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Union Jack - Paul Tanter / Alexander Williams (2010)

Verfasst: Sa 23. Jun 2012, 21:56
von horror1966
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Union Jack
(Jack Falls)
mit Tamer Hassan, Simon Phillips, Olivia Hallinan, Alan Ford, Dexter Fletcher, Adam Deacon, Jason Flemyng, Neil Maskell, Sebastian Street, Doug Bradley, Zach Galligan, Peter Barrett, Annie Cooper, Jing Lusi, Rita Ramnani
Regie: Paul Tanter / Alexander Williams
Drehbuch: Paul Tanter
Kamera: James Friend
Musik: Matthew Williams
FSK 16
Großbritannien / 2010

Union Jack ist ein rücksichtsloser britischer Undercover Cop...
Nachdem er einen Mordversuch bei einem Auftrag in Amsterdam überlebt, kehrt er nach England zurück um Rache zu üben. Dort wird er jedoch nicht nur von Kriminellen bedroht, sondern auch von seinen korrupten Polizeikollegen. Ein brutaler Überlebenskampf ohne Regeln beginnt, bei dem sich eine Blutspur durch ganz London zieht...



Auch wenn es sich bei "Union Jack" um den abschließenden Teil einer Trilogie handelt, kommt der Zuschauer ohne Vorkenntnisse recht gut in das Geschehen hinein. Der einzige Nachteil ist dabei lediglich der Aspekt, das man nicht sofort den richtigen Zugang zu den einzelnen Charakteren findet, was manch einen eventuell stören mag, den Film insgesamt aber keinesfalls negativ beeinflusst. Zugegebenermaßen habe ich die beiden Vorgänger nicht gesehen und kann deshalb auch lediglich diesen letzten Teil bewerten, der mir persönlich ganz gut gefallen hat. Umso erstaunter bin ich über die doch eher schlechten Kritiken, in denen "Union Jack" regelrecht in der Luft zerrissen wird. Sicherlich fällt das in schwarz/weiss gedrehte Werk im Gegensatz zu anderen britischen Genre-Vertretern ein wenig ab, doch ist hier immer noch genügend Klasse vorhanden, um für einen erstklassigen Filmgenuss zu sorgen.

Durch ständig eingefügte Rückblenden wird einem beispielsweise die Vorgeschichte etwas näher gebracht, die zu den hier gezeigten Ereignissen geführt hat. Man hätte dies ganz bestimmt etwas ausführlicher gestalten können, doch für ein Verständnis der Gesamtzusammenhänge sind die Flashbacks vollkommen ausreichend. Durch den Drehstil in s/w, in dem lediglich einige Farbtupfer geboten werden (roter Kinderwagen, blaues Hemd usw.) wird einem die trostlose Situation erstklassig näher gebracht, in der sich Titelheld Jack (Simon Phillips) befindet. Die sich dabei entfaltende Grundstimmung der Geschehnisse wirkt streckenweise herrlich düster und lässt sogar ein starkes Gefühl der Beklemmung aufkommen. Simon Phillips (The last Seven) ist aber leider auch als größter Schwachpunkt des Werkes auszumachen, agiert er doch zumeist seltsam hölzern und ungelenk. So kann er dann auch nur schwerlich in seiner Rolle als Rächer überzeugen, fehlt es doch zu sehr an einer authentischen und glaubhaften Darstellung.

Dennoch ist dies im Prinzip das einzige Manko in einer ansonsten interessanten Geschichte, die sich in Sachen Spannung und Atmosphäre durchaus sehen lassen kann. Vielleicht hätte man noch etwas mehr Action-Passagen einbauen können, denn in dieser Hinsicht hält sich der Film eher vornehm zurück. Dennoch empfinde ich den Film in seiner Gesamtheit als durchaus überzeugend, auch wenn er nicht ganz an das Niveau einiger anderer Genre-Vertreter heranreichen kann. Die beiden Regisseure Paul Tanter und Alexander Williams hätten sicherlich noch etwas mehr aus dem vorhandenen Stoff herausholen können, doch auch in vorliegender Form handelt es sich auf jeden Fall um einen sehenswerten Film.

Letztendlich bewegt sich "Union Jack" im oberen Durchschnittsbereich und erzählt eine interessante Geschichte, die allerdings ohne sonderliche Höhepunkte daherkommt. Hier haben es die Macher leider versäumt, dem Szenario das gewisse Extra einzuverleiben, damit das Werk besonders hervorsticht. Ein wenig skurrile Situationskomik und einige witzige Dialoge verleihen der Story dafür einen gewissen Charme und sorgen für durchaus nette Unterhaltung, die man sich trotz einiger vernichtender Kritiken ruhig einmal gönnen sollte.


Fazit:


Es gibt ganz sicher etliche britische Beiträge die weitaus besser in Szene gesetzt wurden, doch "Union Jack" ist keinesfalls so schlecht, wie viele Kritiken es eventuell vermuten lassen. Handwerklich und optisch gut in Szene gesetzt, mangelt es den Geschehnissen lediglich an einigen Höhepunkten und ein etwas hölzern agierender Hauptdarsteller ist als größter Schwachpunkt eines Szenarios auszumachen, das ansonsten gute Unterhaltung bietet.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 101 Minuten
Extras: Kinotrailer, Making Of, Animiertes Storyboard


6/10

Re: Union Jack - Paul Tanter / Alexander Williams (2010)

Verfasst: Mo 4. Jul 2022, 17:05
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 08.07.2022 bei Magic Movie noch einmal innerhalb der "Film Noir Edition - Dunkle Thriller"-4-DVD-Box:

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Beinhaltet:
- Film 1: Interpol auf heißer Spur / GB / 1957 / 88 Min.
- Film 2: Die Villa am Ufer / USA / 1950 / 81 Min.
- Film 3: Begegnung mit der Unbekannten / USA / 1956 / 79 Min.
- Film 4: Gefährliche Mission / USA / 1954 / 74 Min.
- Film 5: Höhenangst / USA / 1956 / 79 Min.
- Film 6: Five Minutes to Live / USA / 1961 / 76 Min.
- Film 7: Der Hexer / Deutschland / 1932 / 85 Min.
- Film 8: Union Jack / UK / 2011 / 100 Min.
- Film 9: Rebecca / USA / 1940 / 126 Min.
- Film 10: Eine Dame verschwindet / GB / 1938 / 92 Min.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=117799

Re: Union Jack - Paul Tanter / Alexander Williams (2010)

Verfasst: Mo 24. Apr 2023, 16:02
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 28.04.2023 noch einmal bei Magic Movie innerhalb der "Film Noir Omnibus"-10-DVD-Box:

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Bemerkungen:
26 Filme auf 10 DVDs:
Interpol / Pickup
Der Hexer (1932)
Union Jack
Rebecca
Eine Dame verschwindet
Kennwort 777
Schonungslos
Die Maske runter
Tote schlafen besser und viele weitere Filme

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=121508

Re: Union Jack - Paul Tanter / Alexander Williams (2010)

Verfasst: Do 12. Jun 2025, 05:00
von Maulwurf
 
Union Jack
Jack falls
Großbritannien 2010
Regie: Paul Tanter & Alexander Williams
Tamer Hassan, Simon Phillips, Olivia Hallinan, Alan Ford, Dexter Fletcher, Adam Deacon, Jason Flemyng, Neil Maskell, Doug Bradley, Zach Galligan, Sebastian Street, Annie Cooper, Peter Barrett, Jing Lusi, Rita Ramnani, Dominic Burns, Borbes KB


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Union Jack.jpg (98.35 KiB) 236 mal betrachtet
OFDB

Da der zweite Teil der Trilogie, JACK SAID, mit einem Cliffhanger endete, komme ich leider nicht umhin ein wenig spoilern zu müssen. Außerdem macht es Sinn, sich vor dem Lesen dieses Textes zuerst die ersten beiden Teile anzuschauen. Denn sind wir mal ehrlich, der dritten Teil einer Trilogie mit durchgehender Handlung kann nur in den allerseltensten Fällen als Standalone-Film bewundert werden. Was auch bedeutet, dass ich in Film und Text (sowie dem dazugehörigen Comic auch) die entsprechenden Vorkenntnisse voraussetze: Undercover-Cop Jack, der die Bande des Guv’ners infiltrieren sollte, dabei zwischen die Fronten von Gangstern den Polizisten geriet, und am Ende von beiden gejagt wurde …

Und UNION JACK würde ja gar nicht existieren, wenn Jack nicht das Attentat am Ende des zweiten Teils überleben würde. Soweit also schon mal kein Spoiler. Zusammen mit der jüngeren Tochter des Guv’ners, Natasha, bildet er nun ein Sie-lieben-und-sie-hassen-sich-Gespann, und nach Jacks endgültiger Genesung geht es wieder zurück nach London, denn Jack weiß genau wer hinter dem Mordanschlag steckt: Carter, der mächtige Gangsterboss, der die Geschäfte des Guv’ners geerbt hat. Offiziell ist Jack also tot, Natasha soll sich in Carters Bande einschleichen, und Jack will dann alles von hinten aufrollen. Stattdessen wird Jack noch am ersten Abend in London entdeckt, Natasha versemmelt das mit der Bande völlig, und die Jagd auf Jack ist ganz schnell wieder in vollem Gange. Vor allem seine früheren Kollegen sind es, die ihm dieses Mal das Leben verdammt schwer machen. Denn wenn korrupte Cops mit der gesamten Macht der staatlichen Exekutive Jagd auf einen einzelnen Mann machen, dann kommt es schnell auch mal zu Kollateralschäden …

Was nach einem mittelschweren Arnold Schwarzenegger-Vehikel klingt ist dann aber tatsächlich ein zügig inszenierter Gangsterfilm. Jack raubt ein Spielkasino Carters aus, und finanziert mit diesem Geld seinen Rachefeldzug. Bis er dann lernt, dass mitnichten Carter hinter dem Attentat steckt. Die Konfiguration, in der Jack dann seine Rache vollendet, hat tatsächlich etwas von dem bekannten klingonischen Sprichwort an sich, nur der Weg dorthin, der ist öfters einmal verdammt holprig. Die Charaktere benehmen sich größtenteils vollkommen idiotisch, führen Handlungen aus die überhaupt keinen Sinn machen (außer dass gefährliche Situationen erzeugt werden), und irgendwie spielt das ganze über kurz oder lang fast in einer Parallelwelt à la JOHN WICK: Es gibt Gangster, es gibt die Polizei (die den Bösen in absolut Nichts nachsteht), und es gibt keinerlei normale Menschen mehr auf diesem Planeten. Außer vielleicht Carly, der Barfrau, die schnell als Drehscheibe zwischen dem verfemten Jack und seinen wenigen Freunden dient. Aber wo JOHN WICK durch Style und Coolness punktet, zieht UNION JACK einen etwas hirnrissigen Neo-Noir-Stil durch. Der Film ist schwarzweiss, wobei das Hemd Tamer Hassans blau heraussticht, Blut und Dinge die zum Bluten bringen können deutlich rot sind, und die Wiese im Fußballstadion, Jacks Alptraum, quietschgrün. Aber ich muss sagen, die Optik überzeugt! Jacks früherer Kumpel Sid und seine geliebte Erin, beide tot, hosten Jack aus dem Jenseits heraus, helfen ihm auch mal aus der Patsche oder retten sein Leben. Spannenderweise sind beide völlig scharf in Szene gesetzte, aber die (lebenden) Personen die neben ihnen stehen sind dann unscharf. Was zu einer etwas verzerrten, und damit wiederum interessanten, Wahrnehmung der parallelen Realität führt.

Nein, UNION JACK ist nicht wirklich schlecht. Aber leider auch nicht richtig gut. Nur ein bisschen … Denn wie gesagt sind viele einzelne Episoden völlig dumm. Was mache ich, wenn ich als Engländer in Amsterdam bin und heimlich nach London muss? Richtig, ich fahre mit einem linksgesteuerten Auto bei Nacht über einen einsamen Grenzposten in Nordirland. Wie infiltriere ich die Gang meines Feindes? Indem ich beim Obergangster auftauche, ab dem ersten Wort nur schimpfe und beleidige, und jegliche Chance, tatsächlich näher an den Mann ranzukommen, von vornherein versiebe? Solche Sachen sind einfach überflüssig und von der Erzählung her stimmungstötend. Das hat auch nichts mit den gefürchteten Logiklöchern zu tun, denn so etwas ist von Grund auf nicht überzeugend und führt schnell zu Frustration auf Seiten des Zuschauers.

Was schade ist, denn die Stimmung ist durchaus da. Die schwarzweiße Fotografie ist exzellent, es wird auch mal Robert Rodriguez‘ SIN CITY hommagiert, und ab und zu schleicht sich sogar ganz vorsichtig ein Anflug von Humor durch das Bild, für den interessanterweise oftmals Alan Ford als Carter zuständig ist. Alan Ford, wir erinnern uns, das war in Guy Ritchies SNATCH – SCHWEINE UND DIAMANTEN dieser richtig miese und eiskalte Obermotz, der höchstens dann mal gelächelt hat, wenn vor ihm ein Mensch blutig abgeschlachtet wurde. Doch was grundsätzlich fehlt ist gerade dieser modische Guy Ritchie-Style. Diese durchgeknallten und völlig abstrusen Pseudo-East End-Typen, die mit coolen Sprüchen und zu erstklassiger Musik das Bild eines swingenden Gangster-Londons kolportieren. Stattdessen orientiert UNION JACK sich viel eher an den klassischen Gangsterfilmen britischen Ursprungs. Die Grundstimmung ist düster und eher ruhig und die Figuren sind, bei allem fehlendem Realismus, geerdet und grundsätzlich böse, was zu einer eisigen und harten Stimmung führt. Und selbst wenn einige der Actionszenen unter dem kleinen Budget kranken, und selbst wenn manchmal vielleicht ein klein wenig zu viel Dialoge dabei sind, so ergibt sich, wenn man keinen 100 Millionen Dollar-Blockbuster erwartet, in Summe ein kleiner, schmutziger und angenehm altmodischer Gangsterfilm mit einigem Unfug in der Handlung und einem durchaus befriedigendem Ende, der vor allem Fans von billigeren Filmen sehr wohl Freude bereiten kann. Ein durchwachsener Abschluss einer durchwachsenen Trilogie. Höhen und Tiefen. Good Cop Bad Cop. Nennt es wie ihr wollt, doch mir haben Film und Trilogie gefallen. Kein Überflieger, aber ein grundsolider Cops vs. Thugs-Film.

6/10