Masks
(Masks)
mit
Michael Balaun, Lucyna Bialy, Lisa Blaschke, Susen Ermich, Franziska Breite, Zübeyde Bulut, Lena Coskuner, Malin Dodin, Oliver Gruca, Diana Klutt, Alexander Lammers, Katja Lawrenz, Norbert Losch
Regie:
Andreas Marschall
Drehbuch:
Andreas Marschall
Kamera:
Sven Jakob
Musik:
Sebastian Levermann / Nils Weise
keine Jugendfreigabe
Deutschland / 2011
Stella, die lange vergeblich versucht hat, sich erfolgreich bei einer Schauspielschule zu bewerben, wird überraschend an der "Matteusz Gdula"-Privatschule angenommen. Stella ist ehrgeizig, aber nicht sehr talentiert, was sie schnell zur Zielscheibe des Gespötts der anderen Schauspielschüler macht. Nur in der schüchternen Cecile, die in der Schule zu leben scheint, findet sie eine neue Freundin. Von ihr erfährt sie von Gdula, dem geheimnisvollen Gründer der Schule, der eine fragwürdige Schauspielmethode entwickelt hat. In den 70er Jahren kamen in seiner Theatergruppe mehrere Schüler ums Leben. Gdula brachte sich um, seine Methode wurde verboten. Als eine Schülerin spurlos verschwindet, vermehrt merkwürdige Geräusche aus dem geschlossenen, baufälligen Flügel der Schule dringen und die Lehrerschaft ihren Fragen zu Gdula und seiner Methode ausweicht, ahnt Stella, dass jemand Gdulas Lehre noch praktiziert. Sie hat daraufhin nur noch ein Ziel: An der Methode teilzunehmen. Selbst, wenn es sie das Leben kosten sollte..
Ohne zu wissen was eigentlich auf mich zukommt, bin ich an diese deutsche Produktion herangegangen, denn was soll man von einem Film erwarten, der unter der Regie von Andreas Marschall entstanden ist, dessen Schundwerk "Tears of Kali" mir immer noch auf den Magen schlägt. Das dann zudem auch noch ein Projekt vorliegt, in dem angeblich dem italienischen Giallo gehuldigt werden soll reizte mich dann aber doch so sehr, das ich diesem Film eine faire Chance geben wollte. Und was soll man sagen, die Sichtung hat sich meiner Meinung nach mehr als gelohnt, mit "Masks" gibt es endlich mal wieder etwas Erwähnenswertes aus deutschen landen, das sich im Spannungsbereich ansiedelt und einen wirklich absoluten Mix aus Mystery/Thriller-und Horrorfilm bietet. Das einem die Geschichte dabei von Anfang an ziemlich bekannt vorkommt ist alles andere als Zufall, hat sich Marschall doch ganz bewusst Dario Argentos Meisterwerk "Suspiria" als Vorlage genommen. Böse Zungen könnten das als negative Kritik auslegen und "Masks" damit die Eigenständigkeit absprechen, doch damit würde man dieser Produktion auf keinen Fall gerecht werden. Dafür enthält das Szenario nämlich zu viele eigene Ideen seines Regisseurs, zudem beinhaltet das Geschehen immer wieder herrliche Überraschungsmomente, die durchaus für ein gewisses Maß an neuen Ideen sprechen.
Diese Hommage an das italienische Genre-Kino ist absolut gelungen und besticht von der ersten Minute an durch eine Grundstimmung, die man einfach nur als herrlich dicht-und extrem mysteriös bezeichnen kann. Dabei beweist Marschall ein gutes Händchen für besondere Momente, in denen sich eine immense Spannung aufbaut, die sich dann zumeist in gelungenen und perfekt eingesetzten Schockmomenten entlädt. Hier liegt wohl die ganz große Stärke des Filmes, denn obwohl die Anlehnung an "Suspiria" sehr stark zu spüren ist, gibt es immer wieder diese Phasen, in denen man dennoch überrascht wird. Atmosphärisch gesehen möchte ich dieses Werk sogar als echte Bombe bezeichnen, die bedrohlichen und unheimlichen Züge verstärken sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr, so das man vor dem heimischen Bildschirm wirklich mitfiebern kann und auf die Lösung des Rätsels wartet das die Geschichte umgibt.
Auch die musikalische Untermalung des Ganzen hat mir sehr zugesagt, wuchtige Klänge wechseln sich mit langsam anschwellenden Tönen ab, so das in etlichen Passagen sogar eine wohlige Gänsehaut beim Zuschauer aufkommen kann. Dadurch ist man dann im Prinzip auch der durchgehend vorhandenen Faszination der Ereignisse ausgeliefert und ergötzt sich stellenweise regelrecht an einem Film, dem man die vorhandene Klasse auf keinen Fall zugetraut hätte. Dieser relativ hohe Qualitäts-Pegel ist auch den richtig gut agierenden Schauspielern zu verdanken, unter denen sich ganz offensichtlich einige junge Talente befinden, von denen ich persönlich bisher eigentlich niemanden kannte. Und dennoch gibt es sicherlich auch kleinere Defizite die man keinesfalls verschweigen sollte. So fehlt gegenüber den italienischen Vertretern ganz eindeutig das extrem kräftige Farbenspiel und manchmal vermisst man auch die geniale Kamerafahrten, die der italienische Giallo oftmals zu bieten hat. Hier handelt es sich jedoch um Kritik auf hohem Niveau, denn ehrlich gesagt hätte ich es kaum für möglich gehalten, überhaupt einmal einen Film dieser Machart aus Deutschland zu sehen. Vielleicht mag sich das jetzt für manch einen etwas zu euphorisch anhören und mir fehlt ein klein wenig Objektivität, aber "Masks" hat mich absolut nachhaltig beeindruckt.
Letztendlich liegt in meinen Augen ein in fast allen Belangen überzeugendes Gesamtpaket vor, das in vielen Momenten auch das italienische Flair versprüht. Eine sehr interessante-und hervorragend umgesetzte Geschichte, ein äußerst gelungener Spannungsaufbau, sehr talentierte Jung-Darsteller und eine ausgezeichnete Atmosphäre machen eine Sichtung für jeden Fan dieser Film-Gattung absolut erforderlich. Hinzu kommt auch noch ein ordentlicher Härtegrad, denn es gibt einige herrlich blutige Kills zu verzeichnen, die man in dieser Form nicht zwangsweise erwarten konnte.
Fazit:
Es ist wohl nicht sonderlich übertrieben, wenn man "Masks" als deutschen Giallo bezeichnet. Der Film beinhaltet im Prinzip alle Zutaten des Sub-Genres und schwächelt lediglich auf hohem Niveau. Andreas Marschall hat die meisten Dinge vollkommen richtig gemacht und präsentiert einen Genre-Beitrag, der sich nun wirklich sehen lassen kann.
objektiv 7/10
mit Giallo-Bonus 8,5/10