Kreuzberger Liebesnächte - Claus Tinney (1980)
Verfasst: Mi 27. Jun 2012, 22:53
D 1980
D: Ursula Buchfellner, Sascha Hehn, Klaus Dahlen, Eberhard Cohrs
Ich hab mal einen alten Text von mir wieder ausgegraben:
Berlin, 1. Mai 2007, Kreuzberg, Oranienplatz, gegen 14 Uhr. Die Sonne scheint, es ist warm, die Frisur hält, das Bier ist gekühlt. Auf dem Platz sammeln sich immer noch die Teilnehmer der nachmittäglichen "Revolutionären 1. Mai Demo", während deren Agitator Schwachsinn absondert: Ja, unter der Weltrevolution geht natürlich gar nichts und natürlich muss überall die Unterdrückung abgeschafft werden. Das klingt natürlich sehr glaubwürdig, wenn man sich gerade vorher als Maoist geoutet hat, denn der große Vorsitzende hat natürlich nie andere unterdrückt und wäre garantiert ein Fan der Frauenband "Hand on the box" gewesen, die uns in "Beijing bubbles" vorgestellt wird. Da nimmt der Berichterstatter lieber noch einen Schluck aus dem Bierbecher und wartet gespannt, ob vielleicht noch die Roten Khmer für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen werden. War aber nicht, und mit anderthalb Stunden Verspätung setzt sich die Demo in Bewegung. Der Zuschauer kauft noch ein Bier und genießt das Myfest.
6 Stunden später, Kreuzburg, Kottbusser Damm, auf der anderen Straßenseite fängt Neukölln an. Seit 100 Jahren gibt es an dieser Stelle ein Kino. Früher zeigte hier Blixa Bargeld mehrfach täglich die "Rocky Horror Picture Show", jetzt heisst das Kino "Moviemento", es hat 3 Säle und ne entspannte Atmosphäre. Zum 100. zeigt man eine große Reihe mit Filmen, die irgendwie mit Kreuzberg (zur Not auch mit Neukölln) zu tun haben. Der heutige Film ist allerdings auch innerhalb dieser Reihe ein echtes Kuriosum: "Kreuzberger Liebesnächte" mit Sascha Hehn und Uschi Buchfellner!
Es geht schon schlimm los: Gleich zu Beginn nervt Ekkehard Cohrs, der wirklich alles ist, aber nicht komisch. Klaus Dahlen (der Dicke aus den Silwa-Trailern) zwingt seine Balgen zu antiautoritärer Erziehung (den Widerspruch erkennt er natürlich nicht). Uschi hat das Problem, dass Freund Sascha übers Wochenend Ausgang bei Y-Tours hat, sie aber nicht weiss, wo sie ihn unterbringen kann, denn Papi Cohrs ist nicht nur ein blöder Alki-Hausmeister, sondern auch noch der Auffassung, dass Rüden bei der Uschi nichts zu suchen haben. Zum Glück hat sich gerade die Nutte des Blocks soviel Kohle erbumst, dass sie sich nen Urlaub auf Malle leistet. So besetzen Uschi und Sascha kurzerhand ihr Apartement und vergnügen sich dort miteinand. Doch nicht nur das: Es gibt dort gar einen Videorecorder (System VCR!!!) und ne Kamera und zeichnen ihre Spielchen auf. Dumm nur, dass wegen eines technischen Fehlers die Liebesspiele im ganzen Hochhaus auf den Mattscheiben zu sehen sind...
Tja, dieser Film ist wirklich Schund. Normalerweise hab ich ja nichts gegen Trash, aber dieser Film war echt hartes Brot. Für die regulären Besucher des Moviemento war er offenbar die Hölle, denn nach 20 Minuten hatte ich den Saal für mich alleine. Und auch meinereiner hatte mit dem Fluchttrieb zu kämpfen, aber diese Blöße wollte ich mir dann doch nicht geben und hab tapfer bis zum Ende durchgehalten.
Aber was mag damals Atze Brauner damals zu dieser Klamotte (die mit Kreuzberg tatsächlich nichts zu tun haben dürfte, wenn man vom Titel absieht) getrieben haben? Er war ja nicht nur Produzent, sondern hatte auch Verantwortung für das Drehbuch. So dürfte er der Lisa-Film mit Otto W. Retzer keine Konkurrenz gemacht haben.
22.30 Uhr, zurück auf der Oranienstraße. Ich wollte mir gerade bei "Kreuzburger" was bestellen, als Unruhe auftritt. Über dem östlicheren Straßenabschnitt steht Rauch, Feuerwerkskörper werden geworfen, die Polizei drängt die Menge zurück. Ich geh besser.
D: Ursula Buchfellner, Sascha Hehn, Klaus Dahlen, Eberhard Cohrs
Ich hab mal einen alten Text von mir wieder ausgegraben:
Berlin, 1. Mai 2007, Kreuzberg, Oranienplatz, gegen 14 Uhr. Die Sonne scheint, es ist warm, die Frisur hält, das Bier ist gekühlt. Auf dem Platz sammeln sich immer noch die Teilnehmer der nachmittäglichen "Revolutionären 1. Mai Demo", während deren Agitator Schwachsinn absondert: Ja, unter der Weltrevolution geht natürlich gar nichts und natürlich muss überall die Unterdrückung abgeschafft werden. Das klingt natürlich sehr glaubwürdig, wenn man sich gerade vorher als Maoist geoutet hat, denn der große Vorsitzende hat natürlich nie andere unterdrückt und wäre garantiert ein Fan der Frauenband "Hand on the box" gewesen, die uns in "Beijing bubbles" vorgestellt wird. Da nimmt der Berichterstatter lieber noch einen Schluck aus dem Bierbecher und wartet gespannt, ob vielleicht noch die Roten Khmer für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen werden. War aber nicht, und mit anderthalb Stunden Verspätung setzt sich die Demo in Bewegung. Der Zuschauer kauft noch ein Bier und genießt das Myfest.
6 Stunden später, Kreuzburg, Kottbusser Damm, auf der anderen Straßenseite fängt Neukölln an. Seit 100 Jahren gibt es an dieser Stelle ein Kino. Früher zeigte hier Blixa Bargeld mehrfach täglich die "Rocky Horror Picture Show", jetzt heisst das Kino "Moviemento", es hat 3 Säle und ne entspannte Atmosphäre. Zum 100. zeigt man eine große Reihe mit Filmen, die irgendwie mit Kreuzberg (zur Not auch mit Neukölln) zu tun haben. Der heutige Film ist allerdings auch innerhalb dieser Reihe ein echtes Kuriosum: "Kreuzberger Liebesnächte" mit Sascha Hehn und Uschi Buchfellner!
Es geht schon schlimm los: Gleich zu Beginn nervt Ekkehard Cohrs, der wirklich alles ist, aber nicht komisch. Klaus Dahlen (der Dicke aus den Silwa-Trailern) zwingt seine Balgen zu antiautoritärer Erziehung (den Widerspruch erkennt er natürlich nicht). Uschi hat das Problem, dass Freund Sascha übers Wochenend Ausgang bei Y-Tours hat, sie aber nicht weiss, wo sie ihn unterbringen kann, denn Papi Cohrs ist nicht nur ein blöder Alki-Hausmeister, sondern auch noch der Auffassung, dass Rüden bei der Uschi nichts zu suchen haben. Zum Glück hat sich gerade die Nutte des Blocks soviel Kohle erbumst, dass sie sich nen Urlaub auf Malle leistet. So besetzen Uschi und Sascha kurzerhand ihr Apartement und vergnügen sich dort miteinand. Doch nicht nur das: Es gibt dort gar einen Videorecorder (System VCR!!!) und ne Kamera und zeichnen ihre Spielchen auf. Dumm nur, dass wegen eines technischen Fehlers die Liebesspiele im ganzen Hochhaus auf den Mattscheiben zu sehen sind...
Tja, dieser Film ist wirklich Schund. Normalerweise hab ich ja nichts gegen Trash, aber dieser Film war echt hartes Brot. Für die regulären Besucher des Moviemento war er offenbar die Hölle, denn nach 20 Minuten hatte ich den Saal für mich alleine. Und auch meinereiner hatte mit dem Fluchttrieb zu kämpfen, aber diese Blöße wollte ich mir dann doch nicht geben und hab tapfer bis zum Ende durchgehalten.
Aber was mag damals Atze Brauner damals zu dieser Klamotte (die mit Kreuzberg tatsächlich nichts zu tun haben dürfte, wenn man vom Titel absieht) getrieben haben? Er war ja nicht nur Produzent, sondern hatte auch Verantwortung für das Drehbuch. So dürfte er der Lisa-Film mit Otto W. Retzer keine Konkurrenz gemacht haben.
22.30 Uhr, zurück auf der Oranienstraße. Ich wollte mir gerade bei "Kreuzburger" was bestellen, als Unruhe auftritt. Über dem östlicheren Straßenabschnitt steht Rauch, Feuerwerkskörper werden geworfen, die Polizei drängt die Menge zurück. Ich geh besser.