Braddock - Missing in Action III - Aaron Norris (1988)
Verfasst: Mi 15. Aug 2012, 23:51
Braddock - Missing in Action III (USA 1988, Originaltitel: Braddock: Missing in Action III)
Familienzusammenführung
1975 fällt Saigon. In diesem Chaos ist die Vietnamesin Lin (Miki Kim) auf dem Weg zur Botschaft der USA, gemeinsam mit ihrem Ehemann Colonel James Braddock (Chuck Norris) will sie das Land verlassen. Durch ein tragisches Mißverständnis verfehlt sich das Paar, Braddock hält seine Frau für tot. Derweil verweigert man Lin den Zugang auf das Botschaftsgelände, kurz zuvor wurden ihre Papiere gestohlen. In den späten achtziger Jahren sucht ein gewisser Reverend Polanski (Yehuda Efroni) Braddock auf, laut Angaben des Geistlichen lebt Lin. Mehr noch, sie war von Braddock schwanger, haust mit ihrem Sohn Van (Roland Harrah III) unter erbärmlichen Zuständen, geknechtet und verachtet von den kommunistischen Machthabern. Zunächst glaubt James nicht an die abenteuerliche Geschichte. Jedoch überzeugt ihn das verdächtige Verhalten des CIA-Agenten Little John (Jack Rader), offenbar fürchtet der Geheimdienst eine eigenmächtige Aktion des Elitekämpfers. Gut ausgerüstet begibt sich Braddock in den Machtbereich der Kommunisten, tatsächlich findet er seine Frau und den gemeinsamen Sohn in einer runtergekommenen Behausung vor. Nun soll der Ärger erst beginnen, längst hat sich der sadistische General Quoc (Aki Aleong) an die Fersen des verhassten Amerikaners geheftet...
Chuck Norris war in den Achtzigern einer der ganz grossen Action-Helden, Cannon war damals DIE Filmschmiede für unterhaltsame B-Action. Norris bekleidete in einigen Cannon-Klassikern die Hauptrolle. "Missing in Action" brachte es auf drei Teile, dem Knüller "Delta Force" verpasste man eine nicht minder starke Fortsetzung, "Invasion U.S.A." zählt ebenso zu den unverzichtbaren Perlen dieser Epoche.
Colonel Braddocks dritter Streich kommt mit einer aus den Fingern gesaugten Story daher, die Vorgänger werden gewissermaßen weitgehend ignoriert. Freilich habe ich mit Erbsenzählerei und Logik nicht viel am Hut, ergo bereitet mir diese Marschrichtung keine Schwierigkeiten. "Braddock" bietet typische Cannon-Kost, genau diesen Stoff möchte ich nicht missen! Chuck Norris kommt hier und da ein markiger Spruch über die Lippen, ferner ballert und prügelt er alles in Grund und Boden, ausgiebige Folter steckt er locker weg. Das Söhnchen beäugt den Vater zunächst skeptisch, aber nachdem Papi eine halbe Armee ins Jenseits befördert hat, sind alle Bedenken und Ängste des Bengel vom Winde verweht. Plump nutzt das Drehbuch die Momente des kurzen "Familenglücks" zu Ausritten in triefenden Kitsch, überdies muss Chucky eine grössere Horde Kinder aus den Fängen der roten Ratten retten! Die Welt kann so einfach gestrickt sein, der gute und freiheitsliebende US-Bürger auf der richtigen Seite, die widerlichen Kommunisten auf der falschen Seite. So kommt nicht nur der rote Obermotz monströs daher, seine Schergen schrecken nicht vor der Mißhandlung von Kindern zurück. Ein besonders schrecklicher Widerling will sich gar an einem Mädchen vergehen, aber da taucht unser Chuck auf und führt dem Saukerl das Bajonett ein, ist doch klar.
Über das Ensemble muss ich nicht viele Worte verlieren. Chuck Norris ist Chuck Norris ist Chuck Norris. Mit stoischer Mimik pflügt er durch die Horden der Finsternis, hat der Mann keine Waffe zur Hand, wird der Mann zur tödlichsten aller Waffen, noch Fragen? Aki Aleong darf den Bösewicht vom Dienst geben, Fratzen, Gebrüll und Folter, das Handwerk des Todes. Aleong macht einen guten Job, General Quoc ist unangenehmer als ein frisches Hundehäufchen im neuen Energiespar-Kühlschrank. Roland Harrah III und Miki Kim haben den Beschützer aller Beschützer an ihrer Seite, doch Aki "Quoc" Aleong grätscht ultra-eklig dazwischen, fährt dem Helden in die Parade. Yehuda Efroni neigt als tapferer Reverend zur liebenswürdigen Schrulligkeit, Jack Rader taugt immerhin zum Agentenabziehbildchen, Ron Barker taucht als Helferlein des strahlenden Helden auf. Damit genug, anonyme Metzelmasse soll anonyme Metzelmasse bleiben, auf Einzelschicksale kann Braddock keine Rücksicht nehmen, Rache ist Blutwurst und Mettgut.
Vielleicht wollte man Colonel Braddock mit einer gewissen Tiefe ausstatten, soll Chuck Norris mehr als der Held mit dem Herz am rechten Fleck sein. Selbstverständlich rinnt dies als gequirlter Dünnschiss am Bein herunter, mehr als der bereits erwähnte Kitsch ist nicht drin. Wozu auch, Braddock muss töten, retten und blutet notfalls nach innen, das gehört so (und nicht anders)! Nach dem stimmungsvollen Auftakt im untergehenden Saigon, schaltet die Sause einen Gang runter. In der zweiten Hälfte tanzt Chuck den Arschtritt-Tanz mit den Kommunisten, steuert das bleihaltige Treiben auf ein explosives Finale zu. Ja, es gibt mit Sicherheit zehn Millionen Gründe diesen Streifen mit Dreck zu bewerfen. Aber ihr ahnt es bereits, diese zehn Millionen Gründe gehen mir allesamt an meinem knackigen Hintern vorbei. Ich stehe auf Chuck Norris, ich fahre auf Cannon ab, ich brauche und liebe es!
Nachdem der deutsche DVD-Markt jahrelang nicht per offizieller Veröffentlichung befriedigt wurde, ist der Flick seit Anfang August 2012 endlich erhältlich (auf DVD und BD). Die Blu-ray bietet den Film in ordentlicher Qualität an, die Ausstattung ist eher mager geraten. Für mich ein klarer Pflichtkauf.
7/10 (gut) + unzählige Knuffelpunkte
Lieblingszitat:
"Ich trete nicht auf Füße, Little John. Ich trete in den Arsch!"