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Black Moon - Louis Malle (1975)
Verfasst: So 7. Okt 2012, 18:51
von jogiwan
Black Moon
Originaltitel: Black Moon
Herstellungsland: Frankreich, Deutschland, Italien / 1975
Regie: Louis Malle
Darsteller: Therese Giehse, Cathryn Harrison, Joe Dallesandro, Alexandra Stewart
Story:
Auf den Straßen herrscht ein blutiger Krieg zwischen Männern und Frauen. Die junge Lily kann gerade noch einer Exekution entkommen und flieht in ein abgelegenes Landhaus inmitten unberührter Natur. Auf dem märchenhaften Anwesen macht Lily überraschende Entdeckungen: nackte Kinder tollen mit einem großen Schwein, ein Einhorn trottet gemächlich vorbei und eine alte Frau in einem riesigen Bett spricht mit einer Ratte. Nach und nach gewöhnt sich Lily an die skurrilen Bewohner und durchlebt einen erstaunlichen Reifeprozess … (quelle: amazon.de)
Re: Black Moon - Louis Malle (1975)
Verfasst: So 7. Okt 2012, 19:38
von Adalmar
Ein überaus sehenswerter Film mit dem Charakter eines surrealen, düsteren Märchens.
Re: Black Moon - Louis Malle (1975)
Verfasst: Mo 8. Okt 2012, 09:30
von Arkadin
Louis Malle hat mal gesagt (in "Louis Malle über Louis Malle"), er hätte den Film absichtlich so gedreht, dass keine Szene zueinander paßt und er war am Ende nicht ganz zufrieden, weil der Film für ihn noch zu verstädnlch war. Das sollte man wissen, wenn amn sich drauf einläßt. Wenn man es tut, ist einem ein faszinierendes Erlebnis gewiss.
Re: Black Moon - Louis Malle (1975)
Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 21:56
von Onkel Joe
Gibts da ne DVD, nen Tape oder sonstiges das man sich das mal anschauen kann??
Re: Black Moon - Louis Malle (1975)
Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 22:15
von Adalmar
Die DVD kostet 9,99 EUR bei Amazon.
Re: Black Moon - Louis Malle (1975)
Verfasst: Di 6. Aug 2013, 20:02
von Salvatore Baccaro
Für mich ist BLACK MOON nichts weniger als einer der besten Filme aller Zeiten. Ich weiß noch, wie ich ihn vor Ewigkeiten im Arte-Nachtprogramm eher zufällig sah und, in Erwartung wenigstens eines Mindestmaßes an Kohärenz, völlig überfordert und nichtsdestotrotz staunend dasaß, die Flut der Bilder wie Predigten in einer fremden Sprache auf mich einprasselnd. Das mit der fremden Sprache ist, im Nachhinein betrachtet und nach mindestens zehn Sichtungen, genau der Punkt, weswegen ich BLACK MOON so liebe. Ohne den Wert der Filme, die Malle zuvor drehte, schmälern zu wollen, bedienen sich diese, wie jeder zugeben wird, ja doch einer Sprache, die einem "normalen" Publikum vertraut ist, der es folgen kann, die es versteht - wie wohl 99 Prozent der Filme, die innerhalb eines kommerziellen Marktsystems entstehen. Bei BLACK MOON ist das anders und falls es stimmt, dass dieses Werk beinahe zu Malles "kommerziellem Selbstmord" führte, wie ich irgendwo mal gelesen habe, ist das für mich nur folgerichtig. BLACK MOON redet in Zungen. BLACK MOON ist Poesie, in Bilder gegossen, sich nicht scherend um irgendwelche Einheiten, seien es die von Zeit und Raum, die einer in sich schlüssigen Geschichte oder die zwischen Rezipient und Werk. Malle ist hier nichts weniger gelungen als eine neue Bildsprache ins Kino einzuführen, das sie indes nicht gewollt zu haben scheint, weswegen BLACK MOON zugleich ihre prachtvolle Geburt wie auch ihren letzten Seufzer bedeutet. Die unzähligen Bezüge zur Literatur (Lewis Carroll), Psychoanalyse (C.G. Jungs Deutung alchemistischer Symbole), Musikgeschichte bzw. -theorie (Richard Wagners Traum eines "Gesamtkunstwerks") sind dabei vordergründig für mich gar nicht so wichtig wie der pure Fakt, dass sämtliche technische Aspekte dem Willen untergeordnet sind, eine völlig eigenwillige, kaum zu beschreibende Atmosphäre hervorzubringen, in der man sich nur verlieren kann, wenn man noch die letzte Konvention eines in Schemen und Schablonen versteinerten Kinos weit hinter sich zurücklässt. Wie man weiß, wurde Malle leider nicht zur Leitfigur eines neuen Kinos, vielmehr stellte BLACK MOON für ihn offenkundig bloß einen flüchtigen Ausflug in eine andere Welt dar, die er dann in seinen späteren, zumeist in den USA gedrehten Filme, wenn überhaupt noch, aus weiter Ferne betrachtet. Vor einigen Wochen unterhielt ich mich mit jemandem in einer Bar, der über BLACK MOON sagte: "Als Film ist der zwar nicht gut, nein, überhaupt nicht gut, aber trotzdem hat er etwas, das kann ich nicht leugnen." Ich würde es anders formulieren, nämlich: "Als herkömmlicher, lügender, beliebiger, beliebter Film ist er nicht gut, will er auch gar nicht gut sein, und gerade wegen dieser grenzenlosen Verweigerung hat er etwas, das kaum ein anderer Film besitzt."