
Bevor ich losfuhr:
Dieses Werkstattkino ist eine ziemlich coole Institution. Wie cool ist es? So cool, dass man selbst in Wien davon weiß! Lasst mich berichten: Am Freitag, den Tag vor meiner Abfahrt bot sich mir ja die wunderbare Möglichkeit die bezaubernde Sybil Danning live zu erleben (Kurze Anmerkung hier: Und was das für ein Erlebnis war, die Frau ist der Wahnsinn!). Bei dieser Veranstaltung fiel mir einer der Gäste auf, der ein „Opera“-T-Shirt trug. Ich sprach ihn danach darauf an und er meinte: „Ja, das ist das Cover von einem Film.“, worauf ich erwiderte, dass ich das wüsste, denn in ein paar Stunden geht ein Zug, der mich zu einer Kinovorführung dieses Filmes in München bringen würde. Als seine Begleitung dies hört meint sie nur: „München? „Opera“? Doch nicht etwa das Werkstattkino? Ein anderes würde so was nicht spielen.“
Ankunft in München:
Am darauffolgenden Tag kam ich kurz nach sechs Uhr abends in München an. Der Veranstalter holte mich vom Bahnhof ab und wir gingen Richtung seine Wohnung. Ihr kennt doch das Sprichwort: „Man kann stundenlang über ein Thema reden“. Wir HABEN Stundenlang über ein Thema gesprochen, nämlich Filme. Auf den Weg vom Bahnhof, in einem Biergarten, auf der Strecke Biergarten – seine Wohnung und dann noch an seinem Küchentisch bis es Mitternacht war haben wir genau über drei Sachen geredet: Anekdoten, die wir beim Drehen von Filmen erlebt haben, Anekdoten die andere beim Drehen von Filmen erlebt haben und vor allem Anekdoten die wir beim Sehen oder Kaufen von Filmen überlebt haben, kurz über Filme. Er hat nämlich einen hinreißenden Filmgeschmack, der äußerst vorbildlich ist und nicht nur das, er war auch bei den Dreharbeiten zu einigen Uwe Boll Streifen und ganz vielen vom Olaf Ittenbach beteiligt, bei letzteren auch immer wieder mit Cameo Auftritten. Super, gelle, natürlich gab’s dazu auch eine Vielzahl von Geschichten zu erzählen.
Sehenswürdigkeiten in München:
Da ich in der Anwesenheit meines Gastgebers viel zu sehr damit beschäftigt war meine bisherigen Kino- und Fernseherfahrungen mit den seinigen zu vergleichen, kam ich am Tag meiner Ankunft nicht wirklich dazu mir München anzusehen (bereut habe ich es nichts, ich tu nichts lieber als über Filme zu reden ). Doch es stellte sich heraus, dass er ein Lang- und ich ein Kurzschläfer bin, also war ich am Sonntag schon um 6:30 auf den Beinen und machte mich auf ziellos die Stadt zu erkunden. Die Altstadt ist ein Traum, besonders weil es in der Früh recht kalt war, was in wenigen Touristen resultierte und daran angeschlossen sind einige prächtige Gärten in denen man sich gerne mal verirrt. Ich habe es geschafft sogar eine Münchner Weißwurst auf einem Markt verhältnismäßig billig zu ergattern und die billigste Meeresfrüchtepizza meines Lebens zu verzehren. Tolle Stadt!
Das Werkstattkino – Der Traum der Cineasten:
Um 14:00 war die „Opera“-Vorführung und das Werkstattkino ist der Hammer. Ich dachte es spielt nur einmal im Monat im Zuge der Veranstaltung von meinem Gastgeber so tolle Sachen, aber auch das regelmäßige Programm dieses Kinos ist phänomenal. Wisst ihr, was am Samstag einfach so gelaufen wäre? „Die Teuflischen von Mykonos“!!! Ein Film, in dem die Charaktere alles vergewaltigen was auf zwei (oder vier ) Beinen herumläuft, wird hier einfach so in einem Kino gezeigt. Kann es einen schöneren Ort geben? Nein! Im Kino selbst sieht’s auch anständig aus, nicht übergroß aber groß genug und besonders die restlichen Besucher sind eine spaßige Truppe. Mein freundlicher Gastgeber hielt bevor es losging eine seiner berühmten Einführungen, die nicht nur äußerst witzig, sondern auch äußerst interessant war, über Argento und 80er Horrorfilme, voller Späße und faszinierender Feststellungen. Während des Filmes hatte der ganze Saal ungeheuer viel Spaß, man wurde von Argentos visuellem Genie beeindruckt und von seinem Dialog-Schreibestil amüsiert. Besonders toll war es, wenn man den Film schon kannte, auf die Reaktionen der Unwissenden zu schauen wenn es zu dem doch recht surrealen Schluss kommt. Das ganze Werk wirkt übrigens auf großer Leinwand noch zehnmal so epochal…ich brauche dringend eine größere Wohnzimmerwand.
Cineasten und Weißbier:
Nach der Kinovorführung, setze ich mich noch mit meinem Gastgeber, dem Besitzer des Kinos, einer unsagbar freundlichen jungen Dame und noch einem anderen Herrn in ein Gasthaus in der Nähe und wir reflektierten noch ein wenig über das soeben gesehene. Das Weißbier floss in Strömen (jedes Klischee über Bayern und Weißbier ist übrigens wahr, das Zeug ist dort allgegenwärtig ) und schließlich waren der Kinobesitzer und die Dame gegangen und wir anderen drei sprachen uns noch lautstark über unsere Filmvorlieben aus. Irgendwann kam dann die Rede auch zufällig auf „Avatar“ und es stellte sich zu meinem größten Wohlgefallen heraus, dass nicht nur ich diesem Film äußerst abgeneigt gegenüberstehe und schon entwickelte sich eine hitzige Diskussion die zum Thema hatte, warum „Avatar“ so grottig ist. Und dies übrigens in einer Lautstärke, dass sämtliche Gäste des Gasthauses mithören konnten. Aber keine Sorge, wir haben auf die sicher nicht wie angetrunkene Irre gewirkt, denn als wir mit dem Cameron-Film fertig waren, beschränkten wir uns darauf in ruhigerer Stimme über das Können Alfred Hitchcocks zu philosophieren. Natürlich kam auch oft auf die Italiener das Gespräch, besonders an die diversen Zombiefilme erinnerten wir drei Nerds Cineasten uns immer wieder, ständig mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Was für ein wunderbarer Nachmittag.
Rückblick und Voschau:
Wenn ich spontan die schönsten Momente meines Lebens aufzählen sollte, so fanden einige davon dieses Wochenende statt. Sybil Dannings Ausstrahlung zu erleben ist wohl auf Platz 1, das gerade beschriebene Gespräch im Wirtshaus wahrscheinlich Platz 2 oder 3, dann kommt irgendwann das letzte Forentreffen und dem dann dicht auf den Fersen die „Opera“ Aufführung. Ich war selten so in meinem Element wie in München. Nächstes Monat spielt es übrigens „Theater des Grauens“ in dem sich zwei meiner absoluten Helden, nämlich William Shakespeare und Vincent Price, zusammentun um einen Film von unglaublichsten Humor zu schaffen. Ich weiß nicht ob es meine Zeit erlaubt, aber wenn werde ich dort sein!!!
Vor einiger Zeit empfahl mir eine Mitstudentin einen Bekannten von ihr, der in München beheimatet ist. Dieser Herr lädt jedes Monat zu einer Vorführung ins Münchner Werkstattkino, die er immer mit einer kleinen Einleitung seinerseits versüßt. Seit ich davon weiß liefen immer tolle Sachen, „Re-Animator“ und andere nette Titel, aber nichts, was mich nach München locken hätte können. Bis ich entdeckte, dass es am 16.6. Argentos „Opera“ spielt. Kurz habe ich noch überlegt, aber als mir der freundliche Mensch anbot sein Sofa während meines Aufenthaltes in Anspruch zu nehmen, damit ich mir kein Hotel leisten müsse, war die Sache beschlossen und ich zog los, die Fahrkarten zu kaufen.
Bevor ich losfuhr:
Dieses Werkstattkino ist eine ziemlich coole Institution. Wie cool ist es? So cool, dass man selbst in Wien davon weiß! Lasst mich berichten: Am Freitag, den Tag vor meiner Abfahrt bot sich mir ja die wunderbare Möglichkeit die bezaubernde Sybil Danning live zu erleben (Kurze Anmerkung hier: Und was das für ein Erlebnis war, die Frau ist der Wahnsinn!). Bei dieser Veranstaltung fiel mir einer der Gäste auf, der ein „Opera“-T-Shirt trug. Ich sprach ihn danach darauf an und er meinte: „Ja, das ist das Cover von einem Film.“, worauf ich erwiderte, dass ich das wüsste, denn in ein paar Stunden geht ein Zug, der mich zu einer Kinovorführung dieses Filmes in München bringen würde. Als seine Begleitung dies hört meint sie nur: „München? „Opera“? Doch nicht etwa das Werkstattkino? Ein anderes würde so was nicht spielen.“
Ankunft in München:
Am darauffolgenden Tag kam ich kurz nach sechs Uhr abends in München an. Der Veranstalter holte mich vom Bahnhof ab und wir gingen Richtung seine Wohnung. Ihr kennt doch das Sprichwort: „Man kann stundenlang über ein Thema reden“. Wir HABEN Stundenlang über ein Thema gesprochen, nämlich Filme. Auf den Weg vom Bahnhof, in einem Biergarten, auf der Strecke Biergarten – seine Wohnung und dann noch an seinem Küchentisch bis es Mitternacht war haben wir genau über drei Sachen geredet: Anekdoten, die wir beim Drehen von Filmen erlebt haben, Anekdoten die andere beim Drehen von Filmen erlebt haben und vor allem Anekdoten die wir beim Sehen oder Kaufen von Filmen überlebt haben, kurz über Filme. Er hat nämlich einen hinreißenden Filmgeschmack, der äußerst vorbildlich ist und nicht nur das, er war auch bei den Dreharbeiten zu einigen Uwe Boll Streifen und ganz vielen vom Olaf Ittenbach beteiligt, bei letzteren auch immer wieder mit Cameo Auftritten. Super, gelle, natürlich gab’s dazu auch eine Vielzahl von Geschichten zu erzählen.
Sehenswürdigkeiten in München:
Da ich in der Anwesenheit meines Gastgebers viel zu sehr damit beschäftigt war meine bisherigen Kino- und Fernseherfahrungen mit den seinigen zu vergleichen, kam ich am Tag meiner Ankunft nicht wirklich dazu mir München anzusehen (bereut habe ich es nichts, ich tu nichts lieber als über Filme zu reden ). Doch es stellte sich heraus, dass er ein Lang- und ich ein Kurzschläfer bin, also war ich am Sonntag schon um 6:30 auf den Beinen und machte mich auf ziellos die Stadt zu erkunden. Die Altstadt ist ein Traum, besonders weil es in der Früh recht kalt war, was in wenigen Touristen resultierte und daran angeschlossen sind einige prächtige Gärten in denen man sich gerne mal verirrt. Ich habe es geschafft sogar eine Münchner Weißwurst auf einem Markt verhältnismäßig billig zu ergattern und die billigste Meeresfrüchtepizza meines Lebens zu verzehren. Tolle Stadt!
Das Werkstattkino – Der Traum der Cineasten:
Um 14:00 war die „Opera“-Vorführung und das Werkstattkino ist der Hammer. Ich dachte es spielt nur einmal im Monat im Zuge der Veranstaltung von meinem Gastgeber so tolle Sachen, aber auch das regelmäßige Programm dieses Kinos ist phänomenal. Wisst ihr, was am Samstag einfach so gelaufen wäre? „Die Teuflischen von Mykonos“!!! Ein Film, in dem die Charaktere alles vergewaltigen was auf zwei (oder vier ) Beinen herumläuft, wird hier einfach so in einem Kino gezeigt. Kann es einen schöneren Ort geben? Nein! Im Kino selbst sieht’s auch anständig aus, nicht übergroß aber groß genug und besonders die restlichen Besucher sind eine spaßige Truppe. Mein freundlicher Gastgeber hielt bevor es losging eine seiner berühmten Einführungen, die nicht nur äußerst witzig, sondern auch äußerst interessant war, über Argento und 80er Horrorfilme, voller Späße und faszinierender Feststellungen. Während des Filmes hatte der ganze Saal ungeheuer viel Spaß, man wurde von Argentos visuellem Genie beeindruckt und von seinem Dialog-Schreibestil amüsiert. Besonders toll war es, wenn man den Film schon kannte, auf die Reaktionen der Unwissenden zu schauen wenn es zu dem doch recht surrealen Schluss kommt. Das ganze Werk wirkt übrigens auf großer Leinwand noch zehnmal so epochal…ich brauche dringend eine größere Wohnzimmerwand.
Cineasten und Weißbier:
Nach der Kinovorführung, setze ich mich noch mit meinem Gastgeber, dem Besitzer des Kinos, einer unsagbar freundlichen jungen Dame und noch einem anderen Herrn in ein Gasthaus in der Nähe und wir reflektierten noch ein wenig über das soeben gesehene. Das Weißbier floss in Strömen (jedes Klischee über Bayern und Weißbier ist übrigens wahr, das Zeug ist dort allgegenwärtig ) und schließlich waren der Kinobesitzer und die Dame gegangen und wir anderen drei sprachen uns noch lautstark über unsere Filmvorlieben aus. Irgendwann kam dann die Rede auch zufällig auf „Avatar“ und es stellte sich zu meinem größten Wohlgefallen heraus, dass nicht nur ich diesem Film äußerst abgeneigt gegenüberstehe und schon entwickelte sich eine hitzige Diskussion die zum Thema hatte, warum „Avatar“ so grottig ist. Und dies übrigens in einer Lautstärke, dass sämtliche Gäste des Gasthauses mithören konnten. Aber keine Sorge, wir haben auf die sicher nicht wie angetrunkene Irre gewirkt, denn als wir mit dem Cameron-Film fertig waren, beschränkten wir uns darauf in ruhigerer Stimme über das Können Alfred Hitchcocks zu philosophieren. Natürlich kam auch oft auf die Italiener das Gespräch, besonders an die diversen Zombiefilme erinnerten wir drei Nerds Cineasten uns immer wieder, ständig mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Was für ein wunderbarer Nachmittag.
Rückblick und Voschau:
Wenn ich spontan die schönsten Momente meines Lebens aufzählen sollte, so fanden einige davon dieses Wochenende statt. Sybil Dannings Ausstrahlung zu erleben ist wohl auf Platz 1, das gerade beschriebene Gespräch im Wirtshaus wahrscheinlich Platz 2 oder 3, dann kommt irgendwann das letzte Forentreffen und dem dann dicht auf den Fersen die „Opera“ Aufführung. Ich war selten so in meinem Element wie in München. Nächstes Monat spielt es übrigens „Theater des Grauens“ in dem sich zwei meiner absoluten Helden, nämlich William Shakespeare und Vincent Price, zusammentun um einen Film von unglaublichsten Humor zu schaffen. Ich weiß nicht ob es meine Zeit erlaubt, aber wenn werde ich dort sein!!!