Der letzte Ritt nach Santa Cruz - Rolf Olsen (1964)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Der letzte Ritt nach Santa Cruz - Rolf Olsen (1964)

Beitrag von jogiwan »

Der letzte Ritt nach Santa Cruz

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Originaltitel: Der letzte Ritt nach Santa Cruz

Alternativtitel: The last Ride to Santa Cruz

Herstellungsland: Deutschland, Österreich / 1964

Regie: Rolf Olsen

Darsteller: Edmund Purdom, Mario Adorf, Marianne Koch, Klaus Kinski und Marisa Mell

Story:

Der Goldräuber Pedro Ortiz (Mario Adorf) entführt die Frau und den Sohn des ehemaIigen Sheriffs Steve Kelly (Florian Kuehne). KeIly nimmt die Verfolgung auf und stellt den Banditen in einer abgelegenen Berggegend, wo er gestohlenes Gold im Wert von einer halben Million DoIIar versteckt hat. Es kommt zum Showdown... (quelle: ofdb.de)
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DrDjangoMD
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Re: Der letzte Ritt nach Santa Cruz - Rolf Olsen (1964)

Beitrag von DrDjangoMD »

Ich fand den Film ganz gut. Er mag nicht die düstere zynische Atmosphäre eines italienischen Genre-Vertreters haben, aber der Cast strotzt nur so vor Lieblingen, sodass ein Sehvergnügen allemal garantiert ist. Der Kinskerich, Mario Adorf, Marisa Mell, Sieghardt Rupp, Marianne Koch und Edmund Purdom in ein und demselben Film...wer könnte das nicht mögen?
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Prisma
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Re: Der letzte Ritt nach Santa Cruz - Rolf Olsen (1964)

Beitrag von Prisma »


DER LETZTE RITT NACH SANTA CRUZ

● DER LETZTE RITT NACH SANTA CRUZ (D|A|1964)
mit Mario Adorf, Marianne Koch, Edmund Purdom, Marisa Mell, Thomas Fritsch, Klaus Kinski, Sieghardt Rupp und Walter Giller
eine Produktion der Magnet Film | Wiener Stadthalle-Station Betriebs-und Produktionsgesellschaft | im Verleih der Constantin
ein Film von Rolf Olsen


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»Warum habt ihr die denn alle umgebracht?«
New Mexico 1902. Der berüchtigte Bandit Pedro Ortiz (Mario Adorf) schwört Rache am Grab seines Bruders Pablo. Soeben aus dem Gefängnis frei gekommen, macht er sich mit seinem Gefolge und seiner Geliebten Juanita (Marisa Mell) auf den Weg zu der stillgelegten Silbermine Santa Cruz, wo er die Beute seines letzten Raubzuges versteckt hat. Zuvor hat er das Gefängnis in einer brutalen Aktion überfallen um seinen Freund Carlos (Thomas Fritsch) zu befreien. Jetzt kann Ortiz seinen Racheplan verfolgen. Er will den ehemaligen Sheriff Rex Kelly (Edmund Purdom), der ihn ins Gefängnis gebracht hat, zur Strecke bringen. Dass dieser den Sheriffstern an den Nagel gehängt hat, und jetzt eine Bank leitet kommt ihm dabei wie gerufen. Er nimmt Kellys Sohn Steve (Florian Kuehne) und dessen Frau Elizabeth (Marianne Koch) als Geiseln und zwingt Kelly, seine eigene Bank auszuplündern. Der Ritt nach Santa Cruz nimmt seinen blutigen Verlauf und endet in einem unerbittlichen Kampf der beiden Todfeinde Ortiz und Kelly...

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Diesen deutsch-österreichischen Western-Beitrag habe ich eigentlich immer sehr kritisch betrachtet und ihn daher immer ordentlich zerpflückt, weil er vergleichsweise doch einen ziemlich hölzernen und unmotivierten Ritt in die Ungewissheit darstellt. Aber wie es eben so ist, fährt man als Zuschauer wesentlich besser, wenn man sich akribische Vergleiche mit der Konkurrenz aus dem Kopf schlägt und gerade diesen Film als das betrachtet, was er in Wirklichkeit ist: Ein echter Rolf Olsen-Film, und das ist was wert! In all den Jahren habe ich den Wiener Regisseur und Schauspieler durchaus zu schätzen gelernt und seine Beiträge stellen unterm Strich kurzweilige, und häufig sogar beachtliche Kaliber im Unterhaltungssektor dar, was schließlich mehr ist, als man anderswo erwarten dürfte. "Der Letzte Ritt nach Santa Cruz" ist zu einer Zeit entstanden, als die Karl May-Filme schwere Renner waren, und es bleibt verständlich, dass jeder gerne ein Stück vom Erfolgs-Kuchen abbekommen wollte. Ob das bei dieser Produktion tatsächlich der Fall war, kann man sich allerdings nur schwer vorstellen, denn Olsen behandelte hier gewiss keine neue Geschichte, und er setzte zu wenig alternative Akzente die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Was dieser Rache-Geschichte schwer zu schaffen macht ist, dass es insgesamt an Tempo und Spannung fehlt, außerdem wurde die Haupthandlung im weiteren Verlauf zu inkonsequent abgehandelt, und der rote Faden bekommt einen spürbaren Knoten. Unterhalten oder Spaß machen kann Olsens Ritt durch dieses Wüstengebiet auf Gran Canaria dennoch, vor allem auch, weil man eine sehr ansprechende Besetzung begleiten darf, die zwar große Wiedersehensfreude auslöst, wenn sie manchen Fällen auch zu schemenhaft wirkt.

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Die Besetzungsriege zeigt sich glücklicherweise bei guter Motivation und trägt im Endeffekt maßgeblich dazu bei, dass diese Geschichte letztlich funktioniert. Überhaupt stand mitunter ein recht prominenter Stab zur Verfügung, so zeigte sich beispielsweise kein geringerer als Herbert Reinecker für das Drehbuch verantwortlich, wenngleich es definitiv schon Lückenloseres aus seiner Feder gegeben hat. In den Hauptrollen agieren also Mario Adorf und Edmund Purdom. Adorf sieht einem Oberschurken wie aus dem Gesicht geschnitten aus, er interpretiert diesen Charakter zwar glaubhaft, aber nicht in der letzten Konsequenz. Er gibt sich mordlüstern, zeigt mal seine brutale Seite, kommandiert herum und quält die Leute seiner Umgebung. Seine Dominanz wird im Verlauf allerdings von mehreren Personen aus dem Hintergrund unterwandert. Viel zu oft bekommt man zu sehen, dass er impulsiv und unbedacht handelt, sich manipulieren lässt und hinzu kommt der Eindruck, dass er schrecklich eitel ist, da er immer wieder alte Geschichten rund um den Mythos Pedro Ortiz erzählt bekommen will. Das Motiv der Rache wird irgendwann sekundär, die versteckte Millionenbeute sogar weitgehend tertiär. Für einen brutalen Mörder besitzt er einfach zu viel Moral und Gewissen, optisch gesehen gibt er seiner Figur dennoch ein beängstigendes Gesicht. Sein Gegenspieler Edmund Purdom wirkt leider wenig ambitioniert, was aufgrund der Tatsache, dass man ihm Kind und Kegel entführt hat, ziemlich eigenartig erscheint. Er tut zwar alles in seiner Macht stehende, um den Banditen zur Strecke zu bringen, erscheint aber für die Rolle des Helden nicht die perfekte Besetzung zu sein.

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Marianne Koch empfiehlt sich hier bereits für den Großerfolg "Für eine Handvoll Dollar" von Sergio Leone, (ebenso wie Sieghardt Rupp), interpretiert ihre Figur allerdings nicht bis über die Grenzen des Geforderten hinaus. Erneut agiert sie zu brav, vielleicht sogar bieder und konventionell, was aber den vielleicht gewünschten Kontrast zu Juanita hervorhebt. Walter Giller als Woody gelingt es eigentlich nicht, seiner Person das gewünschte doppelte Gesicht zu geben. Man nimmt den ständig betrunkenen Herrn notgedrungen auf diesen Ritt mit, was man sich aus Sicht des Zuschauers aber auch hätte sparen können. Woody spricht die Herren groteskerweise ständig mit »Sir« an, und biedert sich wo er nur kann dem großen Pedro Ortiz an, erledigt Wasserträger-Arbeiten und ist Zielscheibe für die Impulsivität der anderen. Eine wirklich sehr befremdliche Rolle für diesen ansonsten so großartigen Schauspieler. Thomas Fritsch reiht sich lediglich in die Reihe der unspektakulären Interpretationen ein, fungiert als gutmütiger Puffer zwischen den Fronten, und hat wie einige andere auch die Tragik-Fraktion zu bedienen. Klaus Kinski und Sieghardt Rupp geben sich in glänzender Ballerlaune und hatten augenscheinlich Spaß, in ihren Rollen um mal so richtig aufdrehen zu können. Als Juanita sieht man Marisa Mell in atemberaubender Schönheit, die der Bardame und Ganovengeliebten Intensität und Feuer gibt. Ihre Erscheinung wirkt rassig, stolz und eigenwillig, aber auch sie hatte wie die meisten anderen Kollegen Probleme, ihrer Rolle den nötigen Feinschliff und etwas mehr Tiefe zu geben. Fast alle Darbietungen sind genau betrachtet als gut einzustufen, die empfundene Schwäche entsteht jedoch aufgrund schwach angelegter Charaktere, die gegen ein merkwürdig löchriges Drehbuch anzukämpfen haben.

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"Der letzte Ritt nach Santa Cruz" ist sozusagen meilenweit vom Wilden Westen entfernt, versucht aber dennoch sein Bestes, um die Zielgrade unbeschadet zu erreichen. Leider hat man eigentlich zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass es sich bei Ortiz tatsächlich um einen gemeinen Schwerverbrecher handelt, denn ihm eilen lediglich diverse Legenden voraus, er ballert hier und da mal ohne Hemmungen herum und behandelt vornehmlich Unbeteiligte wie Dreck, da er sich nach eigenen Angaben selbst so behandelt fühle. Dass er Rex Kelly selbst zum Verbrecher machen will, indem er ihn zwingt, die Bank für ihn zu plündern, zeigt ansatzweise eine perfide Ader, die dieser Person mehr Profil gegeben hätte, wenn es nicht immer nur bei vagen Ansätzen geblieben wäre. Gerade die Tatsache, dass man Mario Adorf zur Verfügung hatte, der solche Typen mit Überzeugung und Leichtigkeit formen konnte, stimmt bei diesem Ergebnis ein wenig ratlos. Weitere Inhalte wie die Verwendung eines achtjährigen Kindes als Resonanzecho für Brutalität und Gewalt, oder Heldensterben, erweisen sich als ungünstig und schocken lediglich für wenige Augenblicke. Außerdem wird hier in unmotivierter Art und Weise zu viel Willkür gezeigt, obwohl es anfangs doch eindeutige Motive gab. Kurz und gut, alles was geschieht, widerspricht der geschilderten Legende von Pedro Ortiz. Die Landschaftsaufnahmen auf den Kanaren wirken stilsicher, musikalisch wird das Szenario von Erwin Halletz passenden Themen unterstützt und teils getragen, Ausstattung und Kulissen wirken eher spartanisch, aber es kommt ein gewisses Flair auf. Inszenatorisch gibt es also Licht- und Schattenseiten, und insgesamt hätte der Geschichte ein wenig mehr Präzision und ein bisschen weniger Vorhersehbarkeit sehr gut zu Gesicht gestanden. Insgesamt gesehen ist "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" aber recht sehenswert, und auch wenn ich mal wieder nach allerlei Unzulänglichkeiten herumgeschnüffelt habe, Fakt ist, dass ich mir den Film immer mal wieder, und auch gerne anschaue.
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buxtebrawler
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Re: Der letzte Ritt nach Santa Cruz - Rolf Olsen (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 22.05.2015 bei Filmjuwelen auf DVD:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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