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Back from Hell - Ein Toter kehrt zurück - Lamberto Bava

Verfasst: Sa 29. Sep 2012, 17:31
von DrDjangoMD
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Originaltitel: Fino alla Morte

Alternativtitel: Per Sempre - Killer aus dem Jenseits

Land: Italien

Jahr: 1987

Regie: Lamberto Bava

Darsteller: Gioia Scola, David Brandon, Urbano Barberini, Marco Vivio, Giuseppe De Sando, Roberto Pedicini,...

Re: Back from Hell - Ein Toter kehrt zurück - Lamberto Bava

Verfasst: Di 2. Okt 2012, 23:49
von Blap
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Grosse Hartbox (#75) von X-Rated



Per sempre - Ein Toter kehrt zurück (Italien 1987, Originaltitel: Fino alla morte)

Lamberto und die Maden

Vor sechs Jahren haben Linda (Gioia Scola) und ihr Lover Carlo (David Brandon) einen lästigen Menschen beseitigt. Lindas ungeliebter Ehemann Luca (Roberto Pedicini) wurde vergiftet und in einem feuchten Grab verscharrt. Die Beziehung des kriminellen Paares läuft längst nicht mehr rund, basiert letztlich nur noch auf sexuellen Gelüsten (was heisst hier "nur noch"?), immer häufiger zeigt sich Carlo von seiner aggressiven Seite. Freudlos führt Linda ihr kleines Restaurant, Carlo verlieht Boote an Angler, grauer Alltag ohne Lichtblicke. Immerhin bleibt Linda ihr kleiner Sohn Alex (Marco Vivio), während Mami den Jungen über alles liebt, kann Stiefvater Carlo nichts mit dem Kind anfangen. In einer stürmischen Nacht klopft es an der Tür, der völlig durchnässte Marco (Urbano Barberini) bittet höflich um eine Übernachtungsmöglichkeit. Fiesling Carlo weist den Fremden barsch ab, Linda zeigt sich gnädig und bittet den Reisenden ins Haus. Schnell freundet sich Marco mit Alex an, Linda bietet dem freundlichen Burschen einen Job in ihrem Lokal an. Carlo passt der neue Hengst im Stall nicht in den Kram, ferner fühlt er sich durch die ständigen Restaurantbesuche des Dorfpolizisten (Giuseppe Stefano De Sando) bedrängt. Bisher schien es keinen Zweifel daren zu geben, dass der ermordete Luca sich damals verantwortungslos aus dem Staub gemacht hat, seine schwangere Ehefrau über Nacht im Stich gelassen hat. Hat die Polizei etwa Lunte gerochen, ist Marco vielleicht ein verdeckt arbeitender Ermittler? Als ein altes Schmuckstück Lindas auftaucht, welches "eigentlich" in Lucas Grab liegen müsste, gerät des mörderische Paar zunehmend in Panik ...

In erlauchten Kreis der Freunde des italienischen Kinos -blablablap- prügelt der "Fan" nur allzu gern auf den umstrittenen Regisseur Lamberto Bava ein. Ja, Lamberto ist der Sohn des unvergessenen und genialen Mario Bava, tritt damit in verdammt grosse Fußstapfen. Doch muss sich ein Sohn den ständigen Vergleich mit dem Vater gefallen lassen? In diesem Fall mutet es tatsächlich nicht leicht an den grossen Bava auszublenden, da Herr Sohnemann sich auf ähnlichem Terrain bewegt, vorzugsweise Thriller und Horror inszeniert. Aus meiner Sicht hat Lamberto viel von seinem Erzeuger gelernt, ein gutes Gespür für Farben und Licht, das gewisse Händchen zur Erzeugung wohliger Atmosphäre. Vor allem versteht es Lamberto Bava ganz vorzüglich -hier sehe ich die grösste Nähe zu Mario Bava- seine Stärken mit einfachen Mittel auszuspielen, ohne riesiges Budget und oft auf wenige Schausplätze reduziert. "Per sempre" kommt in weiten Teilen kammerspielartig daher, konzentriert sich auf sein stimmungsvolles Umfeld und wenige Charaktere. Überdies wurde der Streifen -im Rahmen einer kleinen Reihe- für das italienische Fernsehen produziert, umso erfreulicher und höher ist das kurzweilige Ergebnis zu bewerten.

Verdorbenheit, Mißtrauen und Gelüste nach Sex und/oder Rache treiben die Protagonisten an, der Zuschauer hat es nicht leicht seine Sympathie ohne Vorbehalte zu vergeben. Ein schmaler Grat, steht der Wunsch nach geeigneten Identifikationsfiguren doch meist übergross im Raum, hat auf dem Wunschzettel vieler Filmfreunde einen Stammplatz. Viel reizvoller als überstrapazierte Lichtgestalten, sind die ständigen Spannungen zwischen den Charakteren. Niemand traut dem anderen über den Weg, immer wieder bahnen sich Zorn und Ängste ihren Pfad an die Oberfläche, brechen teils offensiv aus den Hauptfiguren hervor. Stetig "schleichende Eskalation" bis zum feurigen Finale, zuvor durch ansprechende Ausbrüche schmackhaft gewürzt. Nach erfolgter Sichtung findet der Film seinen Platz in der Horrorschublade. Dabei wäre es durchaus denkbar und reizvoll, die verwendeten Horrorelemete lediglich als Albtraumsequenzen zu verkaufen, den Streifen in den letzten Minuten auf einem soliden Thrillerfundament zu platzieren. Ich hätte in diesem Fall wohl den Krimi bevorzugt, dem Werk das Gewand eines Neo-Giallo übergestülpt und ein bösartig schmerzhaftes Ende verpasst. Dies soll kein Gemecker an den Horrorzutaten sein, auf kleiner Flamme kocht Bava ein leckeres Süppchen aus Maden, Gegeifer und der Gesichtsruine des Grauens, der Stoff geht gut runter. Spoilergefahr verbietet mir weitere Anmerkungen, schade.

Gioia Scola gefällt mir als Spielball der eigenen Schwächen und widerlichen Herren sehr gut. Frau Scola ist eine attraktive Erscheinung, passenderweise kein makelloser Engel, eher in Richtung ruchloses Stück tendierend. Ihre Linda wäre gern eine umschwärmte Dame mit den Qualitäten einer echten Femme fatale, schrumpft aber unter dem Joch ihrer Kerle auf ein trauriges Stück Fleisch zusammen. Sonnenschein spendet Söhnchen Alex, der von dem kleinen Marco Vivio erstaunlich "unnervig" dargestellt wird, ganz klar einer der besseren Kinderauftritte. David Brandon springt der Mix aus Hinterhältigkeit und Begierde aus dem unrasierten Gesicht, Carlo ist ein frauenschlagender und asozialer Misthaufen aus dem Buch der ekelhaften Klischees. Urbano Barberini kommt keinesfalls als heller und freundlicher Gegenpol daher, erneut zwingt mich aktute Spoilergefahr zur Unterlassung weiterer Anmerkungen. Roberto Pedicini fällt nicht der Part des unschuldigen Opfers zu, der entsorgte Luca offenbart in Rückblenden wenig erbauliche Verhaltensweisen, liefert aber dennoch lediglich eine dünne Rechtfertigung für Lindas Schweinereien. Giuseppe Stefano De Sando bleibt in der Rolle des lokalen Gesetzeshüters unscheinbar, hätte bei einer stärkeren Gewichtung der Thrillerzutaten (eventuell) mehr Gewicht innehaben können.

Solide agierende Schauspieler, gutes Gespür für Atmosphäre, ansprechende Kameraarbeit, angenehmes Erzähltempo und eine kleine Prise Horrorgeschleim, lediglich die musikalische Untermalung bleibt kaum in Erinnerung. Grosses Kino? Sicher nicht, aber eine TV-Produktion mit dem Appeal einer kleinen Sause für die grosse Leinwand. Lamberto Bava verdient mehr Aufmerksamkeit, meine Zuneigung ist ihm sicher.

Die mir vorliegende DVD aus dem Hause X-Rated geht als brauchbar durch, der Bonusbereich erfreut vor allem durch eine nette Trailersammlung. Es existieren weitere Auswertungen für den deutschen Markt, die X-Rated-DVD scheint aber als einzige die ungekürzte Version des Films zu enthalten!?

Wäre ich um Objektivität (was immer das auch sein mag) bemüht, würde ich vermutlich eine Bewertung im Bereich von 5-6/10 ziehen. Mir hat der Streifen richtig gut gefallen, ergo setzt es verdiente 7/10.

Lieblingszitat:

"Wenn er kein verdammter Bulle ist, was ist er dann? Wer ist er?"

Re: Back from Hell - Ein Toter kehrt zurück - Lamberto Bava

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 21:55
von DrDjangoMD
Hier ein paar Shots vom letzten Screenshot-Quiz:

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Re: Back from Hell - Ein Toter kehrt zurück - Lamberto Bava

Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 10:22
von buxtebrawler
Schöne Shots! Danke, Doc2 :thup:

Re: Back from Hell - Ein Toter kehrt zurück - Lamberto Bava

Verfasst: Mo 28. Okt 2013, 07:21
von jogiwan
Durchschnittlicher, aber nicht uninteressanter Streifen von Lamberto Bava mit einer Mischung aus "Wenn der Postmann zweimal klingelt" und "Return of the Living Dead", der aber eher dramatisch als gory daherkommt. Die leidenschaftliche Geschichte zweier mörderischen Komplizen und einem Toten, der aus dem Jenseits zurückkehrt ist in einem tristen Ambiente "einfacher" Leute angesiedelt und auch das Erzähltempo eher ruhig. Bei David Brandon hab ich halt das Problem, dass ich ihn und seine cholerischen Rollen irgendie nicht mag und auch ständig auf seine überdimensionalen Ohren starren muss. Mein Güte - diese Ohren, diese riesigen Ohren!!! Die restlichen Darsteller sind auch solide ausgefallen und auch die Musik, die mich an Fabio Frizzi erinnerte, ohne dessen Qualitäten zu erreichen, klingt nach besseren Tagen. Insgesamt kein Highlight, aber ein Streifen mit netten Effekten und lustigen Anschlussfehler für Zwischendurch. Der Rot-Filter für den Himmel wurde aber Mitte der Achtziger auch inflationär verwendet... ;)

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