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The Viral Factor - Dante Lam (2012)

Verfasst: Di 25. Sep 2012, 13:45
von Arkadin
Bild

Hongkong 2012

OT: Jik zin

Regie: Dante Lam


Bei einer geheimen Operation in Jordanien wird eine chinesische Elite-Gruppe durch einen Verräter (Andy On) in eigenen Reihen in einen Hinterhalt gelockt. Dabei wird ein tödliches Virus gestohlen und das halbe Team erschossen. Der Polizist Jon (Jay Chou) wird dabei von einer Kugel in den Kopf getroffen. Diese soll, laut Ärzten, in den nächsten paar Tagen zu einer kompletten Lähmung und dadurch schließlich zum Tod Jons führen. Jon zieht sich aus dem aktiven Dienst zurück und besucht seine Mutter in Beijing. Dort erfährt er ein lange gehütetes Geheimnis: Jon hat einen Bruder, der bei seinem Vater in Malaysia lebt. Daraufhin reist Jon nach Kuala Lumpur, um dort seine Familie aufzuspüren. Kaum ist er in Kuala Lumpur angekommen, wird die Medizinerin Rachel (Lin Peng) – mit der er sich auf dem Flug befreundet hatte – vor seinen Augen entführt. Und der Anführer der Kidnapper ist ausgerechnet sein älterer Bruder Yeung (Nicholas Tse). Jon findet schnell heraus, dass das alles mit dem in Jordanien gestohlenen Virus zusammenhängt und die Zeit tickt…

Dante Lam wurde in den letzten Jahren als Zukunft des Hongkong-Chinesischen Actionkinos gehypt. Seine Filme „The Stool Pigeon“ und „Beast Stalker“ stehen sehr hoch in der Fangunst. Nun hat er von seinem Produzenten ein, für Hongkong-Verhältnisse, sehr hohes Budget in die Hand gedrückt gekommen und damit den Auftrag, einen Mega-Action-Blockbuster zu drehen. War er damit erfolgreich? Schaut man auf die beeindruckenden Actionszenen und den hohen Aufwand, müsste man sagen: Ja.

„The Viral Factor“ kann es locker mit Hollywood-Produktionen, vor allem denen aus der Michael-Bay-Schmiede aufnehmen. Die Kameraführung ist elegant, die Actionszenen rasant und atemberaubend umgesetzt. Ständig hämmert ein bombastischer Soundtrack, der sich stark nach Hans-Zimmer-Hollywood anhört. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert und das sieht man dem Film auch an.

Besonders angenehm fällt dabei ins Auge, dass relativ wenig CGI, und wenn eher unauffällig, eingesetzt wurde. Wenn sich Autos überschlagen, dann tun sie das wirklich. Jagen sich Hubschrauber durch ein Labyrinth von Wolkenkratzern, dann hat man nicht das Gefühl, dass das alles aus dem Rechner stammen würde. „The Viral Factor“ ist bigger-than-life und ständig drängt der Film nach vorne, so dass er – trotz seiner Spielzeit von 117 (nicht wie auf dem Cover angegeben 123) Minuten – förmlich am Zuschauer vorbeifliegt.

Für die beiden Hauptrollen wurden wieder, in ihrem Heimatland populäre, Canton-Pop-Sänger gewonnen. Dante Lams Lieblingshauptdarsteller Nicholas Tse als böser Bruder macht seine Sache dabei wirklich gut und entwickelt ein ganz eigenes Charisma. Was man vom hamstergesichtigen Jay Chou leider nicht behaupten kann. Er bleibt blass und unglaubwürdig. Viel zu wenig bekommt man leider vom Schurken des Stückes zu sehen, der von Andy On mit einem guten Gespür für schmierige Gefährlichkeit gegeben wird.

Probleme stellen sich aber ein, wenn man ein Blick auf das Drehbuch wirft, welches sich vor allem aus den ältesten Klischees des Heroic-Bloodshed-Genres bedient. Der gute Gute und der gute Böse, – hier Brüder – die nicht ohne einander können. Das kennt man aus der Hochzeit eines John Woo (z.B. in „The Killer“) oder Ringo Lam („Full Contact“). Schwerer wiegt es allerdings, dass sich das Drehbuch einmal zu oft auf haarsträubende Zufälle verlässt. Da fährt z.B. der Hauptschurke zufällig in Kuala Lumpur an der Nase des Helden vorbei oder ist der erste Mensch, dem der Held begegnet, gleich sein Bruder, den er zuvor noch nie gesehen hat. Und wenn die beiden miteinander kämpfen, fällt zufällig die Brieftasche des einen so aus der Tasche, dass der andere, kurz vorm Durchziehen des Abzugs, ein kleines Familienfoto sieht. Das ist einfach ärgerlich, könnte man aber vielleicht noch verzeihen, wenn das Drehbuch sein Potential ausschöpfen würde. Aber wichtige Plotelemente werden während des Filmes einfach vergessen (die Wissenschaftlerin, die gleichzeitig love interest des Helden ist, verschwindet z.B. für einige Zeit einfach aus der Handlung) und dramatische Elemente einfach links liegen gelassen.

Zunächst wird ein großes Bohei darum gemacht, dass Jon eine Kugel im Kopf hat, die kontinuierlich seine Motorik lähmen und dadurch schließlich innerhalb weniger Tage töten soll. Wie so etwas richtig gemacht wird, weiß man spätestens, seit Howard Hawks dem alten Cowboy John Wayne in dem Meisterwerk „El Dorado“ ein ähnliches Schicksal zumutete. Während der Cowboy dadurch in wichtigen Augenblicken gehandikapt ist und dies der Handlung eine zusätzliche Dramatik beschwert, kümmert sich Jon kein Stück um seinen nahen Tod. Im Gegenteil, er kämpft, sprintet und schießt, als ob er niemals von dieser Kugel getroffen worden wäre. Sogar im großen Finale spielt dieser Aspekt keine Rolle. Obwohl seit der tödlichen Diagnose bereits Tage vergangen sind – und er bereits unter zahlreichen Ausfallerscheinungen leiden sollte – benimmt sich Jon wie ein Fisch im Wasser und kann es problemlos mit Heerscharen von Gegnern aufnehmen. Was nicht unbedingt stören würde, wäre dieses Element nicht zu Anfang so groß aufgebaut worden.

Aber so geht es mit vielen Details. Dass der Schurke einst Jons Kollege war und dessen Freundin auf dem Gewissen hat, ist in der weiteren Geschichte genauso irrelevant, wie die Tatsache, dass sein Bruder zuvor wie ein Mähdrescher durch unschuldige Personen gepflügt ist, bis er sich plötzlich vom Saulus zum Paulus wandelte.

Im Drehbuch ist somit durchaus das Potential für große, dramatische Effekte angelegt, es wird aber überhaupt nicht genutzt. So bleibt „Viral Factor“, unter seiner wirklich beeindruckenden Oberfläche, leider doch flach und trashig.

Die DVD von Splendid überzeugt mal wieder mit einem guten Bild und dynamischem Ton. Die Synchronisation ist zwar nur mittelmäßig, stört aber nicht allzu sehr. Zumal auch der O-Ton mit guten Untertiteln an Bord ist. Als Extras wird ein in sechs Segmente aufgeteiltes, 12-minütiges Making-Of angeboten, welches nicht viel Aussagekraft hat und neben den üblichen Interviews – die erzählen, wie toll der Film ist und wie herausfordernd die Rollen – einige Einblicke in die Dreharbeiten gibt.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2012/09/ ... al-factor/

Re: The Viral Factor - Dante Lam (2012)

Verfasst: Di 25. Sep 2012, 16:16
von horror1966
Eine Eliteeinheit wird beim Auftrag einen Spezialisten für Biochemische Waffen aus dem Land zu schleusen aufgerieben. Jon (Jay Chou), der einzige Überlebende, macht sich auf eine atemlose Hetzjagd durch mehrere Länder um die Entführer an der Entwicklung eines tödlichen Virus zu hindern. Plötzlich steht er seinem Bruder (Nicholas Tse), von dessen Existenz er nicht wusste, gegenüber. Doch dieser kämpft auf der falschen Seite. Kann Jon seinen Bruder überzeugen und Asien vor dem tödlichen Virus retten? Im Kampf gegen eine Armada von Gegnern legen sie Kuala Lumpur in Schutt und Asche…


Der asiatische Filmmarkt hat in den vergangenen Jahren etliche herausragende Filme aus den verschiedendsten Genres hervorgebracht und auch das neue Werk von Dante Lam ist ganz eindeutig in diese Kategorie einzuordnen. Mit "The Viral Factor" bekommt man es nun mit einem ausgezeichneten Action-Thriller zu tun, der sich auch keineswegs hinter diversen Hollywood-Blockbustern verstecken muss. Von der ersten Minute an offenbart sich dabei ein Szenario, das fast durchgehend mit einem extrem hohen Tempo daherkommt und mit etlichen Action-Sequenzen durchzogen ist. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen 2 Brüder, die im Prinzip auf verschiedenen Seiten stehen, sich aber im Laufe der zeit zu einer Einheit entwickeln und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Dante Lam ist es ganz vortrefflich gelungen, hier eine tolle Mixtur aus Action-und ein wenig Familiendrama zu schaffen, denn neben einem rasanten Action-Kracher bietet der Film auch genügend Freiraum, um die tragische Familiengeschichte der beiden Brüder eingehender zu beleuchten. Dabei sind die jeweiligen Anteile von Action-und Drama ausgezeichnet verteilt und ergeben in der Summe ein absolut überzeugendes Gesamtergebnis.

Die Geschichte verfügt über einen konstant ansteigenden Spannungsaufbau und hält den Betrachter bis zur letzten Minute bei Atem, die Erholungsphasen innerhalb der Story beschränken sich nämlich wirklich auf ein absolutes Minimum. Durch die hervorragenden Kamerafahrten werden einem die waghalsigen Stunts sehr gut näher gebracht und sorgen zudem für ein teilweise schon sehr schweißtreibendes Filmvergnügen der Extraklasse. Immer wieder wird das Tempo der Ereignisse angezogen und man fragt sich dabei ganz unweigerlich, über welche Kondition die Protagonisten verfügen, die in einem permanenten Dauereinsatz über ihre Grenzen hinausgehen müssen. Die beiden Haupt-Charaktere Kon und Man Young liefern hier körperliche Höchstleistungen ab, denn unzählige Schießereien, jede Menge Nahkämpfe und die wildesten Verfolgungsjagden führen sie an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit. Nun kann man sich hierbei sicherlich die berechtigte Frage stellen, ob die ein oder andere Passage nicht sogar ein wenig unrealistisch erscheint, doch in einem solchen Action-Spektakel sollte man nicht zwangsläufig auf die Glaubwürdigkeit diverser Abläufe pochen.

Dennoch ist insbesondere die Figur des Jon ein wenig fragwürdig, läuft der gute Mann doch mit einer Pistolenkugel im Kopf herum, die er sich bei einem Anschlag zu Beginn des Filmes eingefangen hat. Da die Ärzte ihm dann auch noch eine Zeitspanne von gerade einmal 2 Wochen genannt haben bis er unter einer vollständigen Lähmung leidet und er zudem unter immer stärkeren Kopfschmerzen leidet, ist sein Kampfeinsatz während der gesamten Laufzeit etwas kritisch und wenig glaubwürdig anzusehen. Das soll aber keinesfalls den gewonnenen Gesamteindruck dieses Filmes schmälern, der beste Unterhaltung auf höchstem Niveau anbietet. Fast typisch für einen asiatischen Film ist auch "The Viral Factor" nicht ganz frei vom üblichen Schuss Melodramatik, der ganz besonders am Ende der Geschichte zum Ausdruck kommt. Es bewegt sich jedoch alles in einem angenehmen Rahmen, so das der Abschluss des Ganzen zwar etwas tragisch, aber keinesfalls übertrieben oder gar schnulzig erscheint.

Insgesamt gesehen ist hier ein nicht immer glaubwürdiger, aber nichtsdestotrotz absolut überzeugender Film entstanden, der auch höheren Ansprüchen genügen dürfte. Eine jederzeit spannende Geschichte, überzeugend agierende Schauspieler und jede Menge tempreiche Action-Passagen ergeben ein Gesamtbild, das sich definitiv weit über dem üblichen Durchschnitt ansiedelt. Untermalt von einem wuchtigen Score bietet "The Viral Factor" Action-Kino vom Feinsten und offenbart bei einer Gesamtspielzeit von gut 2 Stunden keinerlei langatmige Momente, die das Sehvergnügen trüben würden. Ein wenig Familiendrama lässt zudem auch noch genügend Freiraum für einige sehr emotionale Momente, so das man letztendlich von einem absolut ansprechenden Gesamtpaket reden kann.


Fazit:


"The Viral Factor" ist ein weiteres Beispiel dafür, was für tolle Filme immer wieder aus dem asiatischen raum kommen. Dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um die typischen Japan-Grusler wie "Ring", denn auch sämtliche anderen Genres bringen immer wieder hochklassige Produktionen hervor, die sich locker mit den üblichen Hollywood-Produktionen messen können.


8/10

Re: The Viral Factor - Dante Lam (2012)

Verfasst: Di 25. Sep 2012, 19:37
von purgatorio
:shock: wird Arkschi jetzt auch von Splendid mit Material versorgt :?

Re: The Viral Factor - Dante Lam (2012)

Verfasst: Di 25. Sep 2012, 19:59
von horror1966
purgatorio hat geschrieben: :shock: wird Arkschi jetzt auch von Splendid mit Material versorgt :?

Wenn er schlau ist dann ja. :mrgreen:

Re: The Viral Factor - Dante Lam (2012)

Verfasst: Mi 26. Sep 2012, 10:01
von Arkadin
purgatorio hat geschrieben: :shock: wird Arkschi jetzt auch von Splendid mit Material versorgt :?
8-)

Re: The Viral Factor - Dante Lam (2012)

Verfasst: Fr 18. Apr 2014, 07:39
von Il Grande Silenzio
Schade, schade, Chance vertan. Lam hat das Talent und hatte auch das Budget, um einen wirklich guten Film zu drehen.

Leider ist das Drehbuch der letzte Schrott. Die Entwicklung der Story beruht auf (abwegigen) Zufällen, die Entwicklung der Charaktere ist überhaupt nicht nachvollziehbar, sodass nicht nur die Spannung auf der Strecke bleibt.

Technisch ist an Viral Factor überhaupt nichts auszusetzen, tolle Kameraarbeit, echte Stunts, wenig CGI, harte Action.

Tja, da bleiben nur 5/10