Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Beitrag von jogiwan »

Der Reigen

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Originaltitel: Reigen

Herstellungsland: Deutschland / 1973

Regie: Otto Schenk

Darsteller: Gertraud Jesserer, Hans Brenner, Sydne Rome, Helmut Berger, Senta Berger

Story:

Ganz Wien träumt von der Liebe. In welch' facettenreicher Art und Weise sich dieser Traum gestalten kann sieht man bei Emma, Alfred, Marie, Karl, Leokardia, Franz und ihren Partnern, die sehnsuchtsvoll nach Liebe dürsten. Wie es der Zufall will, kreuzen sich ihre Wege. Es ist ein Wechselspiel der flüchtigen Begegenungen zwischen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Bedürfnissen. Die Männer einfallslos und egoistisch, die Frauen raffiniert und dennoch schwach. Die schönste Nebensache der Welt ist zweifellos das Zentrum, um das sich alles dreht. Wer erobert wen am schnellsten, das ist hier die Frage. Und erobert wird hier am laufenden Band. Es ist ein Reigen des Spreizens und Zierens, des Lügens und Liebens, der Verlockung, der Hingabe und nicht selten der Enttäuschung. (quelle: amazon.de)
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untot
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Re: Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Beitrag von untot »

Die Besetzung liest sich klasse, ich steh auf Hans Brenner, aber die Story!! :|
Hat den wer gesehen, ist der guckbar?? :?
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jogiwan
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Re: Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Beitrag von jogiwan »

ich hatte den heute in der Hand, aber die Story... hab den dann doch nicht genommen! :?
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DrDjangoMD
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Re: Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Beitrag von DrDjangoMD »

untot hat geschrieben:Die Besetzung liest sich klasse, ich steh auf Hans Brenner, aber die Story!! :|
jogiwan hat geschrieben:ich hatte den heute in der Hand, aber die Story... hab den dann doch nicht genommen! :?
Die Story über die ihr euch so beschwert ist von niemand anderem als Arthur Schnitzler und war einmal ein Theaterstück. Von dieser Verfilmung wusste ich bis dato noch nichts, aber das Drama war bei seiner Erscheinung um die Jahrhundertwende (die vorletzte, nicht die letzte) wie ihr euch denken könnt ein ziemlicher Skandal, weil es praktisch um nichts geht als um...naja, lest selbst nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Reigen_(Drama)
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CamperVan.Helsing
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Re: Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

jogiwan hat geschrieben:ich hatte den heute in der Hand, aber die Story... hab den dann doch nicht genommen! :?
Wo bleibt dein Lokalpatriotismus? Ist eine Lisa-Film-Produktion.
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Prisma
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Re: Der Reigen - Otto Schenk (1973)

Beitrag von Prisma »


REIGEN / DER REIGEN (1973)

mit Gertraud Jesserer, Hans Brenner, Sydne Rome, Helmut Berger, Senta Berger, Peter Weck,
Maria Schneider, Michael Heltau, Erika Pluhar, Helmuth Lohner
nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Arthur Schnitzler
eine Produktion der Lisa | Divina
ein Film von Otto Schenk


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»Sog wenigstens host mi gern?«
Ganz Wien träumt von der Liebe. In welch facettenreicher Art und Weise sich dieser Traum gestalten kann sieht man bei Emma, Alfred, Marie, Karl, Leokardia, Franz und ihren Partnern, die sehnsuchtsvoll nach Liebe dürsten. Wie es der Zufall will, kreuzen sich ihre Wege. Es ist ein Wechselspiel der flüchtigen Begegnungen zwischen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Bedürfnissen. Die Männer einfallslos und egoistisch, die Frauen raffiniert und dennoch schwach. Die schönste Nebensache der Welt, ist zweifellos das Zentrum, um das sich alles dreht. Wer erobert wen am schnellsten, das ist hier die Frage. Es ist ein Reigen des Spreizens und Zierens, des Lügens und Liebens, der Verlockung, der Hingabe und nicht selten der Enttäuschung. [Zitat "Der Reigen", erschienen bei MCP]

Das Bühnenstück "Reigen" von Arthur Schnitzler löste bei seiner Uraufführung 1921 einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts aus. Wenn man bedenkt, dass es bis 1982 ein Aufführungsverbot gegeben hat, kann man erahnen welche Empörung das Stück damals ausgelöst haben muss. Otto Schenk hielt sich dem Vernehmen nach sehr nahe an der Vorlage, interpretierte den Stoff jedoch wesentlich freizügiger. Die sozialkritische Komponente und der Tiefsinn mögen bei dieser Adaption von 1973 möglicherweise fehlen, aber man bekommt ein ultimatives Amüsement mit Starbesetzung geboten. Der Ausstattungsfilm überzeugt des Weiteren mit authentischen Kulissen der Wiener Belle Époque und einer ausgezeichneten Dialogarbeit. Geschildert wird die Tatsache, dass sich Klassenunterschiede unter gewissen Voraussetzungen aufheben, denn im Bett sind sowohl Aristokratie als auch Proletariat gleich, was in diesem Szenario eindrucksvoll hervorgehoben wird. Dieses Beischlaf-Karussell wirkt überaus grotesk, die Strategien der Beteiligten gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Männer reden mit Engelszungen um an ihr Ziel zu kommen, Frauen bedienen sich einer aufgesetzten Zierde und reden permanent vom »Nein«, meinen aber im Endeffekt das genaue Gegenteil. In Verbindung mit den Beteiligten Schauspielern wird dieses Lustspiel in buchstäblich mehreren Akten zum Vergnügen.

Der Mut vieler Darsteller an Exposition oder Illustration ist wohl auf die seriöse Vorlage zurückzuführen. Gertraud Jesserer als gewöhnliche Hure, die sich gerne auch einmal unentgeltlich hingibt, Hans Brenner als Soldat, der nach unschuldigen und naiven Damen Ausschau hält, Sydne Rome als Zimmermädchen, die stattlichen Mannsbildern nicht widerstehen kann, Helmut Berger, der aristokratische junge Herr, der keine Klassenunterschiede kennt, Senta Berger, die sich mit Vorliebe nötigen lässt, weil ihr Mann Peter Weck eine Liebesfrequenz-Strichliste zu führen scheint, Maria Schneider das süße Mädel, welches ältere Semester verrückt werden lässt, Michael Heltau, der die lyrische Verführungskunst sein Eigen nennt, Erika Pluhar, die abenteuerlustige Schauspielerin mit wollüstigem Temperament, und Helmuth Lohner der an die Etikette gefesselte Graf. Egal wer bei wem landet, die Mechanik und die Strategie bleibt die gleiche, und vor allem das Ergebnis ist jederzeit das selbe. Ein amüsanter Kreislauf und interessante Begegnungen lassen bei der langen Spieldauer keine Auszeiten aufkommen. Hervorragend ist außerdem die Musik von Francis Lai, die einen auf die Zeit blendend angepassten Ohrwurm darstellt. Insgesamt wirkt "Der Reigen" auf mich rundum gelungen, und zwar als Unterhaltungsfilm. Dass im Endeffekt nicht die allerschwerste Kost dabei herausgekommen ist, halte ich für begrüßenswert. Ein herrlicher Spaß, ich musste sehr oft lachen! Man fragt sich, was sich innerhalb von beinahe 100 Jahren eigentlich geändert hat. Vielleicht nur die Kleidung?
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