Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Moderator: jogiwan
Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
OT: Ichimei
Japan/UK 2011
Regie: Takashi Miike
Der Ronin Hanshiro bittet im Palast der mächtigen Fürsten Ii darum, Seppuku, den traditionellen japanischen Selbstmord, auch bekannt als Hara-Kiri, begehen zu dürfen. Der Verwalter des Palastes erzählt ihm daraufhin von einem jungen Samurai, Motome, der vor einiger Zeit mit der gleichen Bitte im Palast erschien. Der Verwalter vermutete, dass es sich dabei lediglich um einen Bettler handelte, denn zu dieser Zeit geschieht es oft, dass herrenlose Samurai den Seppuku nur vortäuschen wollen, um im letzten Moment eine milde Gabe zu erlangen. An diesem jungen Ronin wurde daraufhin ein Exempel statuiert und man zwang ihn, sein Vorhaben durchzuführen. Unbeeindruckt von dieser Geschichte, kündigt Hanshiro an, seinen Seppuku auf jeden Fall vollenden zu wollen. Als er aber zur Tat schreiten will, stellt sich heraus, dass die Sache doch nicht so eindeutig ist, wie sie aussieht. Hanshiro verfolgt einen bestimmten Plan…
Takashi Miike ist und bleibt die große Wundertüte des internationalen Kinos. Nie kann man sich sicher sein, was der große Meister des Bizarren und Unerwarteten nun wieder aus dem Ärmel schüttelt. Das kann ultraharte Gore-Action, wie „Ichi – the Killer“, sein oder kunterbunte Kinderunterhaltung, wie „Krieg der Dämonen“. Bizarrerer David-Lynch-ähnlicher Surrealismus wie „Gozu“ oder auch mal reiner Trash wie „Full Metal Yakuza“. Dabei darf man aber nie vergessen, dass Miike auch die leisen Töne perfekt beherrscht. Sein „Birdpeople of China“ ist einer der schönsten asiatischen Spielfilme überhaupt. Und „Audition“ – sein vielleicht bekanntester Film – setzt auf leisen, subtilen und dadurch umso wirkungsvolleren Horror. Nach dem grandiosen „Big Bang Love“ ist mir Miike etwas aus den Augen geraten, trotz seines schier unglaublichen Ausstoß von bis zu 4 Filmen im Jahr. Ich hörte aber, dass sein letzter Film, „14 Assassins“, ihn endgültig auch als großen Mainstream-Regisseur in Japan etabliert hat und ein großer kommerzieller Erfolg war.
„Hara-Kiri: Tod eines Samurai“ wird in Deutschland wie eine Art Fortsetzung beworben. Zumindest hat man aufgrund des Covers und der Werbung das Gefühl, es hier mit einem reinrassigen Samurai-Film und vielen stylischen Kämpfen zu tun zu haben. Weiter weg vom tatsächlichen Film kann man da allerdings gar nicht sein. Action wird in „Hara-Kiri“ ganz, ganz klein geschrieben und das ist auch gut so.
„Hara-Kiri“ ist das Remake eines japanischen Klassikers von 1962, der interessanterweise ebenso für eine Goldene Palme in Cannes nominiert war, wie das Remake ein halbes Jahrhundert später. Hier wäre ein direkter Vergleich zum Original, welches mir leider nicht bekannt ist, interessant. Denn wie ich lass, gibt es hier durchaus kleine, aber deutliche Unterschiede, auch wenn die Geschichte im Großen und Ganzen identisch ist. Miike inszeniert seine Version als todtrauriges Drama. Was zunächst wie ein Mystery-Thriller daherkommt (eine geheimnisvolle Figur, deren Handlungen zunächst undurchschaubar bleiben, scheint für das Verschwinden dreier Samurai verantwortlich zu sein), wandelt sich schnell in ein bedrückendes Trauerspiel, in dem die Protagonisten unaufhaltsam ihrem tragischen Schicksal entgegen treiben. Da man von Anfang an weiß, dass die Geschichte nicht gut ausgehen wird, ist es bitter, die kleinen Glücksmomente mit anzuschauen, die die Familie des Ronins nur kurz genießen darf. Dann schlägt das Schicksal gnadenlos zu.
Interessanterweise sind aber auch die nominellen „Bösen“, die den jungen Motome in einen qualvollen Tod treiben, ambivalent gezeichnet. Mehr noch, scheinen sie doch durchaus im Recht zu sein. Das macht es dem Zuschauer schwer, eindeutige Hassgefühle ihnen gegenüber zu entwickeln. Es bleibt nur eine hilflose Ohnmacht gegenüber den Ereignissen.
Was seine – in früheren Jahren beinah schon zum Markenzeichen gewordenen – verrückten Ekeleffekte und überzogenen Brutalitäten angeht, so verzichtet Miike hier ganz hierauf, was dem Film sehr gut tut. Scheinbar hat er gelernt, dass manchmal auch weniger mehr sein kann. Denn die Szene, in der der junge Samurai Motome mit einem stumpfen Holzschwert Hara-Kiri begeht, zeigt fast nichts. Aber sie ist von einer solch schmerzhaften Intensität, dass es fast unmöglich ist, sich diese furchtbaren Leiden anzusehen.
Wer aufgrund der vollmundigen Ankündigungen auf einen rasanten, spektakulären und blutspritzenden Endkampf gehofft hat, wir zwangsläufig enttäuscht zurückbleiben. Auch diesen Kampf inszeniert Miike, wie den ganzen Film, ganz klassisch, ritualisiert und in der Tradition alter Samurai-Filme aus den 50er und frühen 60er Jahren.
Miike gelingt ein emotional packendes, melancholisches Drama, das um Fragen wie Verantwortung und Ehre kreist. Wenn letztendlich der Begriff der Ehre hinterfragt wird und sich dieser auf ein hohles Stück Blech reduzieren lässt, wird klar, was Miike über die „edlen“ Samurai denkt. Ihr Begriff von Ehre ist genauso so hohl, wie die Blechrüstung, die im Palast des Fürsten Ii steht und eine vergangene Ära repräsentiert, die nur noch leere Worte und erstarrtes Ritual ist.
Getragen wird der Film durch exzellente schauspielerische Leistungen. Allen voran von Takenaka Naoto, der zwar etwas zu jung für seine Rolle ist, aber durch eine enorm starke Präsenz auffällt. Jetzt bleibt nur noch gespannt abzuwarten, was Miike als nächstes aus dem Hut zaubert. Laut IMDb hat er bereits wieder vier weitere Filme abgeschlossen: U.a. einen Kinderfilm und eine PC-Game-Verfilmung.
Der Film war ursprünglich in 3D gedreht und gleichzeitig auch der erste 3D-Film, der für eine Goldene Palme in Cannes nominiert wurde. Die DVD von Ascot Elite ist natürlich in 2D, aber das macht gar nichts. Denn wüsste man nichts über seine dreidimensionale Herkunft, es würde auch nicht auffallen. Das Bild ist etwas dunkel, aber sehr scharf. Allerdings gibt es zeitweilig Probleme mit den Schwarztönen. Der Ton ist klar und gut abgemischt, die Untertitel gut lesbar. Als Extras gibt es leider nur Trailer.
Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2012/06/ ... s-samurai/
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Re: Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Als der verarmte Ronin Motome im noblen Haus Ii darum bittet, ihm den Hof für seinen rituellen Selbstmord zur Verfügung zu stellen, möchte er keineswegs sterben. Vielmehr hofft der junge Krieger darauf, mit einem kleinen Geldgeschenk weggeschickt zu werden. Doch Chef-Verwalter Kageyu ist es leid, dass immer mehr Samurai ihre Betteleien so tarnen, und nimmt Motome beim Wort. Selbst als sich herausstellt, dass dieser nur noch eine Schwertimitation aus Bambus besitzt, zwingt ihn Kageyu unnachgiebig in einen überaus qualvollen Tod. Wenige Tage später steht wieder ein todeswilliger Samurai vor der Tür. Kageyu ahnt nichts von dessen enger Verbindung zu Motome und seinen ganz speziellen Plänen für den eigenen Tod.
Nach "13 Assassins" hat Vielfilmer Takashi Miike mit "Hara-Kiri" gleich eine weitere Neuauflage eines Klassikers auf den Weg gebracht. Nun trifft man in der umfangreichen Filmografie des Regisseurs so ziemlich alles an was man sich vorstellen kann, ganz egal ob es sich dabei um echte Skandalfilme, extrem harte Splatter-und Gore Orgien oder auch üblen Trash handelt. Mit vorliegendem Werk jedoch bekommt man ziemlich Ungewöhnliches von ihm geboten, denn in der vorliegenden Geschichte gibt es im Prinzip keinerlei Härten oder großartige Action-Passagen zu sehen. Wer also einen vor Blut nur so triefenden Schwertkampf-Film erwartet, ist hier ganz eindeutig an der falschen Adresse, denn bis auf einen finalen Endkampf bekommt man eigentlich überhaupt keine Action zu sehen. Diesen Aspekt sollte man jedoch keinesfalls als negativ ansehen, man muss lediglich mit der richtigen Erwartungshaltung an diesen imposanten Film herangehen. Anstelle expliziter Gewaltdarstellungen überrascht Miike dieses Mal mit einer tiefgehenden Geschichte, die eine ideale Kombination aus Drama-und Tragödie darstellt und in erster Linie durch das grandiose Schauspielkunst ihrer Darsteller zu überzeugen weiß.
Dabei sollte man die beiden Haupt-Charaktere Motome (Eito) und Tsugumo (Ebizo Ichikawa) ganz besonders hervorheben, die hier im Laufe der Geschichte besonders viele Symphatiepunkte beim Zuschauer sammeln können und durch ihre absolut erstklassige Performance ein Höhepunkt des Geschehens sind. Nun fällt es während der gesamten laufzeit allerdings relativ schwer, eine wirkliche Abneigung gegen die eigentlichen Bösewichte zu entwickeln, denn nach den zur damaligen Zeit vorherrschenden Regeln haben sie im Prinzip richtig gehandelt. Dieser Eindruck entsteht insbesondere in der Anfangs-Phase der Story, kann man zu diesem Zeitpunkt die absichtliche Täuschung des Samurai Motome noch nicht so ganz nachvollziehen. Erst im weiteren Verlauf wird man mit den Zusammenhängen konfrontiert die überhaupt erst dazu führten, das der junge Mann mit einer vorgetäuschten Selbstmord-Absicht ganz anderes als seinen Tod im Sinn hatte. Der dann folgende Teil des Geschehens wird am intensivsten bearbeitet, Miike hat sich sehr viel Zeit dafür genommen, dem Betrachter ein tragisches Melodram zu offerieren, das einem sichtlich unter die Haut geht.
Kennt man einen Samurai im Normalfall viel eher als eine Art ritterlichen-und strahlenden Krieger, dem Stolz und Ehre alles bedeuten, so bekommt man im vorliegenden Fall auch einmal die Kehrseite der Medaille zu sehen. Vollkommen verarmte Krieger, die aus Angst um das Wohlergehen ihrer Familie jegliche Traditionen über Bord werfen, nur um das Überleben ihrer Liebsten zu sichern. Das alles wird auf eine sehr ruhige-und bedächtige Art erzählt und das Fehlen jeglichen Aktionismus gibt einem auch eine hervorragende Möglichkeit, sich auf die menschliche Komponente der Geschichte zu konzentrieren. Dabei fällt es gar nicht einmal so leicht, die eigenen Emotionen im Zaum zu halten, versetzt man sich doch immer mehr in die Lage der Samurai und kann eine fast schon spürbare Beziehung zu ihnen herstellen. Zwangsweise drängt sich dabei auch die Frage auf, welche Opfer man selbst für die eigene Familie bringen würde, wenn man sich in einer solch aussichtslosen Lage befinden würde, wie sie sich für den verzweifelten Motome darstellt. Als wenn dessen Situation nicht schon tragisch genug wäre, bringt die Lage seines Ziehvaters Tsugumo noch mehr Verzweiflung hervor und bringt noch weitaus mehr Emotionen in die Ereignisse, als es bisher schon der Fall war. Ehre, Stolz, Verzweiflung und Rachegefühle sind die Kernpunkte dieses Filmes, der bis auf die letzten gut 10 Minuten gänzlich ohne Action und Härten auskommt. Wer nun jedoch einen furiosen Showdown in blutiger Manier erwartet, wird einmal mehr von Miike überrascht, fällt doch selbst der Schluss-Akkord eher klassisch aus und bietet keinerlei Härten.
Die einzige Härte der gesamten knapp 127 Minuten Spielzeit entstehen durch die Story an sich und setzt sich im Kopf des Zuschauers fest. Sie entsteht einzig und allein aus der ausweglosen Situation eines jungen Mannes und den daraus entstehenden Konsequenzen, die eine ganze Familie ins Unglück stürzen. Das dies alles ohne jegliche Action-Passagen ins Bild gesetzt wurde, mag manchem eventuell etwas befremdlich vorkommen, doch sollte man sich davon auf keinen Fall abschrecken lassen. "Hara-Kiri - Tod eines Samurai" ist nämlich im Endeffekt ein absolut herausragendes Melodram, das keinesfalls spurlos an einem vorüberzieht und zudem einen äußerst nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Und auch wenn der Film dialoglastig ausfällt, erscheint er in keiner einzigen Phase auch nur annähernd langatmig oder gar zähflüssig, denn dafür ist das Szenario viel zu interessant gestaltet. Ein weiterer großer Pluspunkt ist meiner Meinung nach auch der Aspekt, das der typisch asiatische Hang zur Melodramatik niemals übertrieben oder aufgesetzt erscheint, hier passt ganz einfach alles absolut perfekt zusammen und ergibt im Endeffekt ein überragendes Gesamtbild.
Fazit:
Man weiß eigentlich nie so richtig, was einen bei einem Film von Takashi Miike erwartet. In diesem Fall überrascht der gute Mann mit einem sehr ruhigen, aber umso intensiveren Drama, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistern kann. Der fast vollkommene Verzicht auf Action und Blut war dabei ein sehr weiser Entschluss, denn nur so kann das Gesehene auch seine volle Wirkung erzielen. Alles andere hätte viel zu sehr von der eigentlichen Geschichte abgelenkt und die Ereignisse verwässert. So aber kann man sich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren und wird dafür mit einer tiefgründigen Story belohnt, die wirklich unter die haut geht.
8,5/10
Nach "13 Assassins" hat Vielfilmer Takashi Miike mit "Hara-Kiri" gleich eine weitere Neuauflage eines Klassikers auf den Weg gebracht. Nun trifft man in der umfangreichen Filmografie des Regisseurs so ziemlich alles an was man sich vorstellen kann, ganz egal ob es sich dabei um echte Skandalfilme, extrem harte Splatter-und Gore Orgien oder auch üblen Trash handelt. Mit vorliegendem Werk jedoch bekommt man ziemlich Ungewöhnliches von ihm geboten, denn in der vorliegenden Geschichte gibt es im Prinzip keinerlei Härten oder großartige Action-Passagen zu sehen. Wer also einen vor Blut nur so triefenden Schwertkampf-Film erwartet, ist hier ganz eindeutig an der falschen Adresse, denn bis auf einen finalen Endkampf bekommt man eigentlich überhaupt keine Action zu sehen. Diesen Aspekt sollte man jedoch keinesfalls als negativ ansehen, man muss lediglich mit der richtigen Erwartungshaltung an diesen imposanten Film herangehen. Anstelle expliziter Gewaltdarstellungen überrascht Miike dieses Mal mit einer tiefgehenden Geschichte, die eine ideale Kombination aus Drama-und Tragödie darstellt und in erster Linie durch das grandiose Schauspielkunst ihrer Darsteller zu überzeugen weiß.
Dabei sollte man die beiden Haupt-Charaktere Motome (Eito) und Tsugumo (Ebizo Ichikawa) ganz besonders hervorheben, die hier im Laufe der Geschichte besonders viele Symphatiepunkte beim Zuschauer sammeln können und durch ihre absolut erstklassige Performance ein Höhepunkt des Geschehens sind. Nun fällt es während der gesamten laufzeit allerdings relativ schwer, eine wirkliche Abneigung gegen die eigentlichen Bösewichte zu entwickeln, denn nach den zur damaligen Zeit vorherrschenden Regeln haben sie im Prinzip richtig gehandelt. Dieser Eindruck entsteht insbesondere in der Anfangs-Phase der Story, kann man zu diesem Zeitpunkt die absichtliche Täuschung des Samurai Motome noch nicht so ganz nachvollziehen. Erst im weiteren Verlauf wird man mit den Zusammenhängen konfrontiert die überhaupt erst dazu führten, das der junge Mann mit einer vorgetäuschten Selbstmord-Absicht ganz anderes als seinen Tod im Sinn hatte. Der dann folgende Teil des Geschehens wird am intensivsten bearbeitet, Miike hat sich sehr viel Zeit dafür genommen, dem Betrachter ein tragisches Melodram zu offerieren, das einem sichtlich unter die Haut geht.
Kennt man einen Samurai im Normalfall viel eher als eine Art ritterlichen-und strahlenden Krieger, dem Stolz und Ehre alles bedeuten, so bekommt man im vorliegenden Fall auch einmal die Kehrseite der Medaille zu sehen. Vollkommen verarmte Krieger, die aus Angst um das Wohlergehen ihrer Familie jegliche Traditionen über Bord werfen, nur um das Überleben ihrer Liebsten zu sichern. Das alles wird auf eine sehr ruhige-und bedächtige Art erzählt und das Fehlen jeglichen Aktionismus gibt einem auch eine hervorragende Möglichkeit, sich auf die menschliche Komponente der Geschichte zu konzentrieren. Dabei fällt es gar nicht einmal so leicht, die eigenen Emotionen im Zaum zu halten, versetzt man sich doch immer mehr in die Lage der Samurai und kann eine fast schon spürbare Beziehung zu ihnen herstellen. Zwangsweise drängt sich dabei auch die Frage auf, welche Opfer man selbst für die eigene Familie bringen würde, wenn man sich in einer solch aussichtslosen Lage befinden würde, wie sie sich für den verzweifelten Motome darstellt. Als wenn dessen Situation nicht schon tragisch genug wäre, bringt die Lage seines Ziehvaters Tsugumo noch mehr Verzweiflung hervor und bringt noch weitaus mehr Emotionen in die Ereignisse, als es bisher schon der Fall war. Ehre, Stolz, Verzweiflung und Rachegefühle sind die Kernpunkte dieses Filmes, der bis auf die letzten gut 10 Minuten gänzlich ohne Action und Härten auskommt. Wer nun jedoch einen furiosen Showdown in blutiger Manier erwartet, wird einmal mehr von Miike überrascht, fällt doch selbst der Schluss-Akkord eher klassisch aus und bietet keinerlei Härten.
Die einzige Härte der gesamten knapp 127 Minuten Spielzeit entstehen durch die Story an sich und setzt sich im Kopf des Zuschauers fest. Sie entsteht einzig und allein aus der ausweglosen Situation eines jungen Mannes und den daraus entstehenden Konsequenzen, die eine ganze Familie ins Unglück stürzen. Das dies alles ohne jegliche Action-Passagen ins Bild gesetzt wurde, mag manchem eventuell etwas befremdlich vorkommen, doch sollte man sich davon auf keinen Fall abschrecken lassen. "Hara-Kiri - Tod eines Samurai" ist nämlich im Endeffekt ein absolut herausragendes Melodram, das keinesfalls spurlos an einem vorüberzieht und zudem einen äußerst nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Und auch wenn der Film dialoglastig ausfällt, erscheint er in keiner einzigen Phase auch nur annähernd langatmig oder gar zähflüssig, denn dafür ist das Szenario viel zu interessant gestaltet. Ein weiterer großer Pluspunkt ist meiner Meinung nach auch der Aspekt, das der typisch asiatische Hang zur Melodramatik niemals übertrieben oder aufgesetzt erscheint, hier passt ganz einfach alles absolut perfekt zusammen und ergibt im Endeffekt ein überragendes Gesamtbild.
Fazit:
Man weiß eigentlich nie so richtig, was einen bei einem Film von Takashi Miike erwartet. In diesem Fall überrascht der gute Mann mit einem sehr ruhigen, aber umso intensiveren Drama, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistern kann. Der fast vollkommene Verzicht auf Action und Blut war dabei ein sehr weiser Entschluss, denn nur so kann das Gesehene auch seine volle Wirkung erzielen. Alles andere hätte viel zu sehr von der eigentlichen Geschichte abgelenkt und die Ereignisse verwässert. So aber kann man sich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren und wird dafür mit einer tiefgründigen Story belohnt, die wirklich unter die haut geht.
8,5/10
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Re: Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Konsens!
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Re: Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Jau, der Film hat mich wirklich begeistert und eigentlich wollte ich mir den gar nicht bestellen. Deine Rezi hat mich jedoch absolut neugierig gemacht und ich habe es wahrlich nicht bereut.Arkadin hat geschrieben:Konsens!
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Re: Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Das freut mich wirklich sehr.horror1966 hat geschrieben: Jau, der Film hat mich wirklich begeistert und eigentlich wollte ich mir den gar nicht bestellen. Deine Rezi hat mich jedoch absolut neugierig gemacht und ich habe es wahrlich nicht bereut.
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Re: Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Alternativer Titel: Hara-Kiri: Death of a Samurai
Produktionsland: Japan
Produktion: Toshiaki Nakazawa, Jeremy Thomas
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Takashi Miike
Drehbuch: Yasuhiko Takiguchi, Kikumi Yamagishi
Kamera: Nobuyasu Kita
Schnitt: Kenji Yamashita
Spezialeffekte: Tsugutaka Fukuoka
Musik: Ryuichi Sakamoto
Länge: ca. 128 Min.
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Ebizo Ichikawa, Eita, Hikari Mitsushima, Koji Yakusho
[center][/center]
Hanshiro Tsugumo, ein verarmter Samurai bittet im Hause des Daimyo Iyi, Harakiri begehen zu dürfen. Doch der Grund für die Anwesenheit von Tsugumo scheint ein wesentlich tiefer gehender. Um Tsugumo zu zeigen worauf er sich einlässt, erzählt man ihm die Geschichte des Motome Chijiiwa, der einst zum Harakiri im Hause des Daimyo Iyi gezwungen wurde. Was den hohen Herren in ihrer Überheblichkeit entgeht ist, dass Motome Chijiiwa für Hanshiro Tsugumo kein Fremder war…
Still und düster ist es in Japan, wenn Takashi Miike sich daran macht um ein Remake…nein… nennen wir es: eine Hommage an Masaki Kobayashis Original zu schaffen. Somit darf man die traurige Geschichte und das Schicksal des Hanshiro Tsugumo im farblichen Glanz erleben. Takashi Miike hält sich hier strikt an die Vorlage, lässt allerdings den Seppuku des Motome Chijiiwa zu einer höllischen Qual werden die der Zuschauer noch intensiver miterlebt als es in Masaki Kobayashis Original der Fall ist. Der Schmerz eines Menschen, der sich mit einem Bambusschwert selber richtet zeigt sich als ein fast unerträgliches Bild. Ein Beispiel für das extreme Leiden an der Gesellschaft und den Richtlinien innerhalb der Edo-Zeit. Wie Kobayashi zeigt auch Miike den herrenlosen Samurai als einen Menschen der unteren Klasse. Allerdings ist in diesem angeblich so wertlosen Menschen etwas vorhanden, was den hohen Herren allesamt abgeht, nämlich die Menschlichkeit.
Die Intensität die das Original mit seinen schwarz/ weiß Bildern erreicht, kann von Miike zwar nicht in Anspruch genommen werden, allerdings präsentiert Miike einige hervorragende Bilder die vom fallenden Schnee begleitet als ein Schmaus für das Auge fungieren und schon ein wenig in Richtung „Lady Snowblood“ schielen lassen. Bildtechnisch ein absolut großartiges Unterfangen.
Fazit: Hara-Kiri ist ein erneutes Beispiel für die Vielseitigkeit eines Takashi Miike, denn obwohl es sich hier zwar „nur“ um ein Remake handelt, so kann Miike diesem einen besonderen Stempel aufdrücken und dessen Signatur ist wieder einmal als nicht Miike-typisch (was auch immer das bedeuten mag) anzusehen. Einer der besten- wenn nicht gar der beste Film- den das Jahr 2011 hervorbrachte.
9/10
Still und düster ist es in Japan, wenn Takashi Miike sich daran macht um ein Remake…nein… nennen wir es: eine Hommage an Masaki Kobayashis Original zu schaffen. Somit darf man die traurige Geschichte und das Schicksal des Hanshiro Tsugumo im farblichen Glanz erleben. Takashi Miike hält sich hier strikt an die Vorlage, lässt allerdings den Seppuku des Motome Chijiiwa zu einer höllischen Qual werden die der Zuschauer noch intensiver miterlebt als es in Masaki Kobayashis Original der Fall ist. Der Schmerz eines Menschen, der sich mit einem Bambusschwert selber richtet zeigt sich als ein fast unerträgliches Bild. Ein Beispiel für das extreme Leiden an der Gesellschaft und den Richtlinien innerhalb der Edo-Zeit. Wie Kobayashi zeigt auch Miike den herrenlosen Samurai als einen Menschen der unteren Klasse. Allerdings ist in diesem angeblich so wertlosen Menschen etwas vorhanden, was den hohen Herren allesamt abgeht, nämlich die Menschlichkeit.
Die Intensität die das Original mit seinen schwarz/ weiß Bildern erreicht, kann von Miike zwar nicht in Anspruch genommen werden, allerdings präsentiert Miike einige hervorragende Bilder die vom fallenden Schnee begleitet als ein Schmaus für das Auge fungieren und schon ein wenig in Richtung „Lady Snowblood“ schielen lassen. Bildtechnisch ein absolut großartiges Unterfangen.
Fazit: Hara-Kiri ist ein erneutes Beispiel für die Vielseitigkeit eines Takashi Miike, denn obwohl es sich hier zwar „nur“ um ein Remake handelt, so kann Miike diesem einen besonderen Stempel aufdrücken und dessen Signatur ist wieder einmal als nicht Miike-typisch (was auch immer das bedeuten mag) anzusehen. Einer der besten- wenn nicht gar der beste Film- den das Jahr 2011 hervorbrachte.
9/10
- Il Grande Silenzio
- Beiträge: 4838
- Registriert: So 24. Jun 2012, 15:13
- Wohnort: Kiel
Re: Hara-Kiri: Tod eines Samurai - Takashi Miike (2011)
Wenn man das grandiose Original außen vorlässt, ist "Hara-Kiri" ein gelungenes Drama. Als Remake ist er aber absolut überflüssig, da Miike keine Neuinterpretation wagt, sondern größtenteils übernimmt, ohne die Intensität des Originals zu erreichen.
Knappe 8/10
Knappe 8/10
"You can´t love animals and eat them too."
"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford