Ich arbeite in einem großen Kino als Vorführer. Wir zeigen mittlerweile auch nur noch DCPs. Wir haben 10 Säle, der größte davon fasst 729 Personen. Die Umrüstung wurde nicht auf einmal vollzogen, sondern nach und nach. Die Summen, die dafür aufgewendet werden müssen, sind für ein Kleines Kino fast nicht machbar. Jetzt haben wir in 4 Sälen noch Analog-Projektoren stehen (von denen man 2 sogar noch "Interlock" bespielen könnte), die verstauben
. Ich hab seit ca 4 Monaten überhaupt keinen Film mehr eingelegt (also echt EINGELEGT, statt auf der Maus rum zu drücken). Das ist ein sehr merkwürdiges Gefühl; früher pro Schicht 20 Filme täglich eingelegt, heute monatelang 0. Der einzige analoge war ein türkischer Film mit dt Untertiteln, aber auch die türkischen Kleinverleiher machen mittlerweile (schlechte) DCPs (mit merkwürdigem Format und noch merkwürdigerer Farbcodierung, aber Hauptsache digital). Bei sowas wie Expendables-Doppelnacht mussten wir den ersten Teil als BluRay zeigen, weil der Verleih keine OmU-Kopie hatte, weder DCP noch 35mm. Einige Verleihe wie Disney vernichten die Analogkopien aus Platzgründen!
Ich finde nach wie vor, dass 35mm besser aussieht (natürlich nur, wenn die Kopie gut ist und die Maschine/der Umgang mit dem Film korrekt). An den ruhigen Bildstand, den man digital hat, hab ich mich gewöhnt, das hat was. Aber die Auflösung und Farben gefallen mir digital noch nicht. Einen einzigen Film hab ich bisher gesehen, der sehr gut aussah, das war "Rubbeldiekatz" (leider ein Scheißfilm). Vielleicht wird eine höhere k-Zahl die Lösung sein, aber bisher gefällts mir einfach nicht (und wir haben gutes Equipment).
Ein Digitalfilm ist für mich einfach etwas Totes- klinisch rein, aber leblos. Zudem hat man ja zuhause fast das gleiche, nur kleiner und mit schlechterem Sound. Ich bin mir sicher, dass die Leute in einigen Jahren gar nicht glauben werden können, dass man 2012 für Filme in 2k Eintritt bezahlt hat ("Expendables 2" hat übrigens das schlechteste Bild, was ich seit "Iron Sky" gesehen hab und dort konnte man noch mit dem geringen Budget argumentieren- einfach grauenhaft, wie der aussieht).
Langfristig hab ich Angst, dass sich unsere Sehgewohnheiten durch 48 Bilder/Sekunde, wie ja demnächst erstmals bei "Der Hobbit", ändern werden. Im schlimmsten Fall ist man das dann so gewöhnt, dass einem die 24 Bilder ruckelig erscheinen. Das ist natürlich kein Grund, die Technologie nicht weiter zu verbessern, das seh ich schon ein, Fortschritt braucht immer auch Umgewöhnung, aber die ganzen alten, liebgewonnenen Schätzchen irgendwann nicht mehr genießen zu können, weils einem abgehackt vorkommt, ist für mich schon eine Horrorvorstellung.