Kurz und schmerzlos - Fatih Akin (1998)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Kurz und schmerzlos - Fatih Akin (1998)

Beitrag von Onkel Joe »

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Originaltitel: Kurz und schmerzlos

Herstellungsland: Deutschland/1998
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Mehmet Kurtulus, Aleksandar Jovanovic, Adam Bousdoukos, Regula Grauwiller, Idil Üner, Ralph Herforth, Oscar Ortega Sánchez, Marc Hosemann und Cem Akin.

Story: Türke Gabriel kommt gerade aus dem Gefängnis und will ein ehrliches Leben anfangen. Aber seine Freunde wollen ihn wieder zu krummen Dingern verleiten: Während sich der Grieche Costa mit kleinen Brüchen begnügt, träumt der Serbe Bobby von einer Karriere als Kiez-Gangster. Er biedert sich beim Puffbesitzer Muhamer an und erhält von ihm den Auftrag, einen Waffenhändlerdeal durchzuziehen - Eine fatale Katastrophe ist die Folge...
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CamperVan.Helsing
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Re: Kurz und schmerzlos - Fatih Akin

Beitrag von CamperVan.Helsing »

D 1998

D: Mehmet Kurtulus, Adam Bousdoukos, Aleksandar Jovanovic, Idil Üner, Regula Grauwiller, Ralph Herforth


Der Türke Gabriel (Kurtulus) wird aus dem Knast entlassen und will fortan sauber bleiben. Das erweist sich bei seinen alten Kumpels jedoch als schwierig. Der Grieche Costa (Bousdoukos) hält sich mit Diebstählen über Wasser, während der Serbe Bobby (Jovanovic) sich bei der albanischen Mafia und ihrem Paten, dem Bordellbetreiner Muhamer (Herforth) andient. Doch als Bobby dem Größenwahn anheim fällt, seine Freundin Alice (Grauwiller) sich von ihm ab- und Gabriel zuwendet und Bobby schließlich bei einem Waffendeal über den Tisch gezogen wird, eskaliert die Situation. Bobby wird von Muhamer erschossen. Gabriel sieht sich gezwungen, ein letztes Mal zur Waffe zu greifen, um seinen (ehemaligen) Freund zu rächen...

Na also, auch in Deutschland kann Genre-Kino entstehen. Fatih Akin bewegt sich in seinem Debütfilm, der auch nach 15 Jahren nichts von seiner Kraft verloren hat, auf den Mean Streets von Altona und St. Pauli, Scorseses Spuren folgend. Toll gemacht!
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Arkadin
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Re: Kurz und schmerzlos - Fatih Akin

Beitrag von Arkadin »

ugo-piazza hat geschrieben: Na also, auch in Deutschland kann Genre-Kino entstehen.
Na, klar! Es muss sich nur jemand trauen und das Publikum darf nicht gleich wieder sagen: "Ach, aus Deutschland. Kann ja nix sein". Schade, dass da in der Richtung nich viel nachkam, bzw. die Sachen, die sich an "Kurz und schmerzlos" orientierten nicht wirklich viel Erfolg hatten ("Chicko").
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Onkel Joe
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Re: Kurz und schmerzlos - Fatih Akin

Beitrag von Onkel Joe »

Kurz und Schmerzlos ist mal so richtig Knackig. Schön verkommen bekommt man hier die "Straße" serviert und genauso läuft es da ab, Dreckig und Böse!! Was hat mal jemand zu mir gesagt, hier in diesem Film wird sich so geschlagen wie es einem in Wirklichkeit treffen könnte. Kurz und knackig, keine verblödetes Kung-Fu gehabe sondern gleich eines in die Zähne inkl. dem Sound der knackenden Knochen. Toller Film, leider war der Cutter ein Stümper. Mit einem besseren wäre dieser Film Perfekt :prost: .
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Blap
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Re: Kurz und schmerzlos - Fatih Akin

Beitrag von Blap »

Blu-ray wurde soeben geordert.
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Maulwurf
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Re: Kurz und schmerzlos - Fatih Akin (1998)

Beitrag von Maulwurf »

 
Kurz und schmerzlos
Deutschland 1998
Regie: Fatih Akin
Mehmet Kurtulus, Aleksandar Jovanovic, Adam Bousdoukos, Regula Grauwiller, Idil Üner, Ralph Herforth, Oscar Ortega Sánchez, Marc Hosemann, Cem Akin, Sükriye Dönmez, Mustafa Enver Akin, Hadiye Akin, Fatih Akin, Nezâ Selbuz, Monique Akin, Mirko Hussari, Danilo Vouckmanovic


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Drei Freunde. Also so richtig Freunde. So wie Familie, solche Freunde. Costa der Grieche. Ein liebenswerter Looser, dem Kiffen und Klauen als Lebensinhalt reichen. Dies und Ceyda, die Schwester von Gabriel dem Türken. Gabriel kommt gerade aus dem Knast und will jetzt sauber bleiben. Sein Traum ist ein Strandcafé in der Türkei. Der dritte im Bunde ist Bobby der Serbe, der gerade bei seinem Onkel rausgeflogen ist, weil er bei den Albanern einsteigen will. Bobby ist ehrgeizig, immer nur abhängen und kiffen und vögeln reicht ihm nicht. Bobby will mehr. Er dient sich bei dem Zuhälter Muhamer als rechte Hand an, obwohl ihn das die Beziehung zu Ceydas Freundin und Geschäftspartnerin Alice kostet. Aber das ist egal, denn Muhamer gibt Bobby eine Chance, auf die dieser immer gewartet hat: Er kann selbständig einen Deal durchziehen. Wenn Bobby den Deal verkackt ist er weg vom Fenster, verstanden? Verstanden. Costa fährt zu dem Deal. Und Gabriel, der das nicht will, landet als blutiges Wrack aus den Fäusten Muhamers Schlägertrupp direkt bei Alice …

Drei Freunde auf dem Kiez. So richtig Freunde. Nicht einfach nur zusammen abhängen und kiffen und saufen und vögeln. Nein, das ist mehr. Das ist für die anderen den Arsch hinhalten, weil die machen das genauso. Ein verschworenes Team, das irgendwann sogar zusammen in einem Bett schläft und aneinander kuschelt. Wie Freunde das eben so machen. Aber zwei Dinge stehen zwischen den Freunden. Die Frauen, oder vielmehr die Eifersucht, und das Geschäft. Gabriel will keine krummen Sachen mehr machen, was Bobby nicht versteht. Bobby will bei den Albanern einsteigen, was Gabriel nicht versteht. Und Costa steht zwischen den beiden, will Ceyda zurückhaben, und will eigentlich, dass wieder alles so ist wie früher.

Wird es aber nicht. Wegen der Frauen und wegen des Geschäfts. Doch zwischen der Eifersucht und den Deals, dazwischen gibt es viele schöne und stille Momente, denen Fatih Akin in seinem Langfilmerstling viel Zeit einräumt. Er erzählt uns hier kein brutales Kiezdrama im Stil von CHICO, an den ich aber trotzdem oft denken musste, und es ist auch keine knüppelharte Kleingangsterstory wie NUR GOTT KANN MICH RICHTEN. Fatih Akin zeigt uns einen Kiez, der zumindest teilweise noch mit Gefühl und einer speziellen Art von Romantik zu tun hat, und der fast ein wenig an die vergangenen Zeiten der 70er erinnert, bevor die Russen und die Serben kamen. Die Straßen von Altona und St. Pauli, die Sex-Clubs, die Nutten, aber vor allem immer die Solidarität zwischen den Freunden, die Liebe zwischen den Männern und Frauen der kleinen Gruppe, der Zusammenhalt. Dies und der Spaß bei der Runde auf dem Kiez, genauso wie die Erkenntnis, dass die Zeit sich weitergedreht hat: Gabriel will erwachsen werden. Ausgerechnet der nicht so helle Costa stellt das fest, für Bobby könnte diese Aussage auch auf marsianisch sein. Das ist etwas was er nie verstehen wird …

Auch wenn der der Verlauf der Geschichte schnell absehbar ist, und auch wenn die Charaktere noch nicht so ausgefeilt sind wie in späteren Filmen Akins, trotzdem sollte man KURZ UND SCHMERZLOS eine Chance geben. Drei Freunde und das Erwachsenwerden zwischen Prügeleien, Joints und Waffendeals. Eine melancholisch-romantische-Komödie die so gar nicht melancholisch romantisch oder gar lustig rüberkommt, sondern ein Flair hat wie der Tagesanbruch an den Landungsbrücken nach einer durchsoffenen und durchgebumsten Nacht.

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