Handlung:
Zwei Männer werden mittels Sprengstoff ermordet. Neben der Polizei kümmert sich auch Privatdetektiv Joe Walker, alias Kommissar X, (Tony Kendall) um den Fall. Dieser deckt im Zuge seiner Ermittlungen bald die üblen Machenschaften des Waffenhändlers O’Brien (Nikola Popovic) auf, der einen diabolischen Plan nachgeht, bei dessen Erläuterung die Worte „Gold“, „Fort Knox“ und „Radioaktivität“ fallen (ja, dieser Film ist ein Jahr nach „Goldfinger“ erschienen
)…
Kritik:
In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Streifen eine ganze Filmreihe nach sich zieht und von niemand anderem inszeniert wurde als Sabata/Sartana-Regisseur Gianfranco Parolini erwartete ich mir doch ein mehr oder weniger gelungenes James Bond Rip-Off. Leider bekam ich nur einen mäßigen Eurospy mit mittelprächtiger Action und unangebrachtem Humor.
Besonders, dass wir im Action-Bereich, nur eine handvoll lahmer Schlägereien und halbherziger Verfolgungsjagden bekommen schmerzt, da Parolini ja drei Jahre später mit „Sartana – Bete um deinen Tod“ und „Sabata“ zwei hervorragende Italowestern ablieferte, die in erster Linie von ihrer gekonnt in Szene gesetzten Action leben. Die Schießereien hier sind durch einen lausigen Schnitt jedoch mehr zum Einnicken und Tony Kendalls Stund-Double muss sich während der Dreharbeiten auch ziemlich gelangweilt haben.
Einer der offensichtlichsten Nachteile dieses Filmes ist auch sein Frauenbild, welches den „New York Ripper“ wie „Thelma und Luise“ erscheinen lässt. Dies ist wohl ein Element, welches sich Parolini von den Bond-Filmen, die er selbst sehr mochte, abgekupfert hatte, allerdings kommt das schöne Geschlecht bei dem britischen Agenten wesentlich besser davon. Die treuesten Gehilfinnen eines Bond-Schurken wechseln wenigstens nicht automatisch die Seite, nur weil sie vom Protagonisten geküsst wurden.
Maria Perschy bietet da als Joan Smith die einzige Ausnahme. Sie verkörpert eine rätselhafte Figur, bei der wir nicht genau wissen, auf welcher Seite sie steht, ist intelligent und handelt hier und da sogar sinnvoll. Auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind überzeugend im Gegensatz zu dem, was wir von der restlichen weiblichen Cast bekommen. Einen Tiefpunkt bietet, und es schmerzt mich dies zu sagen, die Performance von Christa Linder. Bevor ich wütende Drohbriefe diverser Linder-Fans bekomme sei jedoch gesagt, dass ich die gutste Christa sonst sehr schätze, da sie nicht nur außergewöhnlich attraktiv ist, sondern auch einige fabelhafte Schauspielerische Leistungen zu verbuchen hat, in diesem Film war ihr Over-Acting jedoch ein wenig zu viel des Guten. Besonders schmerzend sind die Szenen in denen sie so tut als wäre sie taff und klug, nur um sich eine Sekunde später in der Gewalt der Bösen zu befinden und pseudo-coole Sprüche abzulassen, die den Tonfilm wie eine echt blöde Erfindung wirken lassen.
Bevor ich diesen Punkt endlich beende, sei noch auf die übertrieben matchohafte Zeichnung der Hauptfigur hingewiesen. Was tut Kommissar X, als eine Klientin zu ihm kommt, die fürchtet, dass ihr eifersüchtiger Freund etwas über ihre Vergangenheit herausfinden könnte? Er versucht sie natürlich zu verführen! Was tut Kommissar X, als er von der Polizei verfolgt wird? Er bleibt natürlich fünf Meter weiter stehen um mit Christa Linder zu flirten (OK, das kann ich verstehen
)! Was tut Kommissar X, als er sich in einem Raum voller Gehilfinnen des Schurken befindet, die einen auf Buckingham-Palast-Wache machen? Er versucht sie natürlich alle zu küssen!
Tony, ich weiß du wärst gerne James Bond, aber du musst halt noch lernen, dass es einen Unterschied gibt zwischen ein Playboy sein und Idiotie.
Allerdings kann man dem guten Tony Kendall trotz dieses dummen Verhaltens einfach nicht böse sein. Er sieht nämlich nicht nur aus wie ein junger George Clooney, er hat auch dessen Charme und so blöd er sich auch manchmal anstellt, man verzeiht es diesem sympathischen Zeitgenossen immer gerne und hat kein Problem damit, den ganzen Film über auf seiner Seite zu sein. „Der beste Detektiv aller Zeiten“ (Filmzitat) ist er zwar wohl nicht, aber seine Performance macht ihn liebenswert genug um sich auch auf die weiteren Filme der Reihe mit ihm zu freuen.
Unterstützung bekommt unser Protagonist von Polizeikommissar Brad Harris und seiner Eisverkäufer-Truppe. Harris ist bei weitem nicht so charismatisch wie Tony Kendall, aber das tut seiner Figur durchaus gut. Bei einem ulkigen Tausendsass
era wie Kommissar X ist es immer spaßig einen eher langweiligen Paragraphenheini an seiner Seite zu haben, dies ebnet den Weg für einen Haufen halbwegs gelungener Buddy-Komik und die beiden Darsteller verbindet wirklich eine angemessene Chemie.
Die anderen humoristischen Aspekte sind leider bei weitem nicht so gekonnt inszeniert wie in einem Bond-Film der Roger-Moore-Ära und gehen in der Regel in die Hose. Einen Gag gab’s jedoch über den ich zumindest kichern konnte: Nämlich als Tony Kendall in eine Villa möchte, die von einem von Harris’ Eismännern bewacht wird, sagt der Eismann zu Tony: „Hier darf niemand rein.“, worauf Tony den Mann ablenkt indem er hinter ihn zeigt und in weinerlichen Tonfall fragt: „Und wie ist der dann da reingekommen?“ Nur um den abgelenkten Polizisten niederzuschlagen…das war witzig, die restlichen humoristischen Aspekte des Filmes sind in der Regel zu vergessen.
Besonders gegen Ende wird es schlimm, wenn der Antagonist schon längst besiegt ist, aber der Film einfach nicht aufhören will, zuvor bekommen wir nämlich noch eine schier endlose Reihe von unnötigen Abschlussgags und nachdem sich Tony Kendall zu Christa Linder gesellt hat über zwei Minuten langweiliges Archivmaterial von abfliegenden Düsenjets (offenbar hatte Parolini keine Aufnahmen von Zügen, die in Tunnel fahren mehr
).
Ich habe mir erhofft, dass ich den Film wie einen James Bond oder Jerry Cotton ernst nehmen kann um mich zu unterhalten, aber die größte Freude, die er macht, ist ein trashiges Vergnügen. Über misslungene Diebstähle von Bond-Klischees (die Schurken erschießen den wehrlosen Helden beispielsweise nie sondern erklären ihn ausführlichst ihre Pläne
), über den entwürdigend-albernen Abgang des Bösewichts und über die musikalische Untermalung die in den unpassendsten Momenten zum Saxophon greift (Peter Thomas und John Barry, wo seid ihr, wenn man euch braucht?), kann man wenigstens lachen.
Fazit: Ich hätte mir mehr erwartet, die meisten Aspekte des Filmes sind mittelmäßig oder unterdurchschnittlich, allerdings ist Tony Kendall als Kommissar X eine spaßige Figur und bildet mit Brad Harris ein vergnüglich seltsames Paar, so dass ich zuversichtlich bin, dass die weiteren Filme der Reihe mit den beiden eine bessere Bewertung bekommen könnten. 5/10